Bereits im November 2021 hat sich Huawei in der Schweiz mit dem Nova 9 im Smartphone-Segment zurückgemeldet. Nun legt der chinesische Konzern nach, und zwar gleich doppelt: Nebst dem Flaggschiff Huawei P50 Pro bringen die Chinesen auch ihr jüngstes Falt-Smartphone P50 Pocket in die Schweiz. Fast schon zur Nebensache gerät da die Watch GT Runner, eine Smartwatch, die sich vorwiegend an Laufbegeisterte richtet. Wir haben dir alle wichtigen Informationen zu den drei neuen Geräten zusammengefasst.
Huawei P50 Pro
Rund neun Monate später als geplant, hat Huawei endlich das P50 Pro für die Schweiz vorgestellt. Im Vergleich zum P40 Pro kommt das jüngste Flaggschiff in stark überarbeitetem Design daher. Äusserlich zeigt sich das vor allem auf der Rückseite, wo der viereckige Kamerabuckel durch das kreisförmige Design ersetzt worden ist, das wir bereits ähnlich vom Nova 9 kennen.
Weniger auffällig ist die Veränderung auf der Vorderseite. Huawei hat es geschafft, die Bildschirmdiagonale im Vergleich zum P40 Pro von 5,58 Zoll auf 6 Zoll zu vergrössern, ohne die Dimensionen des Gehäuses zu verändern. Geändert hat sich dafür die Selfie-Kamera: Statt einer Dual-Cam gibt es jetzt nur noch eine einzelne Linse.
Eine erfreuliche Nachricht gibt es dafür in Sachen Akku: Obwohl das P50 Pro dünner und leichter ist als das P40 Pro, ist der Akku grösser geworden. Wie viel die 4360 mAh im Vergleich zu den 4200 mAh ausmachen, muss erst noch ein Test zeigen. Allerdings hat bereits das iPhone 13 Mini gezeigt, dass kleine Änderungen viel ausmachen können, auch wenn Apple das vor allem mit Software-Optimierungen geschafft hat.
Huawei will ein Kameradurchbruch gelungen sein
Erneut selbst übertroffen hat sich Huawei bei der Kamera – zumindest nach eigener Ansicht. Statt auf immer mehr Linsen zu setzen, habe man versucht, mit den vorhandenen Linsen einen besseren Prozess für die digitale «Bildentwicklung» zu finden. Laut Huawei ist es nicht möglich 100 Prozent der Bildinformationen, die auf den Senor treffen, einzufangen. Mit aktuellen Smartphones beinhalte ein Foto nur etwa 60 Prozent der Bildinformationen des realen Objekts. Die optischen Elemente der Kamera, also die Linsen, können rund 50 Prozent einfangen, der Rest werde durch Software wiedergewonnen. Huawei hat diesen Prozess nun so optimiert, dass ein Foto, dass man mit der Kamera des P50 Pro macht, am Schluss weit mehr Bildinformationen enthält. Laut Huawei bis zu 85 Prozent, was in deutlich schärferen Fotos resultiert.
Das Ganze nennt sich Huawei XD Optics und muss sich erst noch in einem Praxistes beweisen. Allerdings deutet der Test von DXoMark an, dass Huawei tatsächlich eine grossartige Kamera gelungen sein könnte. Obwohl das P50 Pro in China bereits vor etwa einem halben Jahr erschienen ist, führt es noch immer die Charts der besten Smartphone-Kameras an.
Sehr gut gemeint hat es Huawei beim Zoom. Hier versucht das P50 Pro seinen Konkurrenten mit einer 200-fachen Vergrösserung das Wasser abzugraben. Natürlich ist das nur digital und es ist schwer vorstellbar, dass eine 200-facher Zoom tatsächlich etwas taugt. Insgesamt gibt es auf der Rückseite vier Kameras, die folgendes leisten:
- 50 MP mit optischem Bildstabilisator (f/1.8)
- 40 MP (f/1.6)
- 13 MP Ultraweitwinkel (f/2.2)
- 64 MP Tele mit optischem Bildstabilisator (f/3.5)
Die Selfie-Kamera löst mit fast schon bescheidenen 13 Megapixeln auf und bietet einen Weitwinkel mit f/2.4.
Schnell geladen, Speicher erweiterbar, aber kein 5G
Beim Nova 9 hatte Huawei auf eine kabellose Lademöglichkeit verzichtet. Diese Blösse gibt sich das P50 Pro nicht. Tatsächlich kann mit starken 50 Watt kabellos geladen werden, kabelgebunden mit 66 Watt. Der dafür nötige Super Charger mit USB-C-Kabel ist im Lieferumfang enthalten.
Bei der Ausstattung gibt es beim Huawei P50 Pro alles, was im Rahmen des US-Banns möglich war. Im Wesentlichen heisst das, dass du zwar den top aktuellen Snapdragon 888 bekommst, allerdings ohne 5G. Beim Arbeitsspeicher hat das P50 Pro 8GB RAM verbaut, flankiert von 256 GB Datenspeicher. Dieser kann mit einer Nano-SIM verdoppelt werden. Das Smartphone ist nach IP68-Standard wasser- und staubdicht.
P50 Pro komm nicht mit HarmonyOS
Bleibt noch die grosse Frage nach der Software. Auch beim P50 Pro verzichtet Huawei ausserhalb Chinas weiterhin auf HarmonyOS. Stattdessen kommt EMUI 12 zum Einsatz, die neuste Benutzeroberfläche, die allerdings noch auf Android basiert. Eine Version nennt Huawei nicht, allerdings dürfte es wie beim Nova 9 Android 11 sein. Ob da irgendwann Android 12 kommt oder Huawei in Europa einfach EMUI als eine Art Android-Fork weiterentwickelt ist aktuell noch unklar. Generell hat sich Huawei zur Update-Politik nicht geäussert, womit im Moment nicht klar ist, wie lange das P50 Pro mit neuer Software versorgt wird.
Nichts geändert hat sich auch bei den Google Mobile Services (GMS). Diese sind auch beim P50 Pro nicht vorhanden. Damit gibt es auch hier keinen Play Store und Anwendungen können unter Umständen nur eingeschränkt funktionieren – auch wenn man dank AppGallery und Petal Search mittlerweile so ziemlich jede App auf einem Huawei-Handy ohne GMS herunterladen kann.
In der Schweiz kommt das P50 Pro im ersten Quartal 2022 für 1199 Franken (UVP) in den Handel. Ein exaktes Datum blieb uns Huawei Schweiz bisher schuldig. Zumindest bei Digitec soll das Gerät ab dem 28. März verfügbar sein. Erhältlich sein wird es in den Farben Golden Black und Cocoa Gold.
Huawei P50 Pocket
Im Bereich Falt-Handys ist Huawei schon fast ein alter Hase. Nach Samsung und Motorola waren die Chinesen der dritte Hersteller, der ein Falt-Smartphone in Serie produziert hat. Das Huawei P50 Pocket ist nun schon das dritte Falt-Smartphone des Unternehmens, allerdings das erste im Clamshell-Design. Damit tritt Huawei natürlich in direkte Konkurrenz zu Samsungs Galaxy Z Flip 3, das seit einem halben Jahr auf dem Markt ist.
Die Zeit, die sich Huawei für die Entwicklung genommen hat, hat sich gelohnt. Das Gerät wirkt ausgereift und durchdacht und hat – zumindest auf dem Papier – dem Z Flip 3 jetzt schon einige Dinge voraus. Zum einen wäre das das Gelenk, dass es dem P50 Pocket ermöglicht, ohne sichtbaren Spalt zuzuklappen. Auch bei der Kamera scheint das Huawei-Falt-Smartphone mehr auf dem Kasten zu haben als das Z Flip 3. In unserem Test schloss diese bei der Kamera gut ab, konnte aber nicht mit den Flaggschiffen mithalten.
Kamera mit ungewöhnlichem Ultra-Spectrum-Modus
Huawei scheint hier keine Kompromisse eingegangen zu sein und hat dem P50 Pocket eine Kamera spendiert, die sich auf Flaggschiff-Niveau bewegt. Nebst einer Hauptkamera mit 40 Megapixeln (f/1.8) gibt es eine Ultraweitwinkelkamera mit 13 Megapixeln (f/2.2) und einer dritten Kamera mit 32 Megapixeln. Diese nennt Huawei Ultra Spectrum Camera. Was der seltsame Name auf sich hat, zeigt sich bei Nachtaufnahmen, denn hier lässt sich dank dieser Kamera ein Feature namens Ultra Spectrum Fluorescence Photography aktivieren. Damit leuchten weisse Elemente im Bild bläulich, was ziemlich verrückte Aufnahmen ergibt. Die Frage ist hier natürlich wie lange man an diesem Feature Freude hat.
Ebenfalls etwas eigensinnig ist ein Feature der Kamera, mit der man feststellen kann, ob man Sonnencreme gleichmässig im Gesicht aufgetragen hat. Erreicht wird das mit dem UV-Scanner, der misst, wie viel UV-Licht reflektiert wird und einem so sagt, wo man vergessen hat, Sonnencreme aufzutragen.
Leistungsfähig, aber ohne Speichererweiterung
Wie beim P50 Pro muss man auch beim P50 Pocket keine Abstriche bei der Leistung machen. Nebst dem Snapdragon 888 (auch hier nur 4G) gibt es 8GB RAM Arbeitsspeicher. Klar, einige mögen nun anmerken, dass ein Samsung Galaxy S21 Ultra bereits 12 GB RAM hat, aber mal ehrlich: Im ganz normalen Smartphone-Alltag fällt dir dieser Unterschied kaum auf. Leider gibt es beim P50 Pocket keine Möglichkeit, den internen Speicher zu erweitern. Hier muss man sich vor dem Kauf für 256 GB oder 512 GB entscheiden.
Bei den Bildschirmen setzt Huawei auf der Innenseite auf eine Auflösung von 2790 x 1188 Pixeln (FHD+) und einer Bildwiederholungsfrequenz von 120 Hertz und 300 Hertz Touch Sampling Rate. Damit ist das Gerät theoretisch auch für Gaming gerüstet, auch wenn Huawei mit dem P50 Pocket wohl eher die Lifestyle-Zielgruppe im Sinn hat. Das zeigt sich vor allem am Äusseren, das eher an ein Mode-Accessoire denn an ein Smartphone erinnert. Hier zeigt sich dann auch der grösste Unterschied zum Galaxy Z Flip 3: Der kleine Zweitbildschirm auf der Aussenseite ist rund. Ob das wirklich praktischer als das rechteckige Display des Flip 3 ist? Ich kann’s mir nicht vorstellen, möchte aber keine voreiligen Schlüsse ziehen.
Kabelloses Laden wird nicht unterstützt
Der Akku hat mit 4000 mAh eine gute Grösse und dürfte kabelgebunden mit 40 Watt auch rasch geladen sein. Huaweis SuperCharge wird unterstützt, allerdings sind Adapter und Kabel nicht im Lieferumfang enthalten. Etwas überraschend ist, dass das P50 Pocket kein kabelloses Laden unterstützt – hier hat also wieder das Galaxy Z Flip 3 die Nase vorn.
Bei der Software gilt das Gleiche wie beim Huawei P50 Pro: Statt HarmonyOS gibt es EMUI 12, das auf Android (vermutlich Version 11) basiert. Google Mobile Services fehlen, womit es auch keinen Play Store gibt. Anwendungen musst du via AppGallery oder Petal Search besorgen, womit du aber auf so ziemlich alle wichtigen Apps Zugriff hast. Allerdings muss auch hier gesagt werden, dass sich zwar alle Android-Anwendungen installieren lassen, diese aber womöglich nicht immer einwandfrei funktionieren.
In der Schweiz geht das P50 Pocket im ersten Quartal 2022 in der goldenen Premium-Version für 1599 Franken in den Verkauf. Ein exaktes Datum steht noch aus. Bei Digitec soll es ab 28. März lieferbar sein.
Huawei Watch GT Runner
Wie der Name schon andeutet, richtet sich die Huawei Watch GT Runner speziell an alle, die das Laufen lieben. Die Smartwatch beinhaltet alle bekannten Funktionen der neuen GT-Generation, hat aber noch einige zusätzlich Features zu bieten. Die GT Runner ist aus einem Gehäuse aus Verbundfaser, mit einer Lünette aus Keramik und einer Krone aus Titan. Das Gewicht beträgt 38,5 Gramm. Ein Alleinstellungsmerkmal der GT Runner soll die äusserst präzise Ortung sein. Dafür sind in die Uhr versteckte Antennen eingearbeitet, die eine 5-Sterne-Zweifrequenz-Positionierung ermöglichen.
Persönliche Lauftrainings nach wissenschaftlichen Erkenntnissen
Die Software soll Lauftrainings intelligent und von selbst einordnen und so personalisierte Trainingspläne erstellen können. Diese basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und sollen dafür sorgen, dass Läufer*innen ihre Ziele nicht nur schneller erreichen, sondern sich auch stetig verbessern. Dazu gibt es die neuste Version TruSport, die Laufleistungen anhand wissenschaftlicher Methoden bewertet. Schwimmen und tauchen ist natürlich auch möglich, dafür ist die Uhr bis 50 Meter wasserdicht.
Nebst dem gibt es auch noch bekannte Funktionen wie dynamische Herzfrequenzmessung, Bestimmung für den Sauerstoffgehalt und Schlaftracking. Einmal aufgeladen soll der Akku «bei typischer Nutzung» für 14 Tage reichen. In der Schweiz ist die Uhr in den Farben Grau und Schwarz erhältlich. Datum und Preise liegen uns momentan noch nicht vor.