Huawei lässt sich nicht unterkriegen. Nachdem das Unternehmen im März die P60-Reihe für China präsentiert hat, folgt nun der weltweite Start. Leider beschränkt sich Huawei beim internationalen Start wie schon zuvor auf das Pro-Modell. Damit kommen wir in der Schweiz nicht in den Genuss des P60 Art, das vor allem mit seinem Design und einigen exklusiven Features auffällt.
Trotzdem ist das P60 Pro natürlich ein technisch gutes Gerät, das einiges bietet. Auf dem Papier kann es von der Leistung her allerdings nicht ganz mit der aktuellen Flaggschiffkonkurrenz mithalten. So verbaut Huawei nur 8 GB RAM und den Snapdragon-Prozessor 8 Gen 1+. Das ist zwar nicht der allerneueste Qualcomm-Prozessor, aber leistet immer noch mehr als genug Power für den normalen Smartphone-Alltag.
Kamera mit verstellbarer Blende und Fokuspunkt
Wo das neue Huawei-Flaggschiff definitiv auf Augenhöhe mit der Konkurrenz ist, ist bei der Kamera. Trotz der US-Sanktionen hat es Huawei geschafft, hier weiterhin innovativ zu sein. So kommt das P60 Pro wie schon das Mate 50 Pro mit einer stufenlos variablen Blende von f.1.4 bis f4.0. Mittlerweile hat zwar auch Xiaomi eine solche im Programm, allerdings beweisen diverse Tests, dass Huawei hier technisch die Nase vorn hat. Die stufenlos verstellbare Blende soll sich laut Huawei vor allem bei Nacht positiv bemerkbar machen.
Bei der rückseitigen Kamera setzt Huawei auf ein Dreiersetup aus Hauptkamera, Tele- und Ultraweitwinkellinse. Die Telelinse mit f2.1 sei dabei die grösste Blende bei Tele-Kameras mit Periskop-Bauweise im Smartphone-Segment. Ausserdem ist das P60 Pro laut Huawei das erste Smartphone, das beim Teleobjektiv mit mehreren Linsengruppen ausgestattet ist. Dadurch fällt mehr Licht auf den Sensor, was vor allem auch bei schlechtem Licht bessere Bilder ermöglicht.
Der Vorteil dieser Linsengruppe zeigt sich auch bei Makroaufnahmen. Bei diesen ist nicht nur ein grösserer Abstand möglich, der Fokussierabstand ist flexibel steuerbar. Witzigerweise betonte auch Huawei am Launch-Event, dass man mit dem P60 Pro richtig gute Fotos des Mondes machen kann. Wie wir nicht zuletzt von Samsung wissen, wird hier aber oft mit künstlicher Intelligenz getrickst.
Kunlun Glass als Ersatz für Gorilla Glass
Der US-Bann führt dazu, dass Huawei bei immer mehr Dingen auf Eigenmarken ausweichen muss. So hat das Unternehmen das Co-Branding mit Leica durch seine eigene Fotomarke XMAGE ersetzt. Mit dem P60 Pro hält nun eine weitere Eigenmarke von Huawei Einzug: Kunlun Glass. Dieses ist so etwas wie Huaweis hauseigenes Gorilla Glass und soll um einiges besser sein.
Beim P60 Pro wird der Touchscreen von genau dieser neuen Eigenentwicklung geschützt. Das Display soll dabei äusserst bruchsicher sein, obwohl es an allen vier Rändern und Ecken abgerundet ist. Mit diesem Entscheid näher sich Huawei wieder der Design-Sprache des P40 Pro an. Dadurch wirkt das Gerät nicht nur kompakter, das Display wirkt auch fast randlos.
Das Display selbst misst 6,67 Zoll, löst mit 1220 x 2700 Pixeln auf und unterstützt eine adaptive Bildwiederholungsfrequenz von 1 bis 120 Hertz. Das Gehäuse ist IP68-zertifiziert und damit staub- und wasserdicht.
In Sachen Stromversorgung verbaut Huawei gute Hardware, die Zeiten, in denen sie sich damit von der Konkurrenz abheben konnten, sind aber vorbei. Der Akku fast 4815 mAh und ist laut Datenblatt in zehn Minuten von 0 auf 50 Prozent geladen. Dafür sorgt ein Ladekabel mit 88 Watt. Optional kann das P60 Pro kabellos mit bis zu 50 Watt geladen werden. Reverse Charging – wenn das dann noch jemand verwendet – gibt’s mit maximal 7,5 Watt.
Spezielle Farbe ermöglicht Millionen von Unikaten
Ein Alleinstellungsmerkmal hat Huawei mit der Farbe des weissen Modells namens Rococo Pearl. Der Clou: Das Muster des Perlmutt ist bei jedem einzelnen Smartphone anders. Dadurch wird jedes P60 Pro zu einem Unikat. Das hat natürlich den kleinen Nachteil, dass du nicht exakt das Perlmuttmuster erhältst, dass du auf Werbebildern siehst – dafür hat aber niemand sonst auf der Welt die gleiche Optik auf der Rückseite.
In der Schweiz erscheint das Huawei P60 Pro nur in der Variante mit 8 GB RAM und 256 GB internet Speicher. Dieser ist mit einer Nano-SD-Karte erweiterbar. Das Smartphone ist ab sofort vorbestellbar und wird ab dem 22. Mai ausgeliefert. Kostenpunkt: 1199 Franken.
Huawei Mate X3 und weitere Produkte kommen nicht in die Schweiz
Nebst dem Huawei P60 Pro hat Huawei auch noch das neue Falt-Smartphone Huawei Mate X3 vorgestellt. Dieses wird vorerst allerdings nicht in der Schweiz erscheinen. Dasselbe gilt für die neu vorgestellten Laptops Huawei MateBook X Pro (2023) und das MateBook 16s. Überraschend ist dafür, dass selbst die neuen Smartwatches Huawei Watch 4 und Huawei Watch 4 Pro hierzulande nicht offiziell in den Verkauf gehen werden. Bisher hatte Huawei den Schweizer Wearable-Markt immer aktiv bewirtschaftet.
Dass Huawei der Schweiz selbst im Wearable-Bereich mehr oder weniger den Rücken kehrt, dürfte wohl mit den Zertifizierungen zusammenhängen: Smartwatches brauchen mit ihren diversen Mess-Features wie Blutdruck oder Puls eine Zulassung als medizinisches Gerät. Der Zulassungsprozess ist nicht nur langwierig, sondern kostet auch Geld. Für einen so kleinen Markt wie die Schweiz dürfte sich das für Huawei – das sich auf die Kernmärkte konzentrieren will – kaum mehr lohnen, wenn man das restliche Ökosystem nicht anbietet.