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«Love, Death and Robots» Staffel 3: Viel Death, wenig Robots und kaum Love

Love, Death and Robots Staffel 3

«Love, Death and Robots» ist eine der wenigen Serien, wofür es sich noch lohnt, einen Netflix-Account zu haben. Die Anthologie-Serie ist ein regelrechter Nerdgasm, wie es im Englischen so schön heisst: So unterschiedlich und kreativ kam Science Fiction und Fantasy im TV-Format noch nie daher. Das liegt primär daran, dass die einzelnen Episoden nicht nur von verschiedenen (oft kleinen) Studios kommen, sondern Netflix den Macher:innen alle Freiheiten lässt.

Am 20. Mai ist die dritte Staffel erschienen und hat uns in neun Episoden erneut in ganz unterschiedliche Welten entführt. Die dritte Staffel markierte auch eine Premiere, denn mit der Episode «Three Robots: Exit Strategies» gab es innerhalb der Anthologie erstmals eine Fortsetzung zu sehen. Darin sehen wir die drei Roboter aus der ersten Staffel erneut auf einer dystopischen Erde. Dieses Mal geht es darum, wie wir dummen Menschen versucht haben, das Ende unserer Existenz hinauszuzögern.

Staffel 3 frönt der Gewalt

Inhaltlich ist die Episode ein sarkastischer Kommentar auf unser Unvermögen, unseren Alltag nachhaltig zu gestalten. Das ist durchaus amüsant, aber auch nicht wirklich neu oder überraschend. Zugutehalten muss man der Folge allerdings, dass sie eine von zwei Episoden ist, die uns nicht mit einer Gewaltorgie penetriert. Denn genau hier liegt die grosse Schwäche der dritten Staffel «Love, Death and Robots»: Die Macher:innen scheinen vergessen zu haben, dass Science Fiction und Fantasy nicht nur zum Ziel hat, dass sich Menschen mit fremdartigen Wesen einen Kampf auf Leben und Tod liefern.

Science Fiction soll eine Zukunftsvision malen und genau wie Fantasy in fremde Welten entführen. Oft sind die Grenzen fliessend, aber immer faszinierend. Dabei sind auch philosophische Ansätze erlaubt, genauso wie völlig absurde Gedankenexperimente. So zumindest war es in Staffel eins so. Nebst klassischem Science Fiction mit Aliens und Raumschiffen und Gewaltorgien hatte es auch Platz für alles dazwischen.

Wo bleiben die philosophischen, verträumten Episoden?

«When the Yogurt Took Over» war eine grossartig absurde Satire über das Unvermögen des Menschen, sich nicht selbst im Wege zu stehen. «Fish Night» entführte uns in eine wundervolle 2D-Welt in der die Realität und Träume verwischten und uns Raum für Interpretationen liess. «Zima Blue» wiederum ging der Frage nach, was eine Seele ist und das Streben einer künstlichen Intelligenz, diese zu erlangen. Und selbst so vermeintlich banale Geschichten wie in «Ice Age», in der ein Pärchen eine ganze Zivilisation in ihrem Gefrierschrank entdeckt, hatten Platz.

Love, Death and Robots Staffel 1
«When the Yogurt Took Over» aus Staffel 1. | Bild: Netflix

Auch in der zweiten Staffel stiessen Folgen wie «The Drowned Giant», «Ice» oder «Snow in the Desert» die Welt der Imagination weit auf. Wir haben kleine Einblicke in Welten erhalten, die mit unterschiedlichen Facetten fasziniert haben. Ja, Gewalt gab es auch da immer mal wieder, doch kam diese in verkraftbaren Dosen daher.

War das wirklich nötig?

Bei Staffel nun, scheinen die Macher:innen viel Wert darauf gelegt zu haben, uns möglichst viele eklige Gewaltmomente zu bescheren. Episoden wie «Kill Team Kill» oder «In Vaulted Halls Entombed» frönen geradezu der exzessiven Gewaltdarstellung. Kann man das noch als Satire abtun oder ist das schon fast Gewaltvoyeurismus?

Im Mittelpunkt beider Episoden steht eine Einheit des US-Militärs und man fragt sich, ob es wirklich nötig gewesen ist, diesem so viel Platz einzuräumen. Immerhin bewies die Folge «Jibaro», dass es weitaus faszinierendere Möglichkeiten gibt, eine Geschichte zu erzählen, in der eine Spezialeinheit vorkommt. Schaut man sich die dritte Staffel an, hat einzig «The Very Pulse of the Machine» den Mut, visuell und inhaltlich zu experimentieren.

Love, Death and Robots Staffel 3
«The Very Pulse Of The Machine» | Bild: Netflix

Schlecht ist die dritte Staffel deswegen nicht. Noch immer präsentiert uns «Love, Death and Robots» ein kreatives Schaffen, das zumindest visuell sehr breit gefächert ist. Dennoch dürfte die gesteigerte Gewaltdarstellung vor allem Personen, die Horrorfilmen abgeneigt sind, auf den Magen schlagen. Die dritte Staffel von «Love, Death and Robots» ist wohl schlicht eine aktuelle Spiegelung der Ereignisse. Während die ersten beiden Staffeln nicht oder kaum von Corona betroffen waren, fiel die Produktion der dritten mitten in die Pandemie. Bleibt zu hoffen, dass die Macher:innen bei der vierten Staffel – wenn sie denn kommt – wieder etwas positiver an die Sache herangehen.

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