Kurz nachdem Google die Pixel 8-Reihe erstmals in der Schweiz lanciert hat, habe ich in einem mehr oder weniger ausführlichen Artikel meine ersten Eindrücke zum spannenden Android-Smartphone geteilt. Das Zwischenfazit damals fiel durch und durch positiv aus. Hat sich daran in den letzten vier Wochen etwas geändert? Kleiner Spoiler: Sagen wir es mal so, jaein.
Ab 999 Franken verkauft Google das Pixel 8 Pro in den Farben Bay, Obsidian und Porcelain. Die detaillierten Preise je nach Speichervariante sehen wie folgt aus:
- 128 GB-Version: 999 Franken
- 256 GB-Version: 1049 Franken
- 512 GB-Version: 1199 Franken (nur in Obsidian erhältlich)
Damit bewegen sich die Preise auf dem Niveau der aktuellen Flaggschiff-Smartphones von Samsung, Apple & Co. Doch kann das Pixel 8 Pro mit der gebotenen Ausstattung auch wirklich mit der starken Konkurrenz mithalten? Dieser Test gibt dir darauf die entscheidenden Antworten.
Das Google Pixel 8 Pro hebt sich vom Einheitsbrei ab
Auf diesen Punkt möchte ich diesmal nur kurz eingehen, da ich bei meinem ersten Eindruck zum Google Pixel 8 Pro bereits ausführlich darauf eingegangen bin. Ich finde es cool, dass sich Google mit der Rückseite vom Einheitsbrei abhebt. Statt einem Kamerabuckel oben links, setzt Google auf eine Leiste aus Metall, in der sich die Kamera und weitere Sensoren befinden. Mir gefällts!
Babyblau beschreibt die Farbvariante unseres Testgeräts ziemlich gut. Offiziell nennt sie sich übrigens Bay. Google hat sich bei allen Farbvarianten für eine milchige bzw. matte Textur auf der Rückseite entschieden. Das bringt den Vorteil mit, dass Fingerabdrücke darauf nicht zu sehen sind. Einzig die Kameraleiste ist nicht matt, aber in einem dezenten Farbton der Rückseite gehalten.
Dank der abgerundeten Längsseiten schmiegt sich das Google Pixel 8 Pro regelrecht in die Hand. Ja, man kann das neue Pixel-Phone durchaus als Handschmeichler bezeichnen. Mit 213 Gramm fällt auch das Gewicht recht angenehm aus, insbesondere, wenn man sonst ein iPhone 14 Pro Max mit einem Gewicht von 240 Gramm im Alltag nutzt.
Durch und durch hochwertig, so lässt sich die Verarbeitung kurz und bündig bezeichnen.
Das Display ist brillant!
Google integriert beim Pixel 8 Pro ein 6,7 Zoll LTPO-AMOLED-Display mit 3120 x 1440 Pixel. Es ist eine übliche Grösse, die bei aktuellen Flaggschiff-Smartphones verwendet wird. Die Bildwiederholrate beträgt 120 Hertz und ist dynamisch. Das heisst, dass sich die Bildwiederholrate automatisch am Inhalt anpasst und so weniger Leistung benötigt und eine höhere Effizienz vorweisen kann. Weiterhin unterstützt das durch Gorilla Glass Victus 10 geschützte Display HDR10+.
Ein Highlight stellt zweifelsohne die hohe Helligkeit von bis zu 2400 Nits dar. Damit stellt Google sogar Apple und Samsung in den Schatten. Ja, auch bei direkter Sonneneinstrahlung ist das Display mehr als hell genug. Doch nicht nur mit der hohen Helligkeit kann das Display im Pixel 8 Pro überzeugen, auch die Farbwiedergabe und Kontraste sind einfach hervorragend.
Kurzum: Google hat im Pixel 8 Pro meiner Meinung nach das bisher beste Smartphone-Display verbaut.
Der Prozessor ist die Achillesferse
Das Pixel 8 Pro hat den hauseigenen Tensor G3-Chipsatz integriert, der von Samsung produziert wird. Ihm stehen mit 12 GB RAM mehr als genügend Arbeitsspeicher zur Seite. Im Alltag reicht diese Kombination für ein schnelles und verzögerungsfreie Arbeiten aus. Einige Schwächen des Vorgängers, wie die starke Wärmeentwicklung, hat Google in den Griff bekommen. Das Pixel 8 Pro behält auch bei reger Nutzung einen kühlen Kopf.
Leistungstechnisch kann es der Tensor G3 nicht mit den High-End-SoCs von Apple, Qualcomm und gar MediaTek aufnehmen. Die sind allesamt in Benchmarks teilweise bedeutend schneller. Insgesamt bewegt sich der Tensor G3 meistens “nur” auf dem Niveau eines Snapdragon 7+ Gen 2. Damit die Leistung korrekt eingeordnet wird: Beim Snapdragon 7+ Gen 2 sprechen wir von einem Chipsatz, der bei Smartphones der gehobenen Mittelklasse zum Einsatz kommt.
Bei den Speichervarianten haben wir in der Schweiz die Auswahl zwischen 128, 256 und 512 GB. Das 1 TB-Modell bleibt den Amis vorbehalten. Schade setzt Google bei den Speichermodulen noch auf UFS 3.1 statt auf den neuesten und nochmals schnelleren UFS 4.0-Standard. Erfreulich dafür, ist, dass das Pixel 8 Pro bereits den Wi-Fi 7-Standard inklusive 6-GHz-WLAN unterstützt. Weiterhin ist Bluetooth 5.3, NFC und UWB im Pixel 8 Pro integriert.
Die Kamera trumpft gross auf
Auf der Suche nach einem starken Kamera-Smartphone? Dann gehört das Pixel 8 Pro zweifelsohne in die engere Auswahl. Werfen wir zunächst aber mal einen Blick auf das Kamera-Setup, das sich wie folgt zusammensetzt:
- 50 Megapixel Weitwinkel (mit optischer Bildstabilisierung)
- 48 Megapixel Telefoto (mit optischer Bildstabilisierung)
- 48 Megapixel Ultraweitwinkel
Kurz und bündig: Alle drei Kamerasensoren überzeugen im Alltag mit einer hervorragenden Bildqualität. Etwas detaillierter?
Gut, dann fangen wir doch mit dem 50 Megapixel-Hauptsensor an, der wie beim Pixel 7 Pro von Samsung stammt. Er brilliert sowohl bei guten, wie auch herausfordernden Lichtverhältnissen. Die Aufnahmen verfügen über eine natürliche Farbwiedergabe, einen tadellosen Kontrastumfang und eine tolle Schärfe bis an die Ränder hin. Aufnahmen bei Nacht oder wenig Licht gelingen durch den überzeugenden Nachtmodus erstaunlich gut. Da der Hauptsensor eine optische Bildstabilisierung (OIS) verfügt, gelingt dies auch bei einer längeren Belichtungszeit einwandfrei. Einzig der Autofokus hat noch etwas Luft nach oben.
Ein grosses Upgrade verpasst Google der Ultraweitwinkelkamera, die mit 48 Megapixel eine deutlich höhere Auflösung als beim Vorgängermodell bietet. Auch hier zeigt sich eine sehr zufriedenstellende Bildqualität – sowohl in guten, wie auch herausfordernden Lichtverhältnissen. Im Vergleich zur Hauptkamera fällt bei genauer Betrachtung auf, dass Aufnahmen teilweise etwas weniger Details aufweisen. Das ist aber eine Kritik auf (sehr) hohem Niveau. Insgesamt überzeugt auch der Ultraweitwinkelsensor, der übrigens auch für Makroaufnahmen verwendet werden kann und auch da zu überzeugen weiss.
Welche Aufnahme gefällt dir besser? Links: iPhone 14 Pro Max | rechts: Google Pixel 8 Pro
Abgerundet wird das Kamera-Setup auf der Rückseite von einer Telelinse mit 48 Megapixeln und einem fünffachen optischen Zoom. Dank neuer f/2.8-Blende ist die Telelinse etwas lichtstärker geworden. Damit verwacklungsfreie Aufnahmen gelingen, gibt es auch bei der Telelinse eine optische Bildstabilisierung (OIS). Offensichtliche Schwächen zeigte die Telelinse nicht. Überrascht war ich darüber, wie gut sich ein Motiv maximal 30-fach via Digital-Zoom vergrössern lässt. Im Vergleich zu den Mitbewerber:innen bleiben auch 30-fach Aufnahmen noch brauchbar und enden nicht in einem Matsch aus Texturen.
Nicht ganz auf dem Niveau der drei Kameras auf der Rückseite, ist die Selfiekamera. Google setzt dafür auf einen Sensor mit 10,5 Megapixeln und einem Autofokus. Die Aufnahmen sind gut, aber mehr nicht. Google verbaut eine grosse Palette an Nachbearbeitungsfunktionen für Selfies und natürlich alle anderen Aufnahmen.
Mit Android 14 führt Google die Funktion namens Ultra HDR für Fotos ein. Es ist eine Funktion, die somit später auch bei anderen Smartphone-Herstellern mit Android 14 bereitstehen wird. Ultra HDR Fotos sollen auf einem kompatiblen Display noch besser aussehen. Ob das tatsächlich der Fall ist, kann ich so nicht abschliessend beantworten.
Coole KI-Features, aber viel in der Cloud
Bei der Präsentation des Pixel 8 Pro standen die vielen KI-Funktionen im Mittelpunkt. Ja, das neue Pixel-Smartphone besticht mit vielen KI-Features. Der magische Radierer kennen wir bereits vom Pixel 7 (Pro) und lässt beispielsweise Personen oder Gegenstände aus einer Aufnahme spielendeinfach entfernen. Doch Google hat sich für das neue Flaggschiff-Smartphone weitere, spannende KI-Features ausgedacht.
Neben dem bereits bekannten magischen Radierer, ist neu der magische Editor mit an Bord. Dieser funktioniert allerdings nur dann, wenn sich die Aufnahmen in der Cloud (Google Fotos) befinden. Dieser Umstand könnte der eine oder andere als Nachteil auslegen und auf die sonst beeindruckende Funktion aufgrund Datenschutzbedenken verzichten. Mit dem magischen Editor können gezielt Personen oder Objekte markiert und bearbeitet werden. So lassen sich Objekte und Personen umplatzieren oder vergrössern und verkleinern. Ganz automatisch lässt sich etwa der Himmel austauschen. Hast du eine Aufnahme mit einem bedeckten Himmel gemacht, generiert dir die KI mehrere Bilder mit unterschiedlichem Himmel bzw. Wetter.
Cool ist die Funktion namens Beste Aufnahme. Damit lassen sich auf Gruppenfotos Gesichter korrigieren. Schaut jemand nicht in die Kamera oder hat die Augen geschlossen? Kein Problem für das Pixel 8 Pro. Die Funktion “Beste Aufnahme“ nutzt die vorhandenen Fotos, um das Foto zu machen, das man eigentlich wollte. Dazu erstellt ein integrierter Algorithmus ein kombiniertes Bild aus einer Fotoserie, um jedes Detail optimal aussehen zu lassen.
All das klappt in der Praxis erstaunlich gut, wenn auch die Bearbeitung ziemlich viel Zeit in Anspruch nimmt. Je nach Foto benötigt die Bearbeitung gut und gerne 15 und mehr Sekunden. Das erstaunt etwas, denn Google sprach in der Präsentation davon, dass das Pixel 8 Pro besonders flott mit KI-Funktionen umgehen kann. Möglicherweise ist für die lange Bearbeitung eben doch der nicht so starke Tensor G3-Chipsatz mitverantwortlich.
Konkurrenzlose Update-Garantie
Google liefert das Pixel 8 Pro wenig überraschend mit Android 14 aus. Es ist somit die aktuelle Android-Version. Neu bietet Google eine Update-Garantie von sage und schreibe sieben Jahren(!) an. Oder anders ausgedrückt: Das Pixel 8 Pro wird bis 2030 mit Updates versorgt und da als letztes Update Android 21 erhalten. Ob das realistisch ist? Wird sich zeigen. Konkurrenzlos ist das Update-Versprechen aber auf jeden Fall!
Ich bin gespannt, ob die Mitbewerber:innen auf das neue Update-Versprechen reagieren werden. Vor allem Samsung traue ich zu, dass sie in der Hinsicht nachbessern werden.
Android in Reinform
Fans von Stock-Android sind bei den Pixel-Smartphones besonders gut aufgehoben. Das von Google entwickelte Betriebssystem wirkt auf dem Pixel 8 Pro aufgeräumt und läuft sehr flott. Einige exklusive Pixel-Funktionen sind natürlich mit an Bord, darunter die bereits oben genannten KI-Funktionen für die Kamera. Ebenfalls mittels KI können neu sogenannte AI Wallpapers erstellt werden. Man kann einfach Begriffe eingeben und die KI erstellt dann ein (mehr oder weniger) passendes Hintergrundbild. Eine coole Spielerei.
Akkulaufzeit ist in Ordnung
Im Google Pixel 8 Pro gibt es einen 5050 mAh grossen Akku, damit erreicht es eine insgesamt zufriedenstellende Akkulaufzeit. Ich hatte vor dem Pixel 8 Pro schon Smartphone mit einer bessere, aber auch schlechteren Energieeffizienz im Einsatz. Das Pixel 8 Pro reiht sich im Mittelfeld ein, was für ein Flaggschiff-Smartphone aber nicht der Anspruch sein sollte. Ich vermute, dass der Tensor G3-Chipsatz eine bessere Laufzeit verunmöglicht.
Neigt sich die Akkukapazität dem Ende zu, lässt er sich via Kabel mit maximal 30 Watt aufladen. Im Vergleich zu anderen Mitbewerbern, insbesondere aus China, ist das eine ziemlich lahme Geschwindigkeit. Wireless-Charging ist selbstverständlich mit an Bord, doch auch da gibt es nur maximal 23 Watt (mit Google-Ladepad) bzw. 12 Watt (mit allen Qi-fähigen Ladepads).
Und sonst so?
- Der Temperatursensor in der Kameraleiste ist eine Spielerei. Damit lässt sich die Oberflächentemperatur messen, beispielsweise vom Wasser in der Kochpfanne. Fiebermessen beim Mensch ist (noch) nicht möglich.
- Früher gab es beim Kauf eines Pixel-Smartphones unlimitierten Google Fotos Cloud-Speicherplatz, das gehört aber schon etwas länger der Vergangenheit an. Jetzt gibt es immerhin für Pixel-Nutzer:innen einen kostenlosen VPN-Zugang von Google.
Google Pixel 8 Pro: Das Testfazit nach drei Monaten
Ich mag das Google Pixel 8 Pro – sehr sogar. Auch weiterhin nutze ich das Pixel-Phone im Alltag sehr gerne und ich bin froh, verkauft sie Google nun endlich ganz offiziell in der Schweiz. Ja, die Pixel-Smartphones sind aus meiner Sicht zweifelsohne eine Bereicherung für den Schweizer Smartphone-Markt.
Doch zurück zum Google Pixel 8 Pro. Es bietet eine hervorragende Kamera, die dank der tollen Kamera-Software und der ergänzenden KI-Funktionen ausgezeichnete Aufnahmen ermöglicht – auch bei schwierigen Lichtverhältnissen. Damit muss sich das Pixel 8 Pro überhaupt nicht vor Apple, Samsung & Co. verstecken – im Gegenteil. Hier und da übertrumpft Google seine Mitbewerber:innen sogar.
Ja, die KI-Funktionen für die Kamera sind beeindruckend, wobei ich ehrlich eingestehen muss, dass sie für mich (noch?) kein echtes Kaufkriterium darstellen und ich sie eher als “nice-to-have” bezeichnen würde. Im Hinterkopf sollte man immer behalten, dass die meisten KI-Funktionen nur mittels Anbindung an die Cloud, sprich eine Verbindung zum Internet ist erforderlich, funktionieren.
Das Google Pixel 8 Pro zeichnet sich aber nicht nur durch die ausgezeichnete Kameraqualität aus, nicht unerwähnt soll auch das brillante Display nicht bleiben. Es besticht mit einer extrem hohen Helligkeit und überzeugt auch mit einer tadellosen Farbwiedergabe. Es ist bis jetzt das beste Display, das ich in einem Smartphone erleben durfte. Ein dicker Pluspunkt verdient sich Google für die herausragende Update-Garantie von sieben Jahren! Das gibt es Stand Januar 2024 bei keinem anderen Android-Hersteller.
Was wäre, wenn das Pixel 8 Pro mit dem Qualcomm Snapdragon 8 Gen 3 auf den Markt gekommen wäre? Ja, diese Frage habe ich mir in den letzten Wochen mehrmals gestellt. Nicht falsch verstehen, der Tensor G3 reicht im Alltag aus, aber er kommt schlichtweg nicht an die Power und Effizienz eines Qualcomm Snapdragon 8 Gen 3 heran. Das ist schade. Und ja, insbesondere bei der Effizienz, ergo Akkulaufzeit, hätte ich mir persönlich etwas mehr vom Google Pixel 8 Pro erhofft.
Dennoch kann ich mit gutem Gewissen eine Kaufempfehlung für das Google Pixel 8 Pro aussprechen.