Seit 2010 fertigt Google Smartphones. Erst hiess die Modellreihe Nexus, ab 2016 wechselte man dann zum Pixel-Branding. Und irgendwo dazwischen gab es mal noch eine kurze, aber ruhmlose Motorola-Episode.
Bei so vielen Jahren im Geschäft müsste man eigentlich meinen, dass Google im Smartphone-Markt ganz vorn mitspielt. Stattdessen muss man die Marktanteile der Amerikaner mit der Lupe suchen.
Wie kann es sein, dass ein so grosses Unternehmen, dessen Software auf Milliarden Geräten läuft, bei der Hardware so hinterherhinkt? Das hat sich wohl auch Google gefragt und intensiviert seine Bemühungen bei Pixel-Hardware seit rund drei Jahren immer mehr.
Endlich alle Modell in der Schweiz
Dies bekommen wir auch in der Schweiz (endlich) zu spüren. Wurden wir hierzulande jahrelang von Google ignoriert, gab die Pixel-Reihe letztes Jahr endlich seinen offiziellen Einstand in der Schweiz. Ganz zur Schweiz bekennen wollte man sich dann aber doch noch nicht: Das Google Pixel Fold erschien beim Europa-Launch zwar in Deutschland, aber nicht in unseren Gefielden.
Dieses Versäumnis hat Google in diesem Jahr aber korrigiert. Der Nachfolger, das Pixel 9 Pro Fold, geht nun auch in der Schweiz an den Start. Tatsächlich ist es das erste Mal, dass das gesamte Line-up des «Made by Google»-Events es in die Schweiz schafft.
Wie gut ist der Chip?
Welches Gerät beim neuen Line-up nun am spannendsten ist, darüber lässt sich wohl diskutieren. Für mich ist es nebst dem Fold klar das kleinere Pro-Modell. Zum einen, weil ich bisher noch nicht das Vergnügen hatte, mich mit der Pro-Linie der Pixel-Serie auseinanderzusetzen (das hat bisher immer Bruno gemacht), zum anderen, weil ich kompakte Smartphones mit Leistung mag. Und genau das ist das Pixel 9 Pro für mich. Zumindest auf dem Papier.
Einige unter euch werden nun jetzt vielleicht beanstanden, dass der Chip ja gar nicht so toll ist. Tatsächlich gab es im Vorfeld einige Leaks, die darauf hindeuten, dass der Tensor G4 kein sonderlicher Leistungssprung gegenüber dem 3er-Chip ist. Es gab sogar Berichte, wonach er schlechter sein soll.
Ab 2025 muss sich Google beweisen
Google selbst sagte dazu, dass man sich primär auf die Effizienz und das Energiemanagement konzentriert habe, statt einfach nur die Leistung zu erhöhen. Ein schlechter Ansatz ist das nicht, denn mal ehrlich: Die heutigen Chips sind alle so leistungsfähig, dass es nicht jedes Jahr einen Leistungssprung im zweistelligen Prozentbereich benötigt – auch nicht für KI-Funktionen.
Google dürfte sich wohl den grossen Leistungssprung für 2025 aufheben, denn dann kommt der erste Tensor-Chip, der nicht mehr zusammen mit Samsung entwickelt wurde. Ob das gut geht, muss Google noch beweisen, daher dürfte man seine Ressourcen vor allem auf den Tensor G5 konzentrieren.
Spätestens mit dem Pixel 10 kann man dann also von einem wahren Google-Smartphone sprechen. Wie bei Apple kommt dann mehr oder weniger alles aus einer Hand.
Bessere Watch und Kopfhörer
Auch bei den Pixel Buds geht Google diesen Weg. Die neu vorgestellten Pixel Buds Pro 2 haben erstmals einen hauseigenen Prozessor verbaut – den Tensor A1. Und wer weiss: Vielleicht kommt auch bald die Watch-Serie mit eigenem Prozessor. Aktuell setzt Google dort noch auf Qualcomms Snapdragon-Chips.
Bei dieser hat Google mit der Watch 3 nun auch endlich einen Wunsch erfüllt, den mein Bloggerkollege Bruno oft geäussert hat: Eine grössere Variante. Damit stärkt der Techriese seine Position am Smartwatch-Markt also auch. Zumindest in der Theorie.
Was bringt die Zukunft
Ob Google mit dem neuen Line-up merklich Marktanteile gewinnen kann? Ich denke, dass dies sehr schwierig wird. Apple-User zum Kauf eines Pixel-Gerätes zu bewegen – was das Hauptziel von Google sein wird – dürfte sich als sehr schwierig herausstellen.
Damit bleibt nur die Möglichkeit, andere Android-User zu einem Wechsel zu verleiten. Das wiederum dürfte den Android-Handy-Herstellern gar nicht gefallen. Allen voran Samsung, die aktuell die meisten Android-Smartphones verkauft. Google sagt zwar, dass kaum jemand von Galaxy zu Pixel-Geräten wechsle, aber sicher ist das nicht.
Gleichzeitig ist das auch ein Problem, denn Google ist darauf angewiesen, dass genau das passiert. Für ein so grosses Unternehmen rentiert es sich auf lange Sicht nicht, im einstelligen Prozentbereich bei den Marktanteilen herumzudümpeln. Man braucht also über kurz oder lang auch die Samsung-User.
Egal, wohin die Reise geht, für den Moment macht Google das Smartphone-Game wieder etwas spannender. Bleibt zu hoffen, dass es noch länger so bleibt.