MG4 Xpower Ansicht von vorne
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Fahrbericht MG Elektroauto

MG4 Xpower im Test: Das kann der sportliche Flitzer aus China

Bruno Rivas
Bruno Rivas

Inhaltsverzeichnis

MG, ein ehemals traditionsreicher britischer Autohersteller, ist bereits seit 2007 in chinesischen Händen (SAIC-Konzern). Mit der ursprünglichen Marke hat MG folgerichtig nicht mehr wirklich viel gemeinsam - bis auf den Namen, versteht sich. Seit wenigen Monaten ist die "neue" Marke nun auch offiziell in der Schweiz vertreten. Höchste Zeit, um einen Blick darauf zu werfen.

Gesagt, getan: Der MG4 Xpower war für eine Woche mein alltäglicher Begleiter. Auch wenn die Zeit etwas knapp war, konnte ich mir einen guten ersten Eindruck vom leistungsstarken Elektroauto verschaffen.

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Das Testfahrzeug: MG4 Xpower

Während einer Woche durfte ich den MG4 in der Ausstattungsvariante Xpower ausfahren. Kostenpunkt: 40'990 Franken. Das Elektroauto, das auf einer Elektro-Plattform des SAIC-Konzerns basiert, verfügt über einen Elektro-Doppelmotor mit einer Systemleistung von 435 PS bei einem Drehmoment von 600 Nm. Die Batterie liefert eine Kapazität von 64 kWh. Die Ladeleistung an einer Schnellladestation (Gleichstrom) liegt bei 140 kW. An deiner Wallbox zu Hause kannst du maximal mit 11 kW laden. Eine Option auf 22 kW gibt es nicht. Erfreulich: In der Xpower-Variante ist die Mehrausstattung bereits im Preis inbegriffen. Einzig bei der Farbwahl, sofern du dich nicht für Weiss entscheidest, welche im Preis inbegriffen ist, kommt ein Aufpreis dazu. Unser Testfahrzeug trägt die Aussenfarbe Hunter Green, die zusätzlich mit 690 Franken zu Buche schlägt.

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Das Aussehen deutet die sportliche Fahrweise an

Der MG4 Xpower verfügt über ein gelungenes, sportliches und zurückhaltendes aggressives Aussehen. Bei der leistungsstarken Xpower-Variante gibt es zusätzlich am Heck einen Doppel-Spoiler, der das sportliche Aussehen abrundet. Auffällig sind die wuchtigen Abdeckungen für die Bremsen, die in einem knalligen Orange gehalten sind, und die Heckbeleuchtung, insbesondere bei Nacht. Kurzum: Der MG4 Xpower verfügt über ein eigenständiges Aussehen. Abgerundet wird das Aussehen durch 18 Zoll Leichtmetallfelgen.

Der MG4 Xpower ist 4,29 Meter lang und 1,50 Meter hoch. Der Radstand gibt MG mit 2,70 Meter an.

Sticht ins Auge: die Bremsabdeckung in Orange | Bild: vybe

Innenraum und Platzangebot lassen keine Kritik zu

Kurz vor dem MG4 Xpower durfte ich den Nissan Ariya Evolve 400 testen. Im Vergleich kann der MG4 Xpower, was die Materialwahl betrifft, nicht ganz mithalten. Das überrascht allerdings nicht, schliesslich liegt zwischen dem MG und Nissan ein Preisunterschied von ca. 25'000 Franken dazwischen. Ziehen wir einen Vergleich zum Cupra Born, der eher in der Preisklasse des MGs spielt, muss sich der MG4 Xpower nicht verstecken. Es gibt zwar auch beim MG4 hier und da Hartplastik, aber insgesamt hinterlässt die Materialwahl einen wertigen Eindruck.

An der Verarbeitung gibt es grundsätzlich nichts zu bemängeln | Bild: vybe

Da ich selber gegen die 1,90 Meter gross bin, ist mir das Platzangebot, insbesondere der Abstand zum Dachhimmel und die Beinfreiheit, in einem Auto sehr wichtig. In diesen Punkten fällt der MG weder positiv noch negativ auf. Mit meiner Körperlänge hatte ich auf allen fünf Plätzen, die der MG4 Xpower bietet, genügend Platz. Wenn eine grosse Person direkt vor mir sitzt, dann wird es im Fond aber schon etwas eng mit der Beinfreiheit. Die mit Alcantara + PU überzogenen Sitze sind bequem und bieten einen guten Halt. Für den Fahrer gibt es eine Sitzheizung und Lenkradheizung. Der Beifahrer darf sich im Winter immerhin auf eine Sitzheizung freuen.

Der Fahrer blickt auf ein grosses Display auf dem alle relevanten Informationen, auf einen Blick dargestellt werden. Es lässt sich allerdings nur rudimentär den eigenen Wünschen anpassen. Zusätzlich ist ein 10,25 Zoll grosses Display für das Infotainmentsystem integriert. Es ist für den Fahrer und Beifahrer gut erreichbar positioniert und bietet eine genügend hohe Helligkeit. Jedoch hat es MG verpasst, das Display harmonischer in das Cockpit einzubauen.

Die Sitze im Fond sind bequem | Bild: vybe

Mit physischen Tasten hält sich MG zurück. So kannst du über die Tasten, die direkt unter dem Display fürs Infotainment angebracht sind, die Klimaanlage ein- und ausschalten, die Heizung für die Front- und Heckscheibe ein- und ausschalten, Warnblinkanlage aktivieren, zum Homescreen zurückkehren und die Lautstärke der Audiowiedergabe reduzieren bzw. erhöhen.

Unterhalb der Mittelarmlehne gibt es eine Bordspannungssteckdose (Zigarettenanzünder) sowie je einen USB-A- und USB-C-Anschluss. Hinzu kommt ein Ladepad direkt unterhalb des Infotainment-Displays, womit du dein Smartphone kabellos laden kannst. Hier eine gut gemeinte Warnung: Lege dein Smartphone nicht auf das Ladepad, wenn du schnell beschleunigen möchtest. Was passiert? Nun, das Smartphone fliegt dir regelrecht um die Ohren.

Nicht ganz optimal gelegen: das Wireless-Charging-Pad. Bei hoher Beschleunigung fliegt das Smartphone durchs Auto | Bild: vybe

Ansonsten bietet der MG4 Xpower insbesondere für den Fahrer und Beifahrer, ziemlich viele Ablagen.

Kofferraumvolumen auf Niveau der Mitbewerber

Der Kofferraum bietet ein Volumen von 363 Litern an. Wird die Rückbank umgelegt, entsteht ein Volumen von bis zu 1177 Liter. Das ist auf Niveau der Mitbewerber. So bietet etwa der VW ID.3 ein Kofferraumvolumen von 385 Liter bzw. 1267 Liter bei umgelegter Rückbank an.

Der Kofferraum bietet ein Volumen von 363 Litern | Bild: vybe

Für eine Familie mit zwei Kindern dürfte der Platz für Reisen in den Urlaub etwas knapp werden. Hinzu kommt, dass die Ladekante etwas hoch angesetzt ist. Ein Doppelboden, wie es das etwa beim Nissan Ariya Evolve 400 gibt, sucht man beim MG4 Xpower vergebens.

Infotainmentsystem hat Luft nach oben

Mit dem Infotainmentsystem bin ich nicht ganz warm geworden. Es ist zwar gut positioniert und bietet umfangreiche Funktionen, die Übersicht geht jedoch etwas unter. Umständlich auch, dass sehr viele der Funktionen direkt über das Display bedient werden müssen. Die Klimatisierung kannst du etwa ausschliesslich über das Display bedienen. Auch sind das Display für den Fahrer und Infotainment voneinander getrennt. Das heisst, Einstellungen für das Fahrerdisplay kannst du ausschliesslich darauf vornehmen.

Das Infotainmentsystem bietet alles, was benötigt wird. Perfekt ist es indes nicht. | Bild: vybe

Wirklich flüssig ist das Erlebnis des Infotainmentsystems nicht. Hier und da gönnt es sich eine Denkpause. Erschwerend kommt hinzu, dass MG scheinbar seine Hausaufgaben, was die Übersetzungen anbelangt, nicht ganz gemacht hat. Man trifft immer wieder mal auf einen englischen Begriff oder auf einen Begriff an, der nur wenig Sinn ergibt bzw. nicht korrekt umgesetzt wurde. Weiterhin sind manche Funktionen so klein dargestellt, dass sie schnell untergehen können.

Gut gefallen haben mir die zwei konfigurierbaren Tasten (Stern) am Lenkrad, die du individuell mit einer Funktion versehen kannst. So kannst du eine der Tasten für den Fahrmodus (Eco, Normal, Sport, Snow, Custom) und die andere Taste für den Tempomat konfigurieren. Sprich, du musst dann nicht immer umständlich über das Touchscreen gehen, um die entsprechende Funktion zu wählen.

Apple CarPlay und Android Auto werden unterstützt, was schon mal positiv zu werten ist. Allerdings musst du zwingend ein passendes USB-Kabel dabei haben, damit du dein Smartphone (Android oder iPhone) mit dem Infotainment verbinden kannst. Kabellos, wie etwa beim VW ID. Buzz, kannst du die beiden Systeme leider nicht nutzen.

Adaptiver Tempomat und Verkehrszeichenerkennung ernten Minuspunkte

Im MG4 Xpower ist ein adaptiver Tempomat ab Werk dabei. Das heisst, das Fahrzeug passt sich der Geschwindigkeit des vorausfahrenden Fahrzeugs an. Das sollte für ein entspanntes Fahren sorgen, insbesondere auf der Autobahn. Doch entspannend wirkt der Tempomat im MG4 auf mich keineswegs - im Gegenteil. Er bremst recht abrupt ab, um die Geschwindigkeit des vorausfahrenden Fahrzeugs zu übernehmen, beschleunigt dann aber umgehend wieder. So ruckelt es gefühlt alle paar Meter im Fahrzeug, was nicht sehr angenehm ist. Auffallend auch, der Tempomat benötigt beim Spurwechsel relativ viel Zeit, um zu beschleunigen, und es kommt ab und an zu Phantomabbremsungen.

Die Verkehrszeichenerkennung ist in der Schweiz unbrauchbar. Immer wieder mal zeigte er komplett falsche Tempolimits an. Auf der Autobahn, obwohl weit und breit kein Verkehrsschild zu sehen war, erkannte die Erkennung ein Limit von 40 km/h. Woher dieses Tempolimit stammt, ist mir ein Rätsel.

Der Fahrer blickt auf ein kleineres Display. Ein Head-Up-Display gibt es nicht | Bild: vybe

Gutes Fahrwerk, viel Leistung

Die Leistungsdaten des MG4 Xpower lesen sich spannend: 435 PS Systemleistung, 600 Nanometer Drehmoment, Dual-Motor mit Allradantrieb, 3,8 Sekunden auf 100 km/h und 200 km/h Spitzentempo. Für Leistung dürfte somit gesorgt sein. Doch die grosse Frage ist, wie fährt sich der MG-Elektroflitzer?

Sagen wir es mal so: Dank der gut abgestimmten Fahrmodi kannst du selber entscheiden, wie flott du dich fortbewegst. Möchtest du lieber zurückhaltend im Stadtverkehr unterwegs sein, dann bist du gut mit dem Eco-Modus bedient. Damit verteilt sich die Leistung nur auf die Hinterachse. Soll es etwas mehr Leistung sein, wählst du den Modus "Normal". Hier hast du wiederum beide Elektromotoren aktiv und hast so entsprechend mehr Leistung zur Verfügung. Willst du die volle Leistung spüren, dann bist du mit dem Sport-Modus bestens bedient. Auch für Schnee bietet MG ein entsprechender Modus an. Ebenfalls kannst du im Custom-Modus die Fahreigenschaften individuell konfigurieren.

Im Sport-Modus, und wenn du das Gaspedal des MG4 Xpower durchdrückst, dann drehen die Räder etwas durch und du spürst die volle Power der 435 PS. In anderen Worten: Es drückt dich so richtig in den Sitz hinein und zaubert dir (bestimmt) ein Lächeln aufs Gesicht. Das ca. 1,8 Tonnen schwere Elektroauto liegt ansonsten angenehm ruhig auf der Strasse. In engen und schnell gefahrenen Kurven lässt sich der MG4 Xpower dank des guten Fahrwerks nur schwer aus der Ruhe bringen.

Die Intensität der Rekuperation lässt sich individuell einstellen. Es gibt eine schwache, mittlere, starke und adaptive Rekuperation. Weiterhin ist mit dem MG4 Xpower auch echtes One-Pedal-Drive möglich. Das heisst, du kannst einfach vom Gaspedal gehen und das Fahrzeug bremst bis auf 0 km/h ab.

Laden lässt sich der MG4 Xpower mit maximal

Akku und Reichweite

MG verbaut im MG4 Xpower eine 64-kWh-Batterie und gibt eine WLTP-Reichweite von 385 Kilometer damit an. In der Realität kommt es stark darauf an, wie du fährst - wie immer, egal ob Benziner oder Elektroauto. Je mehr Leistung du benötigst, umso mehr Benzin bzw. Batterieleistung wird benötigt.

Wenn du äusserst sparsam auf der Autobahn fährst, das heisst mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 100 km/h und im besten Falle im Windschatten eines LKWs fährst, dann konnte ich den Verbrauch auf 14,5 kWh auf 100 km senken. Bist du flott unterwegs und beschleunigst stark, dann geht der Verbrauch auf etwas über 22 kWh hoch. Im Schnitt haben sich bei mir auf ca. 500 gefahrenen Kilometer mit einem grossen Teil an Autobahnkilometern ein Verbrauch von 17,5 kWh auf 100 km eingependelt. Das geht in Ordnung.

An der Ladestation lässt sich der MG4 Xpower mit maximal 140 kW laden. Heisst in der Theorie: innerhalb von 35 Minuten lässt er sich von 10 auf 80 Prozent aufladen. Das ist jetzt nicht herausragend, geht aber noch in Ordnung. Natürlich hätte ich mir aber eine höhere Ladeleistung gewünscht, wie etwa beim Kia EV9.

Die Heckleuchte sieht bei Nacht ziemlich fancy aus | Bild: vybe

Das Testfazit zum MG4 Xpower

Die Testwoche mit dem MG4 Xpower ist wie im Flug vorbeigegangen. Kaum abgeholt, musste ich das Fahrzeug gefühlt schon wieder zurückbringen. Dennoch konnte ich in diesen Tagen viele Eindrücke zum Elektroauto sammeln. Die gebotene Leistung mit 435 PS und das gute Fahrverhalten, das macht ganz einfach extrem viel Spass.

Wer will, und einen höheren Batterieverbrauch in Kauf nimmt, der ist mit dem MG4 Xpower sehr flott unterwegs. Dabei zauberte vor allem die brachiale Beschleunigung immer wieder mal ein Lachen auf mein Gesicht. Das Fahrwerk ist gut aufeinander abgestimmt und erlaubt so auch auf kurvenreichen Strecken eine schnelle Fahrweise.

An der Optik, da teilen sich die Meinungen. Mir gefällt die leicht aggressive Optik sehr gut. Besonders gefallen hat mir, zugegeben etwas überraschend, die Farbvariante Hunter Green unseres Testfahrzeugs. Ja, die matte Optik steht dem China-Flitzer äusserst gut. Was der Innenraum betrifft, da gibt es nichts zu meckern. Die Materialien fühlen sich wertig an und die Sitze sind bequem.

Das Infotainmentsystem hat indes noch Luft nach oben. Bei den Assistenzsystemen, wie insbesondere beim adaptiven Tempomat und bei der Verkehrsschildererkennung, muss MG unbedingt nachbessern. Die funktionieren nicht so rund, wie ich mir das von anderen Marken gewohnt bin.

Im Vergleich zur europäischen Konkurrenz rund um VW (ID. 3), Cupra (Born) oder auch Volvo (EX30) muss sich der MG4 Xpower nicht verstecken. Er hat sich im Alltag bewährt und bietet extrem viel E-Auto fürs Geld. Wohl nirgendwo anders bekommst du 435 PS Leistung zu einem so attraktiven Preis geboten.