Am Ostermontag gab der südkoreanische Hersteller LG bekannt, was sich in den letzten Wochen bereits abgezeichnet hat: Man trennt sich definitiv von der Smartphone-Sparte. Ein trauriger Tag für alle Fans von LG-Smartphones.
Wir blicken aus gegebenem Anlass auf all die Innovationen zurück, die LG Mobile über die letzten Jahre auf den Markt gebracht hat.
LG Optimus 2X (2010/2011)
Vor knapp zehn Jahren stellte LG das Optimus 2X vor. Es war damals das weltweit erste Smartphone mit einem Dual-Core-Prozessor (Nvidia Tegra 2 Series AP20H). Damit sicherte sich das LG Optimus 2X sogar einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde.
Das LG Optimus 2X war aber nicht nur das erste Smartphone mit Dual-Core-Prozessor, sondern unterstützte erstmals Videoaufnahmen in FullHD-Qualität (1080p). Ja, das war noch vor Samsung & Co.
LG Optimus 3D (2011)
Einen „Exoten“ stellte LG mit dem Optimus 3D vor. Wie es der Name schon vermuten lässt, hat das Ding etwas mit „3D“ zu tun. Tatsächlich war es das weltweit erste Smartphone mit einem stereoskopischen 3D-Display. Das sogenannte NOVA-Display konnte 3D-Inhalte ohne zusätzliche Brille darstellen.
Das Optimus 3D war darüber hinaus eines der ersten Smartphones mit einem Dual-Kamera-Setup (2 x 5 MP). Im 3D-Modus konnte die Dual-Kamera so dreidimensionale Inhalte (Bilder und Videos) aufnehmen, welche dann entweder direkt auf dem Smartphone oder auf einem 3D-fähigen TV angesehen werden konnten.
Ein Verkaufserfolg wurde das LG Optimus 3D trotz innovativer Technik nicht, was möglicherweise auch an den verhaltenen Reviews lag. Die Technik war keineswegs so ausgereift, wie das LG vermarktete. Ein Nachfolger gab es nie. Von HTC gab es übrigens ein ähnliches Smartphone, welches als HTC Evo 3D verkauft wurde.
LG G Flex (2013)
Das LG G Flex ist bei mir noch in bester Erinnerung. Es ist ein Smartphone mit einem gebogenen und flexiblen OLED-Display. Tatsächlich konnte das Gehäuse flachgedrückt werden, ohne dass irgendetwas zu Bruche ging. Das biegsame Display war mit sechs Zoll für damalige Verhältnisse zudem extrem gross.
Als wäre das biegsame Display nicht schon „speziell“ genug, hat LG der Rückseite eine sich „selbstheilende“ Schicht verpasst. Kleine Kratzer heilen sich damit gleich von selbst. Das hat effektiv funktioniert – wenn auch nur mit wirklich sehr leichten und nicht zu tiefen Kratzern.
LG G2 (2013)
Beim LG G2 sind der Power-Button und die Lautstärke-Wippe nicht wie bei den meisten Smartphones am Gehäuserahmen integriert, sondern auf der Rückseite. Es war bis zum LG G6, welches 2016 das Licht der Welt erblickte, das Alleinstellungsmerkmal der G-Serie.
Abgesehen davon, zeichnete sich das LG G2 mit für damalige Verhältnisse sehr leistungsfähiger Hardware (Snapdragon 800, 8 GB RAM, bis zu 32 GB Speicher, 5,2 Zoll FHD-IPS-Display und 3000 mAh Akku aus. Vor allem mit dem grossen Akku (natürlich wechselbar), konnte LG die Mitbewerber rund um Samsung & Co. übertrumpfen.
LG G3 (2014)
2014 brachte LG mit dem G3 ein neues Flaggschiff-Smartphone auf den Markt, das sich überhaupt nicht von den Mitbewerbern Samsung Galaxy S5 und HTC One M8 verstecken musste. Im Gegenteil, das LG-Smartphone war ihnen in einigen Punkten sogar überlegen.
Dazu zählt das grandiose, aber sehr stromhungrige 5,5 Zoll Display mit QHD-Auflösung. Nur Oppo bot zu dieser Zeit ein Smartphone mit QHD-Auflösung an, jedoch nicht in Europa. Samsung hingegen, lancierte erst zwei Jahre später mit dem Galaxy S6 sein erstes Smartphone mit QHD-Display.
Ein Novum stellte der Laser-Autofokus dar, der für ein ultraschnelles Fokussieren der 13 Megapixel-Hauptkamera sorgte. Inzwischen hat sich diese Technologie übrigens durchgesetzt und kommt in etlichen anderen Geräten zum Einsatz.
LG G5 (2016)
Das bis auf die Lederrückseite wenig spektakuläre LG G4 überspringen wir an dieser Stelle und wenden uns direkt dem LG G5 zu. Es war das erste und auch gleich letzte modulare Smartphone von LG. Über den sogenannten „Magic Slot“ konnten Module, wie ein B & O Lautsprecher oder ein Akku-Pack, angeschlossen werden. Wirklich ausgereift war dieser Slot jedoch nicht, was für viel Kritik sorgte.
Bei der Kamera setzte LG erstmals seit dem Optimus 3D wieder auf zwei Sensoren. Neben der Hauptkamera mit 16 Megapixel, verbaute der südkoreanische Hersteller eine 8 Megapixel Ultra-Weitwinkelkamera. Diese Kombination gab es zu dieser Zeit bei keinem anderen Hersteller.
Dass LG schon damals den richtigen Riecher mit diesem Kamera-Setup hatte, zeigt sich heute. Inzwischen ist in jedem halbwegs „vernünftigen“ Smartphone, neben einer Hauptkamera, auch eine Ultra-Weitwinkelkamera integriert.
LG V20 (2016)
Das LG G5 floppte, wohl auch deshalb legte der südkoreanische Hersteller noch im gleichen Jahr das LG V20 nach. Der modulare Ansatz warf man damit schon wieder über Bord. Dafür war es das erste Smartphone mit einem Quad-DAC, der für ein besseres Audioerlebnis sorgte.
Auffallend war das kleine Zusatzdisplay auf der Vorderseite, auf dem unter anderem Benachrichtigungen und ein paar Schnelleinstellungen vorgenommen werden konnten. Das war noch in einer Zeit, als es bei LG keine Always-on-Display-Funktion (AOD) gab.
Wie viele andere LG-Smartphones aus dieser Zeit, kämpfte auch das LG V20 mit diversen unerklärbaren Boot-Loop-Problemen.
LG G6 (2017)
Das G6 hätte ein Wendepunkt für LG werden können, hätte sich der südkoreanische Hersteller nicht zu fragwürdigen Entscheidungen hinreissen lassen. Weshalb sich LG entschieden hat, auf Dinge wie der Quad-DAC, die 64 GB Speicher und das kabelloses Laden in der Version für Europa zu verzichten, ist mir auch heute noch ein Rätsel. Wohlgemerkt, in anderen Regionen wurde das LG G6 mit all diesen Features verkauft.
Als wäre das nicht schon genug, verkaufte LG das Smartphone auch nur mit dem Vorjahres-Chipsatz Qualcomm Snapdragon 821. Diese beiden fragwürdigen Entscheidungen haben sich wenig überraschend nicht wirklich gut auf die Verkaufszahlen des LG G6 ausgewirkt.
LG Wing (2020)
Das im Zuge des Explorer Projekts entwickelte LG Wing kam Ende 2020 auf den Markt und überraschte mit seinem schwenkbaren Display. Wird der untere Bereich des Hauptdisplays nach links geschoben, dreht das Display zur Seite hin aus. Bei 90-Grad rastet das Hauptdisplay ein und unterhalb kommt das zweite Display zum Vorschein.
All das hat seinen Preis – und der ist gesalzen. Um die 1000 Franken verlangte LG beim Marktstart für das LG Wing. In Anbetracht der restlichen Ausstattung, ein zu hoher Preis. Das LG Wing bietet weder ein Highend-Prozessor, noch ein Display mit einer höheren Bildwiederholrate. Die Kamera ist gut, aber nicht herausragend und muss ohne Telelinse auskommen.
LG Rollable (?)
Wie gerne hätte ich das LG Rollable irgendwann in den Händen gehalten – doch daraus wird jetzt nichts. Das im Januar angeteaserte Smartphone mit rollbarem Display, wird es nicht bis zur Marktreife schaffen. Sehr schade für das spannende Produkt.
Der Niedergang von LG Mobile: Nein, an den Innovationen lag es nicht
LG konnte in den letzten Jahren immer wieder mit innovativen Smartphones auffallen. Sei es mit dem ersten Smartphone mit 3D-Display, dem G Flex mit biegbaren Display und selbstheilender Rückseite oder zuletzt mit dem LG Wing. Man kann LG definitiv nicht vorwerfen, sie wären nicht innovativ genug gewesen – im Gegenteil.
Bei LG haperte es leider an vielen anderen Stellen. Allen voran war LG für seine grauenhafte Update-Politik bekannt, die sich über die letzten Jahren leider nie merklich verbessert hat. Hinzu kamen fragwürdige Entscheidungen und teilweise frappante Software-Probleme (Boot-Loops).
Trotz all dem werden wir LG als innovativer Smartphone-Hersteller vermissen. Doch wer weiss, vielleicht gibt es irgendwann in Zukunft ein Comeback „à la“ Nokia?