Der chinesische Hersteller Huawei hat vor wenigen Wochen auf einem Event in Mailand (Italien) zahlreiche neue Wearables für Europa präsentiert. Im Rampenlicht stand da vor allem die Huawei Watch GT 3 Pro, welche wir schon für einen ersten Test bei uns hatten. Auf dem vergangenen Event feierte aber auch die Huawei Watch Fit 2 Premiere. Und die hatten wir nun im Test.
Die Huawei Watch Fit 2 ist ein Mix aus Fitness-Tracker und Smartwatch. Zu den grössten Neuerungen zählen der integrierte Lautsprecher und Mikrofon sowie das deutlich grössere Display. Software-seitig wechselt Huawei auf das hauseigene Betriebssystem namens HarmonyOS. Nutzer*innen dürfen sich dank diesem Wechsel auf zahlreiche neue Funktionen freuen.
Die Watch gibt es in verschiedenen Varianten. Wir hatten die Huawei Watch Fit 2 Active in der Farbvariante Isle Blue für diesen Test erhalten. Aktuell wird dieses Modell in der Schweiz für 149 Franken verkauft.
Aussehen und Display
Bei der Watch Fit 2 setzt Huawei auf ein rechteckiges Display, was unweigerlich an die Apple Watch erinnert. Als Kopie würde ich die Watch von Huawei aber definitiv nicht bezeichnen. Nur weil Apple bei seinen Smartwatches auf ein rechteckiges Gehäuse setzt, heisst das ja nicht automatisch, dass kein anderer Hersteller auf diesen Formfaktor setzen darf.
Und ja, an die Wertigkeit einer Apple Watch kommt die Watch Fit 2 sowieso nicht heran – zumindest beim Active-Modell nicht. Die Uhr ist aus Plastik (Polymer) gefertigt, was sich dafür aber sehr positiv auf das Gewicht auswirkt. Wer etwas mehr “Luxus” wünscht, sollte zur Elegant- oder Classic-Variante greifen. Diese beiden Varianten sind aufgrund der Materialien jedoch etwas schwerer.
Die Uhr trägt sich am Handgelenk sehr angenehm. Mitunter ein Grund dafür ist das niedrige Gewicht der Watch. Aber auch das tolle Armband aus Silikon trägt dazu bei. Wem das Armband trotzdem nicht zusagt, kann es gegen eine andere Farbe/ein anderes Material tauschen. Leider setzt Huawei auf einen eigenen Anschluss, so dass keine handelsüblichen Armbänder kompatibel sind.
Die Huawei Watch Fit 2 verfügt über einen 1,74 Zoll grossen AMOLED-Touchscreen-Bildschirm mit einer knackig scharfen Auflösung von 336 x 480 Pixeln. Wir haben es mit einem guten Display zu tun, das auch im Freien ablesbar bleibt. Die Always-on-Display erlaubt die dauerhafte Anzeige des Zifferblatts. Alternativ wird die Uhr mittels Drehen des Handgelenks aktiviert.
Die Bedienung erfolgt hauptsächlich über das Touchscreen. An der Seite gibt es eine einzige physische Taste. Auf der Unterseite befindet sich der optische Herzfrequenzsensor und die Lade-PINs Zusätzlich ist ein Lautsprecher und Mikrofon integriert, womit Telefonate geführt werden können. Eine SIM bzw. eSIM wird nicht unterstützt.
Inbetriebnahme der Huawei Watch Fit 2
Wer ein iPhone nutzt, kann die Huawei Watch Fit 2 einfach über die Health-App, welche im Apple AppStore bereitsteht, herunterladen. Komplizierter gestaltet sich die Inbetriebnahme mit einem Android-Smartphone. Da Huawei die Health-App im Google Play Store aufgrund des US-Embargos nicht mehr aktualisieren darf, muss sie umständlich via Huawei-Website oder -App Gallery heruntergeladen werden.
Ist die korrekte Version der Health-App auf dem Smartphone installiert, lässt sich die Watch Fit 2 problemlos via Bluetooth koppeln. Die Inbetriebnahme ist schnell durchlaufen, so dass die Watch einsatzbereit ist.
Alles drin: Fitness-Tracker, Trainingsbegleiter und Schlafanalyse
Die Watch Fit 2 bietet alles, was von einem Fitness-Tracker erwartet wird. Sie zeichnet zuverlässig all deine Aktivitäten (Schritte, Aktivitätsminuten, usw.) und Vitaldaten (Herzfrequenz, Blutsauerstoffgehalt, Schlafqualität und Menstruationszyklus) auf. Diese Werte werden mit der Health-App synchronisiert und dort mit Diagrammen und weiterführenden Informationen aufgewertet.
Die Watch erinnert uns auch daran, tagsüber genügend Wasser zu trinken oder sich auch mal wieder etwas zu bewegen. Ja, die Uhr liefert sogar ein paar Aktivierungsübungen, welche mit einer animierten Grafik angeleitet werden. Wer diese Benachrichtigungen nicht wünscht, kann sie selbstverständlich über die Huawei Health-App deaktivieren.
Da Huawei in der Watch Fit 2 ein GPS-Modul integriert hat und sie bis zu 5 ATM wasserdicht ist, eignet sie sich auch als Trainingsbegleiter. Insgesamt stehen laut Huawei über 97 verschiedene Sportmodi zur Auswahl. Neben klassischen Sportarten wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen, gibt es auch weniger populäre Sportmodi für beispielsweise HIIT (Hoch-Intensität Intervall Training) oder Kendo.
Für Läufer*innen bietet Huawei auf der Watch Fit 2 zahlreiche spannende Funktionen an. Es gibt wie bei den teureren Modellen die begleiteten Laufkurse und Lauftrainingsplänen, welche auf bevorstehende Läufe mit unterschiedlich hohen Distanzen unterstützen sollen. Während eines Workouts werden alle relevanten Daten direkt auf dem Display angezeigt.
Ein kurzer Lauftest mit der Huawei Watch Fit 2 zeigte, dass das GPS nur durchschnittlich arbeitet. Die Genauigkeit lässt dabei zu Wünschen übrig. Oftmals werden Kurven komplett abgeschnitten, so dass im Endeffekt die Distanz nicht korrekt ausgewertet wird. Der Herzfrequenzsensor arbeitet etwas langsam, so dass er bei Intervall-Trainings nicht nachkommt. Die Genauigkeit passte dafür.
Last but not least lässt sich mit der Watch auch die Schlafqualität messen. Wie genau die Schlafanalyse ist, kann ich nicht wirklich beurteilen. Der Schlaf wird nach leichtem Schlaf, Tiefschlaf und REM-Schlaf unterteilt. Hinzu kommt eine Auswertung für die Atmungsqualität. Anhand dieser Daten gibt uns die Health-App ein paar Tipps, wie der Schlaf optimiert werden könnte.
Nicht ganz so “smart”
Beim Vorgänger hat Huawei noch auf einen Lautsprecher und ein Mikrofon verzichtet. Ergo bot das Vorgängermodell keine Freisprechfunktion. Bei der Watch Fit 2 hat Huawei seine Aufgaben in dieser Hinsicht gemacht. Ja, es ist ein Lautsprecher und Mikrofon verbaut, so dass man via Watch telefonieren kann – vorausgesetzt wird dafür natürlich ein gekoppeltes Smartphone.
Die Uhr verfügt über einen internen Speicherplatz, wo Musik abgespeichert werden kann. Bei Workouts kann so auch mal das Smartphone zuhause bleiben. Einfach die Bluetooth-Kopfhörer mit der Watch verbinden und fertig. An dieser Stelle sei erwähnt, dass für die Watch Fit 2 bzw. generell für HarmonyOS keine Streaming-Apps von Drittanbietern (Spotify & Co.) angeboten werden.
Huawei setzt bei der Watch Fit 2 neu auf das hauseigene Betriebssystem HarmonyOS. Wer bereits den einen oder anderen Testbericht zu Huawei-Smartwatches von mir gelesen hat, der weiss, dass ich nicht ganz “happy” mit der Software bin. Das liegt nicht etwa an der Optik oder der Bedienung des Betriebssystems, die ist gut bis sehr gut.
Vielmehr sind es kleinere Dinge, welche mich stören. Angefangen bei den Emojis. Auch weiterhin können Emojis in Benachrichtigungen nicht auf der Uhr dargestellt werden. Warum das so ist? Ich weiss es nicht. Weiter geht es mit der Spiegelung der Benachrichtigungen vom Smartphone. Ab und zu wird dieselbe Benachrichtigung gleich zwei Mal angezeigt. Zudem werden auf der Watch gelöschte Benachrichtigungen nicht auch auf dem Smartphone gelöscht.
Beim Active-Modell verzichtet Huawei auf ein NFC-Modul. Dieses bleibt den teureren Modellen Classic und Elegant vorbehalten. Da in der Schweiz nach wie vor der mobile Bezahldienst Huawei Pay nicht verfügbar ist, ein verschmerzbarer Entscheid.
Die Akkulaufzeit ist gewohnt stark
Die Huawei Watch Fit 2 bietet eine gewohnt starke Akkulaufzeit. Huawei gibt eine Laufzeit von 10 Tagen bei normaler bzw. sieben Tage bei intensiver Nutzung an. Natürlich ist die Akkulaufzeit stark vom Nutzungsverhalten abhängig. Wer sehr viele Lauftrainings mit GPS macht, der wird seine Uhr folgerichtig früher aufladen müssen. Grundsätzlich können wir aber die Angaben von Huawei +/- bestätigen.
Das Testfazit zur Huawei Watch Fit 2
Aktuell verkauft Huawei die Watch Fit 2 für 149 Franken. Das ist gemessen am gelungenen Gesamtpaket ein gerechtfertigter Preis. Hervorheben möchte ich das tolle und helle Display, das integrierte GPS-Modul, was in dieser Preisklasse definitiv nicht üblich ist, die zahlreichen Sportmodi sowie das Mikrofon und Lautsprecher zwecks Freisprechfunktion.
Auf der anderen Seite hat Huawei vergibt Huawei weiterhin viel Potenzial bei den smarten Software-Funktionen. Im Jahr 2022 muss eine Smartwatch einfach Benachrichtigungen samt Emojis darstellen können. Auch ist die App Gallery weiterhin keine Alternative zum Google Play Store – weder für Smartphones, noch für Smartwatches. Oder anders gesagt: Populäre Apps fehlen weiterhin.
Wer mit diesen Abstrichen leben kann, bekommt mit der Huawei Watch Fit 2 einen insgesamt sehr guten Fitness-Tracker.