Wie erwartet hat OnePlus am Donnerstag, dem 19. Oktober, sein erstes Falt-Handy vorgestellt. Das OnePlus Open wird weltweit auf den Markt kommen und wird so den Wettbewerb im Foldable-Segment intensivieren. Auch ein Start in der Schweiz ist geplant, wegen der aktuellen Umstände wird sich dieser allerdings verspäten.
Falls du den Launch-Event verpasst hast und selber gucken willst:
Klein, leicht und vollgestopft mit High-End-Technik
OnePlus hat sich für sein erstes Foldable bewusst gegen den Formfaktor eines Flip-Handys entschieden. Im Interview mit vybe sagte der OnePlus-EU-Chef Bingo Liu dazu:
«Die OnePlus-Community und die Zielkunden sind vor allem Tech-Enthusiasten und Business-Eliten, darunter Finanzfachleute, Ingenieure und Ärzte. Sie nutzen ihre Telefone für die Arbeit, zum Studieren und für intensives Unterhaltung. Wenn das OnePlus Open aufgeklappt ist, bietet es ein ähnliches Erlebnis wie ein Tablet, um die Bedürfnisse unserer Zielgruppen besser zu erfüllen. Ein grosses faltbares Telefon kann in all diesen Bereichen ein verbessertes Erlebnis bieten, daher liegt der Fokus von OnePlus derzeit auf faltbaren Smartphones im Buchformat.»
Schaut man sich das Datenblatt an, präsentiert sich das OnePlus Open als Foldable auf Flaggschiff-Niveau. Der Arbeitsspeicher beträgt 16 GB RAM (LPDDR5X), der Chip ist ein aktueller Snapdragon 8 Gen 2. Beim internen Speicher gibt es 512 GB SSD (UFS 4.0), der wenig überraschend nicht erweiterbar ist.
Grosser Akku, der zügig geladen ist
Überraschen kann das OnePlus Open beim Akku: Obwohl das Gerät kaum grösser ist als das Samsung Galaxy Z Fold 5, ist der Akku mit 4805 mAH um ganze 405 Milliamperestunden grösser. Hier der Vergleich:
Samsung Galaxy Z Fold 5 | OnePlus Open | |
---|---|---|
Masse geschlossen | 154.9 x 67.1 x 13.4 mm | 153.4 x 73.3 x 11.7 mm |
Masse geöffnet | 154.9 x 129.9 x 6.1 mm | 153.4 x 143.1 x 5.8 mm |
Gewicht | 253 g | 245 g |
Auch beim Laden schlägt das OnePlus Open das Galaxy Z Fold 5 in der Theorie: Während das Samsung-Foldable maximal 25 Watt unterstützt, kannst du das OnePlus-Falt-Handy mit bis zu 67 Watt laden. Damit ist das Handy laut OnePlus in zehn Minuten von 1 auf 35 Prozent geladen. Fans von kabellosen Laden haben beim OnePlus Open allerdings das Nachsehen: Wie bereits beim OnePlus 11 5G verzichtet der Hersteller auf Wireless Charging.
Ein rundum stabiles Foldable
Hervorgehoben hat OnePlus auch den Faltmechanismus, insbesondere das Gelenk (Hinge). Dieses besteht aus nur 69 Bauteilen, was wesentlich weniger ist, als bei anderen Foldables. Das hat den Vorteil, dass der Hinge weit weniger anfällig für Defekte sein soll.
Um das zu untermauern, hat OnePlus eine TÜV-Zertifizierung vorgelegt. Diese attestiert dem Faltmechanismus eine ausserordentliche Langlebigkeit. Laut dem Testergebnis hat das OnePlus Open über eine Million Faltungen überlebt. Bei 100 Faltungen pro Tag würde der Mechanismus also rund zehn Jahre durchhalten. Zumindest unter Laborbedingungen.
Auch beim Aussendisplay setzt OnePlus auf Materialien, die das Open möglichst robust machen sollen. Statt auf Gorilla Glass setzt OnePlus auf eine Beschichtung namens Ceramic Guard. Wie der Name andeutet, kommt bei dieser Schutz Keramik zum Einsatz, das für einen 20 Prozent stärkeren Schutz als Gorilla Glass Victus sorgen soll.
Sehr helles Display
Das Aussendisplay misst 6,31 Zoll und hat mit einem Seitenverhältnis von 20:09 fast normale Smartphone-Dimensionen. Öffnet man das OnePlus Open entfaltet es sich zu einem Screen mit 7,82 Zoll. Bei beiden Displays hat OnePlus ein AMOLED-Panel mit 2k Auflösung verbaut, das eine Bildwiederholungsrate zwischen 10 und 120 Hertz unterstützt. Damit gibt es also im geschlossenen wie aufgeklappten Zustand ein Display auf Flaggschiff-Niveau.
Auch bei der Helligkeit setzt OnePlus im Foldable-Segment eine neue Messlatte. 1400 Nits leistet das OnePlus Open standardmässig, die Spitzenhelligkeit liegt sogar bei 2800 Nits. Ausserdem unterstützt das OnePlus Open «Pro XDR». Das ist nur ein schöner Marketing-Begriff von OnePlus dafür, dass das Display Dolby Vision und HDR unterstützt.
Software mit Desktop-Erlebnis
Ein Foldable in Buchform nützt natürlich nur etwas, wenn die Produktivität auch gegeben ist. Um diese zu steigern, hat OnePlus für OxygenOS 13.2 eine völlig neue Oberfläche entwickelt, die zukünftig bei Foldables zum Einsatz kommt: Open Canvas.
Mit Open Canvas ist es möglich, bis zu vier Fenster auf einem Bildschirm nebeneinander anzuzeigen. Auf dem geöffneten OnePlus Open fühlt es sich dann so an, als würde man ein Display mit 15 Zoll vor sich haben – auch wenn drei Fenster dabei immer teilweise ausgeblendet sind. OnePlus beschreibt die Funktion so:
«Mit Open Canvas ist das Arbeiten mit mehreren Fenstern oder der ‹geteilte Bildschirm› nicht mehr an die physische Grösse des Displays gebunden. Aktive Fenster können nach Belieben gedehnt und in der Grösse verändert werden, wobei sekundäre Fenster bei Bedarf in die physische Anzeige hinein- und wieder herausgeschoben werden können (die virtuelle Bildschirmfläche bleibt erhalten). Es können bis zu vier App-Fenster gleichzeitig auf dem Bildschirm angezeigt werden. Ausserdem können bis zu neun Multi-App-Voreinstellungen für den sofortigen Zugriff gespeichert werden.
Open Canvas führt ausserdem eine desktopähnliche Taskleiste am unteren Rand des erweiterten Hauptbildschirms ein, die einen einfachen Zugriff auf die letzten und voreingestellten Anwendungen ermöglicht. In der Taskleiste von OnePlus Open wurde ein noch nie dagewesener ‹zuletzt verwendet›-Ordner erstellt, der einen fast sofortigen Zugriff auf die letzten Fotos, gespeicherten Bilder, bearbeiteten Dokumente und mehr ermöglicht. Hier kann man sie sogar per Drag-and-drop direkt in kompatible Anwendungen verschieben, z. B. in Gmail, in Apps aus der Microsoft-365-Suite wie OneNote oder in Messaging-Apps wie Google Message, Microsoft Teams und sogar WhatsApp zum sofortigen Teilen.»
Zumindest in der Demo von OnePlus sah das ganze schon einmal ziemlich vielversprechend aus. Aktuell sollen rund 95 Prozent aller Apps mit diesem Modus kompatibel sein.
Das Unternehmen verspricht, das OnePlus Open vier Jahre lang mit Systemupdates zu versorgen. Da das Foldable leider noch mit OxygenOS 13.2, das auf Android 13 basiert, ausgeliefert wird, erhält das Gerät maximal Android 17. Dafür gibt es ein Jahr länger Sicherheitsupdates.
Potente Kamera mit neuartigem Sensor
Insgesamt hat OnePlus fünf Kameras beim Open verbaut. Drei im Hauptmodul auf der Rückseite und je eine Selfie-Kamera bei beiden Displays. Beim rückseitigen Setup hat das Unternehmen glücklicherweise nicht gespart und drei potente Kameras verbaut:
- 48 Megapixel Hauptkamera mit optischer Bildstabilisierung
- 64 Megapixel Periskopkamera mit Tele und 3-fach optischem Zoom und optischer Bildstabilisierung
- 48 Megapixel Ultraweitwinkel mit integriertem Autofokus
Richtig spannend ist dabei die Hauptkamera, bei dem Sonys neuer, revolutionärer Bildsensor zum Einsatz kommt. Dieser arbeitet mit der sogenannten «Pixel Stacking»-Technologie. Im Wesentlichen heisst das: Ein Sensor kann doppelt so viel Licht aufnehmen, wie ein Sensor mit gleicher Grösse ohne Pixel Stacking. Und viel Licht bedeutet (in der Theorie), bessere Bilder.
Dieser Sensor ist noch völlig neu und kam in diesem Jahr erstmals beim Sony Xperia 1 Mark V zum Einsatz. Das OnePlus Open ist also nun das erste Foldable, dass diesen neuartigen Sensor nutzt. Damit dürfte das Gerät für Fotografie-Fans sehr interessant sein.
Preis und Startdatum in der Schweiz
Diese ganze Technik lässt sich OnePlus einiges kosten. In den USA verlangt das Unternehmen für das OnePlus Open zum Start 1699 US-Dollar. In Europa ist das Foldable mit 1799 Euro sogar noch etwas teurer.
Ein Schweizer Startdatum gibt es aktuell leider noch nicht. Entsprechend können wir auch nicht sagen, was das Gerät hierzulande kosten wird. Wir schätzen aber, dass OnePlus das Open mit 1799 Franken anbieten wird.
Wegen der aktuellen Situation (der Vertriebspartner von Oppo/OnePlus hat sich per sofort aus der Schweiz zurückgezogen), wissen wir leider nicht, ob und wie es mit OnePlus in der Schweiz weitergehen wird. OnePlus Europe hat auf Anfrage aber betont, dass man auf der Suche nach einem neuen Vertriebspartner für die Schweiz sei. Entsprechend heisst es in der offiziellen Medienmitteilung dann auch, dass das OnePlus Open in der Schweiz «schon sehr bald» erscheinen werde.