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Apple Fitness+ im Test, Teil 2: Zwischenfazit nach drei Monaten

Apple Fitness+ Test und Review.

Zwei Monate ist es her, seit ich euch in meinem ersten Erfahrungsbericht zu Apple Fitness+ geschildert habe, was die Vor- und Nachteile von «Zeit fürs Gehen» sind. Seither habe ich die App munter weiterverwendet. Zugegeben: Mal etwas weniger, mal etwas mehr, aber zumindest ausgesetzt habe ich nie. Das liegt daran, dass Fitness, die App, in der auch Fitness+ untergebracht ist, mich einfach nie in Ruhe gelassen hat. Ständig erinnert sie einen daran, sich zu bewegen, zu atmen, irgendetwas für seinen Körper zu tun.

Nach rund drei Monaten, in denen ich Fitness+ nun nutze, möchte ich euch im zweiten Teil meines Erfahrungsberichts schildern, was ich an Fitness+ schätze – und was mich bisher gestört hat.

Positiv: Normale Menschen erklären mir die Programme

Es klingt vielleicht banal, aber es ist etwas, das ich tatsächlich mag: Bei Fitness+ erklären mir ganz normale Menschen, was ich zu tun habe. Wenn ich sage «normal» nehme ich damit auf das Körperliche Bezug. Die Fitness-Instruktor:innen sind zwar fit, aber eben auf einem normalen Level. Das ist etwas, was mich bei Freeletics, die einzige andere Fitness-App, die ich genutzt habe, gestört hat: Dort sehen alle Fitness-Instruktor:innen so durchtrainiert aus, dass man das Gefühl hat, man scrolle durch einen Instagram-Beauty-Feed. Dass das nicht gut für die Psyche sein kann, dürfte klar sein.

Ganz anders bei Apple. Hier erklärt mir Personen die Übungen, die nicht aussehen, als hätten sie als Kind in einen Topf voller Steroide gefallen. Sei es bei Yoga mit Jonelle oder Krafttraining mit Gregg: Ich hatte das Gefühl, von ganz durchschnittlichen Personen trainiert zu werden, was zumindest mir den Einstieg erleichtert hat.

Positiv: Die Integration von Apple Musik

Apple hat es geschafft, Apple Musik wunderbar mit Fitness+ zu verzahnen. Das fängt damit an, dass du bei gewissen Lektionen die Musik selber wählen kannst. Du kannst via Filter diverse Genres (ja, sogar Country) auswählen. Hörst du dir die vorgegebene Musik an, kannst du nachher einzelne Songs oder die ganze Playlist in Musik anhören. Das ist ein simples Feature, aber genau solche Details machen oft den Unterschied. Klar, dieser Punkt ist natürlich primär dazu da, einen im Apple-Ökosystem zu halten. Wer mit Spotify oder Deezer unterwegs ist, muss auf Musik wechseln oder guckt in die Röhre. Aus Sicht von Apple ist es aber natürlich auch nachvollziehbar, dass man keine konkurrierenden Dienste pushen möchte. Und wenn man mit Fitness+ anfängt, braucht man sowieso ein iPhone und eine Apple Watch, da ist es dann auch sinnvoll, auf Musik zu wechseln.

Positiv: Es wird auf körperliche Einschränkungen eingegangen

Was mir bei Fitness+ sofort aufgefallen ist: Es wird auf potenzielle Handicaps eingegangen. Beispielsweise, wenn du motorisch eingeschränkt bist oder Rückenprobleme hast. Das läuft dann so ab, dass die gleiche Übung in mehreren Variationen erklärt wird und du so die auswählen kannst, die für dich und eine körperliche Gesundheit sinnvoll ist.

Positiv: Übungen ohne Equipment

Apple Fitness+ Test Gehen Outdoor.
Lacht mich aus, aber am liebsten gehe ich mit der Apple Watch und Fitness+ spazieren. | Bild: vybe

Bei Apple Fitness+ gibt es einige Übungen, die ich nicht machen kann. Der Grund ist simpel: Ich habe das entsprechende Equipment nicht und möchte mir dieses auch nicht zulegen. Allerdings bietet die App genug Alternativen, für die ich keine Ausrüstung brauche – oder höchstens eine Matte, was sogar ich habe.

Apple Fitness+ Test.
Du kannst Lektionen auch nach Geräten filtern. | Bild: vybe

Positiv: Die Instruktor:innen versuchen gute Vibes zu verbreiten

Okay, ich bin kein Fan von solchen hohlen Phrasen à la «Versuche jeden Tag die beste Version von dir selbst zu sein». Meist stammen diese von Personen, die sich überhaupt nicht daran halten. Instruktor:innen bei Apple Fitness+ tendieren zwischendurch etwas dazu, aber eigentlich meinen sie es nur gut. Statt die Übungen einfach nur im Stillen vorzumachen, Wiederholungen oder Sekunden runterzuzählen, versuchen sie einen zu motivieren. In Zeiten von Corona habe ich gelernt, wie wichtig eine positive Einstellung ist und dass manchmal selbst solche vermeintlich belanglosen Motivationsreden helfen können.

Hat noch Luft nach oben: Die Oberfäche der App

So was ist natürlich immer etwas Geschmacksache. Zu Beginn hatte ich mit der Nutzer:innenoberfläche von Fitness+ aber meine liebe Mühe. Das kam vorwiegend daher, dass ich eine Suchfunktion vermisst habe. Zwar bietet die App Kategorien wie Meditation, HIIT oder Core, aber was mir da fehlt, sind Dinge, die die Übungen in Eigenschaften einteilen. So habe ich zu Beginn Übungen gesucht, die für einen Einsteiger wie mich geeignet sind. Zwar gibt es einen solchen Bereich, er nennt sich «Training für Einsteiger:innen», allerdings muss man etwas runterscrollen, um ihn zu finden.

Hier hätte ich es toll gefunden, wenn mich die App zu Beginn etwas mehr abgeholt hätte. Eventuell mit einem kurzen Fragebogen, der meine Fitness einschätzt und mir dann geeignete Übungen für den Start vorschlägt. Praktisch fände ich es auch, wenn es eine Einteilung anhand der Intensität gäbe. So könnte ich nach einem strengen Arbeitstag eine leichtere Lektion machen, während ich an meinem freien Tag Vollgas geben könnte. Zwar gibt es einen Filter, bei dem ich die Länge der Lektion eingrenzen kann (5 Minuten, 10 Minuten, 20 Minuten, usw.), allerdings sagt das nicht immer etwas darüber aus, wie streng diese ist. So muss man sich zu Beginn selber die etwas leichteren Übungen zusammensuchen – und wenn man wie ich ein Anfänger im Fitnessbereich ist und beispielsweise keine Ahnung hat, was HIIT ist, ist das etwas umständlich.

Negativ: Nur in Englisch verfügbar

So gut mir Fitness+ bisher gefallen hat, ein grosses Problem hat die App: Sie ist nur in englischem Ton verfügbar. Ja, es gibt deutsche Untertitel, doch für Leute, die kein Englisch können, ist das eine suboptimale Lösung. Der Grund ist einfach: Wenn du Übungen machst, bei denen du auch mal vom Bildschirm wegschauen musst, kannst du schlecht Untertitel lesen. Spätestens beim Yoga oder der Meditation, wo man sogar aufgefordert wird, die Augen zu schliessen, nützen die deutschen Untertitel nicht mehr viel. Damit kommt Fitness+ für Leute, die kein Englisch können, im Moment nur bedingt infrage.

Zwischenfazit zu Apple Fitness+

Apple Fitness+ Test.
Bild: Apple

Apple Fitness+ ist ein spannender Ansatz und hebt sich angenehm von anderen Sport-Apps ab. Vor allem für Leute wie mich, die auch gerne mal einen Tag ohne Sport auskommen, ist die App ideal. Zum einen, weil sie viel Auswahl bietet, zum anderen, weil man nicht den Eindruck hat, von durchtrainierten Models in Militärmanier durch die Lektionen gepeitscht zu werden. Stattdessen findet man immer irgendetwas, auf das man gerade Lust hat – und wenn es nur ein ausgiebiger Spaziergang ist. Einzig beim Einstieg hätte ich mir noch etwas mehr Unterstützung gewünscht. Zum Beispiel so etwas wie eine Einschätzung meines Fitnesslevels oder auch, was man erreichen möchte (abnehmen, Stressausgleich, etc). und dazugehörigen Vorschlägen. Wer wie ich schon länger keinen Sport mehr gemacht hat, findet aber im Bereich «Training für Einsteiger:innen» bereits einen guten Einstieg. Voraussetzung ist, dass du relativ gut Englisch kannst, denn ansonsten bist du von Untertiteln abhängig, die je nach Übung nicht praktikabel sind.

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