Dieser kultige Piratenfilm ist zu Unrecht verhasst
Ja, es gibt auch abseits von «Pirates of the Carribbean» gute Piratenfilme. (Bild: Unsplash / Bill Eccles)
Meinung Unterhaltung Film

Dieser kultige Piratenfilm ist zu Unrecht verhasst

Chris Bucher
Chris Bucher

Es gab eine Zeit, in der waren Piratenfilme Kassengift. Sie waren aufwändig, teuer und der Markt dafür zu klein. In den 1950er und 1960er Jahren waren Piratenfilme mit Errol Flynn und anderen Haudegen der letzte Schrei. Die Exotik der Karibik, romantische Tugenden, raubeinige Helden und schmachtende Gouvernanten. All das lockte zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer in die Kinos.

Diesem Trend nahmen die 80er und spätestens die 90er Jahre endgültig den Wind aus den Segeln. Das musste auch Roman Polanski merken, der 1986 mit seinem 40 Millionen-Film «Pirates» mit Walter Matthau in einer Hauptrolle, an den Kinokassen baden ging.

Ein totgeglaubtes Genre

Aber um diesen Film geht es heute nicht. Es geht um einen, der noch ein paar Jahre später auf die Leinwand segelte und derart Schiffbruch erlitt, dass er das ganze Piratengenre für mehrere Jahre in die Tiefe des Ozeans riss.

Es bedurfte schliesslich eines Johnny Depps und Gore Verbinskis, die ab 2003 mit der «Pirates of the Caribbean»-Reihe frisches Blut in das Genre pumpten. Dass sich auch diese Franchise nach fünf Filmen totgelaufen hat, ist ein anderes Thema.

Mit der Piratenbraut auf die Halsabschneider-Insel

Die Rede ist von «Cutthroat Island», oder zu Deutsch: «Die Piratenbraut». Regie: Action-Spezialist Renny Harlin («Stirb langsam 2», «Cliffhanger»), Baujahr: 1995 und mit Geena Davies («Beetlejuice»), Matthew Modine («Stranger Things») und Frank Langella («Frost/Nixon») prominent besetzt.

Als der Film 1995 in die Kinos kam, spielte das fast 100 Millionen Dollar teure Piraten-Epos weltweit nur knapp 10 Millionen ein. Er gilt bis heute als einer der teuersten Flops der Filmgeschichte. Zu Unrecht, wie ich finde.

Der Film erzählt die Geschichte eines – Überraschung! – legendären Goldschatzes, der auf einer abgelegenen Insel verscharrt wurde. Eine in drei Teile zerschnippelte Karte weist den Weg zu dem sagenumwobenen Eiland. Und hinter diesen drei Teilen sind nun verschiedene mehr oder weniger sympathische Parteien her. Darunter etwa der finstere Piratenkapitän Douglas «Dawg» Brown (herrlich fies: Frank Langella), der über Leichen geht, um die Kartenteile in seinen Besitz zu kriegen – und selbst vor seinem Bruder Black Harry Adams nicht haltmacht.

Das ruft Adams Tochter Morgan (Geena Davies) auf den Plan, die mit der Crew ihres Vaters ins Wettrennen um den Schatz einsteigt und mit Hilfe des zwielichtigen Haudegens William Shaw (Matthew Modine) versucht, das Gold zu finden, bevor es ihr mordlüsterner Onkel tut.

Kanonen, Korvetten und Klischees

In vieler Hinsicht ist der Film eine Aneinanderreihung von Klischees und greift sogar einige Momente vorneweg, die später in «Fluch der Karibik» wieder Verwendung fanden, aber er tut das auf eine sympathische und beeindruckend epische Art, wie es früher halt nur hochbudgetierte Sommer-Blockbuster konnten.

Ist «Cutthroat Island» ein Meilenstein der Filmgeschichte? Nein. Aber das muss er nicht sein. Im heutigen Zeitgeist, wo die visuelle Grenze zwischen Videospiel und Kinofilm so nah beieinander liegen, fühlt sich ein handwerklich hervorragend gemachter, süffisant gespielter und an Originalschauplätzen mit echten Schiffen gedrehter Abenteuerschinken wie Balsam auf der CGI-geplagten Seele an.

Ein – unverdienter – Flop für die Ewigkeit

Warum der Film seiner Zeit dermassen unterging und nicht nur die ohnehin angeschlagene Produktionsfirma Carolco versenkte, sondern für lange Zeit auch die Karriere von Renny Harlin und Geena Davies ins Stocken brachte, ist heute schwer abzuschätzen.

Matthew Modine und Geena Davis lockten kaum Leute in die Kinos. (Bild: Amazon / MGM)

Sicherlich waren das verschwenderische Verhalten der Verantwortlichen (Harlin liess etwa ganze Sets noch einmal neu bauen, weil sie ihm nicht gefielen) und die Tatsache, dass Produktionsfirma Carolco kein Geld für eine grossangelegte Marketingkampagne hatte, nicht gerade förderlich. Ausserdem war die Konkurrenz während des Kinostarts mit «Toy Story», «Jumanji» und «Heat» enorm gross.

Der wahre Schatz ist die Filmmusik

Schade, denn in meinen Augen ist «Cutthroat Island» ein wunderbar nostalgischer Abenteuer-Blockbuster, der auch heute noch viel Spass macht und tolle Sets, handgemachte Action und unterhaltsame Figuren in einer solide erzählten Story bietet.

Und sorry, jeder, der bei John Debneys Filmmusik nicht gleich zum Säbel greift und auf Schatzsuche gehen möchte, ist entweder ein stockärschiger Rotrock oder bereits ein verstaubtes Skelett, das als Wegkreuz auf einer tropischen Schatzinsel abgelegt wurde.

Du hast grad Bock auf den Film bekommen? Unter folgendem Affiliate-Link kannst du dir die auf 4K restaurierte Bluray erbeuten:


*Hierbei handelt es sich um einen Affiliate-Link. Falls du das Produkt kaufst, erhalten wir eine kleine Provision. Für dich wird das Produkt nicht teurer. Damit hilfst du uns, die Kosten unserer Arbeit zu decken.