Apple hat im Herbst neue AirPods vorgestellt. Es ist bereits die dritte Neuauflage der Modelle, die den Siegeszug der kabellosen Kopfhörer eingeläutet haben. Ich hatte die Möglichkeit, die neuen Semi-Ears über mehrere Wochen zu testen und weiss nun sehr genau, was mir an den weissen Winzlingen gefällt – und was nicht.
Beginnen wir doch zuerst mit den guten Nachrichten, wie es so schön heisst: Rein optisch hebt sich die 3. Generation vor allem durch die viel kürzeren Stile von den Vorgängern ab. Die neuen AirPods wirken kompakt und fallen nicht mehr so auf, wenn sie in den Ohren sitzen. Durch die kurzen Stile, die kaum über den Rand der Ohrläppchen hinausragen, kann man die In-Ears auch viel besser im Ohr positionieren.
Richtig angenehm zu tragen
Selbst nach stundenlangem Tragen – und glaubt mir, das ist bei mir die Regel – sitzen die AirPods der 3. Generation sehr angenehm in der Ohrmuschel. Klar, jedes Ohr ist anders und so kann ich natürlich nicht garantieren, dass das auch bei euch so sein wird. Zumindest für mich sind die AirPods im Moment meine bevorzugten Kopfhörer, wenn ich keine In-Ears tragen möchte. Vermutlich wären sie rein vom Tragekomfort sogar generell meine bevorzugten Kopfhörer, wenn da nicht die Sache mit den Umgebungsgeräuschen wäre.
Hier stellt sich nämlich auch das grosse Problem, mit dem ich mit den neuen AirPods zu kämpfen hatte: Geräusche von aussen machen das Hörerlebnis rasch zunichte. Die Semi-Ears haben nämlich keine Geräuschunterdrückung, wie beispielsweise die Freebuds 4 von Huawei. Klar, es stellt sich immer die Frage, wie sinnvoll ANC bei Semi-Ears ist, immerhin dichten diese lange nicht so gut ab, wie In-Ears. Andererseits hat Huawei mit den Freebuds 4 bewiesen, dass es durchaus etwas bringen kann. Klar, mit ANC von In-Ears ist das nicht zu vergleichen, aber lieber ein bisschen ANC als gar keines.
Nichts für laute Umgebungen
Wer sich mit den AirPods in einer lauten Umgebungen bewegt, sei das eine stark befahrene Strasse oder am Bahnhof, kriegt von der Musik schnell nicht mehr viel mit. Dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Lautstärke rauf oder ausschalten. Eurem Gehör zuliebe empfehle ich letzteres. Noch mühsamer ist es, wenn ihr gerne Hörbücher oder Podcasts hört. Ich für meinen Teil mache das sehr häufig, vor allem, während dem Spazieren. Doch selbst in ruhigen Gegenden können ein vorbeifahrendes Auto, spielende Kinder oder ein bellender Hund dazu beitragen, dass ihr einen Satz nicht versteht und zurückspulen müsst. Das nervt.
Damit werden die AirPods der 3. Generation draussen leider nicht zu einem steten Begleiter für mich, denn dieser sollte in allen Situationen immer ein ungestörtes Hörerlebnis bieten. Eigentlich schade, denn bezüglich Klangqualität und Akkulaufzeit kann ich an Apples neuen Semi-Ears nichts aussetzen. Für mich war der Sound sehr ausgewogen, der Bass ist weder zu dominant, noch scheppert er. Auch bei den Höhen ist mir nichts aufgefallen, dass ich beanstanden kann. Klar, Kopfhörer für Audiophile sind die AirPods nicht, aber für die Masse dürfte der Klang mehr als überzeugen.
Spatial Audio: Als sässe ein kleines Orchester auf dem Pult
Interessant fand ich Spatial Audio – oder 3D-Audio, wie es neumodisch heisst. Ist dieses aktiviert, simuliert es eine Klangumgebung, die aus mehreren Lautsprechern besteht. Am besten funktioniert das natürlich, wenn Mehrkanalinhalte verfügbar sind. Das ist momentan primär bei Apple-Angeboten wie Apple TV+-Inhalte der Fall. Natürlich gibt es aber auch eine Funktion, mit der Stereoinhalte in Spatial Audio umgewandelt werden. Das klingt je nach Song mal ganz okay, dann wieder richtig gut.
Ihr könnt bei Spatial Audio zwischen zwei Modi wählen: Fixiert oder Kopferfassung. Während mich das fixierte jetzt nicht so sehr beeindruckt hat, fand ich den Modus Kopferfassung teilweise doch sehr cool. Ein Beispiel: Spielt das Stück «The Shadow of the Past» und dreht euch dann ab und an nach links oder rechts. Zumindest hatte ich da schon den Eindruck, dass der Sound immer von vorne kommt, als sässe ein kleines Orchester auf meinem Schreibtisch.
Ist Spatial Audio ein Killer-Feature? Nein. Andere Hersteller experimentieren auch mit 3D-Audio und Sony macht das mit seinen WF-1000XM4 auch nicht schlecht. Es ist auch nicht ein Feature, dass ich als Must-have ansehe. Man kann mit den AirPods auch getrost ohne Spatial Audio gut Musik hören – aber mit Spatial Audio klingt’s eben doch etwas besser. Und ganz ehrlich: Wenn man das Feature einmal kennt, deaktiviert man es auch nicht mehr. Warum auch?
Akkulaufzeit? Da gibt’s nichts zu meckern
Bleibt noch die Akkulaufzeit. Da habe ich einen ganz plumpen Test gemacht: AirPods morgens um 8.00 Uhr rein, Musik an und dann so lange meine Playlists rauf- und runtergehört, bis der Akku alle war. Klar, zwischendurch habe ich auch mal für einen kurzen Moment pausiert oder sie sogar mal ein, zwei Minute rausgenommen. Eben so, wie das im normalen Alltag läuft. Fazit: Um 14.54 Uhr hat der erste der beiden AirPods kapituliert. Das sind mehr als sechs Stunden Laufzeit. Ziehe ich da noch die ganzen Abspielpausen ab, die ich gemacht habe, kommt ich locker auf die von Apple genannten sechs Stunden Akkulaufzeit pro Ladung. Auch erfreulich: Nach nur zehn Minuten im Ladecase hatten die kleinen Dinger beinahe wieder 50 Prozent Akku. So muss das sein. Mit dem Strom im Ladecase gibt es nun eine insgesamt Akkulaufzeit von 30 Stunden, also sechs Stunden mehr, als die AirPods der 2. Generation.
Was bleibt noch zu sagen? Ah, genau: Die AirPods der 3. Generation sind nun offiziell IPX4-zertifiziert. Damit sind sie allseitig gegen Spritzwasser geschützt. Klar, der eine oder andere Tropfen Wasser hat auch dem vorherigen Modell nichts ausgemacht, aber mit der Zertifizierung seid ihr auf der sicheren Seite.
Fazit zu den AirPods der 3. Generation
Ja, was soll ich sagen? Das einzige, was mich bei den AirPods der 3. Generation gestört hat, war das sie kein ANC hatten. Aber eben, es stellt sich natürlich immer die Frage, ob das überhaupt etwas bringt, da Semi-Ears nunmal zu wenig abdichten und dadurch Geräusche immer bis zu einem gewissen Grad durchlassen. Das kann man den AirPods also kaum vorwerfen. Trotzdem wäre es interessant gewesen, wie gut Apple ANC bei Semi-Ears hingekriegt hätte. Ansonsten habe ich mich mit den neuen AirPods rundum wohlgefühlt. Der Sound ist gut, der Akkulaufzeit hat mich ebenfalls überzeugt. Mögen tue ich die neuen Kopfhörer vor allem wegen ihres Tragekomforts. Dass das bei Semi-Ears nicht selbstverständlich ist, habe ich mit den Freebuds 4 gelernt. Von daher kann ich abschliessen nur sagen: Wenn es euch nicht stört, dass Aussengeräusche leicht nach innen dringen, werdet ihr mit den AirPods der 3. Generation zufrieden sein. Ansonsten würde ich euch (im Apple-Ökosystem) doch die AirPods Pro nahelegen.