Technik

Mein Fazit, nachdem ich das iPhone 15 Pro über 100 Tage im Alltag getestet habe

Apple iPhone 15 Pro im Test. Wie gut ist das Smartphone?

Im September 2023 hatte Apple zur Keynote geladen und an dieser seine neuen iPhones präsentiert. Anfang Oktober lag dann das Testgerät auf meinem Schreibtisch: das iPhone 15 Pro in Titanium Blue. Seither nutzte ich das Gerät als Daily Driver und einmal als Zweitgerät, als ich für einige Zeit das Pixel 8 ausprobiert habe. Es ist also höchste Zeit, Bilanz zu ziehen.

Design und Haptik

Optisch hat sich beim iPhone 15 Pro gegenüber dem iPhone 14 Pro nicht viel verändert. Apple bleibt seiner Designsprache treu, hat aber eine grosse Neuerung am Start: den Action-Button. Er ersetzt den bisherigen Stummschalter und sitzt in etwa an gleicher Stelle.

Die andere grosse, sichtbare Neuerung ist natürlich der USB-C-Anschluss. Endlich kann ich da als alter Android-Hase nur sagen. Auffallen tut diese Änderung optisch aber kaum. Noch weniger fällt die wohl grösste Änderung am Gehäuse auf: Apple setzt beim iPhone 15 Pro (und Pro Max) auf ein Titanium-Gehäuse. Laut Apple bedeutet diese eine Gewichtsreduktion von rund 30 Prozent gegenüber dem iPhone 14 Pro.

Apple iPhone 15 Pro im Test. Handhabung und Form.
Bild: vybe

Als ich das bei der Keynote gehört hatte, war mein erster Gedanke: «Wieder mal hübsches PR-Blabla.» Doch als ich das iPhone 15 Pro das erste Mal in die Hand genommen habe, wurde ich eines Besseren belehrt. Die Gewichtsreduktion ist tatsächlich krass spürbar. Tatsächlich fühlte sich das iPhone 14 Pro im direkten Vergleich fast schon wie ein schwerer Ziegelstein an. Das hat mich wirklich im Positiven überrascht.

Display

Das iPhone 15 Pro kommt mit einem 6.1 Zoll grossen OLED-Display, das mit 1179 x 2556 Pixeln auflöst. Das ergibt eine Pixeldichte von ungefähr 460 ppi. Die Bildwiederholungsrate beträgt 120 Hertz und ist dynamisch. Damit entspricht das Display auf dem Datenblatt den Erwartungen eines High-end-Geräts.

Apple iPhone 15 Pro im Test. Testfazit nach 100 Tagen.
Bild: vybe

In der Praxis hat mich das Display ebenfalls überzeugt. Wie schon beim iPhone 14 Pro hat Apple erneut gezeigt, dass man trotz des späten Wechsels auf OLED nicht hinterherhinkt. Farben und Kontrast stimmen und die Lesbarkeit ist selbst bei starker Sonneneinstrahlung dank einer Spitzenhelligkeit von 2000 Nits noch immer gut. Ich kann mich zumindest an keine Lichtsituation erinnern, wo ich mich ab einem unlesbaren Display geärgert habe.

Leistung

Im iPhone 15 Pro hat Apple seinen neusten Smartphone-Chip, den A17 verbaut. Für den normalen Smartphone-Alltag bietet dieser mehr als genug Leistung.

Tatsächlich sei der Chip so potent, sagt Apple, dass sogar erstmals Games in Konsolen-Qualität auf dem iPhone 15 Pro gespielt werden können. Das liegt unter anderem am aussergewöhnlichen Raytracing. Einfach ausgedrückt simuliert dieses, wie Beleuchtung, Schatten und Spiegelungen bei gerenderten Bildern in Games aussehen. Je besser das Raytracing, desto lebensechter kann ein Game wirken. Natürlich spielen auch noch andere Dinge eine Rolle, etwa die Auflösung.

Um zu zeigen, wie potent der A17-Chip ist, wird sogar ein Konsolen-Game für das iPhone 15 Pro portiert: «Assasin’s Creed: Mirage» soll demnächst erscheinen.

Software

Mit dem iPhone 15 hat Apple auch die jüngste Version von iOS eingeführt. Zu Beginn gab es zwar noch einige wenige Bugs, inzwischen sind wir aber bei iOS 17.2 und alles läuft wie aus einem Guss. Eben so, wie man es sich von Apple-Software gewöhnt ist.

Mit der Version 17 hat Apple natürlich wieder etliche Neuerungen eingeführt. In vielen Bereichen wurde vor allem an Details geschraubt. Etwa sind die Widgets jetzt noch ausgefeilter oder der Anruf-Screen bei der Telefon-App kann persönlicher gestaltet werden. Viele dieser Neuerungen sind zwar cool, aber habe ich ehrlich gesagt nicht oder kaum verwendet. Trotzdem hat Apple drei Features mit iOS 17 eingeführt, die mir sehr gut gefallen haben und ich mittlerweile gerne nutze:

Mentale Gesundheit

Mentale Gesundheit ist ein Thema, dass in unserer Gesellschaft aktuell sehr im Fokus steht. Ich selbst zähle mich mittlerweile zu denen, die Erfahrungen damit gemacht haben, was ein negatives, respektive positives Mindset ausmachen kann. Umso schöner ist es zu sehen, dass Apple in der Health-App dieser Thematik mehr Aufmerksamkeit widmet.

Es ist jetzt nicht so, dass ich die Funktion täglich nutze, aber es macht trotzdem Spass, zwischendurch reinzuschauen und zu sehen, was die Health-App unter dem Bereich «Seelisches Wohlbefinden» für einen bereithält. Zum einen sind das klassische Metriken wie Schlaf- und Trainings-Tracking, aber auch Tipps und Tricks, wie mein sein seelisches Wohlbefinden erhalten und fördern kann. Insgesamt ist der Bereich zwar noch ausbaubar, etwa durch eine Funktion für Intervallfasten, aber für den Anfang ist es ein guter Start.

Journal

Eine App, die für mich gerade zum richtigen Zeitpunkt kam. Für mich geht sie ein wenig in die Richtung mentale Gesundheit, denn sie ist eine gute Möglichkeit, sich zu reflektieren und ein positives Mindset zu pflegen.

Im Wesentlichen ist die App das, was der Name andeutet: ein digitales Tagebuch. Wenn du die App das erste Mal öffnest, wirst du gefragt, auf welche Bereiche sie überall Zugriff haben darf. Das sind unter anderem dein Fotoalbum, der Kalender oder dein Fitness-Tracking. So versucht die App zu verstehen, was du so treibst und macht dir Vorschläge, worüber du schreiben könntest. Das hilft natürlich vor allem Tagebuchanfängern, die nicht so recht wissen, was sie schreiben könnten. Es ist aber auch ziemlich nützlich für Tagebuchmuffel wie mich, die Weltmeister darin sind, Tagebucheinträge vor sich herzuschieben.

Klar, hier muss man natürlich wissen, ob man seine Gedanken wirklich einer App anvertrauen will. Apple versichert aber, dass die Einträge verschlüsselt sind. Voraussetzung ist, dass du einen Pass-Code für das iPhone eingerichtet hast. Machst du ein Backup in der iCloud werden die Journal-Einträge End-zu-End-Verschlüsselt, sodass nicht einmal Apple mitlesen kann. Die App selbst kannst du ebenfalls noch zusätzlich mit einer Zugangssperre via Code oder Face-ID versehen.

StandBy

Ein scheinbar kleines, aber cooles Feature: Wenn das iPhone 15 Pro im Standby-Modus ist, Always-on aktiviert ist und du es waagerecht hinstellst, erscheint eine Art Uhr mit Kalender. Mittlerweile gibt es dafür extra MagSafe-Ständer, wo du das iPhone auch laden kannst. Das alles hat was von einem Audiowecker aus früheren Zeiten.

Der Action-Button

Der Action-Button ist für mich ein der sinnvollsten Neuerungen. Ich fand den Lautlos-Button immer etwas eine Platzverschwendung, da ich mein Handy sowieso permanent auf lautlos eingestellt habe. Mit dem Action-Button kannst du nun selber entscheiden, wofür du die Taste einsetzen möchtest.

Du kannst insgesamt aus einer Auswahl von xy vordefinierten Funktionen wählen, etwa Taschenlampe, Übersetzer oder Lautlosmodus. Es ist aber auch möglich, den Button mit einer selbst gewählten App zu verbinden. So könntest du etwa direkt Google Maps starten (statt das vorgegebene Apple Maps).

Apple iPhone 15 Pro im Test. Was taugt der Action-Button?
Bild: vybe

Ich fand die Funktion am spannendsten, die es erlaubt, den Button als Auslöder für die Kamera zu nutzen. Allerdings hat es mich ziemlich gestört, dass der Button dann immer am unteren Rahmen ist, wenn man das iPhone quer gehalten hat. Zwar erreicht man den Knopf trotzdem gut, aber irgendwie fühlt es sich falsch an. Und das Smartphone 180° zu drehen ist auch doof, weil die Kamera dann unten rechts sitzt, statt oben links, wie es sein sollte.

Hier fände ich es sinnvoll, wenn Apple den Action-Button an die rechte Seite des Rahmens setzten würde, direkt über der Standby-Taste. Damit wäre der Button nämlich auch viel besser erreichbar, wenn man das iPhone mit einer Hand bedient.

Kamera

Beim iPhone 15 Pro kommt erneut ein Hauptsensor mit 48 Megapixeln zum Einsatz. Es hätte mich auch gewundert, wenn Apple hier ein grösseres Upgrade vorgenommen hätte. Damit hast du also die gleiche Kamera im neuesten Pro-Modell wie schon im iPhone 14 Pro. Apple hat sich vielmehr darauf konzentriert, die Software zu optimieren, um so noch mehr aus der Kamera herauszuholen. Etwas, das der Hersteller schon seit Jahren macht und beherrscht.

Apple iPhone 15 Pro im Test. Wie gut ist die Kamera?
Bild: vybe

Wenn du dich in der Kamera-App bist, kannst du nun mit einfachem Tippen auf «1x» zwischen drei Brennweiten wählen:

  • 24 Millimeter (1x)
  • 28 Millimeter (1.2x)
  • 35 Millimeter (1.5x)

Ein praktisches Feature, das wohl aber vor allem Fotoenthusiasten interessieren dürfte. Für diese hat Apple aber noch ein zusätzliches Goodie bereit: In den Einstellungen kannst du wählen, welches deine Standardbrennweite sein soll. Ein kleines, aber feines Detail.

Apple iPhone 15 Pro im Test. Was kann die neue Kamera?
Bild: vybe

Beim Zoom gibt es beim iPhone 15 Pro leider nur eine dreifache optische Vergrösserung. Den fünffachen optischen Zoom hat sich Apple fürs Pro Max aufgehoben. Ich finde das etwas schade, da Leute, die sich wegen der Grösse kein Pro Max kaufen möchten, so aussen vor bleiben. Aber zum Glück ist das nur ein kleiner Abstrich.

Ansonsten ist es schwierig, an der Kamera des iPhone 15 Pro etwas auszusetzen. Apple ist eines der wenigen Unternehmen, dass die Fotografie ernst nimmt und auch Profianwender:innen im Hinterkopf hat. Das zeigt sich vor allem in den Farbtönen. Diese wirken natürlich und nicht so übersättigt wie bei gewissen Android-Herstellern. Das zeigt sich vor allem bei den Hauttönen, die sehr nahe an die Realität herankommen.

Photonic Enginem für bessere Fotos

Natürlich kommt auch beim iPhone 15 Pro wieder Apples Photonic Engine zum Einsatz. Das klingt richtig fancy, ist aber im Wesentlichen das, was alle anderen auch machen: Die Software optimiert Fotos, damit sie möglichst gut aussehen.

Das kann zum Beispiel bedeuten, dass Fotos nachgeschärft werden, damit die Details stimmen oder Bereiche bei schlechten Lichtverhältnissen aufgehellt werden. Das ist überhaupt nichts verwerfliches, denn schliesslich wollen wir alle gute Fotos. Und Apples Photonic Enigne macht hier einen sehr guten Job. Ich würde sogar behaupten, dass sie nochmals merklich besser geworden ist.

Das sieht man vor allem bei Fotos mit schlechten Lichtverhältnissen. Mir haben zwar auch schon die Ergebnisse des iPhone 14 Pro gefallen, doch die Aufnahmen bei schlechtem Licht des 15er-Modells sehen nochmals etwas besser aus. Das iPhone 15 Pro scheint die Belichtung nun noch etwas besser im Griff zu haben und auch die Details wirken nicht überschärft.

Ein Herz für Profis

Wie bereits erwähnt, hat Apple auch immer die Profis oder Semi-Pros im Hinterkopf. Das zeigt sich vor allem beim Filmen. Das iPhone 15 Pro unterstützt nicht nur den Farbstandard ACES, sondern ermöglicht auch die Aufnahme in ProRes auf eine externe SSD. Das ist ziemlich cool und macht das iPhone 15 Pro für angehende YouTube sehr interessant.

Wer möchte, kann Videos sogar in Spatial Audio aufnehmen, was unter anderem von der Apple Vision Pro unterstützt wird. Aber im Moment ist das wohl noch ein Feature, das nicht viele verwenden dürften.

Akku & Laden

Mit dem iPhone 15 hält endlich USB-C bei Apple-Handys Einzug. Das ist dann leider auch alles an Neuerungen, was es beim Laden gibt. Auch das iPhone 15 Pro lädt gefühlt im Schneckentempo. Warum sich Apple noch immer dagegen entscheidet, schnelleres Laden zu ermöglichen, ist mir ein Rätsel. Ja, viele unter euch werden jetzt argumentieren, dass man das Smartphone sowieso über Nacht lädt. Das mag stimmen, wenn man sich kein schnelles Laden gewohnt ist. Aber die Vorteile von Ladezeiten unter 30 Minuten sind einfach nicht von der Hand zu weisen. Nur schon, wenn der Akku mal früher schlapp macht als geplant und man das Gerät nur für ein paar Minuten an die Steckdose hängen kann, macht das sehr viel aus.

Apple iPhone 15 Pro im Test. Laden mit USB-C.
Bild: vybe

Genau hier kommt nämlich der nächste Punkt des iPhone 15 Pro ins Spiel: Der Akku ist leider kein Ausdauerläufer. Die Akkulaufzeit geht für mich in Ordnung, allerdings dürfte sie nach meinem Geschmack schon besser sein. So habe ich das iPhone 15 Pro um 9.00 Uhr mit 100 Prozent von der Steckdose genommen. Abends um 18.00 Uhr lag die Akkukapazität dann noch bei knapp 40 Prozent – bei einer Displayzeit von nicht einmal drei Stunden. Je nachdem, wie die Nutzung dann weiter geht, reicht das noch knapp bis 22.00 Uhr oder auch nicht.

Und genau darum wäre es für mich ein Muss, dass Apple dem iPhone endlich richtig schnelles Laden spendiert. Dass der Akku darunter nicht mehr so leidet wie früher, hat die Konkurrenz bereits bewiesen. Aber wer weiss: Vielleicht spart sich Apple dieses Feature für das iPhone 16 auf. USB-C und richtig schnelles Laden auf einmal wäre wohl zu viel des Guten gewesen. 🙃

Mein Fazit zum iPhone 15 Pro

Auf den ersten Blick mag das iPhone 15 Pro gegenüber dem Vorgänger kein grosser Wurf zu sein. Vielleicht stimmt das sogar. Ja, Apple an einigen Details gefeilt, die positiv auffallen, etwa das Titangehäuse oder der Action Button. Für normale User, die ein iPhone 14 Pro besitzen, dürfte sich der Wechsel nicht lohnen. Selbst wenn du noch ein iPhone 13 Pro hast, würde ich mir ein Upgrade auf das 15er-Model gut überlegen.

Apple iPhone 15 Pro im Test. Wie gut ist das Smartphone?
Bild: vybe

Wer das iPhone 15 Pro aber kauft, erhält ein richtig, richtig gutes Smartphone, das von der Kamera, über die Nutzeroberfläche bis zum Handling überzeugt. Apple hat beim iPhone 15 Pro vor allem an den Details gefeilt und die Software noch weiter optimiert und viele neue Features eingeführt. Zwar gibt es nicht das grosse, neue Killer-Feature, aber doch etliche kleinere neue Funktionen, die überzeugen.

Wo ich ein Alleinstellungsmerkmal des iPhone 15 Pro sehe, ist im Videobereich. Wer gerne und ambitioniert filmt, bekommt mit dem iPhone 15 Pro ein richtig potentes Arbeitsgerät. Nebst dem Apple-Log ist für mich vor allem die Möglichkeit, auf einer externen SSD aufzuzeichnen ein echtes Killer-Feature (so, ich habe es erneut gesagt). In Kombination mit der riesigen Auswahl an iPhone-Film-Equipment, von Herstellern wie DJI oder Moment, legt das iPhone die Messlatte im Semi-Pro-Bereich richtig hoch. Ein Wermutstropfen ist natürlich, dass das alles am besten im Apple-Ökosystem funktioniert, sprich mit MacPro und Final Cut.

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