Knapp zwei Jahre nach den ersten FreeBuds Pro stellte Huawei nun die nächste Generation vor. Für die klangliche Abstimmung arbeitete Huawei mit dem Soundspezialisten Devialet zusammen. Daraus resultiert eine Branchenneuheit unter den TWS-Kopfhörern: Die Huawei FreeBuds 2 Pro verfügen über ein duales Treibersystem und beinhalten sowohl einen dynamischen 11mm-Standardtreiber als auch eine planare Membran, was für ein verbessertes Hörerlebnis sorgen soll.
Der chinesische Hersteller wirbt zudem mit dem Frequenzbereich von 14 bis 40’000 Hz. Dadurch sollen die Kopfhörer besonders tiefe Bässe wiedergeben können. Doch Huawei verspricht nicht nur ein überragendes Klangerlebnis, sondern will auch mit einer ausserordentlicher Geräuschunterdrückung (ANC) punkten können. Störende Nebengeräusche sollen um bis zu 47 Dezibel gedämpft werden können. Beim Vorgänger waren es “nur” 40 Dezibel.
Die Huawei FreeBuds 2 Pro werden ab Juli 2022 zum Preis von 199 Franken (UVP) in den Farben Silver Blue, Ceramic White und Frost Silver in der Schweiz erhältlich sein. Huawei Schweiz war so freundlich und hat uns noch vor der offiziellen Präsentation die FreeBuds Pro 2 in der Farbvariante Silver Blue zur Verfügung gestellt.
Aussehen: Mal etwas anderes..
Auf den ersten Blick hat sich bei den Huawei FreeBuds Pro 2 an der Optik nicht wirklich viel verändert. Stellt man das aktuelle Modell allerdings direkt neben die ersten FreeBuds Pro, dann fällt auf, dass sowohl das mitgelieferte Ladecase als auch die Buds (Kopfhörer) selbst etwas kleiner und damit kompakter geworden sind. Mit einem Gewicht von lediglich 12 Gramm pro Kopfhörer, sind sie angenehm leicht geworden.
Was die Farbgebung betrifft, da schlägt Huawei mal wieder einen etwas anderen Weg ein. Das ist nicht negativ gemeint, im Gegenteil. Mir gefällt es, dass Huawei bei der Farbauswahl nicht auf den üblichen Einheitsbrei setzt. Das fällt vor allem bei den Farbvarianten Silver Blue und Frost Silver auf. Sie beide kommen im Metallic-Look daher und fallen dementsprechend auf. Wer es etwas zurückhaltender wünscht, sollte zur weissen Variante in “Ceramic White” greifen.
Die Zusammenarbeit mit dem französischen Soundspezialisten Devialet ist prominent auf dem Metallscharnier des ovalen Ladecase abgebildet. Das wertige Case kommt passend in der Farbe der Kopfhörer daher. Allerdings verzichtet Huawei auf den Metallic-Look. So erinnert mich das leicht schimmernde Hellblau des Ladecases entfernt an eine Perle. Das Case beherbergt einen USB-C-Anschluss und eine Pairing-Taste.
Positiv: Die Huawei FreeBuds Pro 2 sind gemäss IP54 Spritzwassergeschützt. Etwas Regen macht den In-Ears also überhaupt nichts aus. Doch Vorsicht: Das Ladecase verfügt über keinen Schutz und sollte somit keinem Regen ausgesetzt werden. Im Lieferumfang befinden sich neben einem USB-C-Kabel und einer Kurzanleitung, drei Silikonaufsätze in den Grössen S, M und L.
Tragekomfort: Nichts kratzt
Einer meiner wichtigsten Punkte ist der Tragekomfort. Was nützt ein toller Sound, wenn die Kopfhörer schon nach kurzer Zeit im Ohr kratzen oder einfach unbequem zu tragen sind? Genau, nichts. Ich kann in dieser Hinsicht jedoch Entwarnung geben: Die Huawei FreeBuds 2 Pro sitzen auch über eine längere Zeit (mehr als eine Stunde) sehr angenehm in meiner Ohrmuschel.
Hier gilt es sicherlich zu berücksichtigen, dass jedes Ohr bzw. jede Ohrmuschel anders ist. Nur, weil sie bei mir sehr angenehm sitzen, heisst das nicht automatisch, dass dies bei euch ebenso ist.
Verbinden und Steuerung: Gewöhnungsbedürftig
Die Huawei FreeBuds Pro 2 lassen sich spielendeinfach mit einem Smartphone oder einem sonstigen Bluetooth-fähigen Gerät verbinden. Auf der Aussenseite des Ladecases gibt es fürs Pairing eine Taste. Wird diese Taste zwei bis drei Sekunden gedrückt, wechseln die Kopfhörer in den sogenannten Pairing-Modus. Im Test haben sich die TWS-Kopfhörer auf Anhieb mit einem Oppo Find X5 Pro und Apple iPhone 12 verbunden.
Die Kopfhörer lassen sich über die AI Life App von Huawei verwalten, was jedoch nicht zwingend ist. Die FreeBuds Pro 2 können grundsätzlich auch ohne App verwendet werden. Allerdings fehlen dann diverse Features. So lassen sich unter anderem die Gesten nur über die App anpassen und auch allfällige Firmware-Updates für die TWS-Kopfhörer werden nur darüber bereitgestellt. Wer auf solche Dinge verzichten kann, muss sie nicht zwingend installieren.
Wichtig für Android-Nutzer: Die AI Life-App im Google Play Store wird offensichtlich nicht mehr aktualisiert. Mit dieser ist es nicht möglich, spezielle Funktionen der FreeBuds Pro 2 zu nutzen. Wer das trotzdem tun möchte, findet in der Anleitung einen QR-Code, der auf eine Website von Huawei verweist, wo man sich die aktuelle AI-Life-App herunterladen kann. Damit sie auf dem Android-Gerät installiert werden kann, muss man der Installation aus unbekannten Quellen zustimmen. Kein Problem gibt es mit der App im Apple AppStore.
Die Steuerung direkt an den Kopfhörern ist etwas gewöhnungsbedürftig. Huawei setzt nicht auf eine herkömmliche Touch-Steuerung, so wie das bei vielen anderen Mitbewerbern der Fall ist, sondern per Druck aufs “Stäbchen” (“Stängeli”). Einzig die Lautstärke lässt sich via Wisch regulieren. Hat man den Dreh mit dem “Kneifen” mal raus, klappt die Steuerung allerdings gut und zuverlässig.
Sound und ANC: Überzeugend!
Wie schon mehrmals erwähnt, hat sich Huawei für die Klangoptimierung Hilfe beim französischen Soundspezialisten Devialet geholt. Und das zahlt sich aus. In Kombination mit dem dualen Treibersystem, das sowohl einen dynamischen 11-mm-Standardtreiber als auch ein planaren Membran aufweist, erreichen die FreeBuds Pro 2 eine sehr überzeugende Soundkulisse.
Huawei und Devialet haben die Kopfhörer sehr gut abgestimmt. Egal, ob Höhen oder tiefe Bässe die Huawei-Kopfhörer überzeugen mit einer überzeugenden Soundkulisse. Möglich, dass sich der eine oder andere über den etwas zu starken Bass echauffieren wird. Ich mag etwas basslastigere Kopfhörer. Allerdings übertreibt es Huawei und Devialet keineswegs. Via Equalizer lässt sich der Sound zudem dem eigenen Geschmack anpassen.
Die FreeBuds Pro 2 unterstützen überraschend den LDAC-Übertragungsstandard von Sony. Das ist ein High-Res-Standard. Heisst, man darf sich auf eine mehr oder weniger verlustfreie Übertragung der Soundkulisse freuen. Alternativ verstehen sich die Huawei-Kopfhörer auch mit dem AAC-Standard. So oder so: Über eine grosse Verzögerung (Latenz) des Sounds muss man sich keine Gedanken machen.
Die überzeugende Soundkulisse wird von einer sehr guten Geräuschunterdrückung (ANC) abgerundet. Hinzu kommt der Aufmerksamkeits-Modus, der gezielt Aussengeräusche durchlässt. Es ist ziemlich genau das Gegenteil der aktiven Geräuschunterdrückung und erlaubt etwa eine Konversation mit eingesetzten Kopfhörern. Ob man das will, lasse ich mal so stehen.
Laut Huawei kann die aktive Geräuschunterdrückung störende Nebengeräusche um bis zu 47 Dezibel dämpfen. Nachgemessen habe bzw. konnte ich diesen Wert nicht. Aber ich kann bestätigen, dass das Noise-Cancelling, wie es auf Englisch heisst, sehr effizient arbeitet. Egal, ob im Bahnhof, an einer stark befahrenen Strasse oder in den eigenen Vierwänden: Mit aktiver Geräuschunterdrückung darf man sich auf eine angenehme Ruhe rundum sich freuen.
Über die AI Life-App bietet Huawei eine Automatik (Dynamisch), welche anhand der Nebengeräusche die Intensität der Geräuschunterdrückung automatisch festlegt. Alternativ kann aus den Modi “Gering”, “Ausgeglichen” und “Ultra” gewählt werden. Die Automatik hat im Test sehr gut funktioniert, so dass ich sie anschliessend immer aktiv hatte.
Telefonieren: Geht auch
Mit den Huawei FreeBuds Pro 2 lässt es sich vorzüglich “Hands-free” telefonieren. Die Übertragung ist gut und die Gesprächsqualität ebenso. Vielmehr kann ich zu diesem Punkt nicht sagen.
Akkulaufzeit: Luft nach oben
Bei der Akkulaufzeit sehe ich noch etwas Luft nach oben. Mit aktiver Geräuschunterdrückung sind laut Huawei bis zu 4,5 Stunden möglich, ohne ANC sind es dann 6,5 Stunden. Nur so zum Vergleich: Sony gibt für die WF-1000XM4 (zum Testbericht) mit aktivem ANC eine Laufzeit von bis zu acht Stunden an. Immerhin: Das Ladecase der FreeBuds Pro 2 liefert nochmals 30 Stunden dazu.
Geladen werden die Kopfhörer über den USB-C-Anschluss. Asche über mein Haupt: Die Huawei FreeBuds Pro 2 unterstützen sehr wohl Wireless-Charging. Wichtig ist, dass das Huawei/Devialet Logo gegen oben zeigt. Dann klappt es auch problemlos mit Wireless-Charging.
Das Testfazit zu den Huawei FreeBuds Pro 2
Huawei ist es mit den FreeBuds 2 Pro gelungen, das bereits sehr gute Vorgängermodell praktisch in allen Punkten noch besser zu machen. Besser, wenn auch minimal, ist etwa die aktive Geräuschunterdrückung. Sie sorgt auch an belebten Orten für eine angenehme Ruhe. Weiter geht es mit der ausgezeichneten Soundqualität, welche sehr gut abgestimmt ist und ein detailliertes Klangbild abliefert. Ja, die Zusammenarbeit mit Devialet und die Unterstützung für LDAC (Hi-Res) machen sich bezahlt.
Lassen wir die neue Farbvariante und die etwas kompakteren Abmessungen mal aussenvor, dann hat Huawei an der Optik nicht viel verändert. Das war aber meiner Meinung nach auch gar nicht nötig. Die neue Farbvariante “Silver Blue” fällt auf und sieht ausgezeichnet aus. Wer es lieber etwas dezenter mag, sollte zur weissen Variante “Ceramic White” greifen. Die Verarbeitung ist auf einem gewohnt hohen Niveau.
Nur im Mittelfeld siedeln sich die Huawei FreeBuds Pro 2 hinsichtlich der Akkulaufzeit an. Da gibt es durchaus einige Mitbewerber, die bei ihren TWS-Kopfhörern auch mit aktiver Geräuschunterdrückung ein paar Stunden mehr Laufzeit bieten. Mühsam, ist die Erstinstallation der AI Life App bei Android-Geräten. Sie hält ein paar Zusatzfunktionen bereit, ist allerdings für die Nutzung nicht zwingend.
Der Preis von 199 Franken (199 Euro) ist gemessen an der Ausstattung und Leistung der Huawei FreeBuds Pro 2 absolut gerechtfertigt.