Am 15. Dezember hat Oppo im Rahmen der hauseigenen Inno Days mit dem Find N ihr erstes Smartphone mit einem faltbaren Display präsentiert. Wir hatten die Möglichkeit das neue Falt-Smartphone des chinesischen Herstellers während eines mehrwöchigen Zeitraums genauer anzuschauen, um euch einen ersten Eindruck liefern zu können. Und eins kann ich schon hier verraten: Samsung muss sich definitiv warm anziehen.
Das Oppo Find N wurde bis jetzt ausschliesslich für den chinesischen Markt angekündigt. Los geht es da bereits bei 7699 Yuan, was umgerechnet ca. 1108 Franken entspricht. Ob und wann es in Europa angeboten wird, ist bislang nicht bekannt. Falls das Oppo Find N irgendwann in der Schweiz angeboten wird, dann rechnen wir aber definitiv mit einem höheren Verkaufspreis.
Beeindruckender Falt-Mechanismus (fast) ohne sichtbaren Falz
Ich war extrem auf den Falt-Mechanismus des Oppo Find N gespannt und darauf, ob der Falz tatsächlich kaum sicht- und spürbar ist. Und siehe da: Ja, der faltbare Bildschirm ist im aufgeklappten Zustand fast plan und ist mit dem Finger effektiv nicht spürbar. Erst wenn das Foldable ins Licht gehalten wird, wird der Falz minim sichtbar. Was mir beim Falt-Mechanismus sonst noch aufgefallen ist: Während beim Samsung Galaxy Fold im zugeklappten Zustand ein kleiner Spalt sichtbar ist, gibt es diesen beim Oppo Find N nicht. Das sieht nicht nur gut aus, sondern dürfte auch einen besseren Schutz gegen das Eindringen von Staub sicherstellen.
Das Scharnier, welches den Namen «Flexion Hinge» trägt, ist das Ergebnis von vier Jahren Arbeit und diverser Prototypen. Im sogenannten FlexForm-Modus kann das Find N in einem beliebigen Winkel zwischen 50 und 120 Grad aufgeklappt werden und dabei frei stehen. Damit lässt sich beispielsweise ein Film schauen, ohne, dass das Smartphone in der Hand gehalten werden muss – praktisch.
Es ist wirklich sehr beeindruckend, was Oppo in dieser Hinsicht abgeliefert hat. Der fast unsichtbare Falz hat so bis jetzt nicht einmal Samsung hingekriegt, obwohl sie bereits mehrere Jahre an Foldables tüfteln. Allerdings muss sich das Oppo hinsichtlich der Langlebigkeit beweisen. Mindestens 200.000 Faltungen soll der Mechanismus laut Oppo überstehen, das wird so sogar vom TÜV bescheinigt.
Der Formfaktor überzeugt in (fast) jeder Hinsicht
Skeptisch, war ich in Bezug auf den Formfaktor des Oppo Find N. Das Oppo-Foldable ist im Vergleich zum Galaxy Fold deutlich weniger hoch, dafür ist es breiter. Das widerspiegelt sich dann auch beim Frontdisplay: Oppo verbaut ein 5,49 Zoll AMOLED-Display im 18:9-Format. Beim Galaxy Fold gibt es ein recht schmales Display im 25:9 Format. Mir gefällt das breitere Display des Find N deutlich besser, zumal es sich fast wie ein ganz normales Smartphone bedienen lässt.
Wer mehr Bildschirm benötigt, beispielsweise um einen Film auf Netflix oder YouTube anzuschauen, der kann das faltbare Smartphone einfach aufklappen und so das grosse, fast quadratische 7,1 Zoll AMOLED-Display mit einer Bildwiederholrate von 120 Hertz nutzen. Darüber werden Inhalte nicht nur absolut flüssig, sondern auch mit tollen Farben und einer hohen Helligkeit von bis zu 1000 nits dargestellt.
Obwohl das Find N im Vergleich zum Galaxy Fold kompakter ausfällt, bringen sie fast gleich viel Gewicht auf die Waage. Tatsächlich wiegt das Find N sogar noch etwas mehr als das Galaxy Fold3. Konkret: Beim Find N gibt Oppo ein Gewicht von 275 Gramm an, beim Samsung Galaxy Fold3 sind es 271 Gramm. Ein Leichtgewicht sind beide Foldables definitiv nicht, dennoch lässt sich das Find N dank kompakteren Formfaktor besser in einer Hosentasche verstauen.
Ein gewichtiger Vorteil hat das Galaxy Fold3 gegenüber dem Find N dann aber doch noch: Es ist wasserdicht. Tatsächlich ist das Oppo-Foldable nicht gegen das Eindringen von Wasser geschützt. Darüber hinaus unterstützt es auch keinen Eingabestift, wie es beim Samsung-Foldable der Fall ist.
Optimierte Software für Multitasking und mehr Effizienz
Auf dem Oppo-Foldable läuft ColorOS 12, allerdings noch mit Android 11 als Untersatz. Für das Find N wurde die Software angepasst. So können mehrere Apps gleichzeitig auf dem Homescreen in schwebenden Fenster (Floating Windows) angezeigt werden. Dank dem grossen Innendisplay lassen sich die schwebenden Fenster besonders gut auf dem Find N nutzen.
Nahtlos wird der Inhalt des Aussendisplays automatisch auf das grössere Display übernommen, wenn das Smartphone geöffnet wird. Umgekehrt klappt das natürlich ebenfalls. Weiterhin hat Oppo einige der vorinstallierten Apps für den grösseren Bildschirm angepasst. All das funktioniert tadellos. E
Hardware auf Flaggschiff-Niveau
Keine Kompromisse geht Oppo bei der verbauten Hardware ein. Unter der Haube gibt dann auch der aktuelle High-End-Chip Qualcomm Snapdragon 888 den Takt an. Er wird wahlweise von 8 oder gar 12 GB RAM flankiert und erreicht damit eine ausgezeichnete Leistung. Der interne Speicherplatz beläuft sich je nach Modell auf 256 oder 512 GB – genügend Speicher ist somit definitiv vorhanden.
Auf der Rückseite gibt es eine Triple-Kamera, die von einem 50 Megapixel-Hauptsensor angeführt wird. Es ist derselbe Sony-Sensor, den Oppo im Flaggschiff-Smartphone Find X3 Pro verbaut hat und dort einen sehr guten Job verrichtet. Flankiert wird der Sensor von einer Ultraweitwinkelkamera mit 16 Megapixeln und Teleobjektiv mit 13 Megapixeln und 2-fach Zoom. Im kleinen und grossen Display ist zudem je eine Selfie-Kamera im Punch-Hole-Design integriert. Beide haben eine Telelinse mit 32 Megapixeln verbaut.
Der Akku umfasst eine Kapazität von 4500 mAh. Über Kabel lässt er sich mit bis zu 33 Watt laden, kabellos sind immerhin noch 15 Watt möglich. Angesichts des grossen Bildschirms und der hohen Bildwiederholrate von 120 Hertz, könnte man meinen, der Akku wäre etwas zu klein geraten. In dieser Hinsicht können wir jedoch Entwarnung geben: In unserer mehrtägigen Testphase erreichte der Akku trotz viel Spielerei zufriedenstellende Laufzeiten.
Der Fingerabdrucksensor wandert an die Seite. Er arbeitet dort nicht nur sehr schnell, sondern auch weitestgehend fehlerfrei.
Hey Oppo, take my money!
Ich muss zugeben, dass ich nach der Präsentation des Oppo Find N so meine Bedenken aufgrund des Formfaktors hatte. Diese Bedenken haben sich im Alltag nicht bestätigt – im Gegenteil. Inzwischen kann ich sagen, dass der Formfaktor in Verbindung mit dem breiten Aussendisplay ein grosser Vorteil darstellt. Das Find N ist erfreulich kompakt und lässt sich in zugeklappten Zustand problemlos mit einer Hand bedienen.
Aufgeklappt darf man sich auf ein grosses und hervorragendes Display freuen, das fast ohne sicht- und spürbaren Falz in der Mitte auskommt. Das ist schon ziemlich beeindruckend. Auch in aufgeklappten Zustand ist das Find N noch ziemlich handlich. Beim Gewicht sieht es etwas anders aus. Ja, es ist mit 275 Gramm definitiv kein Leichtgewicht und auch die Dicke des Geräts ist nicht ganz ohne. Dennoch, als störend habe ich das überhaupt nicht empfunden.
Was Oppo bei einer zweiten Generation besser machen könnte? Nun, da muss sicherlich das Thema “Wasserdichtigkeit” angegangen werden. Das Oppo Find N trägt keine IP-Zertifizierung und ist so, zumindest auf dem Papier, nicht gegen das Eindringen von Wasser und Staub geschützt. Eine Stifteingabe wäre bei einem Foldable mit einem so grossen Innendisplay ebenfalls noch ziemlich praktisch.
Und dann wäre da noch das Thema Verfügbarkeit. Bis jetzt wurde das Find N nur für China angekündigt. Jüngsten Berichten zufolge könnte das auch so bleiben, so dass das vielversprechende Foldable von Oppo gar nie in Europa bzw. in der Schweiz in den Handel gelangen wird. Das wäre jedenfalls sehr schade, denn das Oppo Find N könnte ich mir sehr gut als Daily-Driver vorstellen.