Mit der Fenix 7 Pro hat Garmin vor wenigen Wochen seine neueste GPS-Multisportuhr für Outdoor-Fans auf den Markt gebracht. Sie positioniert sich zwischen der letztjährigen Fenix 7 und der Fenix 8, die vermutlich irgendwann im kommenden Jahr präsentiert wird. Das bedeutet aber nicht, dass Garmin dem Pro-Modell keine Neuerungen spendiert – im Gegenteil. Erstmals kommt etwa der brandneue PPG-Sensor Elevate V5 zum Einsatz, der eine besonders akkurate Herzfrequenzmessung ermöglichen soll. Auch gibt es in jedem Pro-Modell eine LED-Taschenlampe, die sich im Test zum echten Highlight gemausert hat.
Nach einer mehrmonatigen Testphase kann ich gut darüber urteilen, was die Fenix 7 Pro auszeichnet und wo Garmin noch (viel) Potenzial für das nächste Fenix-Modell hat.
Die Qual der Wahl: Diese Varianten gibt es
Wie bei Garmin üblich, gibt es die GPS-Multisportuhr in verschiedenen Grössen (42, 47 und 52 mm Durchmesser) und Varianten (mit/ohne Saphirglas und verschiedenen Farbvarianten) zu kaufen. Preislich gestaltet sich das wie folgt:
- fenix 7 Pro 42mm: UVP: ab 849.90 CHF
- fenix 7 Pro 47mm: UVP: ab 849.90 CHF (665 CHF bei unserem Partner MediaMarkt)
- fenix 7 Pro 51mm: UVP: ab 949.90 CHF
- fenix 7 Pro Sapphire 42mm: UVP: ab 949.90 CHF
- fenix 7 Pro Sapphire 47mm: UVP: ab 949.90CHF
- fenix 7 Pro Sapphire 51mm: UVP: ab 1049.90 CHF
Design und Display
Die Garmin Fenix 7 Pro orientiert sich beim Design am Vorgängermodell. Ein runderneuertes Design ist somit frühestens mit der Fenix 8 zu erwarten, die irgendwann im nächsten Jahr erscheinen dürfte. Als Nachteil erachte ich das allerdings nicht, im Gegenteil. Ich mochte schon das robuste Design der Fenix 7, das voll und ganz auf die Outdoor-Nutzung ausgelegt ist. Das Armband ist aus Silikon und lässt sich bei Bedarf einfach austauschen. Die Wasserdichtigkeit gibt Garmin mit bis zu einer Tiefe von 100 Metern an. Salzwasser macht der Uhr nichts aus – wie mein Praxistest auf Sardinien gezeigt hat.
Alle Modelle der Fenix 7 Pro verfügen über ein Touchscreen-Display. Laut Garmin handelt es sich dabei um ein optimiertes Display, das eine bessere Helligkeit und eine bessere Ablesbarkeit bieten soll. Da ich kein Direktvergleich mit dem Vorgänger machen kann, kann ich das nicht beurteilen. Was ich aber sagen kann: das 1,3 Zoll Display (260 x 260 Pixel) des 47 mm Modells lässt sich insbesondere im Freien gut ablesen. Dank der guten und hellen Hintergrundbeleuchtung ist es aber auch in einem Gebäude oder bei völliger Dunkelheit zu jederzeit gut ablesbar. Das Touchscreen reagiert verzögerungsfrei auf Eingaben.
Die Garmin fenix 7 Pro gibt es als Solar- und Saphir-Solarvariante zu kaufen. Diese Modelle haben eine sogenannte Power Glass- oder Power Sapphire-Uhrengläser, die das Sonnenlicht in Akkuenergie umwandeln und so den Akku ganz ohne etwas zu tun aufladen können. Gut, das klappt, aber ein Wunder solltet ihr nicht erwarten. Der Akku lädt sich via Solar nur sehr langsam auf.
Bedienung zunächst etwas verwirrend
Ich muss offen und ehrlich eingestehen, dass ich zu Beginn mit der Bedienung der Uhr etwas überfordert war. Ich glaube das lag in erster Linie an den insgesamt fünf Tasten am Gehäuse. Mir war zunächst nicht immer klar, was jetzt, welche Taste auslöst. Hinzu kommt, dass die Tasten unterschiedlich auf kurzen und langen Druck reagieren. Doch lass dich davon nicht verunsichern: nach einer kurzen Eingewöhnungsphase legt sich das zum Glück.
Gesundheit- und Fitnessfeatures: Hier trumpft die Fenix 7 Pro auf
Bei den Gesundheit- und Fitnessfeatures kann die Garmin Fenix 7 Pro (fast) aus dem Vollen schöpfen. Hauptverantwortlich dafür, ist der neue PPG-Sensor Elevate V5. Er bietet laut Garmin eine noch genauere Messung aller wichtigen Vitaldaten, wie Herzfrequenz oder Sauerstoffgehalt im Blut (kurz SpO2). Was fehlt? Eine EKG-Funktion. Doch auch in dieser Hinsicht gibt es gute Neuigkeiten, denn die Fenix 7 Pro hat erstmals die Technik für die EKG-Funktion integriert. Allerdings ist diese Funktion Stand heute (Oktober 2023) noch nicht verfügbar. Vermutlich liegt es an der Zertifizierung, die noch aussteht. Details, wann mit der EKG-Funktion auf der Fenix 7 Pro zu rechnen ist, liegen uns leider nicht vor.
Die Garmin Fenix 7 Pro bietet von Haus aus unglaublich viele Sportmodi. Darunter sind zahlreiche weniger bekannte Sportarten, wie Disc Golf, SwimRun, Pickelball und noch viele weitere. Natürlich sind auch gängige Sportarten dabei, etwa fürs Laufen, Radfahren oder Schwimmen. Die vielen Sportmodi bieten jeweils spezifisch auf die Sportart zugeschnittenen Zusatzfunktionen. Wählt man beispielsweise Krafttraining, können die Sets via Uhr getrackt werden. Das funktioniert recht gut und teilweise werden sogar die ausgeführten Übungen korrekt erkannt. Für Golfer:innen dürften sicher auch die über 43089 Golfkarten von Interesse sein. Zudem liefert die Uhr eine Schwunganalyse und soll so beitragen, den Abschlag beim Golfen zu verbessern.
GPS- und Herzfrequenz-Genauigkeit beim Radfahren
Vor ein paar Jahren habe ich das Radfahren für mich entdeckt. Seither lege ich pro Jahr mehrere 100 Kilometer auf dem Fahrrad zurück. Natürlich hat mich auch die Fenix 7 Pro in den drei Monaten auf meinen Radtouren begleitet. Einerseits wollte ich damit herausfinden, wie gut das Dual-Band-GNSS (GPS) arbeitet, und andererseits die Herzfrequenz-Genauigkeit des neuen PPG-Sensors Elevate V5. Das Kurzfazit: Beides ist auf einem sehr hohen Niveau und bieten somit eine hohe Genauigkeit.
Ich war positiv überrascht, wie genau die Herzfrequenzmessung der Fenix 7 Pro arbeitet. Im Vergleich zu einem Brustgurt wich die Messung der Garmin-Sportuhr effektiv nur sehr marginal ab. Für mich als Amateur reicht diese Genauigkeit jedenfalls vollends aus. Spitzensportler:innen oder noch ambitioniertere Sportler:innen werden aber vermutlich weiterhin zu einem Brustgurt greifen, der nach wie vor etwas genauer arbeitet.
Die aufgezeichneten Trainingsaktivitäten werden in der Connect-App von Garmin übersichtlich dargestellt. Von da aus können sie beispielsweise auch direkt zu Strava übertragen werden.
Schlaf-Tracking und Body Battery
Wird die Fenix 7 Pro über Nacht getragen, zeichnet sie neben der effektiven Schlafzeit auch die Schlafphasen (Wach, Leicht, Tief und REM) auf. Basierend darauf erhält man am nächsten Morgen eine Übersicht und Trainingsempfehlung angezeigt. Schläft man schlecht oder zu wenig, wird ein leichtes Training empfohlen. Hat man sich über Nacht hingegen genügend ausgeruht, erhält man auch ein entsprechend anstrengenderes Training empfohlen.
Wie genau die von der Fenix 7 Pro aufgezeichneten Schlafdaten sind, kann ich nicht abschliessend beantworten. Ob sie effektiv korrekt sind, das könnte nur mithilfe eines professionellen Schlaflabors verifiziert werden. Was ich aber mit gutem Gewissen sagen kann, ist, dass die Einschlaf- und Aufwachzeiten ziemlich genau erfasst werden.
Garmin bietet darüber hinaus viele spannende Daten zur Regeneration (Recovery) an. Allen voran die sogenannte Body Battery ist ein guter Indikator dafür, ob der Körper wieder für ein intensives Training bereit ist. Die Body Battery leert sich über den Tag hinweg. Intensive Trainings ziehen folgerichtig mehr von der Body Battery ab. Geladen wird die Body Battery mit Erholung und Schlaf. Ein besonders guter Schlaf kann die Body Batterie wieder komplett füllen, damit man am nächsten Tag wieder bereit ist.
Für den einen oder anderen könnte auch die Funktion “Health Snapshot” interessant sein. Dabei erstellt die Fenix 7 Pro ein “Snapshop” der wichtigsten Vitaldaten, darunter Herzfrequenz, Sauerstoffgehalt im Blut, Herzfreqquenzvariabilität (HVR), Stress und Atemfrequenz.
Die Smartwatch-Funktionen sind okay
Was die Sportfunktionen anbelangt, da kann Garmin aus dem Vollen schöpfen. Etwas weniger rosig sieht es mit den Smartwatch-Funktionen aus. Die sind, sagen wir mal, okay – mehr aber auch nicht. Wer sich an Smartwatches von Apple, Google oder Samsung gewohnt ist, wird sich etwas in der Zeit zurückversetzt fühlen. Klar, in erster Linie positioniert sich die Fenix 7 Pro als GPS-Multisportuhr, aber Apple und auch Samsung haben es mit der Watch Ultra bzw. Galaxy Watch5 Pro auf die Klientel von Garmin abgesehen. Sollte sich in dieser Hinsicht bei Garmin demnächst nichts ändern, könnte ich mir schon vorstellen, dass die/der eine oder andere Fenix-Käufer:in zur Konkurrenz abspringt.
Damit will ich nicht sagen, dass alle Smartwatch-Funktionen bei der Fenix 7 Pro schlecht seien – ganz und gar nicht. Die Benachrichtigungen vom Smartphone werden etwa sehr zuverlässig auf der Uhr angezeigt, auch mit den passenden Emojis. Allerdings lässt es sich nicht auf Nachrichten (SMS, WhatsApp & Co.) antworten. Sie können effektiv nur gelesen und gelöscht werden. Eine Antwort aus vordefinierten Textbausteinen ist nicht möglich und mangels Mikrofon/Lautsprecher erübrigen sich auch die Themen Telefonie und Sprachassistenten (Google Assistant, Amazon Alexa & Co.). Das ist schon etwas erstaunlich, zumal Garmin mit der Venu 2 Plus bereits eine Smartwatch mit genau diesen Funktionen im Sortiment führt.
Über Spotify und Deezer lässt sich Offline-Musik direkt auf der Uhr abspeichern. Gestreamt wird die Musik auf ein Bluetooth-Endgerät (Kopfhörer, Boxen, usw..). Das hat im Test ohne Probleme funktioniert. Über den hauseigenen App-Store können eine Vielzahl weiterer Apps (Komoot, Deezer, Spotify, usw..) und Watchfaces heruntergeladen werden. Warum dafür eine zusätzliche Smartphone-App notwendig ist, erzieht sich mir aber. Weiterhin arbeitet das Betriebssystem auf der Smartwatch flüssig und reaktionsschnell. Obendrauf lässt sich die Fenix 7 Pro wahlweise via Touchscreen oder auch über die fünf Tasten am Gehäuse sehr komfortabel bedienen. Die Bedienung via Tasten erweist sich als grosser Vorteil, wenn beispielsweise Handschuhe getragen werden.
Auf kontaktloses Bezahlen mit der Uhr muss bei Garmin nicht verzichtet werden. Der Dienst heisst Garmin Pay und unterstützt in der Schweiz einige Banken und Kreditkarteninstitute. Im Test hat die Bezahlung darüber problemlos geklappt. Ein LTE-Modell der Fenix 7 Pro gibt es nicht – wie auch schon bei den vorherigen Generationen nicht. Das wäre so langsam aber sicher an der Zeit. Das Know-how hätte Garmin jedenfalls, denn die Forerunner 945 gibt es beispielsweise mit LTE-Funktion.
Der Akku hält und hält…
Normalerweise trage ich im Alltag eine Apple Watch Series 8, die mehr oder weniger jeden Abend auf die Ladestation kommt. Nicht so bei der Fenix 7 Pro. Deren Akku hält im sogenannten Smartwatch-Modus laut Garmin bis zu 22 Tage mit Solarladung. Damit die 22 Tage erreicht werden, muss die Uhr pro Tage während mindestens drei Stunden im Freien bei 50.000 Lux getragen werden. Ohne Solar sind trotzdem bis zu 18 Tage möglich, was immer noch ein ausgezeichneter Wert ist.
Im Alltag kommen diese Daten ungefähr hin. Ja, die Akkulaufzeit ist grandios! Eine Woche Urlaub ohne Ladegerät dabei? Überhaupt kein Problem mit der Fenix 7 Pro. Auch zwei Wochen dürften noch drin liegen, sofern man nicht grad jeden Tag eine Trainingsaktivität mit GPS aufzeichnen möchte. Apropos GPS: Mit allen aktivierten Satelliten (GPS, GLONASS, Galileo) hält der Akku bis zu 48 Stunden durch. Auch das ist ein sensationeller Wert, der von keiner “klassischen” Smartwatch, wie der Apple Watch oder Galaxy Watch, getoppt wird.
In Bezug auf den Akku hat mir dann doch eine “Kleinigkeit” nicht so gefallen: das Ladekabel. Auch 2023 setzt Garmin auf ein proprietäres Ladekabel. Warum nicht auf Wireless-Charging setzen? Mittels Reverse-Wireless-Charging könnte die Smartwatch im Notfall sogar per Smartphone (sofern unterstützt) mit Strom versorgt werden. Das wäre aus meiner Sicht ein echter Mehrwert.
Mein Highlight: Die Taschenlampe
Nein, mein Highlight waren nicht die ausgezeichneten Gesundheit- und Fitnessfeatures der Garmin Fenix 7 Pro. Vielmehr war es ein Feature, das ich bei der Ankündigung zwar wahrgenommen habe, aber dann doch nicht wirklich auf dem Radar hatte. Die Rede ist von der LED-Taschenlampe, die jetzt bei allen Pro-Modellen integriert ist. Die Taschenlampe kann rotes und weisses Licht darstellen und ist ziemlich hell, womit sie sich in der Testphase in mehreren Situationen als sehr nützlich erwiesen hat.
Das Testfazit zur Garmin Fenix 7 Pro
Nein, mit der Fenix 7 Pro erfindet Garmin das Rad nicht neu. Sie basiert auf dem Vorgängermodell, wurde aber gezielt optimiert. Besonders erwähnenswert ist der neue PPG-Sensor Elevate V5, der für eine besonders genaue Aufzeichnung der Vitaldaten sorgt. Der Sensor liefert erstaunlich akkurate Daten, die fast die Genauigkeit eines Brustgurts erreichen. Theoretisch wäre er auch imstande ein EKG zu erstellen, diese Funktion ist Stand heute (Oktober 2023) noch nicht aktiv.
Die LED-Taschenlampe ist nun bei jedem Modell der Pro-Reihe integriert. Und ich hätte es nicht gedacht, aber es ist tatsächlich das Feature das ich jetzt bei meiner Apple Watch am meisten vermisse. Als (mehr oder weniger) ambitionierter Sportler war für mich das sehr akkurate GPS und Pulsmessung ein Highlight. Klar, bei einer Sportuhr in diesem Preissegment darf dies erwartet werden, dennoch erreichen noch lange nicht alle Mitbewerber:innen dieses hohe Niveau.
Die Smartwatch-Funktionen der Garmin Fenix 7 Pro sind okay. Mit den Smartwatches von Apple, Google, Samsung & Co. kann Garmin nicht mithalten. Garmin hat sich meiner Meinung nach etwas zu lange auf den Vorschusslorbeeren ausgeruht und wird jetzt immer stärker von Mitbewerber:innen unter Druck gesetzt. Apple und Samsung haben es mit der Watch Ultra bzw. Galaxy Watch 5 Pro auf die Klientel von Garmin abgesehen. Garmin wäre aus meiner Sicht gut beraten, wenn sie für die Fenix 8 die Software überarbeiten und auch ein LTE-Modell in Erwägung ziehen würden.
So oder so: Aktuell ist die Garmin Fenix 7 Pro aus meiner Sicht eine, wenn nicht die beste Wahl für (ambitionierte) Sportler:innen. Die GPS-Multisportuhr bietet alles, was das Sportlerherz begehrt.
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