Sofortbildkameras haben seit einigen Jahren wieder Hochkonjunktur. Das merken auch die Hersteller und veröffentlichen gefühlt jeden Monat eine neue Sofortbildkamera. Dieses Revival hat selbst Polaroid wieder zu neuem Schwung verholfen, doch wirklich profitiert davon hat Fujifilm. Die Japaner sind mit ihrer Instax-Linie führend im Bereich der Sofortbildkameras.
Was liegt also näher, als sich das Wissen von Fujifilm zu holen und es in ein schönes Kameragehäuse zu stecken? Genau das hat sich wohl Leica für seine zweite Generation der Sofort gedacht. Herausgekommen ist die Leica Sofort 2, die vor allem mit einem Merkmal auffällt: Sie hat einen 3 Zoll grossen LDC-Bildschirm verbaut.
Diesen Test gibt es auch als Video:
Sofortbildkamera mit digitalem Innenleben
Tatsächlich ist die Leica Sofort 2 keine klassische Sofortbildkamera, sondern eher so etwas wie eine Digitalkamera mit Druckerfunktion – auch wenn die Fotos natürlich nicht wirklich gedruckt werden. Das hat den Vorteil, dass du kein Foto-Rohlinge für Aufnahmen verschwendest, die dir nicht gefallen. Bei einem Preis von über einem Franken pro Bild ist das ein riesiger Pluspunkt.
Fotografiert wird mit einem 1/5-Zoll-CMOS-Sensor, der 4,9 Megapixel mit einer Auflösung von 2560 × 1920 Pixeln liefert. Die Fotos, die damit entstehen, sind etwa auf dem gängigen Niveau von Sofortbildkameras.
Spannend wird es aber, wenn man die Möglichkeiten der digitalen Welt auslotet. Hier gibt es diverse Filter und Effekte, die du vor dem Fotografieren, aber auch im Nachhinein festlegen kannst.
Zum einen gibt es 10 Styles, die sich mit dem schwarzen Rädchen auf der Gehäuseoberseite einstellen lassen. Dreht man dieses, springt man von Style zu Style. Verfügbar sind:
- Normal
- Vivid
- Pale
- Canvas
- Monochrome
- Sepia
- Yellow
- Red
- Blue
- Retro
Ebenfalls verfügbar sind 10 sogenannte Lens Effects. Diese lassen sich mit dem Objektivring verstellen, was wegen dessen schmalen Grösse teilweise etwas mühsam ist. Hier hast du die Wahl zwischen:
- Normal
- Vignette
- Soft Focus
- Blur
- Fisheye
- Color Shift
- Light Leak
- Mirror
- Double Exposure
- Half Frame
Natürlich lassen sich die Stile und Linseneffekte problemlos kombinieren. Insgesamt kannst du so 100 Kombinationen erstellen. Wenn du einen Effekt oder eine Kombination häufiger benutzt, kannst du diese auch als Favorit abspeichern. Dafür hat die Leica Sofort 2 praktischerweise sogar eine Taste neben dem LCD-Panel verbaut, die schlicht FN heisst. Schade ist, dass du nur drei Favoriten abspeichern kannst. Hier musst du dich also entscheiden, welche dir am liebsten sind, wenn du mehrere Lieblingsfilter hast.
Interner Speicher und Autofokus sind dabei
Da es sich bei der Leica Sofort 2 um eine Digitalkamera handelt, hat sie natürlich auch eine Speicherfunktion. Dank eines internen Speichers kannst du immerhin bis zu 45 Fotos speichern. Erweiterbar ist der Speicher mit einer microSD- oder microSDHC-Karte. Welche maximale Grösse hier unterstützt wird, sagt Leica nicht. Auf einem Gigabyte könnten aber etwa 850 Bilder gespeichert werden, sagt das Unternehmen.
Auch wenn Leica eine Marke für Profis ist, bleibt die Sofort 2 eine Hobby-Kamera. Das äussert sich auch darin, dass es nur einen Autofokus gibt. Dieser wird aktiv, wenn man den Auslöser zur Hälfte drückt. Wer gehofft hat, mit der Sofort 2 Dinge wie Belichtungszeit oder Weissabgleich bestimmen zu können, wird hier enttäuscht.
Die Leica Sofort 2 im Vergleich zum Vorgängermodell:
Das verbaute Objektiv ist ein Leica Summar 1:2 / 2,4 Millimeter, was etwa 28 Millimetern bei einem Kleinbildformat entspricht. Der Blendenbereich reicht laut Leica-Website von f2 bis f16, allerdings kann es sich dabei wohl nur um einen Fehler handeln. Richtig dürfte wohl eine feste Blende von f/2 sein, genau wie beim Vorbild von Fujifilm (zu dem komme ich noch).
Eine Kamera, die Spass macht
Die Leica Sofort 2 ist eine Kamera, die grossen Spass macht. Das liegt vor allem an der Möglichkeit, Bilder vorher anschauen zu können. Klar, hier kann man nun anführen, dass hier der Charakter der Sofortbildkameras verloren geht: das Unvorhersehbare. Andererseits ist es dann auch schade, wenn man von einem 10er-Film nur 5 Fotos halbwegs gebrauchen kann, weil die anderen über- oder unterbelichtet sind.
Noch spannender wird die Leica 2 aber, wenn man sie mit dem Smartphone verbindet. So kannst du auch Fotos mit der Leica 2 drucken, die du mit deinem Smartphone aufgenommen hast. Ebenfalls kannst du Fotos, die du mit der Leica 2 aufgenommen hast, an dein Smartphone senden und so mit anderen teilen. Dafür brauchst du allerdings extra die Leica-Fotos-App, wo du die Kamera auswählen musst, die du verbinden möchtest. Da ich die Kamera vor dem offiziellen Release-Datum erhalten habe, war sie in der Fotos-App leider noch nicht verfügbar. Damit blieb dieses Feature für mich Theorie.
Viele schöne Details
Natürlich werden Sofortbildkameras auch gerne für Selfies verwendet. Dafür hat sich Leica etwas Besonderes einfallen lassen: Nebst dem obligatorischen «Spiegel» auf der Front des Gehäuses, gibt es auch eine zweite Auslösetaste. Diese befindet sich ebenfalls auf der Vorderseite und ist tatsächlich eine wesentliche Erleichterung, wenn man Selfies macht.
Richtig begeistert hat mich aber ein kleines, aber feines Detail: Der «Auslöser» der betätigt werden muss, um ein Bild zu drucken. Dieser ist eine Art Hebel, wie man ihn von gewissen alten Fotokameras kennt. Selbst das mechanische Geräusch ist zu hören, was dem Ganzen ein ordentliches Retro-Feeling gibt.
Ein Detail kann Leica aber besser machen: Wird ein Foto ausgedruckt, erscheint eine Animation auf dem Screen, die zeigt, wie das Foto quasi vom Bildschirm aus dem Gehäuse herausgeschoben wird. Das ist eine sehr schöne Idee, nur leider kommt das Foto 180° gedreht heraus, was die Illusion etwas zunichtemacht.
Alles nur geklaut?
Einige unter euch, die sich mit Sofortbildkameras auskennen, werden jetzt wohl sagen, dass Leica einfach die Fujifilm Instax Mini Evo kopiert hat. Wie eingangs bereits erwähnt, haben Fujifilm und Leica aber offiziell zusammengearbeitet. Das erklärt dann auch, warum du für die Leica Sofort 2 auch Instax-Mini-Filme verwenden kannst. (Nebst den Leica Sofort Mini Filmen).
Wenn man böse sein will, kann man aber schon sagen: Die Leica Sofort 2 ist eigentlich einfach eine Fujifilm Instax Mini Evo in einem moderneren Gehäuse. Selbst die Filter und Styles hat die Leica 2 von der Fujifilm-Kamera übernommen. Und hier liegt dann auch der Hund begraben: Die Leica Sofort 2 ist mit einem Preis von 380 Franken rund doppelt so teuer, wie die Fujifilm Instax Mini Evo.
Die Instax Mini Evo im Werbevideo zeigt, wie ähnlich sie der Leica Sofort 2 ist:
Tatsächlich bietet die Fujifilm-Kamera sogar noch ein Feature, das Leica weggelassen hat: einen Blitzschuh. Ob man diesen nun bei einer Sofortbildkamera braucht oder nicht, sei mal dahingestellt. Immerhin ein sinnvolles Upgrade hat die Leica Sofort 2 gegenüber der Fujifilm Instax Mini Evo erhalten: Der Akku wird mit USB-C statt mit Micro-USB geladen. Allerdings stellt Fujifilm aktuell auch auf USB-C um, angefangen mit dem braunen Modell.
Leica Sofort 2: Das Testfazit
Die Leica Sofort 2 ist eine Sofortbildkamera, die richtig grossen Spass macht. Fotos vor dem Entwickeln anschauen zu können, ist ein riesiger Vorteil, auch wenn da natürlich ein gewisser Charme der Sofortbildära verloren geht. Die Filter und Styles sind eine nette Idee, aber nicht unbedingt ein Kaufargument. Für einen Kauf spricht dafür das wunderschöne Design der Kamera. Leica hat hier wirklich wieder einmal ein optisches Glanzstück abgeliefert. Dieses lässt sich das Unternehmen aber auch teuer bezahlen: 380 Franken sind objektiv gesehen, schon ein happiger Preis – vor allem, wenn man die gleiche Technik in einem anderen Gehäuse für den halben Preis erhält. Wenn du aber Leica-Fan bist und die Sofort 2 sowieso auf deinem Wunschzettel hast, kannst du eigentlich nichts falsch machen.
Die Leica Sofort 2 gibt ist ab dem 9. November im Handel. Die Kamera gibt auch noch in Schwarz und Weiss. Kostenpunkt: rund 380 Franken.