Von Netatmo, ein Unternehmen von Legrand, steht bei mir Zuhause seit Jahren eine smarte Wetterstation inklusive Wind- und Regensensor. Es ist vermutlich das Netatmo-Produkt, das am bekanntesten ist. Doch Netatmo hat viel mehr als “nur” eine Wetterstation zu bieten. Inzwischen führt das Unternehmen zahlreiche Geräte für das smarte Zuhause, darunter etwa eine Smart-Home-Kamera mit Gesichtserkennung für die Nutzung in Innenräumen.
Seit mehr als vier Wochen ist die smarte Kamera, die übrigens zu Anfangszeiten als Netatmo Welcome vermarktet wurde, bei mir im Wohnzimmer im Einsatz. In dieser Zeit konnte ich viele Eindrücke sammeln und ich kann nun sehr gut beurteilen, ob die Smarte Innenkamera von Netatmo eine Empfehlung verdient hat oder eben nicht.
Kamera punktet mit tollem Design…
Die Smarte Innenkamera, wie sie offiziell von Netatmo genannt wird, kann mit seiner Optik auf ganzer Linie punkten. Netatmo packt die Kamera in ein zylinderförmiges Gehäuse aus Aluminium, das unweigerlich an die Wetterstation von Netatmo erinnert. Damit sich die Kamera designtechnisch doch noch etwas abhebt, ist sie nicht wie die Wetterstation in Silber gehalten, sondern in einem goldenen Farbton.
Netatmo’s smarte Kamera sieht auf jeden Fall nicht wie eine typische WLAN-Überwachungskamera aus, was sich als Vorteil bei einem Einbruch erweisen kann. Gegen das schicke Design spricht einzig, dass sich die Kamera nicht überall aufstellen lässt. Das Problem: Sie lässt sie sich nicht neigen, will heissen, der Winkel der Kamera kann durch die zylinderförmige Bauart angepasst werden. So muss für die Kamera bevorzugt als Ort beispielsweise ein Büchergestell oder eine Fensterbank gewählt werden.
Auf der Rückseite befinden sich die Anschlüsse für das USB- (microUSB.. hallo Netatmo, wir haben 2023!) und LAN-Kabel sowie ein Slot für eine microSD-Speicherkarte (max. 32 GB werden unterstützt). Übrigens: im Lieferumfang befindet sich erfreulicherweise eine mit 8 Gigabyte Speicherplatz. Ferner bietet die Kamera ein integriertes Mikrofon, ein Lautsprecher fehlt indes. Somit ist es leider nicht möglich, via Kamera mit der Person vor der Linse zu sprechen.
Was die Verarbeitung der Kamera anbelangt, da gibt es Netatmo-typisch nichts auszusetzen.
… wird aber ziemlich warm
Etwas auszusetzen habe ich hinsichtlich der Wärmeentwicklung. Muss die Kamera grad viele Gesichtsdaten verarbeiten, wird das zylinderförmige Aluminiumgehäuse ziemlich warm, wenn nicht sogar heiss. Einen negativen Einfluss auf die Funktionsweise konnte ich dadurch (glücklicherweise) nicht feststellen. Dennoch, eine derart hohe Wärmeentwicklung habe ich bis jetzt bei keiner anderen WLAN-Überwachungskamera festgestellt. Laut Netatmo ist das aber nicht schlimm und sogar gewollt, da das Aluminiumgehäuse die Wärme absorbiert.
Einrichtung und Installation
Die Smarte Innenkamera konnte ich in wenigen Minuten in Betrieb nehmen, was für die einfache Einrichtung und Installation spricht. Zunächst habe ich mir die Netatmo Security App (gibt’s für Android und iOS) im AppStore heruntergeladen und auf meinem iPhone 14 Pro (Max) installiert. Anschliessend führte mich innerhalb der Security App ein Setup-Assistent durch die ganze Installation. Wie gesagt, das hat bei mir ganz easy geklappt.
Die smarte Kamera versteht sich auch mit Apple HomeKit und Google Assistant – sofern das gewünscht ist. Möchte man die Kamera mit HomeKit nutzen, kann einfach der mitgelieferte QR-Code zwecks Einrichtung mit der Kamera des iPhones oder iPads fotografiert werden. Die Einrichtung mit HomeKit hat bei mir erst beim zweiten Anlauf funktioniert. An was es lag? Gute Frage, die ich so nicht beantworten kann. Vielleicht lag es auch ganz einfach an meinem Unvermögen?
Die Sache mit der Gesichtserkennung dauert
Ich war insbesondere auf die Gesichtserkennung der Smarten Innenkamera von Netatmo gespannt. Es ist eines dieser Features, das Netatmo bei der Produktbeschreibung auch bewusst hervorhebt. Was ich schon hier verraten kann: Es dauert eine Weile, bis die Kamera die Gesichter auch der korrekten Person zuweisen kann. Am Anfang ist man in der Security App vor allem damit beschäftigt, die Aufnahmen der korrekten Person zuzuweisen. Erst nach gut einer Woche hat sich dieser Umstand nach und nach verbessert. Gut gelöst: Die App signalisiert mittels Balkenanzeige, wie weit man noch von einer akkuraten Gesichtserkennung der jeweiligen Person entfernt ist.
Ich habe für diesen Test auch die smarte Innen-Alarmsirene erhalten, die mit bis zu 110 Dezibel ziemlich laut wird. Ein kleiner Tipp am Rande: Aktiviert diese erst frühestens nach einer Woche, ansonsten sind Fehlalarme aufgrund nicht korrekt erkannter Gesichter vorprogrammiert. Glaubt mir, ich rede hier aus Erfahrung und meine Nachbarn dürften sich schon etwas ab mir/uns gefragt haben. Also nochmals, wartet lieber ein paar Tage mit der Installation der Alarmsirene.
Hat sich die Gesichtserkennung aber einmal eingependelt, dann arbeitet sie sehr gut. Kam jemand von der Familie nach Hause, wurde ich mittels Benachrichtigungen darüber informiert. Klar, diese Funktion lässt sich je nach Bedarf auch deaktivieren.
Die Security App tut, was sie soll
Die Security App ist insgesamt intuitiv aufgebaut und bietet zahlreiche Einstellungen, womit die Überwachungskamera auf die eigenen Wünsche angepasst werden kann.
Keine Lust mit Benachrichtigungen überhäuft zu werden? Dann solltest du die Benachrichtigungen nach den eigenen Wünschen in der App konfigurieren. Bei Netatmo kann klar definiert werden, in welchen Fällen eine Benachrichtigung ausgelöst werden soll. Soll stets eine Benachrichtigung ausgelöst werden, wenn etwas vor der Linse erkannt wird, oder nur dann, wenn effektiv eine Person erkannt wird? Weiterhin kann ein Zeitfenster definiert werden, wo Benachrichtigungen versandt bzw. nicht versandt werden und was bei einer identifizierten Person passieren soll? Soll die Aufnahme starten, soll eine Benachrichtigung versandt oder gar die Alarmanlage (sofern vorhanden) aktiviert werden? All das und mehr, lässt sich einfach in der App definieren. Die Benachrichtigungen sind übrigens im mehrwöchigen Testzeitraum immer zuverlässig auf meinem Smartphone angekommen.
Mittels der Geofencing-Funktion schaltet sich die Kamera übrigens automatisch “scharf” bzw. deaktiviert sich, sobald sich das Smartphone wieder in der Nähe der Kamera befindet. In der App lässt sich ein Radius (in Kilometer) hinterlegen, der je nach Bedarf erweitert oder verringert werden kann.
Schaut sich jemand aus der Ferne den Livestream in der Netatmo-App an, signalisiert eine rote LED bei der Kamera darüber, dass nun jemand zuschaut. Ein nettes Feature ist auch, dass über das Mikrofon Alarme von anderen Geräten registriert werden können. Hat man Zuhause nicht smarte Feuermelder, können die darüber einfach “smart” gemacht werden. Ertönt der Alarm des Feuermelders und wird dies durch die Kamera erkannt, erhält man über die Security App von Netatmo ebenfalls eine Benachrichtigung.
Ton- und Bildqualität überzeugen
Die smarte Innenkamera ist mit einem 4 Megapixel-Sensor ausgestattet, der Videoaufnahmen mit bis zu 1920×1080 Pixel (+FHD) unterstützt. Netatmo gibt ein maximales Sichtfeld von 130 Grad an. Das ist in Ordnung und reicht in der Regel für die Überwachung eines Raumes aus.
Im Test lieferte sie bei einer optimalen Beleuchtung überzeugende Aufnahmen, die überraschend viele Details enthielten. Mehr zu kämpfen hatte die Kamera bei schlechten Lichtverhältnissen. Zwar stellt die Kamera bei Dämmerung oder Dunkelheit automatisch in den Infrarot-Nachtsicht-Modus, doch damit werden bereits “angelernte” Gesichter oftmals nicht korrekt erkannt. Sprich, ich musste die Aufnahmen dann wieder der jeweiligen Person manuell zuordnen.
Überzeugen konnte mich auch die Tonqualität der Aufnahmen. Auch wenn eine Person eher leise und weiter entfernt von der Kamera spricht, kann man meistens noch gut verstehen, was sie sagt.
Kein (teures) Abo notwendig
Was ich besonders hervorheben möchte, und zwar positiv, ist, dass für die Nutzung der smarten Innenkamera von Netatmo kein zusätzliches Abo notwendig ist. Bei vielen anderen Herstellern von Überwachungskameras, wird ein kostenpflichtiges Cloud-Abo vorausgesetzt – nicht so bei Netatmo. Hier werden die Aufnahmen auf der internen Speicherkarte abgelegt. Auf Wunsch lassen sie sich zusätzlich auf Dropbox oder via FTP-Server auf ein Webhosting/NAS hochladen.
Mein Tipp: Speichert die Daten lokal auf der Speicherkarte und zusätzlich auf einem Webhosting (Speicher im Netz) oder auf eurem NAS. Warum? Sollte ein Einbrecher die Kamera bemerken, kann er sie bzw. die Speicherkarte einfach mitnehmen. So gesehen, ist eine zusätzliche Speicherung auf einem eigenen Server oder in der Cloud definitiv keine verkehrte Idee.
Das Testfazit zur Netatmo Smarte Innenkamera
In den letzten Jahren durfte ich die eine oder andere WLAN-Überwachungskamera unter die Lupe nehmen. Was ich mit gutem Gewissen sagen kann: Die Überwachungskamera von Netatmo hat mir optisch bis jetzt am besten gefallen. Sie sieht nicht wie eine typische Überwachungskamera aus, was sich im Härtefall, sprich bei einem Einbruch, durchaus als Vorteil erweisen kann.
Sehr gespannt, war ich auf die Gesichtserkennung. Enttäuscht wurde ich davon nicht, allerdings dauert es schon ein paar Tage, wenn nicht Wochen, bis sich die Gesichtserkennung einpendelt. Sie muss konsequent angelernt werden und das geschieht “manuell”. Nicht erkannte Gesichter werden in der App angezeigt, die müssen dann der jeweiligen Person zugeordnet werden. Bleibt man da dran, erhält man eine gut funktionierende und zuverlässige Gesichtserkennung.
Wichtig für eine Überwachungskamera sind Bild- und Tonqualität. Beides ist bei der Netatmo Innenkamera auf einem guten Niveau. Einzig bei schwierigen Lichtverhältnissen nimmt die Bildqualität merklich ab, da habe ich schon besseres gesehen. Schade auch, dass Netatmo keine Zwei-Wege-Audio-Funktion bietet. Heisst, es ist kein Lautsprecher integriert und somit keine Kommunikation mit der Person vor Kamera möglich.
Sehr erfreulich hingegen: Für die Nutzung der Netatmo Smarte Innenkamera ist kein kostenpflichtiges Abo nötig, wie bei manch einem anderen Hersteller. Im Lieferumfang befindet sich sogar die passende Speicherkarte, auf der die Videoaufzeichnungen lokal gespeichert werden. Auf Wunsch lassen sich die Aufzeichnungen ebenfalls auf Dropbox oder auf ein eigenes NAS/Webhosting übertragen.
Kurzum: Aktuell (Stand Oktober 2023) kostet die Smarte Innenkamera von Netatmo ca. 180 Franken. Es gibt sicherlich günstigere Überwachungskameras, die sind aber oftmals mit einem kostenpflichtigen Abomodell gekoppelt. Bei Netatmo können alle Funktionen ohne Aufpreis genutzt werden, was es beim Kauf durchaus zu berücksichtigen gilt. Wer zudem auf die Zwei-Wege-Audio-Funktion verzichten und die etwas schwache Bildqualität bei schwierigen Lichtverhältnissen in Kauf nehmen kann, der bekommt mit der Netatmo Smarten Innenkamera eine insgesamt gute Überwachungskamera samt akkurater Gesichtserkennung.
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