Technik

Oppo bringt ein Foldable nach Europa – und das ist bedeutungsvoll

Faltbare Smartphones von Motorola, Samsung und Huawei.

Vor rund drei Jahren hat die USA Huawei auf die schwarze Liste gesetzt. Damit hat das Land eine Verschiebung im Machtgefüge der Smartphone-Hersteller bewirkt, deren Auswirkungen erst in diesem Jahr so richtig zu spüren waren. Nichts verdeutlicht dies besser als der Foldable-Markt: Ausserhalb Chinas beherrscht Samsung diesen. Zwar subventionieren die Südkoreaner den Absatz durch Aktionen und Vergünstigungen, doch dass Samsung die Nummer 1 in diesem Bereich ist, dürfte niemand bestreiten – zumindest ausserhalb Chinas.

Die einzigen beiden anderen Unternehmen, die bisher in Europa faltbare Smartphones veröffentlicht haben, sind Motorola und Huawei. Für Samsung keine Konkurrenz. Huawei aus bekannten Gründen, Motorola, weil sie ihr Razr so schwach bewerben, dass man meinen könnte, es wäre ihnen egal. Damit hat Samsung praktisch ein Monopol in diesem Bereich. Und das nutzen die Südkoreaner aus.

Samsung ruht sich aus

In diesem Jahr hat Samsung mit dem Galaxy Z Flip 4 und dem Galaxy Z Fold 4 seine Neuauflage der faltbaren Handys vorgestellt. Neu war dabei aber kaum etwas. Böse Zungen würden behaupten, dass Samsung schlicht und einfach die letztjährigen Geräte umverpackt hat. Das ist natürlich sehr überspitzt formuliert, zeigt aber, was das Problem auf dem Foldable-Markt ist: die fehlende Konkurrenz. Samsung hat keinerlei Mitbewerber, die ihnen den Foldable-Thron ernsthaft streitig machen. Und so präsentiert man uns alten Wein in neuen Schläuchen, um ein klassisches Sprichwort zu bemühen.

Samsung Galaxy Z Flip 4 Test
Das Galaxy Flip 4 stellt gegenüber dem Flip 3 kaum einen Fortschritt dar. | Bild: vybe

Hätten die USA Huawei 2019 nicht auf die schwarze Liste gesetzt, die Foldable-Welt wäre heute eine andere. Huaweis P50 Pocket ist dem Galaxy Z Flip 4 im Hinblick auf Hardware und Faltbarkeit eindeutig überlegen. In zugeklapptem Zustand hat es keinen sichtbaren Spalt, die Kamera ist deutlich besser und die Software-Oberfläche hat einige Features, die kein anderer Android-Hersteller integriert hat.

Wäre der US-Bann nicht gewesen, wäre das P50 Pocket sicher schon vor zwei Jahren auf den Markt gekommen. Samsung und Huawei hätten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Führerschaft im Foldable-Markt geliefert. Andere Hersteller wiederum hätten möglichst schnell nachgezogen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten: TCL hätte sein Falt-Handy im Stile des Galaxy Z Flip vielleicht nie eingestellt und Oppo wäre schon viel früher in den Foldable-Markt eingestiegen.

Huaweis P50 Pocket im Vergleich zum Galaxy Z Flp 4. | Bild: Huawei

Alle machen Samsung nach

Auch im Hinblick auf den Formfaktor sähe der Foldable-Markt heute wohl um einiges spannender aus. Huawei hatte 2019 mit dem Mate X bewiesen, dass es nebst Samsungs Ansatz mindestens eine weitere interessante Möglichkeit gäbe: ein nach Aussen faltbares Foldable namens Mate X.

Huawei Mate Xs 2 Europa
Das Huawei Mate Xs 2. | Bild: Huawei

Doch das Mate X war eines der ersten Opfer des US-Banns. Durchgesetzt hat sich dafür Samsungs Galaxy Z Fold, das 2019 eher aussah wie ein hastig auf den Markt gebrachter Prototyp. Die aktuelle Fold-Generation sieht zwar besser aus, doch einen Gefallen hat es der Foldable-Welt nicht getan, den seither sieht jedes neue Foldable von Xiaomi und Co. wie ein Foldable-Klon aus. Zwar versuchte Huawei mit dem Mate Xs 2 in diesem Jahr sein eigenes Falt-Konzept am Leben zu erhalten, wirklich geklappt hat das aber nicht.

Mögen die Foldable-Spiele beginnen!

Nun steigt mit Oppo endlich ein Smartphone-Hersteller in den Foldable-Markt ein, der sich nicht nur auf China beschränken möchte. Noch im 1. Quartal 2023 soll das neu vorgestellte Oppo Find N Flip nach Europa kommen. Inwieweit das Unternehmen Samsung damit einheizen kann, bleibt abzuwarten. In China dürfte Oppo Samsung aber sicherlich das Leben schwer machen. Das Unternehmen hat dort nebst dem Flip nämlich auch einen Fold-Konkurrenten am Start – und dieser hat es in sich. Oppo hat es nämlich als einziges Unternehmen verstanden, dass das Galaxy Fold in seinem zusammengeklappten Zustand zu gross ist. Die Lösung von Oppo: Ein Fold in der Grösse eines iPhone 13 Mini, das sich auch zusammengeklappt gut bedienen lässt.

Samsung scheint inzwischen allerdings verstanden zu haben, dass die ruhigen Jahre vorbei sind. Nächstes Jahr, allerspätestens 2023 wird der Kampf um den Foldable-Thron so richtig entbrannt sein. Honor, Xiaomi, Vivo und weitere dürften auch im Rest der Welt mit ihren Foldables antreten. Und so überrascht es denn auch nicht, dass Samsung nach ersten Gerüchten ein grosses Update für das Galaxy Z Flip 5 plant. Damit bekommen wir also endlich den Innovationskampf, den wir eigentlich schon vor zwei Jahren hätten haben sollen.

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