Nachdem Regisseur Zack Snyder mit seiner Version von Justice League den DC-Fans Genüge getan hat, präsentiert er uns mit Army of the Dead endlich wieder einmal etwas ausserhalb des DC-Universums. Zum ersten Mal drehte Snyder aber nicht mehr für die ganz grosse Leinwand, sondern für unsere heimischen Bildschirme. Das Zombiespektakel führt Snyder nicht nur zu seinen Wurzeln als Filmemacher zurück, sondern soll für Netflix auch der Start eines grossen Franchises markieren. Dafür hat der Streaming-Dienst ordentlich Geld in die Hand genommen: Mit einem Budget von geschätzten 70 bis 90 Millionen US-Dollar ist der Film zwar nicht die teuerste Netflix-Produktion bisher, aus der Portokasse dürfte Netflix diesen Film aber auch nicht bezahlt haben.
Bei der Besetzung hat Netflix entsprechend nichts dem Zufall überlassen und ein Ensemble zusammengestellt, das die weltweite Netflix-Fanbase ansprechen soll. Hauptdarsteller Dave Bautista (Guardians of the Galaxy) stehen Stars aus allen wichtigen Filmmärkten der Welt zur Seite. So kommt es dann auch, dass beispielsweise Matthias Schweighöfer, den wir sonst eher aus deutschen Komödien kennen, in Army of the Dead vertreten ist. Damit hat der Film zumindest auf dem Papier alle Voraussetzungen, um einen neuen Streaming-Rekord für Netflix aufzustellen. Wie sicher sich der Streaming-Dienst mit dem Zombiefilm ist, zeigt, dass ein zweiter Teil bereits grünes Licht bekommen haben soll. Was garantiert kommt, ist ein Anime-Spin-Off namens Army of the Dead: Lost Vegas.
Ein guter Start, der das Niveau nicht halten kann
Internationale Besetzung, grosses Budget, bekannter Regisseur. Da muss nur noch die Story überzeugen und schon hat Netflix einen Zombiehit am Start. Leider wird daraus nichts. Zack Snyder hat wieder einmal bewiesen, dass er visuell zwar grossartige Filme inszenieren kann, diese aber inhaltlich selten überzeugen, wenn er das Drehbuch schreibt. Zwar ist Army of the Dead kein solches Desaster wie Sucker Punch, kommt aber schlussendlich nicht über den Durchschnitt hinaus. Snyders Drehbuch ist in etwa so originell wie Landjäger und Tessinerli als Zwischenverpflegung auf einer Wanderung. Dabei fängt der Film gar nicht mal so schlecht an: Während 15 durchaus amüsanter Minuten dürfen wir zuschauen, wie Las Vegas den Zombies zum Opfer fällt. Die Musik, die dabei als Untermalung dient, gibt dem Ganzen sogar eine gewisse satirische Note. Da verzeiht man dem Film auch eine erste Logiklücke, zumal diese für den weiteren Verlauf des Filmes glücklicherweise nicht relevant ist.
Nach dem anfänglichen Spektakel, bei dem wir auch eine erste Kurzeinführung der Charaktere in Form diverser Montagen erhalten, flacht der Film leider rasch ab. Snyder schafft es nicht, sein Ensemble so weiterzuentwickeln, dass man sich wirklich um die Charaktere schert. Wäre das bei gewissen Nebencharakteren noch verkraftbar, ist es das bei Dave Bautista aka Scott Ward nicht. Dabei sind die Ansätze interessant: Ein Mann, der während des Zombieausbruchs einiges als Soldat geleistet hat, endet doch nur als Burgerbrater. Durch ein schreckliches, zombiebedingtes Erlebnis ist die Beziehung zu seiner Tochter zerbrochen. Hier bahnt sich also die klassische Vater-muss-bei-der-Tochter-Busse-tun-Geschichte an. Neu ist das zwar nicht, aber daraus lässt sich dennoch etwas machen.
Spektakel zugunsten der Charakterentwicklung
Doch statt sich darauf zu konzentrieren, die Charakterisierung von Ward zu akzentuieren, verzettelt sich Snyder in möglichst epischen Szenen und Action-Spektakel. So liefert er uns zwar einen Grund, weshalb Ward erneut ins zombieverseuchte Las Vegas zurückgeht, doch so recht abnehmen will man es dem Charakter nicht. Auch die anderen Charaktere wirken eher blass. Einzig Matthias Schweighöfer als schräger Safeknacker Ludwig und Tig Notaro als Helikopterpilotin Marianne haben einen gewissen Unterhaltungswert. Sie sind es dann auch, um die ich mich am meisten gesorgt habe, während mir die restlichen Teammitglieder relativ egal waren.
Spätestens nach einer Stunde, wenn eine so grosse Logiklücke auftaucht, dass man sie einfach nicht mehr ignorieren kann, kippt der Film vollends. Nun geht es nur noch darum, möglichst viele Zombies möglichst spektakulär zu killen und den Film irgendwie voranzubringen. Dabei passiert mehr oder weniger genau das, was man erwartet und selbstverständlich bedient Snyder auch gerne das eine oder andere überstrapazierte Klischee. Aber vielleicht ist es einfach schlicht das, was Zombiefans wollen. Keine anspruchsvolle Unterhaltung, sondern einfach zerplatzende Köpfe und Horden von Untoten, die über eine Gruppe um sich schiessender Lebender herfällt.
Immerhin der Zombietiger ist ziemlich cool, auch wenn er wohl nur im Film ist, um für einen Gag herzuhalten und wunderbare als PR-Vehikel funktioniert. Und der Schluss? Ist genau so, wie man ihn vorausahnt. Vor allem aber ignoriert der Film die eigenen Regeln, die er zuvor aufgestellt hat. Das beschert uns dann ganz zum Schluss noch einaml ein sehr grosses Logikloch. Aber irgendwie musste sich Zack Snyder eben die Türe für eine Fortsetzung offen halten und auf eine schlüssigere Idee ist er wohl nicht gekommen.
Fazit zu Army of the Dead
Nein, einen potenziellen Zombieklassiker hat Zack Snyder mit Army of the Dead nicht abgeliefert. Auch als Satire à la Zombieland oder Shaun of the Dead geht der Film nicht durch. Dabei steckt in der Geschichte eine Satire drin. Snyder hat sich aber nicht die Mühe gemacht, diese aus dem Stoff herauszuarbeiten. Daher bleibt Army of the Dead ein durchschnittlicher Zombiefilm, der zwar rasant inszeniert ist, aber darüber hinaus einfach nicht das gewisse Etwas bietet, um aus der Masse der Zombiefilme herauszustechen. In der Top-Liste von Netflix wird der Film trotzdem ganz vorne auftauchen, schliesslich ist es selten eine innovative Story, die einen Film erfolgreich macht.
Army of the Dead startet am 21. Mai 2021 auf Netflix Schweiz.