Er gehört zu einem der beliebtesten Cosplayer der Schweiz: der Swiss Witcher. Da ist es wenig verwunderlich, dass er auch an der ersten Luzerner Comic Convention, der MiniCon, unterwegs war. Ich habe mir den 2-Meter-Hühnen geschnappt, um mit ihm über sein Cosplay-Leben und «The Witcher» zu reden.
Möchtest du dich erst kurz vorstellen?
Ich heisse Ruedi Kamer, komme aus dem Kanton Schwyz und bin vor allem auf Instagram und TikTok als Swiss Witcher bekannt.
Und wenn du mal nicht als Swiss Witcher unterwegs bist?
Ich bin beruflich Fotograf. Ich habe zusammen mit meiner Frau ein Fotostudio und wir machen hauptsächlich Werbefotografien für KMUs.
Wann hast du mit Cosplay angefangen?
Vor einem Jahr.
Gleich als Witcher?
Genau.
Wie kam es dazu?
Die Werbefotografie ist ja eher ernst und wir hatten Lust, mal etwas Knalliges zu machen. Wir haben dann geschaut, was es in diese Richtung gibt und da sind wir auf die Cosplay-Szene gestossen. Das fanden wir sehr spannend, standen aber vor dem Problem, dass wir keine Referenzfotos vorzuweisen hatten. Ich muss hier sagen, dass weder ich noch meine Frau Erfahrungen im Verkleiden oder Cosplay hatten.
Eine Freundin, die im Theater das Make-up macht, hat uns dann einen Crash-Kurs gegeben und uns unter anderem gezeigt, wie man Wunden schminkt. Anschliessend haben wir das Shooting mit mir als Geralt von Riva gemacht und sind danach an unsere erste Convention gegangen: die Fantasy Basel.
Und wie lief das?
Das Witcher-Cosplay kam extrem gut an, sicher auch, weil der Witcher gerade sehr angesagt ist. So bin ich dann an weitere Conventions gegangen.
Du bist also quasi ungewollt in die Rolle als Cosplayer reingerutscht?
Genau. (lacht)
Woher hattest du denn dein Kostüm?
Das Erste habe ich im Internet gekauft. Das Kostüm, das ich heute trage, hat aber extra jemand für mich angefertigt.
Wer denn?
Ameelah, sie ist selber eine Schweizer Cosplayerin. Sie hat meine Viper Armour angefertigt. Das Shirt und die passende Hose hat meine Schneiderin gemacht. (Sie ist als KLAMOTT auf Instagram).
Verrätst du uns, was das gekostet hat?
Also zusammen mit den Schwertern rund 4000 Franken.
Cosplay ist also kein günstiges Hobby?
Es kommt darauf an. Du kannst dir auch relativ günstige Cosplays online kaufen. Die sind dann vielleicht qualitativ nicht auf dem Niveau eines eigens angefertigten Kostüms, aber das Schöne an der Cosplay-Szene ist ja, dass dich dafür niemand verurteilt. Generell ist die Cosplay-Szene sehr tolerant und motiviert sich gegenseitig. Auch hier an der MiniCon sieht man, wie die Leute Freude haben und einfach eine gute Zeit geniessen.
Du bist in der Schweiz als Swiss Witcher mittlerweile sehr bekannt. Verdienst du damit Geld?
Ein wenig, aber zum Leben reicht es nicht.
Aber es wäre vermutlich schon schön, wenn es mit der Zeit mehr werden würde?
Ja. Ich investiere natürlich sehr viel Zeit in den Swiss Witcher. Ich bin sehr aktiv auf Instagram und TikTok und lade regelmässig Videos hoch. Nur schon, mich jedes Mal zu schminken, dauert rund zwei Stunden. Natürlich mache ich es in erster Linie, weil es mir sehr viel Spass macht. Aber ich bin auch selbstständig, das heisst, jedes Mal, wenn ich mir Zeit für den Swiss Witcher nehme, verdiene ich nichts mit meinem Beruf als Werbefotograf.
Wie viel Zeit wendest du denn auf?
Mehrere Stunden pro Woche. Also nur schon für eine Videosession, mit Schminken, Filmen und Schneiden brauchen wir vier, fünf Stunden. Danach kommt natürlich noch der ganze Social-Media-Aspekt hinzu, etwa das Interagieren mit der Community.
Welchen Tipp hast du für Leute, die mit Cosplay anfangen möchten?
Geht einfach mal an eine Convention und schaut, wie euch die Cosplay-Szene gefällt. Es gibt auch kleine, herzige Conventions, wie hier die MiniCon in Luzern. Du musst auch nicht verkleidet gehen, da macht dich niemand blöd an deswegen. Da könnt ihr schauen, wie es euch gefällt und ob ihr einen Charakter seht, den ihr mögt. Im Internet gibt es bereits für wenig Geld richtig gute Kostüme, wenn man nicht gleich eines selber machen möchte.
Es gibt auch viele Cosplay-Vereine in der Schweiz, die euch mit offenen Armen aufnehmen. Da kommt ihr dann schnell in die Szene rein und könnt viel von erfahrenen Cosplayern lernen – etwa, wie man ein Kostüm bastelt.
Auf welcher Plattform ist die Schweizer Cosplay-Community am aktivsten?
Auf Instagram hat es sehr viele Leute. Die jüngere Generation ist natürlich auch auf TikTok.
Alles klar. Zurück zu deinem Cosplay: Wie bist du eigentlich «The Witcher»-Fan geworden?
Mit den Games. Aber ich höre mir aktuell auch die Hörbücher an, um mir noch mehr Hintergrundwissen anzueignen. Und natürlich schaue ich auch die Serie.
Da ist ja einiges los. Wie hat dir diese bisher gefallen?
Sie ist eigentlich gut gemacht. Ich finde Henry Cavill als Witcher natürlich sehr cool. Allerdings fand ich die Erzählstruktur teilweise etwas verwirrend. Aber das lag daran, dass ich die Bücher noch nicht kannte, als ich die Serie geschaut habe. Ich denke, wenn man die Bücher nicht kennt, erschliessen sich einem einige Zusammenhänge nicht so schnell und dann wirkt die Serie etwas wirr.
Was sagst du dazu, dass Henry Cavill ausgestiegen ist und nun Liam Hemsworth übernimmt?
Es ist natürlich eigenartig. Ich kann mir Liam Hemsworth noch nicht so recht als Geralt von Riva vorstellen, auch, weil er etwas jünger aussieht als Henry Cavill. Aber vielleicht lassen sie sich irgendeinen Kniff einfallen, der erklärt, warum Geralt nun anders aussieht. Ich geb Liam Hemsworth jedenfalls eine Chance, bevor ich urteile.
Freust du dich auf die kommende Staffel?
Ja. Ich bin natürlich vor allem gespannt, wie sie den Übergang zu einem neuen Schauspieler umgesetzt haben.
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