Technik

Denon PerL Pro im Test: Ein rundum gelungener In-Ear-Kopfhörer?

Verpackung der Denon PerL Pro

In den letzten Wochen begleiteten mich die PerL Pro von Denon im Alltag. Das ist ein In-Ear-Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung (ANC) und ein paar weiteren, sehr spannenden Funktionen, wie etwa den individuellen Hörprofilen. Mit einem Listenpreis von stolzen 350 Franken, sind die Denon PerL Pro definitiv im höheren Preissegment angesiedelt. Die Frage sei erlaubt: Ist der hohe Preis gerechtfertigt? Das erfährst du hier im Test. 

An der Optik scheiden sich die Geister

Die Denon PerL Pro befinden sich in einem kompakten Ladecase, das dem hohen Preis jedoch nicht gerecht wird. Der mittels Magnet schliessende Deckel wirkt nicht sehr stabil und fühlt sich ehrlich gesagt etwas billig an. Da hätte ich mir doch etwas mehr Wertigkeit erhofft. Positiv dafür: Das Ladecase lässt sich sowohl via USB-C-Anschluss, als auch mittels Wireless-Charging aufladen. 

Die Kopfhörer Denon PerL Pro
Bild: vybe

Nach wie vor weiss ich nicht so recht, was ich von der ungewöhnlichen Optik der Denon PerL Pro halten soll. Mich triggert die grosse, kreisrunde Touchfläche an den Earbuds – und das nicht wirklich positiv. Da bin ich halt eher auf der Seite „weniger ist mehr“. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden, was gut so ist. Auch finde ich, dass sich die In-Ears durch die ungewöhnliche Form nicht so gut aus und ins Ladecase einsetzen lassen. Das ist vor allem zu Beginn eine etwas fummelige Angelegenheit. 

Ladecase Denon PerL Pro
Bild: vybe

Einmal korrekt eingelegt, sitzen die Denon PerL Pro fest im Gehörgang und können problemlos beim Sport verwendet werden. Ich habe sie etwa beim Lauftraining getragen und hatte dabei nie das Gefühl, dass sie herausfallen könnten. Zusätzlich zum austauschbaren Silikonaufsatz, der direkt ins Ohr gesteckt wird, hat Denon einen ebenfalls austauschbaren Flügel angebracht, womit der Kopfhörer noch besser in der Ohrmuschel gehalten wird. Das Einsetzen in den Gehörgang wird dadurch zwar etwas erschwert, den Dreh hatte ich aber schnell raus. 

Sollte ich ein individuelles Hörprofil erstellen? Unbedingt!

Bekanntlich ist jedes Ohr einzigartig, seine Form von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Dadurch nimmt jeder Mensch Töne und Geräusche auf eine andere Art und Weise wahr. Diesem Umstand möchte Denon mit den PerL Pro und den individuellen Hörprofilen gerecht werden. Hierfür kommt eine Technologie namens Adaptive Acoustic Technologiy (kurz AAT) von Masimo zum Einsatz. Diese misst schwache otoakustische Emissionen (OAE), die vom Innenohr bei Tönen erzeugt werden und Aufschluss darüber geben, wie ein Mensch individuell auf Schall reagiert. 

Über die Headphones-App lässt sich ein individuelles Hörprofil erstellen
Über die Headphones-App lässt sich ein individuelles Hörprofil erstellen | Bild: vybe

Die AAT-Technologie von Masimo analysiert die otoakustischen Emissionen und bestimmt, wie empfindlich die Ohren einer Person auf einzelne Frequenzen reagieren. Darauf aufbauend wird mit der Denon Headphones App mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) ein individuelles Hörprofil erstellt. Denon verspricht, dass das individualisierte Profil eine unvergleichbare Tiefe, Detailtreue und Klarheit bieten soll. So soll der Klang perfekt auf das eigene Gehör abgestimmt sein. 

Headphones-App wird für vollen Funktionsumfang vorausgesetzt

So viel zur Theorie. Und wie sieht es in der Praxis aus? Wie lange dauert die Erstellung eines individuellen Hörprofils und andererseits lohnt es sich überhaupt? Kurz und definitiv ja, so können beide Fragen beantwortet werden. Doch der Reihe nach. Wie oben erwähnt, ist zwingend die Denon Headphones-App dafür notwendig. Die kannst du kostenlos im Google Play Store oder Apple App Store herunterladen. Eine Registrierung mittels gültiger E-Mail-Adresse wird leider vorausgesetzt. Dafür hast du dein individuelles Hörprofil anschliessend auf allen Geräten verfügbar, wo du dich einloggst. . 

Kurz nachdem ich die Denon PerL Pro mit meinem iPhone 14 Pro Max gekoppelt und erstmals die Denon Headphones-App gestartet habe, flatterte das erste Firmware-Update für die True-Wireless-Kopfhörer rein. Zunächst stand da eine Installationszeit von weit über 10 Minuten, die sich aber glücklicherweise relativ schnell auf 3 Minuten reduziert hat. Das Update ist problemlos durchlaufen. 

Eine Minute und du hast ein beeindruckendes Hörprofil erstellt

Dann ging es an die Erstellung des individuellen Hörprofils. Davon kannst du übrigens bis zu drei in der App abspeichern. Wichtig ist, dass du dich während der Erstellung in einer sehr ruhigen Umgebung befindest. Ich habe mich dafür in ein ruhiges Zimmer zurückgezogen. Bevor mittels der Adaptive Acoustic Technology von Masimo mein Innenohr „ausgemessen“ wurde, überprüfte die App zusätzlich den korrekten Halt im Gehörgang. Eine wichtige Voraussetzung, um einen möglichst hohen Tragekomfort und insbesondere eine bestmögliche Abdichtung zu ermöglichen. Im Lieferumfang befinden sich zwei weitere Flügel und fünf Silikontips in verschiedenen Grössen. Ich hatte Glück, die bereits angebrachten Flügel und Tips passen bei mir perfekt. 

Die Messung des Innenohrs ist innerhalb von ca. einer Minute abgeschlossen und geschieht mittels verschiedener Töne. Anschliessend lässt sich ein Demotrack abspielen, womit ich die Unterschiede zwischen dem individuellen Hörprofil und einer Standardeinstellung erstmals hören konnte. Und ja, es ist ein riesengrosser Unterschied, was ich mit meinem individuellen Hörprofil wahrnehme. Alles, aber wirklich alles vom Demotrack hört sich besser an. Doch wird sich das auch bestätigen, wenn ich ein von mir ausgewähltes Lied höre? Schliesslich ist der Demosound bestimmt so optimiert, dass beim Träger ein Wow-Effekt entsteht. Dazu weiter unten mehr. 

Zunächst möchte ich noch grad in der App bleiben, denn die bietet neben den individuellen Hörprofilen weitere spannende Funktionen. So lassen sich etwa die Touchflächen individualisieren. Was soll geschehen, wenn man einmal oder zweimal auf die Touchfläche tippt? All das lässt sich problemlos direkt in der App anpassen. Interessant ist der Immersionsmodus. Damit kann letztendlich der Bass auf- und abgeschraubt werden. Auch gibt es einen Transparenzmodus (Social Modus), womit Aussengeräusche hörbar gemacht werden, oder ein räumliches Klangbild zu aktivieren. 

Audioqualität überzeugt auf ganzer Linie 

Mit dem Demotrack hat mich Denon schon mal überzeugt. Doch gelingt das auch mit einer Playlist, die ich zusammengestellt habe? Kurz und bündig? Ja! Das volle Potenzial entfachen die PerlL Pro mit aktiviertem, individuellen Hörprofil. Doch auch ohne spielen sie ganz oben mit. Der Klang ist voluminös, die Höhen und Tiefen überzeugen auf ganzer Linie. Das Wummern des Basses lässt sich auf Wunsch etwas herunterschrauben, Sprichwort: Immersionsmodus. Auch sonst lässt sich über den Equalizer ProEQ in der Headphones-App der Klang nach dem eigenen Gusto anpassen. Das habe ich jedoch nicht als notwendig erwachtet, da mich das individuelle Hörprofil dermassen überzeugt hat. Ja, inzwischen hören sich meine Samsung Galaxy Buds2 Pro irgendwie etwas dünn an. 

Bild: vybe

Geräuschunterdrückung auf hohem Niveau, Transparenzmodus enttäuscht

Die PerL Pro bieten eine aktive Geräuschunterdrückung (ANC), die sich je nach Bedarf ein- und ausschalten lässt. Leider lässt sich die Intensität davon nicht verstellen. Im Praxistest am Bahnhof werden die lauten Hintergrundgeräusche zuverlässig ausgeblendet. Doch auch mit Stimmen versteht sich die Geräuschunterdrückung bestens und kann diese bei Bedarf ausblenden. Das insgesamt überzeugende ANC ist zweifelsohne auch der guten Abdichtung der In-Ears zu verdanken. 

Vom Transparenzmodus (Social Modus) bin ich hingegen enttäuscht, obwohl Denon auf insgesamt acht Mikrofone setzt. Dieser Modus wird durch ein leichtes, anhaltendes Rauschen begleitet. Stimmen werden zudem unnatürlich übertragen. Ich habe noch die Hoffnung, dass Denon an diesem Punkt mittels Firmware-Update nachbessern wird.

Bild: vybe

Akkulaufzeit setzt keine neuen Massstäbe

Die PerL Pro erreichen eine Akkulaufzeit von bis zu acht Stunden. Dieser Wert wird ohne Geräuschunterdrückung erreicht. Mit aktiver Geräuschunterdrückung und einer Lautstärke von ca. 60 Prozent bin ich auf etwas mehr als sechs Stunden Laufzeit gekommen. Das ist in Ordnung. Das Ladecase versorgt die In-Ears mit drei zusätzlichen Aufladungen. So kannst du, sofern du auf die Geräuschunterdrückung verzichtest, auf ca. 32 Stunden Musikwiedergabe kommen. 

Bild: vybe

Das Testfazit zu den Denon PerL Pro

Ich muss eingestehen, dass ich Denon bisher nicht auf meiner Rechnung hatte. Das hat sich nach den PerL Pro nun definitiv geändert. Mit ihnen ist Denon zweifelsohne ein grosser Wurf an True-Wireless-Kopfhörern gelungen, die mit überzeugender Geräuschunterdrückung und ausgezeichnetem Klang punkten können. Letzteres haben sie nicht zuletzt den individuellen Hörprofilen zu verdanken, was sich im Test als echten Mehrwert herauskristallisiert hat. 

Gibt es etwas zu kritisieren? Ja, der Transparenzmodus ist nicht da bzw. auf dem Niveau, wo ich ihn gerne hätte. Die Optik ist Geschmackssache, mich konnte sie nicht vollends überzeugen. Ansonsten bleibt festzuhalten: Sind dir In-Ear-Kopfhörer 350 Stutz wert, dann machst du mit den Denon PerL Pro nichts falsch. 

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