Um Huawei ist es in letzter Zeit in der Schweiz eher ruhig geworden. In Bezug auf Smartphones tut sich aktuell nicht viel, der bereits angekündigte Start des Nova 10 Pro wurde sogar nachträglich abgesagt. In einem Gespräch mit Huawei Schweiz, hiess es, man wolle sich hierzulande vor allem auf Wearables und Notebooks konzentrieren. Doch nachdem die USA die Restriktionen erneut verstärkt haben, ist selbst das in der Schwebe. Nun haben es immerhin die kabellosen Kopfhörer Freebuds 5i in die Schweiz geschafft. Ich konnte Budget-In-Ears für rund drei Wochen testen.
Design
Beim Case ist Huawei dem Design der Vorgänger in etwa treu geblieben. Neu ist, dass die Farben von “Schmutzpartikeln” übersäht sind. So erinnert das Case optisch an die biologisch abbaubaren Smartphone-Hüllen, die aktuell im Trend sind. Biologisch abbaubar ist das Case nur schon wegen des verbauten Akkus nicht. Darüber, ob das verwendete Plastik aus nachwachsenden Rohstoffen ist, sagt Huawei nichts. Hier scheint Huawei also auf eine trendige Optik zu setzen, ohne wirklich am Umweltgedanken interessiert zu sein.
Kopfhörer sehen anders aus als das Case
Schade ist dann auch, dass die Kopfhörer selbst nicht in derselben Optik daherkommen. Das ist natürlich Geschmacksache, allerdings finde ich, dass sich die Hochglanzoptik der In-Ears mit dem matten, strukturierten Case beisst. Kopfhörer in derselben Optik wären tatsächlich ein echter Hingucker gewesen.
Die In-Ears selber sehen eher unspektakulär aus, manche in meinem Umfeld haben sie überhaupt nicht gefallen. Zugesagt haben mir die breiteren “Fortsätze”, welche die Bedienung etwas erleichtern. Aber auch hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Geschmäcker sehr auseinandergehen. Am besten ist, du schaust dir die Freebuds 5i vor dem Kauf gründlich an.
Sound & Geräuschunterdrückung
Die Huawei Freebuds 5i sind im Budget-Segment angesiedelt, was sich entsprechend auf den Sound auswirkt. Dieser klingt gut, kann sich aber trotz LDAC-Unterstützung nicht von der (guten) Konkurrenz abheben. Wie so häufig bei eher günstigen Kopfhörern sind auch die Freebuds 5i eher etwas basslastig. Übertrieben hat es Huawei zum Glück nicht. Insgesamt ergibt sich ein ordentliches Klangbild. Allerdings muss ich sagen, dass ich zu den zwei Jahre älteren Freebuds 3i keinen wesentlichen Fortschritt hören konnte. Die Freebuds 3i waren dazumal aber auch ausserordentlich gute Budget-Kopfhörer.
Geräuschunterdrückung geht in Ordnung
Dasselbe kann ich über das Active Noise Cancelling sagen. Die Huawei Freebuds 5i machen ihren Job gut. Ob im Flugzeug oder im Zug, unangenehme Geräusche werden relativ zuverlässig abgeschirmt. Bin ich mit ihnen dann allerdings an einer stark befahrenen Strasse entlanggelaufen und habe ein Hörbuch abgespielt, hat man die Differenz zu Pro-Modellen doch gemerkt.
Die Frage ist, ob das Absicht war, um die i-Reihe etwas mehr von der Pro-Reihe zu distanzieren – immerhin muss der Preis der Pro-Modelle sich ja irgendwie rechtfertigen. Aber genau hier liegt das Problem: Aktuell bekommst du die Huawei Freebuds Pro 2 schon ab etwa 140 Franken, was nicht mehr so viel mehr ist. Betrachtet man den besseren Sound und das merklich bessere ANC, lohnt es sich, die 40 Franken mehr für das Pro-Modell auszugeben.
Bedienung & Software
Bezüglich Software enttäuscht Huawei. Wer ein Android hat, muss sich die AI Life App noch immer über die Website von Huawei herunterladen. Bei iOS gibt’s die aktuelle Anwendung im App Store. Warum das so ist, weiss nur Google. Eine interne Quelle hat mir mal gesagt, dass die aktuelle AI Life App nicht im Play Store sei, weil die App ohne Anbindung an die Google Mobile Services nicht durch den Verifizierungsprozess komme.
Die App selbst ist leider äusserst bescheiden ausgefallen. Es gibt viele Standardfunktionen, wie Equalizer, Wahl der ANC-Stärke, Akkustandsanzeige oder du kannst dir anzeigen lassen, wo sich deine Kopfhörer befinden. Bei den wichtigen Features hat die AI Life App für die Freebuds 5i aber kaum etwas zu bieten. Beim Equalizer gibt es nebst der Standardeinstellung nur zwei weitere Modi: Bassverstärker und Höhenverstärkung.
Sehr unpraktisch ist auch, dass die App in der Hauptübersicht bei der Tonqualität immer nur SD (Standardqualität) anzeigt. Wenn ich in den Optionen für die Tonqualität Smart HD aktiviere und damit den LDAC-Codec anwende, sollte man eigentlich meinen, dass die Anzeige von SD zu HD wechselt. Nichts da. Das ist nichts Tragisches, aber es sind eben solche Details, die einen Unterschied machen können.
Telefonieren
Telefonieren klappt gut. Die Verbindung bleibt jederzeit stabil, Nebengeräusche werden zuverlässig abgeschirmt. Einziges Manko: Die Stimme hat manchmal etwas Hall drauf, als ob man in einer Unterführung telefonieren würde.
Akkulaufzeit
Die Akkulaufzeit beträgt mit Case (und ohne ANC) 28 Stunden, sagt Huawei. Das sind natürlich Messungen unter Laborbedingungen. Massig übertrieben hat Huawei aber nicht und so zeigt sich in der Realität eine ausgezeichnete Akkulaufzeit, die beinahe an den theoretischen Wert heranreicht. Pro Ladung haben die In-Ears rund sieben Stunden durchgehalten. Wer also täglich zwei Stunden Musik hört, kommt mit einem voll geladenen Case als Reserve locker durch eine Woche.
Etwas anders sieht es mit aktivierter Geräuschunterdrückung aus. Hier reduziert sich die Akkulaufzeit deutlich. Pro Ladung halten die Kopfhörer dann jeweils etwa mehr als fünf Stunden durch. Wie immer hängt das natürlich aber auch sehr davon ab, wie man Musik hört.
Fazit zu den Freebuds 5i
Huawei hat mit den Freebuds 5i solide Budget-Kopfhörer abgeliefert. Gemessen an vergangenen Produkten haben die neuen TWS aber ein durchwachsenes Gefühl bei mir hinterlassen. Die Freebuds 5i fühlen sich nicht wie ein Fortschritt an, sondern eher wie eine Neuauflage mit minimalen Verbesserungen gegenüber den Freebuds 4i. Diese äussern sich hauptsächlich in der Unterstützung des LDAC-Codecs. Die Freebuds 5i sind damit keine schlechten Kopfhörer, aber setzen im Budget-Bereich die Messlatte eben auch nicht höher, wie das dazumal die Freebuds 3i gemacht haben.
Die Freebuds 5i gibt es ab sofort für 99 Franken (UVP) zu kaufen.