Faltbare Smartphones sind in. Egal ob Samsung mit ihrem Galaxy Fold, Huawei mit dem Mate X oder Motorola mit dem Razr 2019 – alle bauen sie Handys mit faltbarem Display. LG geht da einen eher pragmatischeren Weg und stellt ein Zubehör zur Verfügung, dass aus deinem LG-Smartphone ein Dual-Screen-Handy macht. Eine solche Hülle gibt es unter anderem für das LG G8X und das LG V50 ThinQ 5G. Letzteres habe ich, zusammen mit dem Dual Screen, erhalten, um es vier Wochen zu testen. Das Review zum V50 ThinQ 5G findet ihr übrigens in diesem separaten Beitrag. Hier geht es nun nur um den Dual Screen.
So machst du aus deinem LG-Handy ein Dual-Screen-Smartphone
Hat man den Dual Screen ausgepackt, ist es ganz einfach, diese mit dem Smartphone zu verbinden. Wie bei einer normalen Handy-Hülle müsst ihr das LG-Smartphone nur vorsichtig in das Case drücken und das war’s auch schon. Die Kontakte auf der Rückseite des V50 ThinQ 5G verbinden sich dann mit der Technik des Dual Screens und liefern den Strom. (Wer also Angst hatte, man müsse den zweiten Screen separat laden, kann ich hier beruhigen).
Das Verbinden funktioniert wirklich wunderbar und ohne irgendwelche Probleme. Das Handy erkennt den zweiten Screen sofort und zeigt auf dem Bildschirm ein neues Menüsymbol an. Mithilfe von diesem könnt ihr die zwei Bildschirme steuern. Dazu aber später mehr. Einzig, wenn man das Smartphone wieder einmal aus der Hülle nimmt, muss man manchmal etwas gar fummeln, da das Handy sehr fest in der Hülle sitzt. Ich hatte da immer mal wieder Angst, dass ich aus Versehen den Dual Screen am Scharnier abbreche.
Aussehen und Handhabung
Der erste Gedanke, nachdem man den Dual Screen montiert hat, ist natürlich: “Wow, ist das ein fettes Teil.” Tatsächlich wächst die Dicke des LG V50 ThinQ 5G mit der Hülle von 8,3 Millimeter auf knapp das Doppelte an. Daran muss man sich im ersten Moment erst gewöhnen.
Äusserlich hat LG der Hülle eine Kombination aus mattem Kunststoff und einer Art glänzender Piano-Lack-Optik spendiert. Das ist jetzt kein designtechnischer Meilenstein, aber ich kann damit leben. Tatsächlich sieht das LG Dual Screen zusammengeklappt wie ein kompakterer Nintendo 3DS aus. Auf der Rückseite hat es noch eine grosse, quadratische Aussparung, damit man auch mit Dual Screen fotografieren kann. Alles andere wäre ja auch ziemlich doof.
Klappt man das Handy auf, fühlt man sich fast ein bisschen an das kürzlich vorgestellt Microsoft Duo erinnert – oder eher an einen Prototypen davon. Vor allem das Scharnier ist ein bisschen dicker geworden, als man das gerne hätte. Allerdings stört das nur im ersten Moment. Und spätestens, wenn man verstanden hat, dass beide Bildschirme unabhängig voneinander funktionieren, ist das egal.
Der zweite Bildschirm ist übrigens nicht genau gleich gross wie der Handy-Bildschirm. Zwar sieht es im ausgeschalteten Zustand so aus, aber wenn man ihn einschaltet, hat man oben und unten zwei schwarze Ränder. Die effektive Grösse des LG Dual Screens ist 6.2 Zoll, während der Bildschirm des V50 ThinQ 5G 6.4 Zoll misst. Ist das schlimm? Ich finde nicht. Mich hat es jedenfalls nicht gestört, auch wenn zwei gleichgrosse Bildschirme sicher etwas schöner wären.
Braucht es einen zweiten Bildschirm wirklich?
Das ist hier die grosse Frage, die ich mir natürlich auch die ganze Zeit gestellt habe. Die Antwort darauf ist nicht eindeutig. Grundsätzlich kann man sagen: Nein, einen zweiten Bildschirm braucht es nicht unbedingt – zumindest für den Durchschnittsnutzer. Allerdings bietet der Dual Screen doch einige Vorteile, die, wenn man sie regelmässig braucht, irgendwann nicht mehr missen möchte.
Das Mini-Kino in der Hosentasche
Der offensichtlichste Vorteil ist natürlich, dass die Hülle perfekt als Ständer dient, um zum Beispiel im Zug Videos zu gucken. Weil beide Bildschirme unabhängig voneinander agieren, kann man den Hauptbildschirm einfach in den Schlafmodus versetzen und auf dem oberen Zweitbildschirm Videos gucken.
Etwas doof ist, dass der zweite Bildschirm nur waagerecht oder vertikal einrastet, was für ein Miniaturkino jetzt nicht optimal ist. Mit etwas Feingefühl kann man den Zweitbildschirm aber auch irgendwo dazwischen fixieren. Wer regelmässig längere Strecken im Zug unterwegs ist, wird diese Hülle lieben. Zumindest war das bei mir so.
Klar, man könnte natürlich auch auf eine günstige Hülle mit integriertem Ständer zurückgreifen. Aber dafür habt ihr beim Dual-Screen den Vorteil, dass ihr auf dem Hauptbildschirm weiterhin Sachen erledigen könnt, wenn es denn sein muss. Während ihr auf dem Zweitbildschirm also ein Video guckt, könnt ihr auf dem Hauptbildschirm weiterhin WhatsApp benutzen.
Das mag jetzt etwas unnötig klingen, aber sind wir mal ehrlich: Wer sitzt nicht oft vor dem Fernseher und tippt nebenbei noch auf seinem Smartphone herum? Hier könnt ihr nun beides auf dem Handy machen.
Ein Vorteil für Arbeitstiere
Der wirkliche Vorteil spielt der Dual Screen aber aus, wenn es darum geht, am Handy produktiv zu sein. Denn nun hat man plötzlich zwei unabhängige Bildschirme, auf denen man arbeiten kann. Im ersten Moment muss man sich da etwas daran gewöhnen, aber hat man den Dreh erst mal raus, ist das wirklich praktisch.
Wieso will ich einen grossen, faltbaren Bildschirm, wenn ich auch zwei separate haben kann? Klar, auf dem Galaxy Fold kann ich Apps auch in zwei oder sogar drei Bereiche aufteilen. Aber irgendwie ist das einfach nicht ganz das Gleiche. Beim Fold ist es so, als würde ich auf meinem Desktop-Bildschirm die Fenster der verschiedenen Programme anordnen. Beim LG Dual Screen hänge ich einen externen Monitor an meinen Desktop an. Das ist einfach besser.
Fotografieren macht gleich mehr Spass
So kann ich zum Beispiel auf dem Zweitbildschirm ein YouTube-Video offen haben, während ich auf dem Hauptbildschirm Notizen dazu mache. Noch praktischer ist der Dual Screen beim Fotografieren. Während man auf dem einen Bildschirm die Kamera-App offen hat (ja, das geht auf beiden), ist auf dem anderen die Galerie-App geöffnet. So sieht man sein eben geschossenes Foto immer gleich in der Übersicht und kann es auch vergrössern, ohne aus der Kamera-App raus zu müssen. Das ist vor allem praktisch, wenn man Motive fotografiert, bei denen man rasch reagieren muss.
Mehr Screen fürs Gamen
Sehr interessant dürfte der Dual Screen aber vor allem für Gamer sein, denn einige Games wie zum Beispiel Fortnite, sind für den LG Dual Screen optimiert. Was heisst das? Nun, wenn ihr das Game startet und das Handy quer haltet (also wie einen Nintendo DS), seht ihr auf dem oberen Bildschirm das Spiel, während auf dem unteren Screen ein virtuelles Gamepad angezeigt wird. Dieses kann grundsätzlich immer eingeblendet werden, allerdings funktioniert sie nur bei Games, die ein physisches Gamepad unterstützen.
Natürlich, ein virtuelles Game-Pad ist nicht das Gleiche wie ein echtes, aber hey, ihr habt nun viel mehr Screen, auf dem euer Game angezeigt wird. Das ist doch was.
Die Sache mit dem Akku
Ihr habt es sicher schon geahnt: Wer mit einem Dual Screen unterwegs ist, wird auch abhängiger von der Steckdose. Denn der Zweitbildschirm wird den Akku eures Handys um einiges schneller leeren. Damit ihr trotzdem eine gewisse Kontrolle über den Akkuverbrauch habt, gibt es zwei Einstellungen, die euch LG zur Verfügung stellt. Zum einen könnt ihr den Zweitbildschirm deaktivieren, selbst wenn er mit dem Handy verbunden ist.
Zum anderen lässt euch LG auch die Helligkeit des Zweitbildschirms separat regeln. (Die Alternative ist synchron zum Hauptbildschirm). So könnt ihr also Strom sparen, indem ihr einfach die Helligkeit des Zweitbildschirms etwas niedriger als beim Hauptbildschirm einstellt.
Fazit zum LG Dual Screen
Der LG Dual Screen war für mich ein cooles Zubehör, welches ich gerne benutzt habe. Es gab aber auch Momente, in denen ich es dann wieder mehrere Tage nicht verwendet habe. Der Dual Screen ist vor allem nützlich, wenn man oft am Handy arbeitet oder auch unterwegs Videos streamt. Und wer gerne spielt, wird sicher auch seine Freude haben – vorausgesetzt, die Game-App ist an den Dual Screen angepasst.
Ein Must-Have ist der Dual Screen damit nicht – aber dennoch ein cooles Zubehör, das Spass macht. Die Frage ist eigentlich nur, ob man dafür wirklich fast 200 Franken (exklusiv bei Swisscom) ausgeben möchte.