Wer an Dyson denkt, denkt mit grosser Wahrscheinlichkeit zuerst an Staubsauger. Tatsächlich ist der Hersteller aber bereits seit 2022 im Kopfhörer-Segment unterwegs. Seine Kopfhörer-Premiere feierte Dyson mit dem Zone, der über einen eingebauten Atemluftreiniger verfügte. Mit dem Dyson OnTrac bringt Dyson seinen zweiten Kopfhörer auf den Markt, diesmal allerdings ohne Atemluftreiniger.
Was der Over-Ear-Kopfhörer zu bieten hat und ob er mit der starken Premium-Konkurrenz mithalten kann, erfährst du in unserem ausführlichen Test.
Spärlicher Lieferumfang, wuchtiges und buntes Aussehen
Zum Lieferumfang gehören neben den Kopfhörern ein minimalistisches Case, ein kurzes USB-C-Kabel und ein paar Kurzanleitung. That's it. Wer weitere Kabel benötigt, muss sich diese optional beim Hersteller oder über einen Drittanbieter dazu kaufen. Bei einer unverbindlichen Preisempfehlung (UVP) von 499 Franken hätte ich mir zumindest ein AUX-Adapterkabel gewünscht.
Was beim Auspacken sofort auffällt, ist das relativ hohe Gewicht von 454 Gramm. Um ehrlich zu sein, habe ich mir da schon etwas Sorgen um den Tragekomfort gemacht. Meine Bedenken waren nicht ganz unbegründet. Zwar fällt das hohe Gewicht bei einer kurzen Benutzung des Dyson OnTrac nicht negativ auf, aber wenn man den Kopfhörer über mehrere Stunden trägt, spürt man das zusätzliche Gewicht unweigerlich. Daran ändert auch die ansonsten gute Polsterung und die gute Verteilung des Gewichts nichts. Zum Laufen würde ich die OnTrac jedenfalls nicht in Erwägung ziehen.
Zur Verteidigung des hohen Gewichts muss an dieser Stelle aber auch erwähnt werden, dass Dyson relativ viel echtes Aluminium verwendet. Dies erhöht zwangsläufig das Gewicht, sorgt aber auch für eine hohe Wertigkeit des Kopfhörers. Andere Premium-Kopfhörer, wie beispielsweise der Sonos Ace, sind zwar weniger schwer, fühlen sich aber auch nicht so hochwertig an. Daher muss jeder für sich selbst entscheiden, was für ihn wichtiger ist und was nicht.
Ein weiterer Punkt, der sofort ins Auge fällt, ist das ungewöhnliche und recht wuchtige Design. Wenn du mit Kopfhörern auffallen willst, ist der Dyson OnTrac sicher eine gute Wahl. Denn mit ihm fällst du unweigerlich auf. Wenn dir die Farbe deines Kopfhörers irgendwann langweilig wird, kannst du einfach die Endkappen und die Ohrpolster austauschen. Dyson bietet beides in jeweils sieben verschiedenen Farben an. Deiner Kreativität sind also kaum Grenzen gesetzt. Endkappen und Ohrpolster haben allerdings ihren Preis: Sie kosten je knapp 50 Franken.
Apropos Ohrpolster: Sie liegen sehr weich auf und umfassen das ganze Ohr. Das ist einerseits ein Vorteil, da sie so gut abdichten, andererseits könnte es bei sommerlichen Temperaturen, was ja aktuell definitiv nicht der Fall ist, für schnelles Schwitzen sorgen. Bei den derzeitigen kalten Temperaturen würde ich das sogar als Vorteil sehen, da die Ohren angenehm warm bleiben.
Bedienung: Gut gelungen
Dyson setzt auf einen Mix aus Touchbedienung und physischen Bedienelementen. Auf der rechten Seite ist ein Mini-Joystick zur Steuerung der wichtigsten Funktionen angebracht. Damit können Songs wiedergegeben, pausiert, vorgespult, übrsprungen oder die Lautstärke reguliert werden. Auf der linken Seite gibt es eine Taste zum Ein- und Ausschalten sowie zur Bluetooth-Steuerung.
Mittels Doppelantippen der linken Ohrmuschel kann durch die verschiedenen ANC-Modi (aktive Geräuschunterdrückung) gewechselt werden. Dabei fällt auf, dass Dyson offensichtlich nicht auf einen kapazitiven Touchbereich setzt, zu stark muss das Doppelantippen erfolgen, damit der Befehl vom Kopfhörer auch wirklich umgesetzt wird. Alternativ bietet sich die Sprachsteuerung an, die durch langes Drücken auf den Joystick aktiviert wird. Die Sprachsteuerung geht in Ordnung.
Insgesamt kann die Bedienung als gut gelungen bezeichnet werden.
So klingt der Dyson OnTrac
Die wohl wichtigste Disziplin bei Kopfhörern ist zweifelslos die Klangqualität. Und da kann der Dyson OnTrac überzeugen. Im EQ-Modus "Optimiert" und aktiviertem ANC (aktive Geräuschunterdrückung) liefert der Kopfhörer ein gut abgestimmtes Klangbild mit ausreichend Details in den Höhen, aber auch mit sattem Bass. Wem der Bass im EQ-Modus "Optimiert" nicht ausreicht, kann zum "Bass-Boost" wechseln. Damit dröhnt der Bass noch stärker, ohne dabei aber die Höhen und Mitten zu stark zu überlagern. Deutlich anders hört sich der Kopfhörer mit deaktivierem ANC an. Dann kommt der Klang insgesamt etwas flach heraus.
Insgesamt stehen drei verschiedene EQ-Modi (Neutral, Optimiert und Bass-Boost) zur Auswahl. Das hört sich nicht nach viel an, reicht aber im Alltag vollends aus. Und wer den Klang selbst nach dem eigenen Geschmack anpassen möchte, kann dies individuell über den Equalizer tun.
Die aktive Geräschunterdrückung (ANC) und der Transparenzmodus überzeugen
Ein weiteres Kaufargument bei Kopfhörern ist die aktive Geräuschunterdrückung. Auch in dieser Kategorie muss sich Dyson nicht vor der Premium-Konkurrenz verstecken. Durch die Bauweise mit den dicken Ohrpolstern bringt der OnTrac schon mal eine gute Grundlage mit. Der Rest erledigt das gute ANC. Egal, ob in der Bahn oder im Grossraumbüro, die Aussengeräusche werden tadellos abgeschirmt.
In der App und via Toucheingabe lässt sich das ANC individuell einstellen. Zur Auswahl steht im Isolationsmodus eine vollständige Isolation oder eine weniger starke Isolation. Ebenfalls lässt sich darüber das ANC komplett deaktivieren oder den Transparenzmodus aktivieren.
Positiv hervorzuheben ist der gelungene Transparenzmodus. Durch die insgesamt acht Mikrofone werden die Aussengeräusche natürlich in die Ohrmuscheln eingespielt. In dieser Disziplin können nur wenige Premium-Kopfhörer mit dem Dyson OnTrac mithalten.
Keine Multipoint-Unterstützung
Der Dyson OnTrac unterstützt die Audiocodecs SBC, AAC und LHDC. Verbunden wird der Kopfhörer via Bluetooth 5.3. Leider verzichtet Dyson auf die Multipoint-Unterstützung. Sprich, es können nicht zwei Geräte gleichzeitig mit dem Kopfhörer verbunden werden. Bei einem Kopfhörer in dieser Preisklasse gibt es dafür ein dickes Minus.
Erwähnenswert ist in Sachen Ausstattung noch der gut funktionierende Kopferkennungssensor. Legst du den Kopfhörer ab, stoppt automatisch die Wiedergabe. Umgekehrt startet die Wiedergabe zuverlässig wieder.
Grosser Akku sorgt für lange Laufzeit
Mit seinen Gewicht von 454 Gramm gehört der Dyson OnTrac zu den schweren Over-Ear-Kopfhörern. Neben der wertigen Verarbeitung könnten auch die zwei integrierten Akkus mit etwas über 2500 mAh ein Grund dafür sein. Dyson gibt dann auch eine beeindruckende Laufzeit von bis zu 55 Stunden mit aktiviertem ANC an. Kein leeres Versprechen, sondern ein absolut realistischer Wert, wie der OnTrac im Test eindrücklich bewiesen hat.
Suchst du einen Over-Ear-Kopfhörer der nicht jede Woche aufgeladen werden muss, dann bist du beim OnTrac an der richtigen Adresse. Neigt sich der Akku dann doch dem Ende zu, dann lässt er sich in ca. drei Stunden komplett aufladen. Laut Dyson soll innerhalb von zehn Minuten genug Energie für 2,5 Stunden Audiowiedergabe zur Verfügung stehen. Beides sind gute Werte.
Die App funktioniert gut
Der Dyson OnTrac lässt sich über die MyDyson-App steuern. Darüber werden auch alle anderen Dyson-Produkte verwaltet. Die implementierten Funktionen für den OnTrac sinddarüber gut bedienbar und Dyson scheint mittels Updates nach und nach nachzubessern. Zu Beginn stand etwa nicht mal ein individueller Equalizer zur Auswahl, das hat Dyson inzwischen behoben. Gut möglich also, dass Dyson künftig noch weitere Funktionen bringen wird.
Die App informiert ausserdem über die Lärmbelastung. Einerseits wird dabei der Lärmpegel der Umgebungsgeräusche und andererseits der Musikwiedergabe angezeigt. So kannst du etwa verfolgen, wenn du über eine lange Zeit zu laute Musik gehört hast und damit den Gehör schädigst.
Was mich etwas irritiert, ist, dass in der App relativ viel Werbung für andere Produkte von Dyson angezeigt wird. Das finde ich persönlich etwas unpassend und erachte ich nicht als Mehrwert. Schliesslich sprechen wir hier von einem ziemlich teuren Kopfhörer, da will ich nicht noch mit anderen Dyson-Produkten vollgemüllt werden.
Das Testfazit zum Dyson OnTrac
Mit dem OnTrac bietet Dyson einen gelungenen Kopfhörer an, der sich optisch stark von den Mitbewerber:innen unterscheidet. Den einen gefällt das wuchtige Design, den anderen nicht. Das ist letztendlich Geschmacksache. Da die Endkappen und die Ohrpolster ausgetauscht werden können, wird es mit dem Dyson OnTrac sicherlich optisch nie langweilig - sofern du bereit dazu bist, den hohen Preis für die zusätzlichen Endkappen und Ohrpolster zu bezahlen.
Das Klangbild und die aktive Geräuschunterdrückung sind gut bis sehr gut. Vor der Premium-Konkurrenz muss sich Dyson jedenfalls nicht verstecken, wenn auch der OnTrac nicht in allen Punkten schritthalten kann. Der Abstand ist insgesamt gering und dürfte für viele Nutzer:innen kaum wahrnehmbar sein. Besonders hervorzuheben ist ausserdem der starke Transparenzmodus und die lange Akkulaufzeit. In diesen beiden Disziplinen können nur wenige Premium-Kopfhörer mithalten.
Die MyDyson-App hat Sonnen- und Schattenseiten. Einerseits funktionieren die gebotenen Funktionen ganz gut und Dyson hat in den letzten Monaten auch an einigen Stellen (unter anderem jetzt mit individuellem Equalizer) nachgebessert, andererseits wirkt die App auch wie eine Werbeplattform von Dyson. Nein, ich will nicht ständig über andere Dyson-Produkte informiert werden.
Der Dyson OnTrac wird schon alleine durch sein Erscheinungsbild zahlreiche Fans finden, davon bin ich überzeugt. Willst du mit einem Kopfhörer auffallen, nicht auf eine gute Audioqualität und aktiver Geräuschunterdrückung verzichten, dann könnte der OnTrac dein nächster Kopfhörer werden.