Nachdem ich zuletzt einige der – in meinen Augen – besten Videospielverfilmungen genannt habe, ist heute das Gegenteil dran. Und Junge, Junge, das ist nicht leicht, hier eine einigermassen kurze Liste zu erstellen. Die Auswahl an filmischen Tiefschlägen ist nämlich lang und reicht Jahrzehnte zurück.
Darum lasse ich einige "Klassiker" des Scheissfilms bewusst weg, weil die mittlerweile im Allgemeinbewusstsein fest als miese Adaptionen verankert sind. Darunter "Filme" wie «Super Mario Bros.» (1993) und was auch immer Uwe Boll in diesem Bereich über all die Jahre verbrochen hat.
«Uncharted», Ruben Fleischer, 2022
Eine gefühlte Ewigkeit geisterte die Verfilmung des Playstation-Knallers «Uncharted» durch Hollywood. Zahlreiche Namen vor und hinter der Kamera standen mit dem Projekt in Verbindung. Manche spannend, andere eher absurd (Joe Pesci?!)
Zwischenzeitlich gab es sogar einen vielversprechenden Fan-Film mit Fan-Liebling (und Nathan-Drake-Inspiration) Nathan Fillion in der Hauptrolle und Stephen Lang («Avatar») als Sully. Der Kurzfilm schaffte es ziemlich gut, den Humor und den Stil der Videospiel-Reihe einzufangen. Natürlich sah man dem Kurzfilm sein begrenztes Budget an, aber hey, das, was geboten wurde, überzeugte.
Sony entschied sich letztlich aber, einen anderen Weg einzuschlagen. Jener, der «Origin Story», man sollte als Zuschauerin und Zuschauer die Geburtsstunde von Nathan Drake als berüchtigten Abenteurer und Schatzjäger sehen. Dafür holte man sich einer der – zu jener Zeit – angesagtesten Jungstars von Hollywood: Tom Holland, der den aktuellen «Spider-Man» in Marvels Comichelden-Franchise gibt. Als Sully engagierte man Mark Wahlberg und präsentierte damit ein Protagonisten-Duo, das in Fankreisen auf Ablehnung stiess.
Und ich bin ehrlich: Ich fand die beiden auch eine Fehlbesetzung. Keiner der beiden verkörperte auch nur ansatzweise die Figur der Vorlage. Ihnen fehlten Charme und Chemie. Aber auch sonst blieb der Film eine lauwarme Angelegenheit. Die Story war flach, das Product Placement ekelhaft offensichtlich, das Abenteuergefühl wohl gerade im Urlaub und die Actionszene zu offensichtlich am Computer entstanden. Der Film ist zwar für sich gesehen kein Totalausfall, aber beweist, dass ein bombastisch inszeniertes Actionspiel nicht zwingend auf der Leinwand funktioniert.
Als Trost: Die früh angedrohte Fortsetzung ist uns bisher erspart geblieben.
Kleines Highlight: Drake-Sprecher Nolan North gibt einen kleinen Cameo und für einen kurzen Moment erklingt Greg Edmonsons ikonisches «Nates Theme» in einem ansonsten eher faden Soundtrack.
«Silent Hill: Revelation», 2012
Teil 1 gehört für mich zu den besseren Film-Adaptionen. Christophe Gans hat die albtraumähnliche Horroratmosphäre recht gekonnt inszeniert. Das kann man von M. J. Bassetts zweitem Teil leider nicht sagen.
Auch hier hat man auf die Zugkraft eines angesagten Jungstars – Kit Harrington («Game of Thrones») – als Publikumsmagnet gehofft, stellte ihm Carrie-Anne Moss («Matrix») als augenbrauenlose Schurkin gegenüber und holte für kleinere Rollen Sean Bean («Goldeneye») und Radha Mitchell («Man on Fire») aus dem Vorgänger zurück. Genützt hat es nichts.
Die Adaption des Games «Silent Hill 3» verkommt aufgrund flacher Story und mässiger Inszenierung zu einem billigen Gruselfilmchen mit der Atmosphäre einer Geisterbahn aufm Jahrmarkt – und sieht auch so aus. Der Film lässt sich keine Zeit, hetzt von Location zu Location, schmeisst ein paar aus dem Game bekannte Monster in den Mix und leuchtet dann alle Sets derart knallig aus, dass auch garantiert keine Atmosphäre aufkommt. Ah, weil das damals auch so hip war, kam der Film in unnützem 3D in die Kinos.
«Silent Hill: Revelation» enttäuschte an den Kinokassen (55 Millionen weltweites Einspiel gegen ein geschätztes 20 Millionen Budget) und begrub weitere Filmadaptionen der Reihe für mehr als eine Dekade. 2025 soll das Franchise wiederbelebt werden. Nachdem das Remake des Kultspiels «Silent Hill 2» frenetisch gefeiert wird, soll nun auch die Filmadaption folgen. Dieses Mal aber wieder mit Christophe Gans auf dem Regiestuhl.
«Max Payne», 2008
Und noch einmal Mark Wahlberg. Dieses Mal verkleidete er sich als Film-Noir-Racheengel Max Payne. Die Games überzeugen durch eine dunkle, gewalttätige und Story mit abgefuckten Figuren und heruntergekommenen Locations. Kernelement der Spiele ist sicher auch die Bullettime-Schiessereien, die das blutrünstige Treiben noch extra saftig in Szene setzten.
Was davon hats auf die Leinwand geschafft? Praktisch nix. Wahlberg gibt wieder eine denkbar schlechte Figur ab (wieso wird dieser Mann immer wieder besetzt? Und warum zum Geier hat er trotz «Boogie Nights» und «The Departed» kaum eine wirklich gute Performance abgeliefert?) und der Film inszeniert gekonnt an der Vorlage vorbei. Herausgekommen ist ein halbgarer und buchstäblich farbloser Action-Film, der glücklicherweise schnell wieder in Vergessenheit geraten ist. Und das ganz ohne Horrordroge «Valkyrie».
«Hitman», 2007 und «Hitman: Agent 47», 2015
Wie soll ein Film funktionieren, dessen Vorlage davon lebt, dass die Spielerschaft auf hunderte Arten durch die Levels kommen kann? Ganz einfach: Gar nicht. Denn als Auftragskiller Agent 47 – ihr wisst schon, der Glatzkopf mit dem Strichcode und den zwei Hardballer-Knarren – können Spielerinnen und Spieler ihre Ziele in offenen Gebieten auf unzählige kreative Weisen um die Ecke bringen. Die Story dahinter ist im Grunde sekundär.
Aber genau das funktioniert in einem Film nicht. Das hat die Macher von «Hitman» nicht davon abgehalten, es trotzdem zu versuchen. Xavier Gens («Im Wasser der Seine» sass auf dem Regiestuhl, Timothy Olyphant («Once Upon a Time in … Hollywood») spielte Agent 47 und Skip Woods («Password: Swordfish») lieferte das Drehbuch (das ist wichtig, merkt euch das). Entstanden ist ein generischer Actionfilm, der nicht ansatzweise soviel diabolische Laune machte, wie die Spiele. Aber die Kasse hat gestimmt. Mit dem geschätzten Budget von 24 Millionen Dollar spielte der Film weltweit 101 Millionen Dollar ein.
Bis es zur Fortsetzung kam, dauerte es eine Weile. Erst 2015 durfte Agent 47 – jetzt gespielt von Rubert Friend («Jurassic World: Rebirth») wieder rumballern. Inhaltlich hat sich aber weniger verbessert, der Film wiederholt viele Fehler des Erstlings. Und wisst ihr warum? Weil irgendwelche Füchse in den Teppichetagen dachten, es wäre eine gute Idee, noch einmal denselben Drehbuchautor auf den Stoff anzusetzen!
Darum hielt sich die Überraschung in Grenzen, als sich auch «Hitman: Agent 47» als filmisches Lüftchen erwies. An den Kinokassen sah es auch nicht besonders rosig aus. 35 Millionen Budget stehen Einnahmen 82 Millionen Dollar gegenüber. Das Resultat: Bislang weilt der Leinwand-Meuchelmörder im Ruhestand. Hoffentlich für immer. Denn generische Stangenware im Actionbereich gibt es weiss Gott genug.
«Doom Annihilation» (2019)
Der einzige Grund, warum nicht die 2005er-Verfilmung mit The Rock und Karl Urban hier aufgelistet ist, liegt daran, dass die billig in Bulgarien heruntergekurbelte Direct-to-DVD-Fortsetzung noch eine ganze Höllenebene schlechter ist – und keine Ego-Shooter-Sequenz drin hat.
Wer mässige Schauspieler durch eine Kläranlage und den immer selben Gang rennen sehen möchte, bitteschön. Aber kommt hinterher nicht heulend zu mir.
«Monster Hunter», 2020
Natürlich möchte ich auch Paul W.S. Anderson ein Plätzchen an dieser zweifelhaften Sonne gönnen. Denn nachdem er mit viel Verve die «Resident Evil»-Reihe an den Fans vorbei inszeniert hat, wagte er sich 2020 an ein anderes Mega-Franchises aus dem Hause Capcom: das Dino-Grind-Rollenspiel «Monster Hunter».
Die Games sind nicht gerade für ihre tiefgreifenden Stories bekannt, begeistern aber mit abwechslungsreichen Fantasy-Welten, unzähligen riesigen Drachen und Monstern und dem Spielspass, gemeinsam als Team diese Viecher zu jagen, auszunehmen und ihre Körper in Waffen und Rüstungen zu verwursten. Klingt ekliger, als es ist.
Was macht Anderson daraus? Er inszeniert seine Frau Milla Jovovich und eine Truppe charme- und charakterbefreiter No-Names als moderne Special Forces Squad, die durch einen Dimensionenriss in die Welt von «Monster Hunter» gezogen und zeitnah dezimiert wird. Von einem – tatsächlich gut getricksten – Diablos, den Spielekenner erfreuen dürfte. Der weitere Verlauf des Filmes ist dann genau so eintönig, wie das Wüstensetting.
Denn es ist Andersons zweifelhaftester Flex, rund Dreiviertel des Filmes dafür zu verwenden, seine Protagonisten in einer Höhle hocken zu lassen, und Pläne zu schmieden, wie sie das Buddel-Monster vor der Haustüre loswerden können. Erst im Finale öffnet sich die Welt etwas, spult pflichtschuldig noch etwas Fan-Service ab, bevor alles mit einem schäbigen Cliffhanger unzeremoniell zu Ende geht. Fortsetzung folgt, sagen die letzten Frames. Ein Glück, dass das nicht passiert ist.
Übrigens! Jüngst wurde bestätigt, dass sich Paul W.S. Anderson nach seinem aktuellen Machwerk «In The Lost Lands» wieder ein Videogame zur Brust nimmt. Dieses Mal soll es «House of the Dead» aus dem Hause Sega sein. An dem Lightgun-Shooter hat sich 2003 schon Uwe Boll vergriffen. Eine Neuverfilmung kann eigentlich nur besser werden. Eigentlich. Bleibt nur die Frage offen: Spielt Milla Jovovich mit? Ähnliche Frage: Ist Wasser nass?