Huawei hat auf der diesjährigen IFA in Berlin mit dem MateBook X Pro 2022 sein neuestes Flaggschiff-Laptop präsentiert. Im Gegensatz zum Huawei Nova 10 Pro, das zeitgleich in Berlin angekündigt wurde, ist das neue MateBook X Pro seit Ende Oktober auch in der Schweiz erhältlich. Für ungefähr 2200 Franken bekommt man potente Hardware geboten, darunter etwa der Alder Lake P Prozessor von Intel, das hochauflösende 14,2 Zoll IPS-Touchscreen-Display oder der grosszügige Speicher.
Huawei Schweiz war so freundlich und hat mir das MateBook X Pro für gut einen Monat ausgeliehen. In dieser Zeit konnte ich mir einen guten Eindruck über das neue Flaggschiff-Laptop bilden. So viel sei schon hier verraten: Das Huawei MateBook X Pro würde ich sofort als Upgrade für mein inzwischen fünf Jahre altes Laptop von HP in Betracht ziehen.
Aussehen und Verarbeitung
Wer das MateBook X Pro in die Hände bekommt, wird als Erstes die auffallend “samtig weiche” Oberfläche wahrnehmen. Denn Huawei setzt nicht etwa auf ein Aluminiumgehäuse, sondern auf eine spezielle Magnesiumlegierung. Das verleiht dem Laptop die eben erwähnte “samtige” Oberfläche und obendrauf ein geringeres Gewicht und eine besonders wertige Anmutung. Als regelrechten Eyecatcher stellte sich die dunkelblaue Farbvariante des Testgeräts heraus.
Dank den schmalen Bildschirmrändern sieht das MateBook X Pro 2022 sehr modern aus. Modern sind auch die verfügbaren Anschlüsse. Insgesamt vier USB-C-Anschlüsse sind vorhanden, wobei die auf der linken Seite den Thunderbolt 4-Standard unterstützen. Ein “klassischer” USB-A-Anschluss fehlt. Immerhin legt Huawei ein Adapter auf USB-A bei. Zusätzlich zu den USB-C-Ports, gibt es auf der linken Seite ein 3,5 mm Klinkenanschluss. Die durchschnittliche 720p-Webcam ist unscheinbar im oberen Rand des Displays integriert.
Oberhalb der Tastatur gibt es neben einem Powerbutton mit integriertem Fingerabdrucksensor, auch zwei Lautsprecher. Für ein Laptop hören sich die Dinger ziemlich gut an. Die flache Tastatur weist einen guten Druckpunkt auf. Auch längere Texte, wie beispielsweise diesen Testbericht, konnten problemlos geschrieben werden. Knarzgeräusche konnte ich weder bei der Tastatur, noch beim Gehäuse feststellen. Das Scharnier des Displays ist einwandfrei justiert und lässt sich angenehm auf- und zuklappen. Das geschieht theoretisch sogar mit einer Hand , wobei das dann doch etwas Übung erfordert.
Ein Highlight stellte für mich das grosse Touchpad dar. Darauf lässt sich sehr angenehm darauf gleiten und reagiert unverzüglich auf Eingaben. Das Touchpad ist mit zahlreichen Zusatzfunktionen namens FreeTouch ausgestattet. Wischt man beispielsweise am linken Rand vertikal, kann die Bildschirmhelligkeit angepasst werden. Wischt man am rechten Rand vertikal, lässt sich die Lautstärke leiser bzw. lauter stellen. Das klappt alles einwandfrei und wird zusätzlich mit einer haptischen Rückmeldung untermauert. Weitere Gesten und Funktionen können über die entsprechende App eingesehen werden.
Kurzum: Das Huawei MateBook X Pro sieht nicht nur äusserst gut aus, sondern kann auch in puncto Verarbeitung vollends überzeugen. Mit einem Gewicht von ca. 1,26 Kilogramm ist es verhältnismässig ziemlich leicht.
Ausstattung und Leistung
Weiter oben habe ich es bereits erwähnt, dass das Huawei MateBook X Pro in der 2022er Ausführung nun auch zwei USB-C-Anschlüsse mit Thunderbolt-4-Unterstützung (auf der linken Seite) bietet. Das war beim Vorgängermodell noch nicht der Fall und erweist sich als grosses Plus gegenüber diesem. Thunderbolt 4 bietet einerseits eine höhere Bandbreite (bis zu 40 Gbit/s) und eine Schnellladefunktion mit bis zu 100 Watt Leistung.
Im MateBook X Pro ist ein aktuelles WLAN-Modul integriert, das den Wi-Fi-6E-Standard unterstützt und sich damit auch mit 6-GHz-Netzwerken versteht. Im Test mit einem Google Nest Wifi Pro erreichte das Laptop hohe Übertragungsraten von bis zu 1,6 Gbit/s. Unterstützt wird darüber hinaus Bluetooth 5.2 und die Huawei Super-Device-Funktion. Damit lassen sich kompatible Huawei-Tablets und -Smartphones einfach mit dem Laptop verbinden. So kann beispielsweise das Display des Smartphones auf dem Laptop gespiegelt oder ein Tablet als Zweitbildschirm verwendet werden.
Keine leistungsstarke Grafikkarte
Nein, ein Gamer-Laptop ist das MateBook X Pro wahrlich nicht. Auch wenn der verbaute und sehr leistungsstarke Intel Core i7 der 12. Generation zweifelsohne stark genug dafür wäre, hapert es bei der verbauten Grafikkarte. Denn Huawei verzichtet auf eine leistungsstarke Grafikkarte, wie etwa der Radeon-680M von AMD, und belässt es bei der Intel Iris X GPU mit 96 EUs (Execution Units).
Es ist eine Grafikkarte, die sich nur bedingt fürs Gamen eignet. Grafikintensive Games funktionieren zwar (meistens), aber halt nur mit reduzierten Texturen und einer entsprechenden tieferen Framerate. Positiv ist festzuhalten: Das Laptop bleibt auch unter maximaler Last und aktivem Lüfter stets leise. Die Wärmeentwicklung ist dabei spürbar, aber hält sich absolut in Grenzen.
Ansonsten ist der Eindruck hinsichtlich der Leistung ausgezeichnet. Das MateBook X Pro arbeitet sehr schnell – kein Vergleich zu meinem in die Jahre gekommenes HP-Laptop. Ein wesentlicher Beitrag dazu leisten auch der schnelle Arbeitsspeicher mit 16 GB RAM (DDR4x) und die schnelle SSD (NVMe PCIe) mit 1 TB Speicherplatz. Speicher ist definitiv genügend vorhanden. Für Büro- und leichte Multimediaarbeiten sowie hin und wieder ein Game spielen, reicht die gebotene Leistung aus.
Display
Ein weiteres Highlight stellt für mich das grandiose Display dar. Wir sprechen dabei von einem 14,2 Zoll grossen IPS-Display mit einer Auflösung von 3120 x 2080 Pixel und einem 3:2-Seitenverhältnis. Damit wird ein gestochen scharfes Bild mit satten Farben dargestellt. Zudem kann über die Display-Einstellungen optional eine höhere Bildwiederholrate von 90 Hertz aktiviert werden. Sie sorgt für eine flüssige Darstellung bei Bewegungen.
Die Helligkeit gibt Huawei mit bis zu 500 Nits an. Nachgemessen habe ich mangels entsprechendem Equipment nicht. Aber ich kann jedenfalls bestätigen, dass der Bildschirm ziemlich hell werden kann. Arbeiten im Freien ist grundsätzlich möglich. Direkte Sonneneinstrahlung sollte indes vermieden werden. Die Helligkeit wird übrigens über den integrieren Umgebungslichtsensor automatisch gesteuert. Das hat im Test einwandfrei funktioniert.
Fast vergessen: Ja, das Huawei MateBook X Pro (2022) hat ebenfalls ein Touchscreen integriert. Darüber lässt sich wie auf dem Smartphone oder Tablet mit den Fingern zoomen, tippen, wischen, usw. All das, funktioniert tadellos. Ich gehöre allerdings zu denjenigen, die ein Touchscreen bei einem Laptop kaum bis gar nie nutzen.
Software
Ausgeliefert wird das MateBook X Pro mit Windows 11 in der Pro-Version. Wie für Windows üblich, kommt das Laptop mit der einen oder anderen Bloatware zum Kunden. Huawei selbst hat neben der oben genannten Super-Device-Funktion zusätzlich einen PC Manager installiert. Der stört allerdings nicht und zeichnet sich durch sinnvolle Zusatzunktionen aus.
Akku und Laden
Ein Akkumonster ist das MateBook X Pro nicht. Mit dem 60 Wattstunden Akku konnte ich einen Arbeitsalltag grad so knapp bewältigen. In dieser Zeit habe ich vor allem Chrome fürs Surfen und Word fürs Texten verwendet. Die Laufzeit dürfte sich etwas verlängern lassen, wenn die Helligkeit des Displays aktiv reduziert wird. Doch wie gesagt, ein Akkumonster ist es nicht.
Positiv ist das schnelle Laden zu werten. In etwas mehr als 30 Minuten lädt sich der Akku mit dem Ladegerät (max. 90 Watt) von 0 auf ca. 50 Prozent. Das mitgelieferte Ladegerät wird übrigens per USB-C angeschlossen und ist etwa so gross wie ein Adapter für ein Smartphone.
Huawei MateBook X Pro 2022: Pro/Contra
Das Testfazit zum Huawei MateBook X 2022
Mit einem Preis von über 2000 Franken ist das Huawei MateBook X 2022 wahrlich kein Schnäppchen und schon gar kein “No-Brainer”. Doch Huawei rechtfertigt den hohen Preis mit einer hervorragenden Verarbeitung inklusive Magnesiumlegierung und Top-Hardware. Der Intel Alder Lake Core i7-1260P liefert viel Power und sorgt damit für eine hervorragende Systemleistung. Trotzdem bleibt das System auch unter Last angenehm leise.
Das 14,2 Zoll IPS-Display hat zwar ein etwas spezielles Seitenverhältnis (3:2), kann aber sonst auf ganzer Linie überzeugen. Farben und Helligkeit sind top, hinzu kommt eine höhere Bildwiederholrate von bis zu 90 Hz. Ansonsten hat Huawei die Ausstattung gegenüber dem Vorgängermodell deutlich optimiert. Endlich unterstützt das MateBook X Pro auch Thunderbolt 4 (zwei Anschlüsse). Zudem versteht sich das Laptop auch mit Wi-Fi 6e. Unerwähnt sollen auch das fantastische Touchpad und die tollen Lautsprecher nicht bleiben.
Ganz ohne Schwächen kommt aber auch Huawei’s aktuelles Flaggschiff-Laptop nicht aus. Dazu zählt die 720p-Webcam, die mich nicht vom Hocker haut, und die limitierte Akkulaufzeit. Bei der Grafikkarte verzichtet Huawei auf eine schnellere Variante, was in einer maximal durchschnittlichen GPU-Leistung resultiert. Ganz so tragisch ist das allerdings nicht, zumal Huawei das MateBook X Pro 2022 keineswegs als Gamer-Laptop positioniert.
Wer sich mit etwas weniger Leistung zufrieden geben kann, sollte unbedingt unser Testbericht zum Huawei MateBook D16 lesen.