Technik

Nothing Ear (2) im Test: Aussen schön – und innen drin?

Nothing Ear (2) im Test.

Nothing ist in der Smartphone-Welt der Senkrechtstarter der Stunde. Das Start-up fasziniert mit seinen frischen Ansätzen in einer einheitlich anmutenden Smartphone-Branche. Faszinieren kann Nothing dabei vor allem mit der auffälligen Designsprache, welche seine Produkte aus der Masse herausstechen lässt.

Während Bruno letztes Jahr das Nothing Phone (1) testen konnte, hatte ich nun die Möglichkeit, die Nothing Ear (2) zu testen. Die In-Ears der zweiten Generation sind seit Ende März 2023 im Verkauf und damit nicht ganz zwei Jahre nach der ersten Generation erschienen. Ich habe die Kopfhörer etwas mehr als sechs Wochen getestet.

Aussehen und Design

Optisch unterscheiden sich die Nothing Ear (2) nur leicht von den Ear (1). Tatsächlich muss man schon genau hinschauen, um den Unterschied zwischen den beiden Modellen zu erkennen. Damit setzt Nothing weiterhin auf ein Design, dass sich bereits bewährt hat. Dass das Design ankommt, zeigt auch, dass immer mehr Hersteller dieses nachahmen.

Nothing Ear (2) im Test: Wie gut ist das Noice Cancelling?
Bild: vybe

Mir hat die Optik aus durchsichtigem und weissem Kunststoff gut gefallen. Das Case hebt sich angenehm von anderen Marken ab, wo ich teilweise das Gefühl habe, dass die Cases alle mit der gleichen Gussform hergestellt wurden.

Nothing Ear (2) im Test: Design Gehäuse.
Bild: vybe

Ich schätze bei Design sehr, wenn es Details gibt, die im ersten Moment nicht auffallen, aber mir das Leben leichter machen. Bei den Nothing Ear (2) sind das der rote und weisse Punkt auf dem Kopfhörer. So weiss ich immer mit einem Blick, welcher Kopfhörer in welchen Ladeschacht kommt. Klar, andere Hersteller lösen das mit der Beschriftung «L» und «R», allerdings finde ich die farbliche Lösung um einiges besser.

Nothing Ear (2) im Test: Wie gut ist die Audioqualität?
Bild: vybe

Wenn man beim Design etwas bemängeln möchte, dann ist es, dass das durchsichtige Case relativ rasch zerkratzt. Klar, das passiert auch bei anderen Cases, allerdings fällt es bei den Nothing Ear (2) schneller auf, da das Material nun mal durchsichtig ist. Allerdings hat das auch was, denn das Kopfhörer-Case bekommt so eine Art «Used Look». Insgesamt soll das neue Case aber wesentlich weniger schnell zerkratzen oder sich verfärben als dasjenige der ersten Generation, habe ich mir sagen lassen.

Nothing Ear (2) im Test: Design.
Bild: vybe

Sound

Nothing hat für seine neuen In-Ears nicht mehr mit Teenage Engineering zusammengearbeitet, um den Sound abzustimmen. Hat sich das gelohnt oder war das womöglich ein Fehler? Nun, zumindest als ich die Kopfhörer das erste Mal benutzt habe, war ich nicht speziell beeindruckt.

Also habe ich mir die App angeschaut und dort den Sound Profile Test durchgeführt. Und tatsächlich: Danach klangen die Nothing Ear (2) hörbar besser. Hier zeigt sich also, dass sich das Herunterladen der App definitiv lohnt.

Nothing Ear (2): Sound Test.
Bild: vybe

Die Nothing Ear (2) liefern «Out of the Box» einen guten Sound, zeigen allerdings auch eine Schwäche. Hörst du etwa gerne Filmmusik, wirst du begeistert sein. So klingt der Soundtrack zu «Der Herr der Ringe» mit den Nothing Ear (2) richtig gut.

Bass überzeugt nicht ganz

Mühe haben die In-Ears allerdings beim Bass. Sobald dieser dominiert, klingt der Song nicht mehr ganz so sauber, die Bässe fast etwas verzerrt. Für den Basstest nutze ich immer gerne das eher unbekannte Lied von Laserkraft 3D namens «Weightless» und leider muss ich sagen, dass mir der Klang nicht so gut gefallen hat, wie bei anderen Kopfhörern.

Nothing Ear 2 Software Steuerung.
Bild: vybe

Während meiner sechswöchigen Testzeit hat sich bei mir vor allem eines gezeigt: Die Nothing Ear (2) sind vor allem etwas für Leute, die gerne tüfteln. Denn in der App kannst du durch Herumspielen mit den Equalizern noch ein bisschen was herausholen. Selbst der Bass lässt sich hier noch etwas verbessern. Allerdings brauchst du Geduld, um für dich die richtigen Einstellungen zu finden.

Wenn du also eher eine Person bist, die die Kopfhörer auspackt und nutzt, ohne die App auch nur anzuschauen, verschenkst du bei den Nothing Ear (2) Potenzial.

Noise Cancelling

Die Geräuschunterdrückung funktioniert einem guten Niveau, kommt aber nicht immer mit allen Situationen zurecht. So konnte ich zum Beispiel im vollen Zug problemlos mein Hörbuch hören, selbst wenn nebenan kleine Kinder etwas lauter wurden. Auch neben der stark befahrenen Hauptstrasse filtern die Nothing Ear (2) die Geräusche gut. Allerdings gibt es auch immer wieder Momente, in denen ich mir nicht sicher war, ob das ANC noch an ist, weil ich den Eindruck hatte, die Aussengeräusche drängten zu stark durch. Insgesamt würde ich sagen, dass die Geräuschunterdrückung der Nothing Phone (2) solid ist. An den Klassenprimus Sony kommt Nothing aber (noch) nicht heran und auch Huawei liefert hier noch besseres ANC ab.

Nothing Ear (2) im Test: Aussehen und Verarbeitung.
Bild: vybe

Was mir übrigens sehr gefallen hat, sind die akustischen Signale, wenn ich das Noise Cancelling ein- oder ausgeschaltet habe. Statt eines musikalischen Tons oder einer Stimme, die mir ansagt, welchen Modus ich gerade habe, sind es Soundeffekte. Schalte ich das Noise Cancelling aus, klingt es, als würde jemand ausatmen, schalte ich es ein, klingt es, als würden meine Ohren versiegelt werden. Ein sehr schönes Detail, das mir gefallen hat.

ANC hat zwischendurch Aussetzer

Allerdings gibt es auch eine kleine Kritik: Selten kam es vor, dass sich der ANC-Modus nicht einschalten liess. Meistens ging es jeweils nach dem zweiten oder dritten Versuch, einmal musste ich aber tatsächlich auf die App zurückgreifen, um den Modus einzuschalten. Hier scheint also noch ein Bug sein Unwesen zu treiben.

Wo die Kopfhörer ebenfalls schwächeln, ist bei Wind. Vor allem, wenn es etwas stärker windet (und ich rede jetzt nicht von einem Sturm), ist es mit dem klaren Sound vorbei. Hier hat beispielsweise Huawei bei den Freebuds 5i einen besseren Job gemacht.

Telefonieren

Beim Telefonieren machen die Nothing Ear (1) einen guten Job. Allerdings muss ich sagen, dass es Situationen gab, bei denen meine Gesprächspartner:innen Mühe hatten, mich zu verstehen, wenn ich etwas leiser gesprochen habe. Insgesamt bin ich aber zufrieden.

Akkulaufzeit

In meinem Test haben die Nothing Ear (2) mit ANC und ohne High-Res-Codec rund 4 Stunden durchgehalten. Das ist jetzt nicht sehr berauschend. Andere Kopfhörer kommen hier auf Laufzeiten von deutlich über 5 Stunden. Mit dem Case kann man die Laufzeit laut Nothing (ohne ANC) auf 36 Stunden steigern, unter dem Strich gehören die Nothing Ear (2) hier aber nicht zur Spitze.

Fazit zu den Nothing Ear (2)

Ja, die Nothing Ear (2) sehen richtig cool aus und heben sich von anderen In-Ears ab. Egal, wo ich mich aufgehalten habe, sie waren ein Hingucker. Allerdings hinterlassen die Kopfhörer bei mir ein durchwachsenes Gefühl. So sehr ich das Aussehen mag, technisch gibt es noch Luft nach oben.

Nothing Ear (2) im Test.
Bild: vybe

Die Soundqualität habe ich gemocht, auch sassen sie angenehm in den Ohren. Allerdings haben mich die Kopfhörer weder bei der Geräuschunterdrückung noch bei der Akkulaufzeit restlos überzeugt. Das ANC bietet zwar eine gute Leistung, neigt aber zwischendurch dazu zu schwächeln: Meist ist die Geräuschunterdrückung gut, aber dann gibt es immer wieder diese Momente, wo man das Gefühl hat, man habe sie aus Versehen ausgeschaltet. Hier wünsche ich mir, dass Nothing mit Updates nachbessert. Ob das auch bei der Akkulaufzeit möglich ist? Schwierig. Aktuell ist diese aber klar der grösste Schwachpunkt der Nothing Ear (2).

Abschliessend kann ich sagen: Die Nothing Ear (2) sind bezüglich Design top, können beim Sound gut mithalten, müssen sich bezüglich Noise Cancelling und Akkulaufzeit aber mit dem Mittelfeld begnügen. Hier bekommst du für rund 30 Franken mehr mit den Sony WF-1000XM4 ein besseres Gesamtpaket.

Die Nothing Ear (2) sind bereits erhältlich. Online gibt es sie ab 139 Franken.

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