Technik

Kinder-Smartwatch im Test: Wie gut ist die TCL Movetime Family Watch MT42X?

Meine Tochter Amélie feierte vor einigen Monaten ihren neunten Geburtstag. Was sie sich schon lange wünschte? Eine eigene Smartwatch. Ja, die Tochter kommt da ganz nach dem Papa und interessiert sich ebenso für digitale und vernetzte Dinge. Ob eine Smartwatch mit Mobilfunkanbindung in diesem Alter sinnvoll ist, das müssen Eltern für sich selber entscheiden. Ein paar Gedanken zu diesem Thema, habe ich in diesem Artikel festgehalten.

In der engeren Auswahl standen bei uns zwei Modelle: Entweder eine Apple Watch SE, die mit Family Setup auf die Bedürfnisse eines Kindes bzw. der Eltern konfiguriert werden kann, oder die in der Schweiz bei vielen Providern erhältliche TCL Movetime Family Watch 2 bzw. MT 42X. Letztendlich entschied sich meine Tochter für das Modell von TCL. Der Papa hat zwar aus technischer Sicht eher zur Apple Watch SE geraten, aber die Movetime Family Watch 2 konnte meine Tochter mit der integrierten Kamera überzeugen. Zudem haben ein paar Freundinnen im Quartier bereits dieselbe Kinder-Smartwatch im Einsatz.

Von TCL kannte ich bis jetzt nur die TV-Produkte, die bis jetzt immer überzeugen konnten. Trifft das auch auf die Kinder-Smartwatch zu? Was sie leistet und wo es noch Optimierungspotenzial gibt, haben meine Tochter Amélie (9) und ich für euch getestet.

Was ist im Lieferumfang enthalten?

Alles, was für den Betrieb der Kinder-Smartwatch notwendig ist. Neben der Uhr selbst, befindet sich im Lieferumfang ein microUSB-Kabel, ein SIM-Karten-Werkzeug und eine kurzgefasste Anleitung.

Design und Verarbeitung

Die Movetime Family Watch MT42X verkauft TCL in der Schweiz in zwei Farbvarianten: Blau oder Pink. Meine Tochter hat sich für das blaue Modell entschieden. Nimmt man die Uhr erstmals in die Hand, fällt das Gewicht auf. Mit 55 Gramm ist sie kein Leichtgewicht. Nur so als Vergleich: Eine Apple Watch SE (40 mm, mit Mobilfunk) wiegt keine 30 Gramm.

Ob das Gewicht der Movetime Family Watch meine Tochter im Alltag stört? Nein, überhaupt nicht, sagte sie mir. In dieser Hinsicht hatte ich schon so meine Bedenken, die jedoch unbegründet sind. Das höhere Gewicht kommt vermutlich vom Akku, denn die restlichen Materialien können dafür kaum verantwortlich sein. Die Uhr besteht nämlich grösstenteils aus Kunststoff.

Der microUSB-Anschluss und der Schacht für die SIM-Karte. Hier auch gut sichtbar: Das Display zieht Fingerabdrücke regelrecht an | Bild: vybe

Die Verarbeitung erachte ich insgesamt als gut. Das trifft übrigens auch auf das Armband zu, das sich dank Bajonettverschluss einfach austauschen lässt. Einzig die Silikon-Schutzkappen für den SIM-Kartenslot und microUSB-Anschluss müssen sich noch im Langzeittest bewähren. Apropos SIM-Karte: Es kommt eine herkömmliche Nano-SIM zum Einsatz. Sie lässt sich mit dem mitgelieferten SIM-Karten-Tool problemlos in die Smartwatch einsetzen.

Auf der rechten Seite befindet sich ein physischer Button sowie der Lautsprecher. Weiterhin ist ein Mikrofon integriert, damit ein Telefongespräch geführt werden kann. Oberhalb des Displays ist eine Kamera integriert. Damit kann meine Tochter Fotos und Videos aufnehmen oder sogar Videotelefonate führen. Meine Tochter kann jedoch nicht mit wildfremden Menschen telefonieren, geschweige ein Videocall führen. Mehr dazu unter „Einrichtung und Funktionen“.

Lautsprecher und die einzige physische Taste an der Kinder-Smartwatch | Bild: vybe

Was mir bereits bei der Einrichtung der Smartwatch negativ aufgefallen ist: Das Display zieht Fingerabdrücke magisch an. Viel stärker, als ich das von anderen Smartwatches oder Smartphones gewohnt bin. Ausserdem habe ich den Eindruck, dass das Display auch nicht ganz so resistent gegenüber Kratzern ist. Hier könnte sich eine Investition in eine Displayschutzfolie (gibt es unter anderem bei Amazon) lohnen. Ansonsten erscheint mir die Uhr als ziemlich robust.

Einrichtung und Funktionen

Die Einrichtung geschieht mit der App TCL Connect (für Android und iOS verfügbar) auf dem Smartphone eines Elternteils und direkt auf der Smartwatch. Schritt-für-Schritt leitet die App durch den ganzen Einrichtungsprozess. Das funktioniert gut. Man muss zwingend ein Konto eröffnen, wobei für das Konto auch Google-, Facebook- oder ein Apple-Login verwendet werden kann. Zudem muss eine Telefonnummer eines Elternteils und zusätzlich die Rufnummer der eingelegten SIM-Karte während der Einrichtung hinterlegt werden. Das erstellte Login wird anschliessend als Administrator in der App hinterlegt. Meine Frau konnte ich danach problemlos als zweites Elternteil hinterlegen, jedoch nicht als Administrator.

Weitere Personen lassen sich über die App via Telefonnummer und QR-Code hinterlegen. Ausserdem hat meine Tochter die Möglichkeit, sich mit Freund:innen mit einer TCL-Kinder-Smartwatch direkt über die Uhr zu vernetzen.

Es lassen sich viele Einstellungen direkt in der TCL Connect-App vornehmen | Screenshot: vybe

Keine wildfremde Anrufe erwünscht

Innerhalb der App können weitere, wichtige Personen hinterlegt werden, beispielsweise die Grosseltern. Sie können zusätzlich als Notrufkontakt (SOS) definiert werden. Die Notrufkontakte werden alle per SMS (inkl. Standort) informiert, sobald meine Tochter die seitliche Taste während drei Sekunden betätigt und so einen Alarm absetzt. Das hat während eines Testdurchlaufs einwandfrei geklappt, wobei der Standort der Smartwatch, ergo meiner Tochter, nicht zu 100 % korrekt war.

Nur Personen, die von meiner Frau oder mir in der TCL Connect App hinterlegt werden, können unsere Tochter telefonisch kontaktieren. Umgekehrt ist es so, dass nur diejenigen Personen, die auf der Liste hinterlegt sind, sie auch auf der Handynummer erreichen können. Alle fremden Personen (=nicht auf der Liste) erhalten das Besetztzeichen und auf der Smartwatch wird kein eingehender Anruf signalisiert. Als Elternteil kann ich über missbräuchliche Anrufe beruhigt sein.

Die Chat-Ansicht auf der Smartwatch | Bild: vybe

Videoanrufe und Nachrichten

Neben Sprachanrufen kann ein Elternteil über die App ein Videoanruf starten. Meine Tochter hat auf der Smartwatch ebenso zwei Möglichkeiten: Der klassische Anruf, der via Mobilfunk, oder ein Videoanruf, der über die Server von TCL, also mittels Datenübertragung, abläuft. Die Qualität der Videoübertragung hängt stark vom Empfang der Uhr ab. Unter optimalen Bedingungen ist die Qualität durchaus zu gebrauchen, obwohl die integrierte Kamera maximal eine durchschnittliche Qualität liefert.

Die Kameraqualität ist nicht so berauschend | Bild: vybe

Natürlich können auf der Smartwatch auch Nachrichten empfangen und versendet werden. Das geschieht entweder via klassischer SMS oder direkt über die App. Empfängt meine Tochter eine Nachricht, die via App von einem Elternteil oder einer Person, die auf der Liste hinterlegt ist, versandt wurde, kann sie darauf mittels Sprachnachricht, Textnachricht oder Emoji reagieren. SMS kann sie nur lesen, jedoch nicht beantworten.

Für Schulkinder lässt sich die Nutzung einschränken

Für Schulkinder lässt sich die Nutzung der Smartwatch über die Funktion namens Schulzeit über die App einschränken. Es können zwei Blöcke pro Tag mit unterschiedlichen Zeiten (Start- und Endzeit) definiert werden, einen für den Vormittag und einen für den Nachmittag. Als Elternteil kann so ganz genau bestimmt werden, während welcher Zeit die Uhr genutzt werden darf.

Es lässt sich eine „Schulzeit“ hinterlegen, so dass die Uhr in dieser Zeitspanne nur eingeschränkt verwendet werden kann | Screenshot: vybe

Mit aktiviertem Schulmodus kann die Uhr keine Anrufe empfangen und alle Zusatzfunktionen, wie Spiele oder Kamera, sind deaktiviert. Die Smartwatch unterscheidet sich dann quasi nicht von einer klassischen Uhr. Gut zu wissen: Auch wenn die Schulzeit aktiv ist, kann meine Tochter weiterhin im Falle eines Falles einen SOS-Notfall auslösen.

In der TCL Connect-App werden Eltern über diverse Aktionen informiert, beispielsweise wenn er Akku fast leer ist oder die Uhr ein- bzw. ausgeschaltet wird | Screenshot: vybe

Sicherer Bereich: Wie weit darf sich meine Tochter von Zuhause entfernen?

Interessant ist die Funktion „Sicherer Bereich“. Da die MT42X über ein GPS-Modul verfügt, ist im Freien eine mehr oder weniger genaue Positionierung möglich. Über „Sicherer Bereich“ lässt sich ein Bereich bzw. eine Zone definieren, wo sich meine Tochter aufhalten darf. Verlässt sie diesen vorab mit ihr definierten Bereich, erhalten alle Notfallkontakte eine Benachrichtigung zugestellt.

Zusätzlich gibt es einen Live-Übertragungsmodus. Bevor dieser Modus aktiviert werden kann, muss innerhalb der App von den Eltern ein Zeitraum bestimmt werden. Möglich ist auch, dass der Live-Übertragungsmodus dauerhaft aktiviert ist. Meine Empfehlung: Unbedingt mit dem Kind offen darüber sprechen.

Schritt- und Kalorienzähler

TCL hat der MT42X auch ein Schritt- und Kalorienzähler integriert. Der eignet sich meiner Meinung nach nicht so wirklich für Kinder. Einerseits ist er ziemlich lieblos gestaltet und andererseits sollten sich schulpflichtige Kinder nicht mit der Anzahl an verbrannten Kalorien herumschlagen müssen. Da könnte sich TCL eine grosse Scheibe bei Garmin abschneiden, die mittels spielerischen Aufgaben zu mehr Bewegung animieren.

Der Schrittzähler ist nicht besonders akkurat und auch die Aufmachung wirkt nicht besonders einladend | Screenshot: vybe

Sprach- und Lautsprecherqualität

Die Sprachqualität empfand ich als gut bis sehr gut. Einzig an Orten, wo die Abdeckung nicht berauschend ist, lässt die Sprachqualität etwas zu wünschen übrig. Aber das ist kein Problem der TCL Movetime Family Watch 2 MT42X, sondern tritt auch bei teureren Smartwatches oder Smartphones bei schlechter Netzabdeckung auf. Auch meine Tochter attestiert eine gute Sprach- und Lautsprecherqualität. Sie konnte meine Frau oder mich immer gut verstehen.

Wenn der Server (wieder einmal) streikt…

… dann geht nicht mehr viel auf der Uhr. Und das passiert leider immer wieder mal. Das Problem: Die Nachrichten, welche über die Smartwatch oder die App versendet werden, sowie alle Videoanrufe laufen über die Server von TCL. Sind die Server wieder einmal offline, können keine Nachrichten darüber versendet werden und auch die Videoanrufe schlagen fehl.

Während der mehrwöchigen Testphase sind die Server immer wieder mal ausgefallen. Das ist ärgerlich und darf so nicht passieren – schon gar nicht bei einer Kinder-Smartwatch. Die normalen Anrufe via Mobilfunk sind von den Serverunterbrüchen (glücklicherweise) nicht betroffen.

Bild: vybe

Je nach Nutzungsverhalten: bis zu sieben Tage Akku

Wie sieht es mit der Akkulaufzeit der TCL Movetime FamilyWatch MT42X aus? Nun, laut Hersteller reicht eine volle Akkuladung für bis zu sieben Tage Laufzeit. Im Alltag wird das ein ziemlich schwieriges Unterfangen. Oder anders gesagt: Eher der Realität entsprechen 3-4 Tage, sofern die Smartwatch nicht ständig verwendet wird. Geladen ist sie von 0 auf 100 Prozent in ca. 2 Stunden.

Welchen Provider für die TCL Family Watch MT42X?

Wir haben alles bei Sunrise, weshalb wir auch das We Connect Watch Abo für die Smartwatch meiner Tochter gelöst haben. Für 10 Franken pro Monat sind hier alle Anrufe in der Schweiz (Mobile und Festnetz), alle SMS und ein unlimitiertes Datenvolumen (bis max. 2 Mbit/s) enthalten. Ein insgesamt faires Angebot.

Vergleichbare Angebote gibt es ebenfalls bei Swisscom oder auch bei Digital Republic.

Das Menü auf der TCL Kinder-Smartwatch | Bild: vybe

Das Testfazit zur TCL Family Watch MT42X

Die Family Watch MT42X von TCL ist im Kern eine gute Kinder-Smartwatch, die mit einer tadellosen Verarbeitung, einer hohen Robustheit (was bei einer Uhr für Kinder definitiv ein wichtiger Punkt ist …) und einem umfangreichen Funktionsumfang punkten kann. Die Eltern-App ist übersichtlich gehalten und liefert alles, was ich als Elternteil benötige.

Was jedoch überhaupt nicht geht, sind die regelmässigen Serverunterbrüche. In den Wochen waren die Server von TCL mehrmals nicht erreichbar. Die Folge? Nachrichten werden nicht übertragen, Videotelefonie ist nicht möglich und teilweise werden auch Einstellungen von der Eltern-App nicht mehr mit der Uhr synchronisiert. Eine ärgerliche Situation, die so nicht tragbar ist.

Kurzum: Auch wenn mich das Produkt als solches eigentlich überzeugen konnte, kann ich Stand heute keine Empfehlung für die TCL Family Watch MT42X abgeben. Zu oft sind elementare Funktionen nicht oder nur eingeschränkt nutzbar.

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