Huawei hat im Rahmen einer Präsentation in China endlich eine erste vollwertige Version von HarmonyOS vorgestellt. Da bereits zuvor eine erste Version erschienen ist, die unter anderem auf Smart-TVs zum Einsatz kam, spricht das Unternehmen von HarmonyOS 2. Die neue vollwertige Version bietet einiges, womit Android und iOS im Moment nicht aufwarten können. Hauptmerkmal von HarmonyOS ist, dass es ein Betriebssystem für sämtliche smarten Geräte ist, sei es nun ein High-end-Smartphone oder eine schlaue Kaffeemaschine. Laut Huawei ist es das erste Betriebssystem für das Internet of Things und die Zukunft der Vernetzung.
Ein Alleinstellungsmerkmal von HarmonyOS ist die Möglichkeit, Geräte mit HarmonyOS ohne zusätzliche Apps miteinander zu verbinden. Über ein Kontrollzentrum auf dem Smartphone kann man Harmony-Geräte, die sich in der Nähe befinden, einfach per Antippen, respektive Drag-and-drop verbinden. Hat man nun zum Beispiel ein Smartphone mit einem Tablet verbunden, teilen sich diese den Taskmanager. So ist es sogar möglich eine App, die nur auf dem Handy installiert ist, auf dem verbundenen Tablet auszuführen.
Ebenfalls möchte Huawei Apps überflüssig machen, die dazu gebraucht werden, um smarte Geräte zu steuern. Hat man beispielsweise einen Kühlschrank mit HarmonyOS, egal von welchem Hersteller, kann man diesen mit seinem Handy einfach einmalig antippen. Sofort erscheint der Kühlschrank im Kontrollzentrum und kann verbunden werden. Nun poppt ein Widget auf, das sämtliche Steuerungselemente und die Temperaturüberwachung enthält. Es ist also nicht mehr nötig, extra eine App für den Kühlschrank zu installieren, mit der man ihn dann steuern kann.
Huawei lässt einige Fragen offen
Wie nicht anders zu erwarten, war Huawei voll des Lobes über HarmonyOS. Leider hat es das Unternehmen versäumt, etliche Unklarheiten bezüglich des Ursprunges von HarmonyOS auszuräumen. So ist noch immer unklar, ob die Vorwürfe von Ars Technica, HarmonyOS sei nur ein Fork von Android 10, gerechtfertigt sind. Damit ist auch weiterhin nicht bekannt, ob Huawei nun auf einen Mikrokernel statt eines monolithischen Kernels wie Android setzt.
Keine Angaben machte Huawei auch über den weltweiten Rollout auf Smartphones. In China wird HarmonyOS per sofort an erste Handys verteilt. Die Chinesen überraschen mit der Ankündigung, dass man unter anderem Smartphones auf HarmonyOS umstellen wird, die bereits vor fünf Jahren erschienen sind. So erhalten unter anderem das Mate 9 und das P10 das HarmonyOS-Upgrade. Insgesamt wird Huawei in nächster Zeit rund 100 Geräte auf HarmonyOS umstellen.
Erste Geräte mit HarmonyOS auch in der Schweiz
Während der Präsentation hat Huawei auch diverse neue Produkte vorgestellt. Wie zu erwarten wurde die Watch 3, das MatePad Pro und das MatePad 11 präsentiert. Die Watch 3 gibt es nebst der Basisversion auch in einer Pro-Variante. Beide Uhren können dank WiFi und eSim unabhängig vom Handy betrieben werden. Bei den Funtionen findet man alles vor, was man sich von einer aktuellen Smartwatch gewöhnt ist, inklusive über 100 Sportmodi. Ein Novum ist dafür der verbaute Temperatursensor, der einem ein nahtloses Monitoring der Körpertemperatur ermöglicht. Die Akkulaufzeit gibt Huawei im Stromsparmodus mit reduzierten Sportmodi mit 14 Tagen an.
Beim MatePad Pro setzt Huawei auf Produktivität, statt auf Unterhaltung. So soll das 12,6 Zoll grosse Tablet genug Leistung bieten, um selbst 3D-Grafiken rendern zu können. Entsprechend ist auch Videoschnitt kein Problem, sagt Huawei. Angetrieben wird das Tablet von einem Kirinprozessor, etwas, womit das MatePad 11 nicht glänzen kann. Dieses wird – wohl aus aktuellem Mangel an Kirinchips – von einem Snapdragonprozessor angetrieben. Qualcomm hatte bereits im November eine Ausnahmelizenz erhalten und darf wieder Chips an Huawei verkaufen, solange diese nicht 5G-fähig sind.
Kopfhörer und gleich zwei Monitore
Smartwatches und Tablets kommen ab Werk mit HarmonyOS und erscheinen auch in der hierzulande, wie Huawei Schweiz mitgeteilt hat. Offiziell angekündigt werden die Geräte für die Schweiz aber erst am 3. Juni. Ebenfalls im Gepäck hatten die Chinesen die Nachfolger der FreeBuds 3 mit dem wenig überraschenden Namen FeeBuds 4. Die Semi-Ear-Kopfhörer kommen mit aktiver Geräuschunterdrückung, während ein verhältnismässig grosser Treiber für noch mehr Bass sorgen soll.
Auch im Bereich der Computermonitore gibt Huawei nun ordentlich Gas: Gleich zwei High-end-Modelle werden demnächst in die Läden kommen. Zum einen das MateView, das sich vor allem an Kreative wie Grafiker oder 3D-Künstlerinnen richtet, zum anderen der MateView GT, ein gebogener Gaming-Monitor. Zwar wurden beide Monitore schon früher angekündigt, nun wissen wir aber auch, dass beide Modelle in der Schweiz starten werden.
Offizielle Startdaten und Preise hat Huawei Schweiz noch nicht kommuniziert. Diese werden wohl erst am 3. Juni bekannt gegeben. Wir halten euch auf dem Laufenden und bieten euch dann auch eine detailliertere Übersicht über die neuen Gadgets.
Huawei zeigt erstmals die P50-Serie
Ganz am Schluss des Events hat Huawei dann auch noch die neue P50-Serie angeteasert. In einem Video gab es das Smartphone erstmals offiziell zu sehen, wenn auch nur aus gewissen Winkeln. Leider hat Richard Yu, CEO der Huawei-Consumer-Sparte, kein Startdatum genannt. Tatsächlich sagte er sogar, dass man sich bisher noch zu keinem Startdatum hat einigen können. Im Moment versuche man herauszufinden, wie man dieses grossartige Smartphone uns, den Konsumenten, so rasch als möglich zugänglich machen könne. Das lässt natürlich nichts Gutes erahnen und zeigt, dass Huawei mittlerweile stark unter den US-Sanktionen leidet. Momentan würde es wohl niemanden überraschen, wenn das P50 nur in China oder sogar überhaupt nicht mehr erschiene.