Die Fantasy Basel ist nicht mehr. Zumindest für dieses Jahr. Nachdem die selbst ernannte Swiss Comic Con am Donnerstag losging, habe ich mich zum dritten Mal nach Basel begeben, um mich unter die Besucher:innen zu mischen. Ich war einer von 62’000 Geeks, der sich auf 70’000 Quadratmeter über 450 Stände, Ausstellungen, Vorträge, KünstlerInnen und natürlich jede Menge Cosplayer:innen freuen durfte.
Nachfolgend findet ihr – ganz subjektiv – meine Highlights, aber auch ein paar Dinge, die besser hätten sein dürfen.
Top: Die Schweizer «Star Wars»-Community
Ich muss sagen, dass am Freitag bezüglich Cosplay noch nicht ganz so viel los war, wie am Samstag, an dem ich leider nicht mehr da war. Trotzdem gab es natürlich einiges zu sehen. Das letzte Mal, als ich an der Fantasy Basel war, hatte ich einen richtig beeindruckenden Uruk-Hai gesehen, der ich dieses Mal wohl verpasst habe.
Dafür gab es bezüglich «Star Wars» so einiges zu sehen. Modelle und Skulpturen in verschiedenen Grössen und Komplexität wetteiferten um die Aufmerksamkeit der Besucher:innen. Viele Kostüme waren so grandios gestaltet, sie hätten direkt aus einem der Filme (oder Serien) stammen können. Auch der Thron von Boba Fett (respektive früher natürlich Jabba the Hut) gab es zu bestaunen. Natürlich handelte es sich um einen Nachbau und nicht das Original.
Gezeigt hat sich auch, wie verlockend die dunkle Seite ist: Ich kann mich zumindest nicht erinnern, eine einzige Person gesehen zu haben, die ein Outfit der Rebellen trug. Dafür umso mehr Sturmtruppler, Kilo Rens und amüsanterweise keinen Darth Vader. Die dunkle Seite ist eben doch zu verlockend.
Top: Kreativität, so weit das Auge reicht
Ja, was soll ich sagen? Ich bin immer wieder sehr angetan von der Schweizer Cosplay-Community. Was uns hier mittlerweile geboten wird, ist einfach grossartig. Klar, es gab auch die 19.90-Franken-Spider-Man-Anzüge, die man auch an der Fasnacht sieht, aber diese waren die Ausnahme.
Es hat richtig Spass gemacht, einfach durch die verschiedenen Hallen zu schlendern und die aufwendigen Cosplays zu bestaunen. Dabei habe ich vor allem gemerkt, dass ich bezüglich Mangas und Animes überhaupt nicht mehr auf dem aktuellen Stand bin. Vieles habe ich nicht gekannt, aber Spass hat es trotzdem gemacht. Was ich an Cosplay so liebe ist, die Detailverliebtheit und die Hingabe, die die Leute in ihre Outfits stecken.
Und zwischen all den verschiedenen Kostümen gab es dann doch auch die eine oder andere Figur aus meinen alten Anime-Tagen. Mein Highlight war dabei ein Prinzessin-Mononoke-Cosplay. Falls du das hier liest: Wirklich toll gemacht!
Top: Geeks von jung bis alt
Noch immer werden Anime-Fans, Cosplayer:innen oder schlicht Geeks in Schubladen gesteckt. An der Fantasy Basel sieht man aber wunderbar, wie divers diese Community ist. Richtig schön fand ich aber, dass man auch gesehen hat, dass die Fantasy Basel kein Event ist, der nur junge Personen anspricht. Stattdessen findet man dort die gesamte demografische Bandbreite der Schweizer Bevölkerung vor. Von der Pensionärin, die als «Star Trek»-Offizierin da war, bis hin zur Pokémon-Familie, bestehend aus Pokémon-Mama und Papa, die ihren Pikachu-Nachwuchs durch die Massen navigierten, habe ich alles gesehen.
Top: Einen Sauron aus dem 3D-Drucker? Ja, bitte!
Ich mag 3D-Drucker und ich mag «Herr der Ringe». Wenn da dann plötzlich Sauron höchstpersönlich vor mir steht und mir einen Eindruck davon gibt, wie gross er im Film wirklich ist, hat das schon was. Das Modell wog laut Beschriftung 110 Kilogramm und wurde in ungefähr 1850 Stunden komplett gedruckt.
Hätte länger sein können: das Panel mit Alfred Enoch
Es ist nun mal leider so, dass die Fantasy Basel noch nicht die grossen Stars für Podiumsdiskussionen anlocken (oder bezahlen) kann. Dieses Mal waren mit Dan Folger («Phantastische Tierwesen») und Alfred Enoch («How to get away with Murder», «Foundation») immerin zwei Namen gelistet, die interessierten. Fogler hatte ich leider verpasst, aber bei Enoch war ich dabei. Leider war das Panel enttäuschend kurz. Nach etwa 20 Minuten sagte der Moderator bereits, dass die Zeit abgelaufen sei und das war es dann.
Für mich war das ziemlich ernüchternd. Ich bin mir da längere Diskussionen gewohnt. Auch fand ich die Fragen teilweise etwas dürftig. Ja, Enoch hat bei «Harry Potter» mitgespielt, war aber doch eher ein unbedeutender Nebendarsteller. Dass der Moderator dann doch so viel Zeit für Harry-Potter-Fragen aufgewendet hat, fand ich etwas schade. Immerhin ist Enoch durch «How to get away with Murder» so richtig durchgestartet und hat nun mit «Foundation» eine richtig gute Science-Fiction-Serie am Start.
Auf diese ist der Moderator natürlich auch eingegangen, aber die Fragen waren halt oft eher das übliche Gefrage, das man auch in Interviews erfährt. Wenn man aber einen Alfred Enoch schon auf der Bühne hat, hätte man doch die super Chance gehabt, mit ihm hinter die Kulissen zu blicken. Wie war es, ans Set von «Foundation» zu kommen, wie lernst du deine Texte auswendig, wie gehst du an eine Rolle heran, wieso hast du ausgerechnet bei «Foundation» zugesagt?
Enttäuschend: Filme und Serien glänzen durch Abwesenheit
Es war bis jetzt jedes Mal so und auch dieses Mal nicht anders: Die Filmstudios glänzen an der Fantasy Basel mehrheitlich durch Abwesenheit. Disney war (wie immer) präsent, die anderen Studios beschränkten sich auf das eine oder andere Werbebanner im Aussenbereich. Netflix, Sky Show oder Apple TV+ machten sich erst gar nicht die Mühe, irgendwie auf ihren Content aufmerksam zu machen. Zumindest habe ich nichts gesehen.
Universal, die mit «Jurassci World: Dominion» einen grossen Film am Start haben, hat sich nicht die Mühe gemacht, mehr zu tun, als ein Riesenplakat aufzuhängen. Dabei wäre der Film doch prädestiniert, für einen coolen Stand gewesen. Die 62’000 Besucher:innen hätten sich sicher über ein Velociraptor-Modell gefreut, mit dem sie hätten posieren können.
Von exklusiven Sneak-Previews wie es sie in den USA (und manchmal auch in Deutschland) gibt, kann die Fantasy Basel nur träumen. Wer, so wie ich, vor allem auch für das Thema Film an die Fantasy Basel reist, wird in diesem Bereich leider enttäuscht.
Fazit
Klar, was ich gut oder schlecht gefunden habe, muss nicht für andere gelten. Die Erwartungen sind hier natürlich so unterschiedlich wie die Cosplay-Kostüme. Für mich ist die Fantasy Basel noch immer ein Event, der in der Schweizer Messelandschaft heraussticht und fasziniert. Wer noch nie dort war und Themen wie «Star Wars», Marvel, Anime oder Cosplay nicht komplett abgeneigt ist, sollte sich einen Besuch überlegen.