Technik

Motorola g82 im Test: Ein solides, aber unspektakuläres Mittelklasse-Smartphone

Vor gut einem Jahr hatte ich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder einmal ein Handy von Motorola im Test gehabt. Es war das Motorola Edge 20 Pro, das sich zwischen gehobener Mittelklasse- und Flaggschiff-Smartphone einreiht. Beim Motorola g82, das mir Motorola freundlicherweise als Testgerät ausgeliehen hat, ist die Sache klar: Es ist ein klassisches Mittelklasse-Smartphone.

Bei Motorola habe ich den Eindruck, dass die Smartphones in der Schweiz kaum wahrgenommen werden. Das ist schade, denn Motorola hat bereits mit dem Edge 20 Pro bewiesen, dass man im Stande ist tolle Smartphones zu bauen. Obendrauf können sie mit einem attraktiven Preis- Leistungsverhältnis überzeugen. Das Motorola g82 etwa gibt es bereits ab 330 Franken und bietet sogar eine optische Bildstabilisierung (OIS) für die Hauptkamera. Eine Ausnahme in diesem Preissegment.

Kann das Motorola g82 aber auch in allen anderen Bereichen überzeugen? Das und mehr erfährst du auf den nächsten Zeilen.

Aussehen und Verarbeitung

Wer das Motorola g82 in die Hand nimmt, wird zunächst einmal das leichte Gewicht wahrnehmen. Mit 173 Gramm ist es im Vergleich zu meinem Daily-Driver iPhone 14 Pro Max (240 Gramm) gefühlt ein Leichtgewicht. Was auffällt: Motorola setzt beim Gehäuse auf Kunststoff. Die Rückseite ist aus PMMA (Plexiglas) und der Rahmen aus Kunststoff gefertigt. Oben rechts ist das Kameramodul mit den drei Kameras eingelassen. Alle Sensoren ragen leicht aus dem Gehäuse heraus.

Motorola verkauft das g82 in den Farbvarianten Meteorite Grey und White Lily. Wir haben das dunkelgraue Modell für den Test erhalten. Beide Farbvarianten weisen ein Punktmuster auf der Rückseite auf. Wer jetzt erwartet hat, dass diese Punkte den Fingerabdrücken den Kampf ansagen, hat sich leider getäuscht. Tatsächlich ist unser Testgerät bereits nach kurzer Nutzung mit zahlreichen Fingerabdrücken übersäht.

Die texturierte Rückseite des Motorola g82
Bild: vybe

Erfreulich: Das Motorola g82 bietet eine IP52-Zertifizierung, was in diesem Preissegment keine Selbstverständlichkeit darstellt. Damit ist das Gerät gut gegen das Eindringen von Staub und immerhin rudimentär gegen Wasser geschützt. Was bedeutet rudimentär? Nun, die IP52-Zertifizierung bescheinigt dem g82 einen Schutz gegen Spritzwasser. Ins Wasser eintauchen sollte man das Smartphone somit nicht.

Verarbeitungstechnisch gibt es beim Mittelklasse-Smartphone von Motorola indes nichts auszusetzen. Die physischen Tasten haben einen angenehmen Druckpunkt und am Gehäuse knarzt nichts. Allerdings fühlt sich ein Smartphone mit Metallrahmen und echter Glasrückseite in der Hand einfach wertiger an. Gut, viele nutzen ihre Smartphones sowieso mit einer Hülle, so dass dieser Punkt nicht so stark ins Gewicht fällt. Apropos Hülle: Motorola legt gleich eine aus Plastik gratis bei.

Display

Motorola spendiert dem g82 ein flaches 6,6 Zoll AMOLED-Display mit FHD+-Auflösung (2400 x 1800 Pixel) und einer maximalen Bildwiederholrate von 120 Hertz. Das Smartphone kann damit Inhalte nicht nur scharf, sondern auch dank der höheren Bildwiederholrate flüssig darstellen. Im Gegensatz zu den deutlich teureren Flaggschiff-Smartphones, lässt sich die Bildwiederholrate nicht variabel im Bereich 1 bis 120 Hertz regulieren. Das erstaunt in dieser Preisklasse jedoch nicht und werten wir nicht etwa negativ.

Das Display mit vybe.ch
Bild: vybe

Gefallen hat uns die recht hohe Helligkeit des Displays. Im Freien lässt sich das Display damit auch bei Sonnenlicht noch ziemlich gut ablesen. Klar, mit den Klassenprimussen, wie dem Samsung Galaxy S22 Ultra oder dem Apple iPhone 14 Pro (Max), kann das Motorola g82 zumindest in puncto Helligkeit nicht mithalten. Aber okay, dazwischen liegt auch eine Preisdifferenz von locker 800 bis 1000 Franken.

Etwas Sorgen bereitet mir das fehlende Gorilla Glas. Es lässt sich nur schwer abschätzen, wie gut das Display somit gegen Kratzer und Stürze gewappnet ist. Getestet haben wir es nicht. Insgesamt wird das Display dem Preis gerechnet, auch wenn es hinsichtlich der Farbwiedergabe Luft nach oben hat. Die Schärfe ist gut und die Blickwinkelstabilität dank AMOLED-Technologie ebenso.

Ausstattung, Leistung und Software

Im Motorola g82 kommt mit dem Qualcomm Snapdragon 695 ein typischer Mittelklasse-Chipsatz zum Einsatz. Er wird von ordentlichen 6 GB Arbeitsspeicher flankiert und hat ein 5G-Modem integriert. Der interne Speicherplatz beläuft sich auf 128 GB, die dank microSD-Slot um bis zu einem Terabyte (TB) erweitert werden kann. Erfreulich: Die Dual-SIM-Fähigkeit bleibt dank separatem Dual-SIM-Slot (2 Nano-SIMs + 1 microSD) erhalten.

Mit dem integrierten Chipsatz setzt das Motorola g82 hinsichtlich der Leistung wenig überraschend keinen neuen Massstab. Sagen wir es mal so: Die Leistung reicht problemlos für Apps aus, welche man so im Alltag nutzt. Surfen und Streamen sind damit jedenfalls kein Problem. Auch für Games reicht die gebotene Leistung grundsätzlich aus. Bei grafikintensiven Games darf man einfach nicht mit einer stets hohen Framerate rechnen.

Sieht nach Stock-Android aus
Bild: vybe

Auf der Suche nach einem Smartphone mit 3,5mm Klinkenanschluss? Dann bist du jetzt fündig geworden. Tatsächlich verbaut Motorola im g82 einen direkten Anschluss für analoge Kopfhörer oder Lautsprecher. Mit an Bord sind zudem Wi-Fi 5, Bluetooth 5.1, ein Fingerabdrucksensor im Power-Button und erfreulicherweise ein NFC-Modul. Das Motorola g82 eignet sich damit auch für Bezahldienste, wie etwa Google Pay bzw. Wallet.

Das Motorola g82 wird ab Werk mit Android 12 und der hauseigenen Oberfläche namens MyUX ausgeliefert. Sie ist sehr nahe an Stock-Android, also dem unveränderten Android, angelehnt. Uns sagt das zu. Alle von Motorola bereitgestellten Anpassungen sind über die Moto-App zugänglich. Darüber lässt sich etwa der Look von Android individualisieren, Gesten anpassen oder sonstige Tipps & Tricks zum Gerät einsehen. Finden wir ganz gut umgesetzt. Weitere Apps von Drittanbietern (Bloatware) haben wir erfreulicherweise nicht angetroffen.

Und wie sieht es bei Motorola mit Updates aus? Nun, da hat Motorola noch Nachholbedarf. Zum einen garantiert Motorola lediglich zwei grosse System-Updates auf einen neue Android-Version und zum anderen trudeln offensichtlich die monatlichen Android-Sicherheitspatches nur sehr unregelmässig ein. Andere Anbieter, wie Nokia oder Samsung, haben in dieser Hinsicht mehr zu bieten.

Kamera des Motorola g82
Bild: vybe

Kamera

Auf den ersten Blick gibt es bei der Triple-Kamera keine Überraschung: 50 Megapixel Hauptkamera, 8 Megapixel-Ultraweitwinkelkamera und eine 2 MP-Makrolinse stehen auf dem Datenblatt. Vervollständigt wird das Kamera-Setup durch eine 16 MP Selfie-Kamera, die als Punch-Hole (kleines Loch im Display) integriert ist. Unüblich ist jedoch die optische Bildstabilisierung (OIS) für die Hauptkamera, die verwackelte Aufnahmen verhindern soll. Das ist etwas, was in diesem Preissegment definitiv nicht zur Tagesordnung gehört.

Qualitativ kann die Hauptkamera gelobt werden, die standardmässig Aufnahmen mit 12 Megapixeln kreiert. Im Fachjargon nennt man das „Pixel Binning“. Dabei werden vier einzelne Pixels miteinander kombiniert, sodass ein einzelner und damit grösserer Pixel entsteht. Durch Pixel Binning soll mehr Licht eingefangen und das Bildrauschen minimiert werden. Das klappt grundsätzlich nicht schlecht. Die Aufnahmen bei guten Lichtverhältnissen weisen gute, wenn auch nicht so kräftige Farben und eine gute Bildschärfe auf, die dem Preis des Smartphones gerecht wird. Bei schwierigen Lichtverhältnissen sind die Resultate maximal befriedigend.

Einige Beispielfotos der Haupt- und Ultraweitwinkelkamera

Bild mit der Hauptkamera
Ein Foto mit der Hauptkamera | Bild: vybe

Etwas enttäuscht waren wir über die Bildqualität der 8 Megapixel Ultraweitwinkelkamera mit 118°-Sichtfeld. Bei den Aufnahmen zeigt sie zu den Seiten hin eine deutlich sichtbare Unschärfe. Auch bei der Farbwiedergabe muss sie sich eindeutig von der Hauptkamera geschlagen geben. Bei schlechten Lichtverhältnissen sollte sie nicht verwendet werden, da das Bildrauschen zu stark ist und die Aufnahmen deshalb wie verwaschen wirken.

Aufnahme mit Ultraweitwinkelkamera
Aufnahme mit Ultraweitwinkelkamera | Bild: vybe

Die Makrolinse ist in unseren Augen nicht mehr als eine (unnötige) Beigabe. Ja, auf dem Datenblatt liest es sich halt besser, wenn da eine Triple- statt Dual-Kamera steht. Qualitativ kann die Makrolinse jedenfalls schon alleine aufgrund der limitierten Auflösung nicht überzeugen. Gut gefallen hat uns dafür die Selfie-Kamera. Sie macht anständige Bilder, die farblich und hinsichtlich Schärfe in Ordnung sind.

Foto bei Nacht mit Hauptkamera
Foto bei Nacht mit Hauptkamera | Bild: vybe

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Akku und Laden

Mit einer Kapazität von 5000 mAh hat das Motorola g82 einen sehr ordentlichen Akku integriert, der angesichts der gebotenen Ausstattung für gute bis sehr gute Laufzeiten sorgen sollte. Enttäuscht wurden wir nicht. Der Akku hält auch bei reger Nutzung (3,5h und mehr Display-on) locker einen Tag durch. Bei normaler Nutzung dürften zwei Tage Akkulaufzeit nichts im Wege stehen.

Mit dem mitgelieferte Netzteil lässt sich das Motorola g82 mit maximal 30 Watt aufladen. Ein komplett leeres g82 lässt sich damit in ziemlich genau einer Stunde mit Strom versorgen. Das ist recht flott, zumal es bei Samsung und Apple nicht einmal bei ihren Top-Smartphones schneller geht. Auf Wireless-Charging muss man bei Motorola in dieser Preisklasse hingegen verzichten.

Motorola g82: Pro und Contra

Kamerabuckel des Motorola g82
Bild: vybe

Das Testfazit zum Motorola g82

Mit dem g82 verkauft Motorola ein solides Mittelklasse-Smartphone, das sich vor den Mitbewerber nicht verstecken muss – im Gegenteil. Mit der optischen Bildstabilisierung (OIS) bei der Hauptkamera hebt sich das g82 sogar von ihnen ab. In der Tat ist mir kein anderes Smartphone in dieser Preisklasse bekannt, bei dem eine optische Bildstabilisierung mit an Bord ist.

Das erfreulich leichte Motorola g82 überzeugt überdies mit einem guten (und schnellen) AMOLED-Display, einem ausreichend schnellen Chipsatz und einer ausgezeichneten Akkulaufzeit. Es hat sich als treuen und verlässlichen Begleiter erwiesen, dem auch das feuchtfröhliche Herbstwetter dank IP52-Zertifizierung (Spritzwasser geschützt) nichts anhaben kann.

Im mehrwöchigen Test zeigt das Motorola g82 keine groben Schnitzer, doch perfekt ist es nicht. Während die Hauptkamera zwar durchaus zu überzeugen vermag, fallen die Ultraweitwinkelkamera und die Makrolinse im Test ab. Auch darf Motorola gerne die Update-Politik überdenken. Zwei Software-Updates und drei Jahre Sicherheitspatches gelten in der heutigen Zeit nicht mehr als gut.

Kurzum: Das Motorola g82 ist ein solides, aber nicht wirklich spektakuläres Mittelklasse-Smartphone.

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