Seit März 2018 ist Sky in der Schweiz mit seinem eigenen Streaming-Dienst vertreten. In den Rubriken Sky Show, Sky Sports und Sky Store gibt es seither ein umfangreiches Angebot an Sport-Übertragungen, Film- und Serien-Streaming und Video-on-Demand.
2021 hat Sky mit seiner ersten Eigenproduktion von sich reden gemacht. «Tschugger» hiess das erste Schweizer Original eines internationalen Streaming-Anbieters und sollte ein Bekenntnis zum Produktionsstandort Schweiz sein.
Doch obwohl Sky in der Schweiz viele exklusive Inhalte – unter anderem etliche HBO-Produktionen – anbieten kann, überzeugte vor allem die Android-App bisher nicht. Im Netz lassen sich unzählige Kommentare von Usern finden, die sich über diverse kleinere und grössere technischen Probleme aufregen.
Nun möchte Sky alles besser machen und rollt eine rundum erneuerte App aus. Wir haben mit dem Technischen Direktor (CTO) Nicolas Stefani ein Interview darüber geführt, welche Probleme die Sky-Show-App bisher hatte und wie Sky es in Zukunft besser machen will. Ausserdem haben wir einen ersten Blick auf die neue Nutzeroberfläche der TV-App geworfen.
vybe: Reden wir nicht um den heissen Brei herum: Die Sky-Android-Mobile-App hat ein Rating von 2,5 im Schweizer Play Store. Da gibt es also noch sehr viel Verbesserungspotenzial, um es mal höflich auszurücken.
Nicolas Stefani: Ja, das stimmt und da will ich auch gar nicht versuchen, mich herauszureden. Als ich vor rund anderthalb Jahren im Bewerbungsgespräch um meine jetzige Stelle gesessen habe, sagte ich CEO Eric Grignon, dass ich mir die App aus einer technologischen Sichtweise angeschaut habe. Ich habe ihm dann ein A4-Blatt vorgelegt, mit Dingen, die meiner Meinung nach bei der damaligen App nicht gut waren. Ich habe ihm gesagt, dass die Entwicklung in diesen Punkten sofort eingestellt werden und man von vorn beginnen müsse.
Das klingt ziemlich hart.
Ja, es war ein ziemliches Risiko, das zu sagen (lacht). Aber Eric Grignon war aufgeschlossen, denn ihm war klar, dass vor allem die Smartphone-App besser werden musste, um im Streaming-Markt konkurrenzfähig zu bleiben. Und seither ist auch schon einiges geschehen, das sieht man auch an den Bewertungen. Dazumal hatte die Sky-Android-Mobile-App eine durchschnittliche Wertung von 1,9.
Aber wie kann es sein, dass ein so grosses Unternehmen wie Sky Mühe hat, eine stabile Smartphone-App zu entwickeln?
Zunächst einmal ist Sky Switzerland nicht mit dem Rest der Gruppe vergleichbar, da wir eine reine Streaming-Plattform sind, die nach der Übernahme von Hollystar durch Sky im Jahr 2017 im eigenen Haus entwickelt wurde. Unser App-Ökosystem besteht aus Smart-TV, TV-Boxen von Telekommunikationsanbietern, Spielkonsolen, Computer- und Mobil-Apps (iOS und Android) – und alle benötigten ein grösseres Update, sowohl aus Sicht der Benutzerfreundlichkeit als auch der Leistung/Stabilität.
Also kommt jetzt tatsächlich eine völlig neue App?
Genau, 10 neue Apps auf 10 verschiedenen Plattformen. Wir haben beschlossen, ein umfangreiches App-Update-Projekt zu starten und die Grösse des Entwicklungsteams zu verdoppeln, mit besonderem Fokus auf Smartphone-App-Spezialisten. Dieses hoch qualifizierte Team hat nun all diese Apps von Grund auf neu entwickelt, mit einer modernen Benutzeroberfläche und einem erneuerten Technologie-Stack. Ziel war es, Apps zu entwickeln, die eine bessere Leistung und neue Funktionen bieten.
Zum Beispiel?
Eric Grignon hat mir sehr früh gesagt, dass wir unbedingt ein Picture-in-Picture-Feature brauchen. Und es stimmt. Heutzutage, wenn du am Smartphone eine Serie streamst, willst du eine eingehende WhatsApp-Nachricht lesen können, ohne deinen Stream unterbrechen zu müssen.
Sky ist ein internationales Unternehmen, das unter anderem schon lange in England, Deutschland und Österreich vertreten ist. Wieso ist es da überhaupt nötig, ein eigenes Entwickler:innen-Team in der Schweiz zu haben?
Das hat im Wesentlichen zwei Gründe. Der Erste ist, dass es hier viele lokale Anbieter mit eigenen Streaming-Endgeräten gibt, die von der Sky Group nicht abgedeckt werden. Wir arbeiten mit diesen lokalen Partnern zusammen, weshalb du unsere App beispielsweise auf den TV-Boxen von Swisscom, Sunrise, UPC und Salt findest.
Klar, wir könnten auch unsere Kollegen in Deutschland oder Grossbritannien anfragen, ob sie uns die App für die verschiedenen Boxen programmierten. Die würden dann sagen: «Sicher, das machen wir. Gib uns zwei bis drei Jahre.» Aber wir haben nicht zwei bis drei Jahre. Der Streaming-Markt verändert sich rasant, da musst du schnell reagieren können, um lokale Anbieter effizient bedienen zu können.
Und der zweite Grund?
Wir verbreiten auch Inhalte unserer Partner, zum Beispiel MySports und Blue Sports auf unserer App. Und im Film- und Serienbereich versuchen wir, so viele Inhalte wie möglich durch Deals mit lokalen Studios zu bekommen (wie z. B. die Schweizer Erfolgsserie «Tschugger»), um unser Portfolio der Sky Gruppe zu ergänzen. Zudem erfordert die sprachliche Komplexität der Schweiz spezifische Entwicklungen in Bezug auf lokalisierte Inhalte (Audio & Untertitel).
Das macht unsere App einzigartig im Streaming-Markt, selbst innerhalb der Sky Group. (Anmerkung der Redaktion: Sky Show gehört zu NBC Universal, vertreibt aber unter anderem auch Inhalte von Paramount, Sony, Lionsgate und 20th Century Studios).
Okay, zurück zur neuen Sky-Show-App: Was können wir konkret erwarten?
Zuerst wurde die Benutzeroberfläche völlig neu gestaltet, sie ist jetzt klarer und intuitiver. Dann wurden die Leistung und Stabilität der Apps radikal verbessert, was zu einer kürzeren Startzeit der App, einer flüssigeren Navigation und weniger Stream-Unterbrechungen führt.
Wir haben auch gezielt das Feedback der Nutzer eingeholt, um bei der Entwicklung neuer Funktionen Prioritäten setzen zu können. So haben wir beispielsweise neue Schlüsselfunktionen eingeführt, wie ein verbessertes Handling der Benutzerprofile, einen robusteren Suchalgorithmus, präzisere Player-Steuerungen oder eine harmonisierte Benutzerführung über mehrere Geräte hinweg.
Wie sieht es mit 4k und Dolby Atmos aus?
Wir arbeiten daran. 4K wird derzeit intern getestet, und Dolby Atmos wird als Nächstes kommen. Beides wollen wir 2023 lancieren.
Der Rollout der Apps ist angelaufen. Auf welchen Plattformen sind sie bereits verfügbar?
Die Apps für die Swisscom TV-Box, Apple TV und Samsung Tizen (das Betriebssystem der Samsung-Fernseher, Anm. der Redaktion) haben wir bereits vollständig aktualisiert. Android TV und LG Web OS lancieren wir noch vor Ende 2022. Die Sunrise TV-Box und Smartphone-Apps (Android und iOS) folgen im ersten Quartal 2023.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast.
Sehr gerne.
Weitere Einblicke in die neue TV-App von Sky Show
Hier siehst du, wie die neue Benutzeroberfläche aussieht. Klicke einfach auf ein beliebiges Bild, um es zu vergrössern und dich durch die Slideshow zu klicken.