Technik

Fyta Beam: Der smarte Pflanzenassistent im Langzeittest

Fyta Beam: Pflanzenpflege mit dem Smartphone.

Smart Gardening hält immer mehr im Schweizer Alltag Einzug. Roboterrasenmäher und schlaue Zeitschaltuhren fürs Bewässerungssystem im Garten sind mittlerweile nichts Ungewöhnliches mehr. Nun macht sich das smarte Gartenzubehör daran, die Wohnzimmer zu erobern. Der Fyta Beam ist so ein smartes Stück Technologie für die geneigten Zimmerpflanzenbesitzer:innen. Es soll dafür sorgen, dass selbst Leute, die von sich behaupten, keinen grünen Daumen zu haben, lange Freude an ihren Zimmerpflanzen haben.

Fyta hat mir einen ihrer smarten Pflanzensensoren geschickt und ich habe diesen über mehrere Monate ausgiebig getestet. Ich selbst behaupte jetzt mal, dass ich beim Thema Pflanzen ein gutes Grundwissen habe und kann deshalb auch sagen: Wer sich mit Pflanzen einigermassen auskennt, braucht keinen Fyta Beam. Das heisst aber nicht, dass der smarte Messstab (oder wie man so etwas nennen möchte) nicht Spass machen kann.

Fyta Beam im Test bei Zimmerpflanzen.
Ja, ich mag vor allem Korbmaranten. | Bild: vybe

Schnelle und verständliche Einrichtung

Der Fyta Beam ist zügig eingerichtet. Der Strom bezieht er aus einer Flachbatterie, die im Lieferumfang enthalten ist. Danach steckt man den Stab möglichst nahe am Pflanzenstamm in die Erde – ohne dabei die Wurzeln zu verletzen. So steht es zumindest in der Anleitung. Das ist unter Umständen gar nicht so einfach, schliesslich sieht man ja nicht, was sich unter der Oberfläche abspielt.

Ich für meinen Teil habe den Pflanzensensor rund einen Zentimeter vom Stamm meiner Korbmarante in die Erde gesteckt. Danach musst du dir nur noch die App herunterladen und den Sensor via Bluetooth mit dem Smartphone verbinden. Bevor du das aber machen kannst, musst du die Pflanze mit deiner Handy-Kamera scannen. Die App erkennt dann automatisch, um was für eine Pflanze es handelt. Dieser kannst du dann den Fyta Beam zuordnen.

Fyta Beam Test: Wie gut ist der smarte Pflanzenpflege?
Bild: vybe

Die Pflanzenerkennung funktioniert zuverlässig und auch bei etwas schlechterem Licht. So weiss der Fyta Beam gleich, mit welcher Pflanze er es zu tun hat und welche Bedürfnisse diese hat. Das ergibt natürlich Sinn, schliesslich hat ein Kaktus ganz andere Giessbedürfnisse als etwa eine Monstera.

Verlass dich nicht nur auf die App

Danach dauert es – je nach Wert ein paar Stunden – bis die App diverse Statistiken anzeigt. Die wichtigsten sind dabei, wie feucht die Erde ist und wie lange die Pflanze ausreichend Licht hat. Bei letzterem zeigt sich aber auch ein erster Schwachpunkt des Sensors: Hat die Pflanze Blätter, die runterhängen, wie bei meiner Korbmarante, können diese den Sensor, der das Licht misst, teilweise verdecken. Das führt dann zum Ergebnis, dass mein Fyta Beam regelmässig reklamiert hat, meine Korbmarante habe zu wenig Licht. Aus Erfahrung weiss ich aber, dass es ihr an ihrem Standort gut gefällt.

In so einem Fall muss man den Fyta Beamso in die Erde stecken, dass kein Blatt den Sensor verdeckt, allerdings ist er dann unter Umständen nicht mehr so nah am Stamm der Pflanze. Wer ein bisschen Ahnung von Pflanzen hat, sollte sich also nicht blind auf die Sensorik des Fyta Beam verlassen.

Das gilt auch für die Erkennung von Krankheiten und Schädlingen. Dafür hat die App nämlich extra eine Scan-Funktion eingebaut. Aus Erfahrung weiss ich, dass das mal besser, mal schlechter funktioniert. Hier kann die KI den menschlichen Verstand schlicht nicht ersetzen. Das führt dann dazu, dass unter Umständen falsche Diagnosen angezeigt werden. Oder man hat so eine grosse Auswahl an möglichen Ursachen, dass man nicht viel schlauer als vorher ist.

In meinem Fall hatte die Monstera Thripse, was die App nicht erkannt hat. Zugegeben: Thripse zu erkennen, ist auch sehr schwierig, selbst als Mensch, schliesslich sind die Viecher ziemlich klein. Wenn man dann nur die Blätter von Weitem fotografiert, wäre es ziemlich überraschend gewesen, wenn die KI die Thripse diagnostiziert hätte.

Trotzdem kann der Krankheitserkenner ein Hinweis sein, woran es der Pflanze fehlt. Wenn es aber nicht offensichtlich ist, was deine Pflanze hat, solltest du aber immer eine Fachperson aus einem Gartencenter um Rat fragen. Am besten machst du dafür gute Fotos der Pflanze oder nimmst eine betroffene Pflanzenstelle mit. (Bitte nicht gleich die ganze Pflanze mitschleppen, das bedeutet für sie nur unnötigen Stress).

Fyta App als digitale Pflanzensammlung

Was mir gefallen hat, ist, dass du weitere Pflanzen auch ohne Fyta Beam in der App hinzufügen kannst. Du kriegst dann von der App allerlei Tipps zur Pflege, die du dann halt ohne Messungen durchführen musst. Nützlich ist es aber allemal, vor allem, wenn du dich mit Pflanzen nicht so gut auskennst.

Die App selbst finde ich optisch sehr gelungen. Das User-Interface ist übersichtlich und hat eine angenehm freundliche Design-Sprache. Ich mochte auch, dass die Texte nicht so nüchtern verfasst worden sind, sondern daherkommen, als würde man mit seiner Pflanze kommunizieren. Ist es zum Beispiel Zeit, wieder etwas zu giessen, kriegst du eine Push-Nachricht à la «I could need a little sip» (in etwa: Ich könnte einen kleinen Schluck gebrauchen).

Der Installationsprozess ist ein wunderbares Beispiel für die schöne Gestaltung der App:

Solche Details mag ich sehr. Hier zeigt sich dann aber auch noch eine Hürde, die Fyta in naher Zukunft beheben muss: Im Moment ist noch vieles auf Englisch. Für mich kein Problem, aber für Leute, die kein Englisch können, ist das natürlich doof. Ich war ohnehin etwas überrascht, dass es die App nicht auf Deutsch gibt, da das Start-up aus Deutschland kommt. Da man aber auf Kickstarter eine Kampagne gelauncht hatte, hat man der englischen Sprache wohl Priorität eingeräumt. Das verstehe ich.

Fyta Beam: Lohnt sich der Kauf?

Insgesamt kann ich nach rund vier Monaten sagen: Nein, der Fyta Beam ist kein Gadget, dass die Pflanzenpflege fundamental verändert. Aber es macht trotzdem Spass. Wenn du überhaupt keinen grünen Daumen hast, wird dir der Fyta Beam eine willkommene Hilfe sein. Kennst du dich mit Pflanzen aus, ist es eine spassige Ergänzung, die vor allem hilft, dich ans Giessen zu erinnern. Aber auch wer sich auskennt, kann anhand der gelieferten Analysen spannende Einsichten gewinnen.

Spass hat mir auch die App gemacht, wo man sich eine richtig kleine Pflanzenfamilie zusammenstellen kann. Dazu gibt es im Pflanzenlexikon ausführliche Hintergrundinfos zu den Pflanzen selbst, im Blog wiederum werdene allgemeinen Themen wie «Das richtige Licht für deine Pflanze» behandelt. Klar, hier gibt es noch viel Ausbaubedarf, aber Fyta ist steht noch ganz am Anfang und ich kann mir vorstellen, dass hier innerhalb von ein, zwei Jahren ein spannendes Ökosystem rund um Smart Gardening entsteht.

Noch etwas schmerzen tut der Preis: 39,99 Euro ist selbst für Schweizer:innen ein ordentlicher Betrag. Ich hatte wirklich Lust, die grösseren Pflanzen von mir alle mit Fytas auszustatten. Wenn ich dann aber rund 400 Franken für zehn Fyta Beams ausgeben muss, ist mir das doch zu teuer, schliesslich geht es bei mir auch ohne smarte Sensoren. Aber eben: Wenn dir deine Pflanzen immer wieder wegsterben, könnte sich eine Investition in Fyta Beams lohnen. Zumindest ist das besser, als ständig neue Pflanzen zu kaufen.

Unter dem Strich kann ich sagen: Wenn dir deine Pflanze mehr schlecht als recht gedeiht, solltest du einen Fyta Beam in Betracht ziehen. Und selbst wenn du dir den Sensor noch nicht kaufen willst, lade dir doch mal die App runter, scanne deine Pflanze und hol dir ein paar Tipps. Denn mit den Tipps und Tricks könnte es gut sein, dass du dir mit der Fyta App einen grünen Daumen holst. Für alle, die sich bereits gut mit Pflanzen auskennen, ist der Fyta Beam vor allem dann etwas, wenn du ein Fan von Smart Home bist und Analysen und Statistiken magst.

Schreibe einen Kommentar