Technik

Das Samsung Galaxy S23 Ultra zeigt im Langzeittest kaum Schwächen

Samsung Galaxy S23 Ultra im Langzeittest: So gut ist das Smartphone.

Beinahe drei Monate habe ich das Samsung Galaxy S23 Ultra nun genutzt. Mal weniger, mal mehr. Während andere Techjournalisten ihr Review bereits nach wenigen Tagen raushauen, lasse ich mir gerne Zeit. Viel Zeit. Nur so kann ich sicher gehen, dass ich ein Testgerät auch wirklich kennenlerne. Schliesslich will ich euch am Ende einen möglichst verlässlichen Testbericht abliefern, der Positives, aber auch Negatives herausstreicht – und letzteres findet sich eben oft erst nach einem längeren Test.

Dieses Review habe ich aber auch aus einem anderen Grund hinausgezögert: Das Galaxy S23 Ultra ist ein äusserst langweiliges Smartphone. Zumindest aus meiner Perspektive. Nicht falsch verstehen: Das Galaxy S23 Ultra ist ein tolles Smartphone, das eigentlich kaum Wünsche übrig lässt. Und genau hier liegt aus Kritikersicht der Hund begraben: Je besser ein Hersteller ein Smartphone hinbekommt, desto eintöniger fällt für uns Kritiker:innen das Testen aus. Vor allem in Anbetracht dessen, dass Smartphones heute von Generation zu Generation kaum noch nennenswerte Sprünge machen. Damit kann man also auch nicht über atemberaubende neue Features schreiben.

Bei Samsungs neuem Flaggschiff ist genau das ein Problem: Das S23 Ultra ist ein sogenanntes Performance-Update. Statt grosse Innovationen zu präsentieren, hat Samsung an den Details geschraubt, Ungereimtheiten des S22 Ultra ausgebügelt und die Geschwindigkeit erhöht (eben Performance). Samsung-Fans bekommen damit ein hervorragendes Smartphone, keine Frage. Mir als Tester bleibt damit nur übrig, euch zu sagen, warum das Galaxy S23 Ultra nun ein richtig gutes Smartphone ist. Wobei: Eine unschöne Blösse gibt sich das neue Flaggschiff dann doch – und zwar ausgerechnet bei der Kamera. Und wenn ich ehrlich bin, gibt es da noch einen weiteren Punkt, den Samsung besser machen müsste. Also ist das Galaxy S23 Ultra wohl doch nicht ganz perfekt.

Design und Handhabung

Ich muss es einfach sagen: Das Galaxy S23 Ultra ist ein Klotz. Das klingt jetzt fies, ich weiss. Aber mit seinen riesigen Dimensionen ist es doch ziemlich gewöhnungsbedürftig. Samsung setzt beim Design wie schon beim Vorgänger auf eine kantige Ober- und Unterseite, die von abgerundeten Seitenrändern flankiert werden. Dieser Formfaktor ist Geschmacksache. Mir gefällt die Optik der beiden kleineren Schwestermodelle um einiges besser. Anlasten möchte ich das dem Gerät nicht. In meinem Umfeld hat es Leute, denen das Aussehen des S23 Ultra sehr gut gefällt.

Samsung Galaxy S23 Ultra: Die Kamera ist gut.
Bild: vybe

Trotzdem: Der riesige Formfaktor ist eine Herausforderung. Vor allem, wenn man dem Gerät noch eine Hülle spendiert. In meinem Fall war das Samsungs Smart Cover. Dieses ist zwar äusserst nützlich, aber das S23 Ultra war danach so dick und gross, dass ich sie bereits nach wenigen Tagen wieder abgenommen habe.

Samsung Galaxy S23 Ultra im Langzeittest: So gut ist das Smartphone.
Bild: vybe

Die Frage ist nun: Kann ich dem S23 Ultra diesen Umstand anlasten? Eigentlich nicht, denn mit seiner Grösse ist es nicht alleine. Auch das iPhone 14 Pro Max hat Dimensionen, die gewöhnungsbedürftig sind. Ich für meinen Teil finde, dass eine Bildschirmdiagonale von 6,8 Zoll zu viel des Guten sind. Da ist mir das Galaxy S23 mit seinen handlichen 6,1 Zoll um einiges lieber. Für mich ist das die perfekte Grösse, wenn man es handlich mag.

Überrascht hat mich indes das Gewicht des Galaxy S23 Ultra. Mit 196 Gramm ist das Flaggschiff merklich leichter als etwa das iPhone 14 Pro Max mit seinen 240 Gramm und sogar gleich schwer wie das S23+ mit seinen 6,6 Zoll. Hier haben die Ingenieur:innen also ganze Arbeit geleistet.

Display

Satte Farben, gute Kontraste zeichnen die Bildschirme der Samsung-Flaggschiffe seit jeher aus. Das ist beim S23 Ultra nicht anders. Bei den Spezifikationen erhältst du alles, was du von einem modernen Flaggschiff erwarten kannst. Das beinhaltet unter anderem:

  • 120 Hertz (dynamisch)
  • HDR10+
  • 1200 Nits Helligkeit (Spitzenhelligkeit max. 1750 Nits)

Mit der guten Helligkeitswerte ist das Display auch bei starker Sonneneinstrahlung noch immer gut lesbar. Insgesamt gefällt mir das Display des Galaxy S23 Ultra aber nicht ganz so gut wie das des iPhone 14 Pro (zum Test). Das ist allerdings Motzen auf sehr hohem Niveau.

Software

Über die Software gibt es nicht viel zu sagen. Samsung ist mittlerweile einer der Androidhersteller, der nicht nur ein gutes OS liefert, sondern dieses auch im Griff hat. Es gibt regelmässige Updates, alles funktioniert ohne Ruckeln und sonstige Macken. Verbindungen, egal ob beim Telefonieren oder zwischen Zubehör, sind stabil und wie aus einem Guss. Schade finde ich noch immer, dass es bei Samsung nicht möglich ist, eine App zu verschieben, indem man sie mit einem Finger «festhält» und mit dem anderen zwischen den verschiedenen Home-Screens hin und her wischt. Weshalb die Südkoreaner dieses kleine, aber nützliche Feature nicht adaptieren, verstehe ich nicht. Das ist aber ein Detail.

Erneut gibt es einen integrierten S-Pen. | Bild: vybe

Ausgeliefert wird das Galaxy S23 Ultra mit Android 13 und One UI 5.1. Samsung verspricht, dass die neue S23-Serie vier Jahre lang Sicherheits- und Systemupdates erhalten wird. Damit wird die letzte Android-Version, die das S23 Ultra erhält, Android 17 sein.

Kamera

Ich habe es bereits angedeutet: Einen Ausrutscher erlaubt sich das Galaxy S23 Ultra. Dieser findet sich beim Fokus im Videomodus. Hier stellt das Gerät zwischendurch einfach nicht richtig scharf. Zwar zeigt der Fokusring an, dass die Kamera scharf gestellt hat, schaut man aber genau hin, ist das Bild im Live View ganz leicht verschwommen. Das hat mich dann doch überrascht. Es ist allerdings auch nicht das erste Mal, dass ich bei einem neuen Samsung-Flaggschiff diese Erfahrung mache. So hatte etwa das Galaxy S20 Ultra ähnliche Probleme, allerdings damals noch beim Fotomodus. Immerhin ist das ein Problem, das Samsung mit einem Software-Update (hoffentlich) beheben kann.

Samsung Galaxy S23 Ultra: Die Kamera patzt beim Videofokus.
Bild: vybe

Gute Fotos bei schwachem Licht

Ansonsten macht die Kamera einen sehr guten Job. Samsung hat erstmals einen Sensor mit 200 Megapixeln verbaut. Einige von euch mögen dies als grosses Feature-Update ansehen, das ich dem S23 Ultra abgesprochen habe. Allerdings sind viele Megapixel nicht automatisch eine Verbesserung. Im Falle des Galaxy S23 Ultra hat Samsung seinen Job aber gut gemacht. Die Fotos gefallen mit schönen Details und gutem Kontrast. Die Farben sind wie immer etwas gar gesättigt, was einem gefällt oder auch nicht.

Bei schwierigen Lichtsituationen, etwa Gegenlicht oder auch nachts, lässt sich die Kamera nicht aus der Ruhe bringen. Schön ist auch, dass Samsung in den letzten Jahren dazugelernt hat: Fotos, die im Nachtmodus geschossen werden, werden nicht einfach nur aufgehellt. Stattdessen sucht die Software einen guten Kompromiss, sodass das Foto zwar heller ist, aber trotzdem noch nach Nacht aussieht.

Trotzdem: Nur für die Kamera würde ich das Galaxy S23 Ultra – zumindest zum aktuellen Preis – nicht kaufen. Das zeigt auch ein Blindtest, den ich mit zehn Personen gemacht habe. Dafür habe ich das gleiche Motiv mit vier verschiedenen Smartphones aus unterschiedlichen Preisklassen fotografiert. Mit dabei waren

Nur drei der sieben befragten Leuten haben das Foto, das ich mit dem Samsung Galaxy S23 Ultra geschossen habe, als bestes empfunden. Der Testsieger war das Foto, das ich mit dem Huawei Nova 9 Pro gemacht habe, ein Smartphone, das aktuell unter 400 Franken kostet.

Du kannst den Versuch gerne selber machen:

Die Auflösung gibt’s am Schluss. | Bild: vybe

Das zeigt vor allem eines: Teure Smartphones haben zwar auf dem Datenblatt bessere Kameras, in der Realität wird dies aber oft gar nicht erkannt. Übrigens: Das Foto, das ich mit dem iPhone 14 Pro gemacht habe, wurde nicht von einer Person als bestes Foto bewertet.

Unter dem Strich kann ich nur sagen: Ja, das Samsung Galaxy S23 Ultra hat eine sehr gute, aber auch unspektakuläre Kamera. Erneut versucht Samsung mit vielen Megapixeln zu protzen, anstatt sich an tatsächlichen Innovationen zu versuchen – etwa einer variablen Blende, wie wir sie beim Huawei P60 Pro finden. Oder einfach mal einen grösseren Sensor zu verbauen, wie Oppo das beim Find X6 Pro gemacht hat.

Akkulaufzeit und Laden

Kommen wir nun zu dem Punkt, der mich nervt: Noch immer laden Samsung-Smartphones im Vergleich zur Android-Konkurrenz im Schneckentempo. 45 Watt ist das Maximum. Klar, wer es sich gewohnt ist, sein Gerät über Nacht zu laden, wird damit kein Problem haben. Wer aber die Vorteile eines Smartphones zu schätzen gelernt hat, das unter 40 Minuten voll auflädt, will dieses Feature nicht mehr missen. Das Argument, dass der Akku darunter leide, haben Oppo oder auch Huawei längst entkräftet.

Samsung Galaxy S23 Ultra: Das Laden dauert immer noch relativ lange.
Geladen wird mit USB-C oder kabellos. | Bild: vybe

So dauert das Laden mit dem Fast-Charging-Kabel von Samsung knapp eine Stunde. Kabellos dümpeln wir sogar bei 15 Watt herum. Warum das so ist? Das weiss nur Samsung. Meine Theorie: Samsung spart sich superschnelles Laden als grosses Update für das Galaxy S24 Ultra.

Nicht beschweren kann ich mich über die Akkulaufzeit. Selbst mit 120 Hertz, voller Bildschirmauflösung und intensiver Nutzung hält das Smartphone locker einen Tag durch. Wer die Auflösung etwas runterschraubt und das S23 Ultra nur selten braucht, dürfte sogar mehr als einen Tag ohne Steckdose auskommen.

Samsung Galaxy S23 Ultra: Testfazit

Samsung Galaxy S23 Ultra im Langzeittest: So gut ist das Smartphone.
Bild: vybe

Samsung hat mit dem Galaxy S23 Ultra ein Smartphone abgeliefert, das (wenig überraschend) in der höchsten Android-Liga spielt. Egal, ob Verarbeitung, Software oder Kamera, das Gerät bietet ein rundum gelungenes Premium-Feeling. Das lässt sich Samsung aber auch einiges kosten: Der Einstiegspreis liegt bei 1349 Franken (UVP), wobei dieser schnell fallen dürfte.

Lohnt sich der Kauf also? Nun, das kommt darauf an. Hast du ein Galaxy S22 Ultra, würde ich auf einen Kauf verzichten, schlicht, weil die Unterschiede zu gering sind. Auch bei der Kamera muss man sagen, dass das Galaxy S23 Ultra zwar in der Topliga spielt, aber noch immer etwas hinter Huawei oder Honor herhinkt. Da Huawei-Handys ohne Google-Unterbau praktisch unbrauchbar sind, Honor nicht offiziell in der Schweiz ist und Oppo sein neues Flaggschiff nur in China veröffentlicht hat, ist das Galaxy S23 Ultra aktuell die beste High-end-Alternative (ja, auch vor dem Xiaomi 13 Pro).

Auflösung zum Fotovergleich:

  • A: Huawei Nova 9
  • B: Oppo Reno 8
  • C: Apple iPhone 14 Pro
  • D: Samsung Galaxy S23 Ultra

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