Also Sony vor einigen Jahren sein eigenes Marvel-Universum angestossen hat, sollte der Charakter Venom einer der grossen Zugpferde werden. Ich hatte schon damals meine Bedenken, immerhin war der Symbiont so ziemlich der einzige Charakter aus dem Spider-Man-Universum, der einigermassen bekannt war.
Vor allem aber hatte mich damals natürlich interessiert, ob Sonys Marvel-Unterfangen ohne die kreative Unterstützung der Marvel Studios funktionieren würde. Ich war eher pessimistisch, denn in den letzten zehn Jahren hat Sony einfach zu viele Film-Franchises an die Wand gefahren.
«Venom»: Ein holpriger Start
Als dann «Venom» 2018 dann schliesslich erschienen ist, hat mich der Film nicht wirklich umgehauen. Allerdings war er jetzt auch nicht unbedingt schlechter als etwa «Thor 2». Und schliesslich hatte das MCU mit «Der unglaubliche Hulk» in der Startphase auch eine ziemliche Gurke im Portfolio.
Spätestens 2021 bewies Sony dann mit «Venom 2», dass sie es leider nicht hinkriegen. Ich hatte den Film durchaus mit einem gewissen Interesse erwartet, denn Woody Harrelson ist einer der wenigen Schauspieler, die ich wirklich mag. Doch was Regisseur Andy «Gollum» Serkis da zusammengeschustert hatte, war ein übler Flickenteppich aus Vorhersehbarkeit und Stumpfsinn.
«Morbius»: Es wird nicht besser
Der Film hat so ziemlich jedes Superhelden- und Bösewichtklischee bedient, etwas, von dem ich eigentlich dachte, wir hätten es überwunden. Aber hey, vielleicht war das ja nur ein Ausrutscher? Mitnichten. Ein Jahr später doppelte Sony mit «Morbius» nach und bewies, lieferte einen so grottenschlechten Film ab, dass ich nur etwa 16 Minuten durchhielt. Immerhin hat uns der Streifen einige amüsante Memes beschert.
Als dann für Anfang dieses Jahres «Madame Web» angekündigt wurde, reichte mir bereits der Trailer, um zu wissen, dass dieser Müll wird. Und irgendwo dazwischen wurde auch noch der Trailer für «Kraven the Hunter» veröffentlicht, der wohl genauso floppen wird. Nicht einmal, weil er dermassen schlecht sein wird, wie «Morbius» und «Madame Web». Vielmehr dürfte er solider Durchschnitt sein. In einer Zeit, in der die Superheldenmüdigkeit um sich greift, ist das aber nicht mehr genug – vor allem, wenn der Charakter kaum bekannt ist.
Mir tun hier höchstens Aaron-Taylor Johnson und Russell Crowe leid, die sich wohl gedacht haben, sie müssten jetzt auch noch auf den Superhelden-Hype aufspringen. Dabei war Johnsons kurzer Auftritt in «Avengers 2» mehr als genug, um sich im Gedächtnis der Marvel-Fans zu verankern, finde ich. (Den Auftritt von Crowe in «Thor 4» ignorieren wir mal schön).
Kann «Venom 3» das Steuer herumreissen?
Jetzt soll es also «Venom 3» richten. Oder «Venom: The Last Dance», wie der Film mit korrektem Titel heisst. Der Trailer? 0815-Kost. Die gleichen markig-platten Sprüche und natürlich wieder ein übermächtiger Feind. Das Neueste ist das Symbionten-Pferd, wobei es viel über die Story des Films aussagt, wenn sie dieses schon für den Trailer verpulvert haben.
Im besten Fall liefert Sony mit «Venom 3» wieder einen soliden Durchschnitt ab, der die Kritiker zwar nicht begeistern wird, aber dafür die Fans. Aber eigentlich wäre ich zur Abwechslung auch einmal dafür zu haben, dass ich von einer Fortsetzung positiv überrascht werde. Dass nach zweimal Mittelmässigkeit etwas Grandioses folgen kann, hat die «Wolverine»-Trilogie bewiesen. Allein der Trailer zu «Logan» verursacht bei mir noch heute eine Gänsehaut.
Und der Film? Nicht das geniale Meisterwerk, das gewisse propagieren, aber eine gelungene Story und eine wundervolle Hommage an den wohl bekanntesten Mutanten der Superheldenfilm-Geschichte.
Ich glaube kaum, dass «Venom: The Last Dance» das auch kann. Aber hey, ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.
«Venom: The Last Dance» startet am 24. Oktober in den Deutschschweizer Kinos.