Tesla-Gründer Elon Musk hat nach einigem Hin und Her nun doch Twitter übernommen. Wie Axios berichtet, plant Musk, die ehemalige Social-Media-App Vine wiederzubeleben. Demnach habe er Twitter-Ingenieur:innen angewiesen, an einem Vine-Reboot zu arbeiten. Bereits Ende Jahr soll die neue Version der App live gehen. Axios beruft sich dabei auf verschiedene Quellen.
Vine war die erste reine Video-App und kann als so was, wie der Vorläufer von TikTok betrachtet werden. User konnten Videos auf die Plattform laden, die maximal sechs Sekunden lang waren. Diese liefen dann in einer Endlosschleife. Ähnlich wie bei TikTok konnte man dabei durch einen Feed scrollen.
Vine wurde vor sechs Jahren eingestellt
Vine ging im Juni 2012 live und wurde im Oktober desselben Jahres bereits von Twitter übernommen. 2015 hatte der Dienst rund 200 Millionen aktive User. Trotzdem kündigte Twitter ein Jahr später an, dass man die App einstellen werde. Als Begründung gab der Microblogging-Dienst an, dass über die Hälfte der User mit mehr als 15’000 Followern Vine den Rücken gekehrt hatten. Sie wanderten stattdessen zu Snapchat, YouTube und Instagram ab. In Anbetracht dessen, dass TikTok nur etwa zwei Jahre später seinen weltweiten Siegeszug mit einem ähnlichen Konzept antrat, war dies aus heutiger Sicht sicher ein Fehler.
Nun möchte Elon Musk diesen anscheinend ausbügeln. Sollte Vine tatsächlich wiederbelebt werden, gäbe es noch einige Hindernisse. Zum einen stellt sich die Frage, weshalb User Vine überhaupt nutzen sollten. Nebst TikTok gibt es mit Snapchat, YouTube Shorts und Instagram Reels etablierte Kurzvideodienste, die stetig wachsen.
US-Behörden könnte Vine als Alternative zu TikTok unterstützen
Auch das von Musk propagierte Ziel, bis Ende Jahr mit Vine live gehen zu wollen, scheint unrealistisch. Eine Quelle sagte gegenüber Axios, dass der Code seit 2016 nicht weiterentwickelt worden sei und es «eine Menge Arbeit brauche». Schlussendlich könnte es aber auch sein, dass Musk schlicht wieder seine Spielchen mit dem Internet treibt. Er ist schliesslich bekannt dafür, Ankündigungen zu machen, die dann nie eingehalten werden – oder nur verspätet.
Ein Vorteil könnte Vine allerdings haben: Die US-Politik steht TikTok sehr skeptisch gegenüber. Demnach sammle die chinesische App Daten in einem bisher nie dagewesenem Ausmass. Erst im Juli dieses Jahres hat die US-Telekommunikationsaufsicht FCC gefordert, die App aus dem App Store und Play Store zu verbannen. (Was natürlich nicht geschehen ist). Wenn Musk Vine nun als US-Alternative zu TikTok am Markt positioniert, könnte er zumindest mit der Unterstützung der US-Behörden rechnen.
Die Wiederbelebung von Vine ist nur eine von vielen möglichen Änderungen, die bei Twitter bald Einzug halten könnten. Musk hat nur wenige Tage nach seiner 44-Milliarden-Dollar-Übernahme diverse Dinge angekündigt, die er beim Tech-Unternehmen verändern möchte. Unter anderem wird gemunkelt, dass er eine Abogebühr für verifizierte Konten einführen möchte.