Der Film «The Lost World» wird 100 Jahre alt.
Dieser Allosaurus machte vor 100 Jahren die Leinwände unsicher. (Bild: Screenshot Trailer)
Hintergrund Filme Unterhaltung

Dieser absolute Dino-Klassiker feiert seinen 100. Geburtstag

Chris Bucher
Chris Bucher

Denkt man an Dinosaurierfilme, ist es vor allem Steven Spielbergs Meisterwerk «Jurassic Park», der einem ins Gedächtnis brüllt. Und natürlich die fünf Fortsetzungen, die es bis dato gibt (Teil 7 kommt am 2. Juli als «Jurassic World: Rebirth» in die Kinos)

Dabei geht der wegweisenden Dino-Sause von 1993 eine lange Tradition mehr oder weniger guten Dinosaurierfilme voran. «King Kong» mögen nun einige versierte Filmnerds rufen. «The Land Before Time», diejenigen, die sich im Kindesalter gern traumatisieren wollten. Und «Carnosaurus» jene, die es gerne trashig mögen.

Tatsächlich ist der wegweisendste Dinosaurier der frühen Filmgeschichte ein anderer. Einer, der am 2. Februar seinen 100. Geburtstag feierte: «The Lost World».

Die Dinosaurier feiern Premiere

Basierend auf den gleichnamigen Abenteuerroman von Sir Arthur Conan Doyle (1859 – 1930) – der Autor von der Sherlock Holmes-Geschichten – erzählt der Stummfilm die Geschichte des Journalisten Edward Malone, der, um die Liebe seines Lebens von seinem Heldenmut zu überzeugen, Teil einer Expedition nach Südamerika. Denn da, so behauptet der umstrittene Wissenschaftler Challenger, sollen auf einem Hochplateau mitten im Urwald noch immer Dinosaurier leben.

«The Lost World» hat den Grundstein für den Blockbuster-Saurierfilm gelegt. Zwar gab es schon vor 1925 Kurz- und Trickfilme, in denen prähistorische Urtiere auftraten (man denke an «Ghost of Slumber Mountain» (1918) oder «Gertie, the Dinosaur von 1914), ins öffentliche Bewusstsein dürften sie allerdings erst mit Harry O. Hoyts (1885 – 1961) abendfüllendem Spielfilm gelangt sein.

Denn was Stop-Motion-Pionier Willis O’Brien (1886 – 1962) hier abgeliefert hat, ist selbst heute noch erstaunlich. Zahlreiche Kämpfe zwischen Dinosauriern, ein Vulkanausbruch, eine gewaltige Stampede, Interaktionen zwischen Mensch und Tier im selben Frame. Klar, ein modernes Publikum dürfte ob der hüftsteifen und teils kruden Animationen die Nase rümpfen. Ruft man sich jedoch ins Bewusstsein, was hier mit reinem Handwerk, ohne Hilfe irgendwelcher Computer bewerkstelligt wurde, kann man nur anerkennend den Hut ziehen. Die Effekte sollen selbst Zauberkünstler Harry Houdini verblüfft haben.

Eine kleine Portion unnützes Wissen für Fans:

  • «The Lost World» war der erste Film der auf einem Linienflug als Bordunterhaltung gezeigt wurde.
  • Nach seinem Kino-Release galten Teile des Filmes lange Zeit als verschollen. Erst 1997 tauchte eine mehr oder weniger vollständige Fassung des Filmes wieder auf.
  • Der Film zog zahlreiche Remakes und Neuinterpretationen nach sich. Eine Version von 1960 setzte allerdings auf reale Echsen (und Tierquälerei), statt auf Puppen. Ein TV-Film samt Fortsetzung von 1992 hatte John Rhys-Davies und David Warner in den Hauptrollen. Eine Version von 1998 versuchte, den Stoff als blutiger Horrorfilm anzulegen. Von 1999 bis 2002 entstand eine TV-Serie, von der vor allem Jennifer O’Dells knappes Lederbikini in Erinnerung geblieben sein dürfte. Und 2001 verfilmte die BBC den Roman als TV-Zweiteiler mit dem Effektteam hinter der heute legendären Dokuserie «Walking with Dinosaurs».
  • Um 1990 herum plante Regisseur John Landis («American Werewolf») eine Neuverfilmung mit Sean Connery in der Hauptrolle als Professor Challenger. Wegen «Jurassic Park» wurde das Projekt jedoch nie realisiert, wie Landis 1993 in einem Interview mit «Cinefantastique» sagte.
  • «Jurassic Park»-Autor Michael Crichton benannte seine Romanfortsetzung als Hommage an Sir Arthur Conan Doyles Buch «The Lost World – Jurassic Park». Den Titel hat Spielberg auch für die Filmversion übernommen.
Szene aus dem Film «The Lost World».
(Bild: Screenshot Trailer)

Der Urvater von «King Kong», «Godzilla» oder «Jurassic Park»

 Natürlich ist der Film ein Kind seiner Zeit, fährt sowohl Blackfacing auf als auch der Tatsache, dass weibliche Figuren vor allem eines müssen: von Männern gerettet werden. Dennoch ist die kulturhistorische Bedeutung des Filmes nicht von der Hand zu weisen. Ohne die Schlusssequenz beispielsweise, in der ein Brontosaurus halb London niedertrampelt – eine grossangelegte Desaster-Szene, die es in der Buchvorlage nicht gibt – dürfte Filme wie «Godzilla» und «King Kong» massgeblich beeinflusst haben.

Und ohne «The Lost World» hätte Effektmaestro Willis O’Brien wohl nie an «King Kong» (1933) gearbeitet. Und damit wäre auch sein Protegé und heutige Stop-Motion-Effektlegende Ray Harryhausen (1920 – 2013) vielleicht nie ins Rampenlicht getreten. Und ohne Harryhausen würde das heutige Effektkino wohl ganz anders aussehen. Denn Harryhausens Filmmonster aus «7th Voyage of Sinbad» oder «One Million Years BC» haben Filmemacher wie Steven Spielberg, Peter Jackson und James Cameron überhaupt erst in die Filmbranche gebracht.

Und ohne all diese Filmemacher wäre die Filmlandschaft heute eine ganz andere. Eine ohne «Jurassic Park», «The Lord of the Rings» oder «Terminator».

Darum ein prähistorisches Happy Birthday an den Urvater des abendfüllenden Saurierfilms! Ein Toast auf «The Lost World».


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