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Im Test: Google Stadia startet in der Schweiz – und wir haben es ausprobiert

Google Stadia Controller mit Far Cry 5 im Hintergrund

Vor ungefähr einem Jahr ist die cloudbasierte Spieleplattform Stadia von Google in 14 Ländern gestartet. Die Schweiz gehörte dazumal nicht dazu. Das ändert sich jetzt. Google hat heute bekanntgegeben, dass Stadia ab sofort auch in der Schweiz verfügbar ist. Ich durfte Stadia ein paar Tage vor der offiziellen Ankündigung ausprobieren und teile euch gerne auf den nächsten Zeilen meine ersten Eindrücke mit.

Als ich die Anfrage erhalten habe, ob ich Stadia ein paar Tage vor dem offiziellen Launch ausprobieren möchte, habe ich keine Sekunde gezögert. Als „Konsolen-Gamer“ der ersten Stunden, war ich natürlich sehr gespannt auf die cloudbasierte Spieleplattform von Google. Kann sie mit der Grafik einer PlayStation 4 Pro oder gar einer PlayStation 5 mithalten? Gibt es (lange) Ladezeiten? Wie sieht es mit Framedrops aus?

All das beantworte ich auf den folgenden Zeilen sehr gerne. Falls du weitere Fragen zu Google Stadia hast, dann hinterlasse mir einfach einen Kommentar. Gerne gehe ich darauf ein.

Was ist Google Stadia?

Stadia ist die cloudbasierte Spieleplattform von Google auf der sich zahlreiche Videospiele spielen lassen. Der grösste Vorteil von Stadia? Es gibt keine Downloads, keine Updates und auch keine Installationen. Zu wenig Speicherplatz auf der Festplatte? Dieses Problem gibt es mit Google Stadia schlichtweg nicht, da alles über das Internet direkt auf euer Gerät gestreamt wird.

Apropos Gerät: Stadia kann auf verschiedenen Geräten gespielt werden. Sofern Google Chrome auf eurem Laptop oder PC installiert ist, könnt ihr direkt darüber spielen. Der PC oder das Laptop müssen dafür keine starke Hardware verfügen. Weiterhin kann man auch auf dem Smartphone oder Tablet spielen, hier empfiehlt sich ein Controller zu nutzen. Das kann der offizielle Stadia-Controller sein oder ein kompatibles Gamepad.

Wer wie ich bevorzugt auf dem Fernseher spielt, dem empfehle ich direkt die Stadia Premiere Edition für 119,99 Franken. Sie enthält den Stadia Controller und auch gleich den Chromecast Ultra. Du hast schon einen Chromecast Ultra? Kein Problem, dann kannst du dir den Stadia Controller auch einzeln für 79 Franken im Google Store besorgen.

Das ist im Lieferumfang der Premiere Edition enthalten.

Mit welchen Geräten ist Google Stadia kompatibel?

  • Laptops und PCs – Gespielt wird im Google Chrome-Browser.
  • Android-Smartphones und Tablets – Hier gibt es Details.
  • TV-Geräte – über Chromecast Ultra. Stadia-Controller erforderlich.

Wie viel kostet Google Stadia?

Google Stadia kann mit einer Gmail-Adresse kostenlos gespielt werden. Wer sich bei Stadia neu anmeldet, kann darüber hinaus einen Monat das kostenpflichtige Stadia Pro-Abo gratis ausprobieren. In Stadia Pro sind Stand November 2020 31 Spiele kostenlos dabei, darunter beispielsweise HITMAN 2 oder Sniper Elite 4: Italia. Nur beim Pro-Abo können Spiele mit bis zu 4K-Auflösung bei 60 fps gespielt werden.

Folgend die wichtigsten Punkte der beiden Angebote:

Stadia – (Gratis)

  • Stadia ist für alle mit einer Gmail-Adresse kostenlos – dazu einfach auf Stadia.com registrieren.
  • PLUS: Alle neuen Stadia-Nutzer und -Nutzerinnen erhalten einen Monat Stadia Pro gratis. Mehr Details hierzu auf Stadia.com.
  • Es kann mit bis zu 1080p/60fps in Stereo gespielt werden.
  • Mehr als 100 Spiele können gekauft und danach behalten werden.
  • Destiny 2: New Light gibt es gratis. 

Stadia Pro – (CHF 11/Monat)

  • Stadia Pro kostet 11 CHF/Monat und bietet eine Auswahl kostenloser Spiele für die Stadia-Bibliothek (Stand November 2020: 31 Spiele) – und jeden Monat kommen Neue hinzu (vollständige Liste).
  • Der Zugriff auf die kostenlosen Spiele bleibt solange erhalten, wie das Stadia Pro-Abonnement aktiv ist.
  • Gespielt werden kann mit bis zu 4K/60fps/HDR (Details).
  • Exklusive Rabatte auf Spiele und Zugriff auf Free Play-Tage zum Antesten neuer Spiele

Google Stadia erstmalig auf dem Fernseher einrichten

Stadia lässt sich zwar problemlos einrichten, nimmt aber doch etwas mehr Zeit in Anspruch als ich ehrlich gesagt erwartet habe. Zwei Dinge müssen im Vorfeld eingerichtet werden: Zuerst der Chromecast Ultra und danach der Stadia-Controller. Beide Einrichtungsvorgänge werden jedoch gut durch einen Assistenten angeleitet, so dass diese Schritte auch von einem Laien durchgeführt werden können.

Steht die Verbindung zwischen eurem Fernseher (Chromecast Ultra) und dem Controller? Dann steht dem Spielvergnügen mit Stadia nichts mehr im Wege.

Games hinzufügen und los geht’s!

Über die App (Smartphone/Tablet) oder auch über den Chrome Browser (PC/Laptop) müssen vorab all die Spiele hinzugefügt werden, welche man später auch auf dem grossen Fernseher spielen möchte. Google bietet somit keinen direkten Zugang zum Store über den Fernseher. Ein Smartphone oder ein Fernseher/Laptop sind dafür zwingend notwendig.

Auf dem Smartphone kann entweder über die Touch-Steuerung oder mittels einem verbundenen Controller (USB oder Bluetooth) gespielt werden. Die Touch-Steuerung funktioniert dabei zwar, ich würde jedoch jedem ein Controller für das Spielen empfehlen. Wie gesagt, das kann im Grunde genommen ein beliebiger Controller sein. Via Bluetooth wird unter anderem der Sony PlayStation DualShock- und der Xbox-Controller unterstützt.

Games lassen sich über die App oder über die Stadia-Website hinzufügen.

Am Computer/Laptop kann auf Wunsch sogar Maus und Tastatur für die Steuerung verwendet werden. In Kombination mit einem Laptop hat das am Beispiel vom Scharfschützen-Shooter Sniper Elite 4 jedenfalls problemlos funktioniert. Ja, als ehemaliger Counterstrike-Spieler erachte ich Maus und Tastatur nach wie vor die beste Kombination für Shooter-Games.

Am Fernseher, wo ich Stadia hauptsächlich genutzt habe, war der hauseigene Controller meine erste Wahl. Der Controller ist gut verarbeitet und liegt angenehm in der Hand. Mit 284 Gramm fällt das Gewicht etwas höher aus als beispielsweise beim DS4 von Sony. Als störend habe ich das zusätzliche Gewicht jedoch nicht empfunden. Die Tasten weisen einen guten Druckpunkt auf, einzig die Trigger auf der Rückseite sind etwas „schwammig“.

Games starten erstaunlich schnell und die Grafik überzeugt

Bei Stadia wird bekanntlich alles in der Cloud berechnet, so dass eben keine zusätzliche Hardware erforderlich ist. Notwendig ist ein mehr oder weniger schneller Breitbandanschluss. Google empfiehlt mindestens 10 Mbit/s, eine langsamere Geschwindigkeit könnte sich negativ auf das Gameplay (und Grafik) auswirken. Wer ein Stadia Pro-Abo besitzt und mit 4K-Auflösung spielen möchte, der sollte mindestens 35 Mbit/s Bandbreite verfügen.

Neben der Anforderung an die Internet-Bandbreite, ist es ratsam Stadia, sofern möglich, über ein direkt angeschlossenes LAN-Kabel zu nutzen. Über Wi-Fi läuft die Spieleplattform zwar soweit auch ganz in Ordnung, aber die beste Qualität in Sachen Grafik und Sound konnte ich bei meinem Fernseher mit Abstand über das angeschlossene LAN-Kabel erreichen.

Bei mir Zuhause habe ich glücklicherweise ein Glasfaseranschluss und der Chromecast ist direkt via LAN an meinen Switch angeschlossen, somit spielt das Thema Bandbreite definitiv keine Rolle. Je nach gewählter bzw. verfügbarer Auflösung, verbraucht die cloudbasierte Gaming-Plattform entsprechend viel Daten. Die folgende Tabelle kann als Richtwert für die durchschnittliche Datennutzung genommen werden:

AuflösungDatennutzung
Bis zu 4K (nur Stadia Pro)Bis zu 20 GB/Std.
Bis zu 1080pBis zu 12,6 GB/Std.
Bis zu 720pBis zu 4,5 GB/Std.

In der App und über die Stadia-Website kann die Leistung und entsprechend auch die Datennutzung beeinflusst werden. Mit Leistung ist im Grunde nur die Auflösung gemeint. Die kann auf Wunsch reduziert werden. Dies ist allerdings nicht wirklich nötig, da Google die Auflösung bzw. Leistung sowieso automatisch der verfügbaren Bandbreite anpasst, um eine optimale Qualität zu ermöglichen.

Positiv überrascht war ich über die Startgeschwindigkeit der Games. Egal ob Red Dead Redemption 2 oder Watch_Dogs: Legion, alle bei Stadia verfügbaren Titel starten sehr zügig auf. Ja, die Games starten allesamt sogar schneller als bei meiner PlayStation 4. Im Durchschnitt sind die Games bei Stadia nach ungefähr 20 Sekunden startklar. Ein ziemlich beeindruckender Wert.

Eine zweite positive Überraschung erlebte ich bei der Grafik. Ja, ich habe ehrlich gesagt nicht allzu viel erwartet und hoffte eigentlich nur, dass sie auf dem Niveau meiner PlayStation 4 liegt. Und ja, ich wurde hinsichtlich der Bildqualität nicht enttäuscht. Sie kann überzeugen, auch wenn sie jetzt nicht ganz an einen Computer mit sauteurer Hardware herankommt.

Ein Screenshot aus Red Dead Redemption 2.

Während meiner Testphase, die sich bisher über ein paar Tage verteilt, habe ich mich vor allem mit den beiden Triple-A-Titeln Watch_Dogs: Legion und Red Dead Redemption 2 befasst. Beide Games sehen auf meinem 65 Zoll 4K-TV von Samsung wirklich top aus. Auch die Auflösung stimmt für mich, wobei letztendlich doch nicht immer 4K-Auflösung geboten wird.

Und wie sieht es mit der Framerate aus? Gibt es spürbare Framedrops? Ich muss eingestehen, dass ich nicht nachgemessen habe wie hoch jetzt die Framerate tatsächlich ist. Hin und wieder habe ich während meiner Gaming-Sessions jedoch sichtbare Framedrops feststellen können. Sie waren allerdings nur von kurzer Dauer, so dass nach kurzer Zeit wieder ein „flüssiges“ spielen möglich war.

Ziemlich beeindruckend finde ich das nahtlose Spiel-Erlebnis mit Google Stadia. Ich kann beispielsweise Red Dead Redemption 2 auf dem Fernseher starten und auf dem Smartphone oder Laptop an gleicher Stelle weiterfahren. Das klappt sehr zuverlässig und dank den kurzen Ladezeiten auch sehr schnell.

Wie sieht es mit der Latenz aus?

Gibt es spürbare Lags in Games, welche durch einen erhöhten Ping bzw. eben einer erhöhten Latenz verursacht werden? In dieser Hinsicht muss erwähnt werden, dass auch euer Internetanschluss bzw. Provider eine wichtige Rolle spielt. Eine schlechte Latenz hängt somit nicht zwingend an Google Stadia, sondern kann durchaus auch bei euch selbst liegen.

Ich habe inzwischen mehrere Games auf Stadia angespielt, darunter auch „grosse“ Titel wie Red Dead Redemption 2 oder Watch_Dogs: Legion, wirklich störende Eingabeverzögerungen habe ich bei keinem dieser Spiele festgestellt. Im Gegenteilt, es fühlt sich alles sehr direkt an – eine spürbare Verzögerung bei der Eingabe konnte ich bis jetzt nicht feststellen.

In Multiplayer-Games, wo es um jede Millisekunde geht, könnte die höhere Latenz von Stadia eher negativ ins Gewicht fallen. Bis jetzt habe ich allerdings noch nicht die Möglichkeit gehabt, den Multiplayer-Part eines Spiels auszuprobieren.

Weiterhin noch nicht so viele Games verfügbar

Stand November 2020 stehen den Google Stadia Pro-Abonnenten 31 Spiele kostenlos zur Verfügung. Über den Stadia Store gibt es weitere Games, welche dazu gekauft werden können. Noch ist das Angebot sehr überschaubar und ein paar „Blockbuster“, wie beispielsweise die FIFA-Serie von Electronic Arts, fehlen auch heute noch. Am Angebot muss Google zwingend arbeiten, um neue Spieler für Stadia zu begeistern.

Ja, die Hardware kann noch so gut sein, wenn das Software-Angebot nicht stimmt, wird es schwierig. Ich bin gespannt, ob sich in dieser Hinsicht in den kommenden Monaten noch etwas entwickeln wird. Angekündigt sind diverse Titel, darunter auch das neue FIFA 21. Die Fussballsimulation wird allerdings erst im kommenden Jahr für Stadia gelauncht – etwas spät, für ein Game welches alle Jahre neu auf den Markt kommt.

Ein erstes Fazit: Google Stadia macht Spass

Das was ich bis jetzt von Google Stadia gesehen habe, ist vielversprechend und macht Spass. Ja, ich finde es genial, dass ich keine teure Hardware anschaffen muss und nach einem Spielkauf einfach loslegen kann – ohne langwierige Installation. Auch um Updates muss ich mich nicht mehr kümmern. Ich kann mich dank den kurzen Ladezeiten schnell in ein Spiel begeben.

Genial ist auch die Möglichkeit, dass ich auf verschiedenen Geräten spielen kann. Ist der TV wieder einmal von meiner Frau besetzt, kann ich ganz einfach auf mein Laptop, Tablet oder Smartphone wechseln. Das geschieht alles nahtlos. Ich kann genau dort weiterspielen, wo ich auf dem Fernseher aufgehört habe. Ja, all das spricht für den cloudbasierten Ansatz von Google.

Die Grafik geht absolut in Ordnung und auch die gegenüber klassischen Konsolen etwas erhöhte Latenz habe ich nicht als nervig wahrgenommen. Dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass vor allem Gamer, welche zuvor einen Highend-Rechner im Einsatz hatten, mit der gebotenen Qualität nicht ganz zufrieden sein werden. Für mich als „Gelegenheitsgamer“ reicht die gebotene Qualität jedoch absolut aus.

Doch auch Stadia ist nicht perfekt. Momentan mangelt es noch an einem umfangreichen und qualitativ hochwertigen Software-Angebot. Hier sehe ich bei Stadia noch sehr viel Potenzial und Google wäre gut bedient, wenn sie diesem Thema etwas mehr Beachtung schenken würden. Ohne gute Games, wird man nur wenige Gamer von Stadia überzeugen können.

Kurz und bündig: Ja, ich bin mit Google Stadia sehr zufrieden und bin sehr gespannt, wohin die Reise in den nächsten Jahren mit der Cloud-Technologie noch geht. Werden Dienste wie Stadia irgendeinmal die Konsolen und Highend-Rechner übertreffen können? Wer weiss…

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