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Nikon Z fc im Test: Viel Fotografie, aber wenig Video

Nikon Z fc im Test: Aussehen und Gehäuse.

In einer Gesellschaft, die aktuell gerne in der Vergangenheit schwelgt, sind Systemkameras im Retro-Look in. Sie sind zu einem Hoffnungsschimmer eines immer weiter schrumpfenden Marktes für Systemkameras geworden. Führend auf diesem Gebiet dürfte wohl Fujifilm sein, das nicht nur schöne Kameras im Retro-Look anbieten, sondern auch ein umfangreiches Sortiment an passenden Objektiven.

Nun möchte sich auch Nikon einen Teil vom Retro-Kuchen abschneiden. Dafür hat man im Wesentlichen die Technik der Z50 in ein Retro-Gehäuse gesteckt, das von der legendären FM2 inspiriert ist und noch ein paar Software-Features hinzugefügt. Das Ergebnis ist die Nikon Z fc. Mir hat Nikon die Kamera für mehrere Wochen für einen Test zur Verfügung gestellt.

Ein Retro-Leichtgewicht

Nikon Z fc im Test: Retro-Look der FM2.
Bild: vybe

Keine Frage, optisch ist die Nikon Z fc ein echter Hingucker. Der Bezug zur FM2, die Nikon als Inspiration anführt, ist klar vorhanden, das Design wurde aber nicht stur eins-zu-eins übernommen. Auf einen Kameragriff, wie in beispielsweise die sehr ähnliche Fujifilm X-T3 hat, verzichtet Nikon. Das kann man mögen oder auch nicht. Wer möchte, kann sich den Griff dazukaufen, mit 149 Franken ist er in der Schweiz aber nicht gerade günstig.

Nikon Z fc im Test: Bedienung und Kontrollrädchen.
Bild: vybe

Beim Gehäuse setzt Nikon bei den silbernen Elementen auf eine Magnesiumlegierung. Auffällig ist, dass die Kamera trotz der Metallelemente erstaunlich leicht ist. Das hat bei mir zuerst den Eindruck erweckt, Nikon habe unter dem Magnesium Kunststoff verwendet. Wie mir aber versichert wurde, handelt es sich um Aluminium. Nur beim Objektiv, das ich für den Test bekommen habe, ein Nikkor Z DX 16–50 mm, wird Kunststoff verwendet. Das ist okay und macht die Nikon Z fc zu einem leichten Begleiter für den Fotografiealltag. Im Vergleich zur X-T3 ist der Body sogar beinahe 100 Gramm leichter, was einen merklichen Vorteil ist, wenn man den ganzen Tag unterwegs ist.

Die Sache mit den neuen Z-Mount-Objektiven

Wie der Name bereits verrät, nutzt die Nikon Z fc den neuen Z-Mount. Im Gegensatz zu den Vollformatkameras Z5, Z6 und Z7 hat die Z fc aber einen DX-Sensor. Das ist nichts anderes als Nikons Branding für einen APS-C-Sensor. Der Vorteil ist hier natürlich, dass man auch Vollformatobjektive mit Z-Mount auf die Nikon Z fc schrauben kann – allerdings hat man dann einen 1,5-fachen Crop-Faktor.

Nikon Z fc im Test: Objektiv ausgefahren.
Bild: vybe

Wer sich eine Nikon Z fc kauft, wird aber sowieso daran interessiert sein, sich ein Portfolio an DX-Linsen mit Z-Mount aufzubauen, nur schon, weil diese leichter sind. Und genau hier gibt es aktuell leider noch nicht so viel Auswahl. Ja, Nikon hat ein paar gute Objektive für die Z fc im Portfolio, aber ein umfassendes Sortiment ist das noch nicht. Hier muss das Unternehmen noch ordentlich aufholen, um mit anderen Anbietern konkurrieren zu können. Allerdings sind für die nächsten Monate etliche neue Z-Objektive angekündigt, von denen auch einige Z DX-Objektive sind. Die Auswahl wächst hier also, allerdings muss man noch etwas geduldig sein.

Eine Kamera für Fotos

Ein wesentlicher Unterschied der Nikon Z fc zu herkömmlichen DSLM sind die Einstellräder für Belichtungszeit und ISO-Werte. Daneben gibt es aber natürlich noch diverse Kontrollelemente, die man sich von herkömmlichen DSLM-Kameras gewohnt ist. Hier findet man sich schnell zurecht, selbst als Nicht-Nikon-User. Auch spannend ist, dass man den Fokusring im Menü zur Blendensteuerung umstellen kann. Generell bietet das Menü gefühlt unzählige Einstellungsmöglichkeiten, in denen man sich gerne etwas verliert. Wer möchte, kann sein Menüprofil sogar exportieren und so sichern. Etwas schade ist, dass man es im Moment nicht auf andere Kameras der Z-Reihe übertragen kann.

Nikon Z fc im Test: Kontrollräder für Blende und ISO.
Bild: vybe

Bei der Fotoqualität macht die Nikon Z fc einen richtig guten Eindruck. Die Fotos sind scharf und wirken natürlich. Selbstverständlich kann man das in den Einstellungen anpassen und wer möchte, kann den Kontrast bereits ordentlich hochschrauben. Selbst RGB-Werte für monochrome Aufnahmen lassen sich im Menü einstellen. Bei schwachem Licht macht die Nikon Z fc noch einen guten Job bis etwa 3200 ISO. Danach wird das Bildrauschen dann aber doch so stark, dass es stört.

Der Fokus, der aus einem Phasen- und Kontrastautofokus besteht, hat mich nie im Stich gelassen. Er reagiert schnell und merkt fast immer von sich aus, was man scharfgestellt haben möchte. Klar, ist irgendwo eine Scheibe dazwischen oder das zu fokussierende Objekt sehr filigran, hat er schon mal Mühe. Damit steht die Z fc allerdings nicht alleine da. Insgesamt überzeugt der Fokus mit Schnelligkeit und liegt nur selten daneben.

Nikon Z fc im Test: Der Bildschirm misst 3 Zoll.
Das Display ist schön scharf … | Bild: vybe

Das drehbare Display löst mit 1,04 Millionen Pixeln auf und hat drei Zoll. Das ist ausreichend, um die Bilder von Auge gut einschätzen zu können. Die Helligkeit geht in Ordnung, je nach Sonneneinstrahlung kann es aber manchmal doch etwas gar fest spiegeln. Nutzt man den Sucher, schaut man auf ein OLED-Panel mit 2,36 Millionen Pixeln. In diesem Preissegment ist das okay und für mich hat es im Fotoalltag ausgereicht.

Nikon Z fc im Test: Der Bildschirm lässt sich ausklappen.
… und lässt sich ausklappen und drehen. | Bild: vybe

Video hat für Nikon keine Priorität

Ja, filmen kann man mit der Nikon Z fc, alles andere wäre auch seltsam. Sonderlich viel Mühe hat sich der Hersteller aber nicht gegeben, die Videofans von sich zu überzeugen. Während man über die fehlende In-Body-Stabilisation noch diskutieren kann, dürfte der fehlende Kopfhörerausgang einige stören. Scheinbar befindet es Nikon nicht für wichtig, dass man beim Filmen den Sound kontrollieren möchte. Gefilmt wird in FullHD bei maximal 120 Bildern pro Sekunde oder mit 4K bei maximal 30 fps. Das Ganze wird in H.264 verarbeitet. Auch hier wieder: Das ist okay, aber eben auch nicht mehr als nötig.

Aus der Sicht von Videoleuten ist die Nikon Z fc für diesen Preis damit nicht ein sonderlich verlockendes Stück Technik. Bereits für etwa 200 Franken mehr kriegt man die Fujifilm X-T4, die eine In-Body-Stabilisation und mehr fps bietet. Kameras mit vergleichbarer Videokapazitäten von Sony kosten dafür rund 200 Franken weniger. Es wäre wirklich wünschenswert, dass Nikon hier zeitnah ein Hardware-Upgrade bringt oder den Preis senkt.

USB-C für Dauerbetrieb

Nikon Z fc im Test: Der Akku kann via USB-C geladen werden.
Bild: vybe

Erfreulich ist dafür, dass Nikon der Z fc einen USB-C-Port spendiert hat, der gleich für mehrere Dinge genutzt werden kann. Nebst dem Datentransfer kann man auch den Akku laden und die Kamera sogar im Dauerbetrieb nutzen. Das ist ein grosses Plus, das wiederum vor allem beim Fotografieren sehr nützlich ist. Der Akku selbst reicht mit einer Ladung für 300 bis etwa 600 Fotos – es kommt natürlich immer auf die Art und Weise der Fotografie an. Für mich ist das ein guter Wert, mit dem ich zufrieden war.

Pro & Kontra der Nikon Z fc

Fazit zur Nikon Z fc

Nikon Z fc im Test: Das kann die Retro-Kamera.
Bild: vybe

Die Nikon Z fc ist eine schöne Retro-Kamera, die tolle Fotos liefert und sinnvolle Features hat. Im Portfolio der modernen Nikon-Systemkameras sticht sie damit stellenweise heraus. Im Vergleich zur Konkurrenz muss man aber sagen, dass Nikon mit gewissen Funktionen nicht vorlegt, sondern eher aufschliesst. Diverse Features, die Nikon hervorhebt, wie etwa ein drehbares Display, bieten andere spiegellose Systemkameras teilweise schon seit mehreren Jahren. Dennoch ist die Nikon Z fc insgesamt ein verlässlicher Partner, wenn es um Fotografie geht, auch wenn die Auswahl an DX-Z-Objektiven noch etwas überschaubar ist.

Nikon Z fc in verschiedenen Farben.
Auf der Website von Nikon gibt es die Z fc in sechs weiteren Farben. | Bild: Nikon/Montage: vybe

Schade ist, dass Nikon zwar ein drehbares Display verbaut, die Videofans aber mit fehlenden Key-Features wie einer In-Body-Image-Stabilisation und einem Kopfhörerausgang enttäuscht. Auch in Sachen Slow Motion und dem Video-Codec begnügt sich die Nikon Z fc mit dem Standard. Fürs Vlogging mag die Videoausstattung reichen, für ambitionierteres Filmen aber nicht. In einem Zeitalter, in dem Video-Content den Ton angibt, ist es schon etwas überraschend, das Nikon diesem Bereich nicht mehr Aufmerksamkeit widmet.

Wer nur eine DSLM im Retro-Look für die Fotografie sucht, bekommt mit der Nikon Z fc ein gutes Werkzeug, das viel Freude bereitet. Wer allerdings Wert auf etwas mehr Videofunktionalität legt, ist mit der Fujifilm X-T3 besser beraten. Die hat zwar auch keine In-Body-Stabilisierung, bietet aber bei einem fast identischen Preis zusätzlich einen Kopfhörerausgang, H.265 und 4K mit 60fps.

Die Nikon Z fc gibt ab sofort in diversen Ausführungen zu kaufen:

  • Body: 1149 Franken
  • Body mit Objektiv (28mm, f/2.8 SE): 1449 Franken
  • Body mit Objektiv (16–50mm F/3.5-6.3 VR): 1349 Franken
  • Body mit 2 Objektiven (16–50mm VR + 50-250mm VR): 1599 Franken
  • Vlogging Kit mit Objektiv (16-50mm F/3.5-6.3 VR), Stativgriff und Mikrofon: 1499 Franken

2 Kommentare zu “Nikon Z fc im Test: Viel Fotografie, aber wenig Video

  1. Frank sagt:

    Hallo,
    interessantes Review, das bei mir allerdings ein paar Fragen aufwirft…..vor allem der Vergleich mit der Fujifilm X-T4.
    Hier wir von 200 Franken Preisunterschied gesprochen… mittlerweile ist die Fuji ja günstiger zu haben, als die UVP von ehemalls knapp 1700 Euro ( ca).
    Aber der Nikon Body ist mit VR Kit 16-50 für ca 1100,- zu haben, die Fuji Body only für ehemals 1700,-…. Zur Zeit ist die Zfc sogar mit 100-150 Euro Cashback zu haben.
    Die Fuji ist preislich und von der Austattung eine Klasse höher, hier wäre die Fuji X-T30 der Nikon Konkurrent, und da sieht die Sache deutlich besser aus für Nikon ;))
    Und das schreibe ich als X pro2 Nutzer, Fujifilm Fan, und traditioneller Nikon SLR Fan 😉

    1. Pascal Scherrer sagt:

      Danke, für deinen spannenden Input, Frank. Ja, aus heutiger Sicht hast du absolut recht. Damals, als ich das Review geschrieben habe, war die Fujifilm X-T4 in der Schweiz eben nur wenig teurer (Strassenpreis, nicht UVP) als die Nikon und das, obwohl sie – wie du selbst sagst – eine höhere Klasse hat. Daher hatte sich der Vergleich für mich angeboten.

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