Cupra Born: Der feurige Spanier im Test
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Fahrbericht Cupra eMobilität

Cupra Born: Der feurige Spanier im Test

Bruno Rivas
Bruno Rivas

Inhaltsverzeichnis

Dir ist der VW ID. 3 zu wenig knackig? Dann solltest du definitiv einen Blick auf den Cupra Born werfen. Der spanische Elektroflitzer kommt optisch deutlich knackiger und sportlicher als der VW ID. 3 daher. Dennoch weisen die Fahrzeuge zahlreiche Gemeinsamkeiten auf. Angefangen bei der identischen Plattform. Beide Modelle setzen auf dem modularen Elektrobaukasten MEB auf. Die «Basis» ist somit identisch.

Während zwei Wochen durfte ich den Cupra Born e-Boost mit der grossen 77 kWh-Batterie fahren. Neben vielen Stadtkilometern, musste sich der Cupra Born auch auf der Langstrecke mit viel Autobahnkilometern unter Beweis stellen. Der Cupra Born ist aktuell in zwei Leistungsversionen und zwei verschiedenen Akkugrössen erhältlich. In allen Leistungsversionen setzt Cupra auf einen Heckantrieb.

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Das Testfahrzeug

Mir wurde als Testfahrzeug der Cupra Born in der Aussenfarbe Aurora Blue (850.-) und Interieur Granite Grey überlassen. Der Cupra Born e-Boost verfügt über einen 170 kW (231 PS) starken Elektromotor an der Hinterachse und über eine 77-kWh-Batterie. An Mehrausstattungen ist das CUPRA Born five seats Pack (4100.-), die 19 Zoll TYPHOON Alufelgen, eine integrierte Wärmepumpe (1100.-) und das Pack Below Zero (400.-) dabei. Das ergibt letztendlich ein Gesamtpreis von 53’088 Franken.

Das sportliche Erscheinungsbild gefällt

Zweifelsohne kommt der Cupra Born deutlich sportlicher daher als sein Plattform-Bruder VW ID.3. Mir gefällt die aggressivere Optik, gepaart mit den kupferfarbenen Akzente äusserst gut. Auch die Aussenfarbe meines Testfahrzeugs in Aurora Blue ist ein echter Hingucker. Blöde nur, dass der Saharastaub auf diese Farbe wahnsinnig gut sichtbar ist.

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Die sportliche Optik zieht sich beim Cupra Born von vorne bis nach hinten zum Heck. Dort fällt vor allem der ziemlich mächtige Heckdiffusor ins Auge. So etwas gibt es bei VW nicht. Im direkten Vergleich sieht der VW ID. 3 neben einem Cupra Born so richtig brav und schon fast etwas «langweilig» aus. Aber klar, die Optik ist wie immer eine Geschmacksache.

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Innenraum und Cockpit

Wie für Cupra typisch, gibt es die kupferfarbenen Akzente auch im Innenraum. Das passt sehr gut zum gesamten Erscheinungsbild des Cupra Born. Ganz allgemein lässt sich festhalten, dass der Innenraum sehr aufgeräumt und hochwertig wirkt. Es gibt zahlreiche Verstaumöglichkeiten, einerseits in der Mittelkonsole, wo sich auch das Ladepad für das kabellose Laden eines Smartphones sowie zwei USB-C-Anschlüssen versteckt, und andererseits bei den Seitentüren.

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Das Cockpit setzt sich aus einem kleinen Display und einem grossen Display für das Infotainmentsystem zusammen. Hinzu kommt beim Cupra Born ein interaktives Head-Up-Display, das auch bei aktiver Navigation optische Hinweise auf die Frontscheibe projiziert. Während ich beim VW ID. Buzz noch das zu klein geratene Fahrerdisplay bemängelt habe, fällt dies beim Cupra Born aufgrund des ausgezeichneten Head-Up-Displays mit Augmented-Reality-Funktionen (AR) nicht wirklich ins Gewicht.

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Beim Lenkrad fallen sofort die zwei grossen Knöpfe auf, die den Zugriff auf die verschiedenen Fahrmodi ermöglichen. Der rechts, mit dem Cupra-Logo, ist für die sportlichen Cupra-Fahrmodi reserviert, über den links lässt sich durch alle verfügbaren Fahrmodi klicken. Ob es jetzt wirklich so viele verschiedene Fahrmodi benötigt hätte, lasse ich mal so offen. Die Touch-Tasten, die ich schon beim VW ID. Buzz bemängelt habe, sind leider auch beim Cupra Born vorhanden. Ich bleibe dabei, sie sind nicht wirklich Bedienerfreundlich.

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Wie es sich für einen sportlichen Flitzer gehört, gibt es auf den beiden vorderen Plätzen richtig bequeme Sportsitze. Das Platzangebot, auch für Menschen mit einer Körpergrösse von fast 1,90 cm, ist im Vorderbereich gut. Auch zum Dachhimmel hatte ich mehr als genügend Abstand, sodass auch gröbere Bodenwellen keine Kopfschmerzen verursachen.

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Der Cupra Born kann als Vier- oder als Fünfplätzer bestellt werden. Ich hatte den Cupra Born mit drei Sitzmöglichkeiten auf der Rückbank. Das Platzangebot ist gut und auch etwas grössere Personen können komfortabel herumchauffiert werden – ohne sich den Kopf an der Decke zu stossen. Die Sitze sind meiner Frau zufolge durchaus bequem, und das auch auf längeren Strecken.

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Kofferraum

Cupra gibt beim Born ein Kofferraumvolumen von 385 Litern an. Mit umgeklappter Rückbank sind es bis zu 1267 Liter. Im Alltag hat sich der Kofferraum als gross genug herausgestellt. Mit meiner Familie sind wir für drei Tage nach Deutschland verreist. Das Gepäck, bestehend aus einer grossen Koffer sowie weiteren kleineren Taschen, konnte dabei problemlos im Kofferraum verstaut werden.

Im Testfahrzeug gab es im Kofferraum einen doppelten Boden. Durch Umklappen des Bodens erhält man Zugriff auf den zusätzlichen Stauraum, wo beispielsweise ein Ladekabel oder ein Notfallset verstaut werden können. Apropos Kofferraum: Dieser lässt sich nur «händisch» öffnen, eine automatische Öffnung gibt es nicht und kann auch nicht optional dazu gebucht werden.

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Infotainment – eine Schwachstelle

Das Infotainmentsystem ist bei Cupra mehr oder weniger identisch, wie beim VW ID. 3. Allerdings gibt es beim Cupra Born ein grösseres 11-Zoll-Display. An der Software ändert sich im Grunde genommen nichts. Hier und da sieht es zwar etwas anders aus, aber unter der Haube ist die Software identisch zu VW. Und die ist leider auch beim Cupra Born nicht zufriedenstellend.

Warum? Nun, das Infotainmentsystem im Cupra Born gönnt sich immer wieder mal Denkpausen, wenn etwas angeklickt wird. Da vergehen gerne mal 2-3 Sekunden bis endlich die gewünschte Funktion gestartet wird. Die Folge daraus war, dass ich wo immer möglich Apple CarPlay eingesetzt habe. Es läuft einfach flüssiger und in Kombination mit Google Maps hatte ich auch eine gute Navi-Lösung. Schade nur, dass Google Maps nicht auch mit dem Head-Up-Display harmoniert. Das Head-Up-Display fand ich wirklich gut und war ehrlich gesagt überrascht, über den Mehrwert dieser Technologie. Die Augmented-Reality-Funktionen bieten dem Fahrer ein Mehrwert und ist nicht einfach nur eine Spielerei. In meinem privaten Fahrzeug, ein Skoda Karoq (Bj. 2023), habe ich kein Head-Up-Display und das vermisse ich nun.

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In der Praxis hat die Ladeplanung mit dem eingebauten Navigationssystem gut funktioniert. Das Navi schlägt entlang der Route zahlreiche Lademöglichkeiten vor. Dabei werden die Verfügbarkeit der Ladestationen, die maximale Ladeleistung und die ungefähre Verweildauer angezeigt. Übrigens, der Cupra Born unterstützt das sogenannte „Plug & Charge“. Damit lässt es sich an Ladestationen, die den Standard der Volkswagen-Gruppe unterstützten, ganz einfach und ohne zusätzliche Apps oder Kreditkarten laden. Einfach einstecken und laden. Einfacher geht es nicht – sofern man sich vorab einmalig für «Plug & Charge» angemeldet hat.

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Sportliches Fahrvergnügen

Der Cupra Born ist mit einem Elektromotor an der Hinterachse ausgestattet. Dieser liefert eine maximale Leistung von 231 PS. In Kombination mit der grossen Batterie gibt Cupra eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in genau sieben Sekunden an. Das dürfte ungefähr hinkommen. Mit dieser Systemleistung lässt es sich durchaus sportlich Fahren, wobei das vor allem bei der Beschleunigung im Bereich bis 50 bis 60 km/h zur Geltung kommt. An Beschleunigungswerte, die man etwa von Polestar kennt, kommt der Cupra Born bei Weitem nicht heran.

Über die beiden dominanten Knöpfe am Lenkrad lassen sich die verschiedenen Fahrmodi auswählen. Dabei beeinflussen die gewählten Modi nicht nur das Fahrverhalten und das Ansprechverhalten des Elektromotors, sondern auch die Lenkung. Im Cupra-Modus etwa, ist die Lenkung spürbar härter und der Elektromotor reagiert viel direkter aufs Gaspedal. Gerade auf kurvenreichen Strecken bereitet der Cupra Born in diesem sportlichen Fahrmodus viel Spass. Allerdings sei hier erwähnt, dass die sportlichen Fahrmodi stärker an der Batterie nagen.

Der Cupra Born überzeugt mit einer sehr ruhigen Fahrdynamik und mit einem ausgezeichneten Wendekreis. Sportliches Fahren bringt den feurigen Spanier kaum aus der Ruhe. Die Progressivlenkung liefert eine gute Rückmeldung an den Fahrer und lässt den Cupra Born damit sehr gut Fahren. Ein Arbeitskollege, der privat ein Tesla Model Y fährt, war positiv über die ruhige Fahrweise und Geräuschkulisse überrascht. Bei seinem Tesla nehme er die Aussengeräusche auf der Autobahn mehr wahr.

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Reichweite

Der Cupra Born den ich während zwei Wochen fahren durfte, war mit der grossen 77-kWh-Batterie ausgestattet. Den offiziellen Angaben zufolge sollte der Cupra Born damit auf eine maximale WLTP-Reichweite von 548 Kilometer, was einem durchschnittlichen Verbrauch von 15,9 kWh auf 100 km entspricht. Perfekte Werte, um auch als Reiseauto auf längeren Distanzen zu glänzen. Doch wie sieht es in der Realität aus? Sind über 500 Kilometer wirklich realistisch? Insbesondere, wenn man auch auf der Autobahn mehrere Kilometer zurücklegt? Das habe ich getestet.

Zusammen mit meiner Familie und einem vollen Kofferraum sind wir von Frauenkappelen (Bern) nach Rust (Deutschland) in den Europapark gefahren. Das sind laut Google Maps ziemlich genau 200 Kilometer. Wettertechnisch herrschten optimale Bedingungen: Sonnenschein und ca. 20 Grad. Mit einer vollen Batterie sind wir losgefahren und angekommen sind wir mit einer Restbatterie von knapp 60 Prozent. Laut Bordcomputer benötigten wir für diese Strecke einen durchschnittlichen Verbrauch von sehr guten 16,1 kWh pro 100 Kilometer.

Da im April, wo ich das Auto zum Test hatte, das Wetter bekanntlich unbeständig ist, sah ich mich in der zweiten Testwoche auch mit sehr tiefen Temperaturen und sogar Schnee konfrontiert. Wenig überraschend mochte der Cupra Born dieses Wetter weniger, als die angenehmen 20 Grad in der Vorwoche. Sprich, der durchschnittliche Verbrauch hat sich nach oben verändert. Im Schnitt zeigte mir der Bordcomputer bei niedrigeren Temperaturen im Mischverkehr einen Verbrauch um die 22 kWh pro 100 Kilometer an.

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Laden

Der Cupra Born lässt sich an einer Wallbox mit maximal 11 kW laden. Mehr gibt es leider nicht – auch nicht optionale 22 kW. An einer Schnellladestation gibt Cupra eine maximale Geschwindigkeit von 135 kW (DC) an. Damit kommt die Ladegeschwindigkeit nicht an einen Kia EV6 heran, der dank 800-Volt-Technologie sich deutlich schneller aufladen lässt. Dennoch war ich über die Ladeleistung des Cupra Born positiv überrascht. Weshalb? Nun, er lieferte oftmals deutlich höhere Geschwindigkeiten, als offiziell angegeben. So erreichte ich Geschwindigkeiten von bis zu 175 kW – und das über eine längere Zeit. Scheinbar ist dieser Umstand beim Cupra Born nicht ungewöhnlich – wie etliche Berichte im Internet bestätigen.

Irgendwelche Probleme beim Laden konnte ich (glücklicherweise) nicht verzeichnen. Egal, ob an einer Wallbox mit Wechselstrom oder an einer Schnellladestation mit Gleichstrom, der Cupra Born vernetzte sich schnell mit der Ladestation und der Ladevorgang konnte erfolgreich gestartet und auch wieder beendet werden.

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Das Testfazit zum Cupra Born

Der Cupra Born ist die sportliche Alternative zum VW ID. 3. Nicht etwa, weil der Spanier viel mehr Leistung bietet, sondern wegen seinem gelungenen Erscheinungsbild. Er sieht optisch viel sportlicher und aggressiver aus. Die für Cupra typischen kupferfarbenen Akzente dürfen natürlich auch beim Elektro-Cupra nicht fehlen. Und sie gefallen – Aussen, wie auch Innen. Cupra verzichtet im Innenraum auf Klavierlackoptik, was ich als Verfechter der Glossy-Oberfläche, nur loben kann. Abgesehen davon, ist es Cupra gelungen, den Innenraum funktional und gleichzeitig aufgeräumt zu gestalten. Das passt alles. Nicht ins Bild passen die Touch-Tasten am Lenkrad, die leider genauso umständlich zu bedienen sind, wie bei VW. Ebenfalls ist das Infotainmentsystem insgesamt eine lahme Angelegenheit, das sich öfters mal eine Denkpause gönnt.

Die sportliche Fahrweise und die direkte Lenkung gefällt im Test. Klar, mit dem Cupra Born setzt du in puncto Beschleunigung oder Höchstgeschwindigkeit keine neuen Massstäbe. Da gibt es Hersteller, die deutlich mehr Leistung in ihren Elektroautos verbauen. Aber du kannst mit dem Cupra Born durchaus schnittig Fahren, was insbesondere bei kurvenreichen Strecken zur Geltung kommt und immer wieder mal ein Lächeln auf meine Lippen zauberte.

Die Reichweite hat mich überzeugt und die Ladegeschwindigkeit überrascht. Warum überrascht? Tatsächlich konnte ich den Cupra Born an einer Schnellladestation deutlich über dem offiziellen Wert laden. Als Reiseauto für längere Distanzen ist der Cupra Born durchaus eine veritable Option. Bei guten Wetterbedingungen sind locker 470 Kilometer im Mischverkehr in einem realistischen Bereich. Insgesamt ist das ein guter Wert.