Im März hat Oppo seine neue Flaggschiffserie Find X5 präsentiert. Mein Redaktionskollege Bruno Rivas hatte das Topmodell Find X5 Pro bereits im Test und war sehr angetan. Doch wer sich das neue High-End-Smartphone kaufen möchte, muss sein Bankkonto um stolze 1290 Franken erleichtern. Für alle, die nicht so viel für ein neues Smartphone ausgeben möchten, hat Oppo eine günstigere Variante im Programm: das Find X5 Lite. Wie der Name bereits andeutet, ist es das technisch schwächste Modell der Find-X5-Reihe, kostet dafür aber auch dreimal weniger. Ich hatte die Möglichkeit, das Gerät mehr als einen Monat zu testen, um mir ein ganz genaues Bild des Smartphones zu machen.
Wunderschöne Rückseite
Wie bereits im letzten Jahr, handelt es sich beim Lite-Modell nicht um ein eigens für die Find-Serie entwickeltes Gerät, sondern um ein Rebranding eines aktuellen Reno-Smartphones. Denn während wir in der Schweiz noch die Reno-6-Modelle haben, sind in China bereits die Nachfolgemodelle Reno 7 5G und Reno 7 Pro 5G erschienen. Oppo hat dem Reno 7 5G dann einen neuen Namen verpasst und es bei uns als Find X5 Lite vorgestellt.
Diese Hintergründe erklären dann auch, weshalb das Find X5 Lite bezüglich Design-Sprache gegenüber den Schwestermodellen aus dem Rahmen fällt. Vom Weltraum inspirierten Gehäuse der stärkeren Find-X5-Modelle ist nichts geblieben. Stattdessen gibt es beim Lite-Modell ein eher klassisches Design mit Ecken und Kanten beim Kamerabuckel. Trotzdem ist das Lite für mich diesbezüglich eines der schöneren Modelle in der Preiskategorie unter 500 Franken. Der Bump wirkt mit seinem durchsichtigen Rahmen und den zwei grossen Linsen nicht dominant oder klobig und fügt sich gut in das Gesamtbild der Rückseite ein. Überhaupt ist Oppo mit der Rückseite wieder einmal ein sehr schönes Gerät gelungen, das je nach Lichteinfall ein klein wenig anders aussieht.
Ich hatte das Modell in der Farbe blau – oder Startrail Blue – wie es Oppo nennt. Dieses soll einem Sternenschauer nachempfunden worden sein. Tatsächlich sieht man mit etwas Fantasie eine Art Sternenschauer, wenn man das Gerät im Licht hin- und herbewegt. Man könnte also sagen, dass das Lite hier dann doch eine Brücke zum Space-Design der teureren Modelle schlägt. Liegt das Find X5 Lite einfach nur auf dem Tisch, zeigt sich ein Farbverlauf von leichtem Violett hinweg über zwei Farbtöne hin zu einer Farbe, die man am ehesten als leuchtendes Mint bezeichnen könnte.
Die Vorderseite fällt eher nüchtern aus
Etwas weniger gefallen hat mir das Gerät auf der Vorderseite. Hier hat es mich im ersten Moment an die günstigen Nokia-Modelle erinnert. Das liegt primär daran, dass das Find X5 Lite eher gross ausgefallen ist . Vor allem der breite Rand auf der Unterseite verstärkt den Eindruck eines eher wuchtigen Geräts. Das hat mich etwas überrascht, da der Vorgänger, das Reno6 5G, wesentlich kompakter gewirkt hat. Ein kurzer Blick auf das Datenblatt bestätigt diese Vermutung: Obwohl beide Modelle eine Bildschirmdiagonale von 6,43 Zoll haben, ist das Find X5 Lite etwas höher, breiter und dicker geraten. Damit reduziert sich dann auch das Screen-to-Body-Verhältnis: Statt 91,7% wie beim Reno6 gibt’s jetzt nur noch 90,8%. Warum das so ist, wissen wohl nur die Ingeneur:innen von Oppo. Klar, fairerweise muss ich sagen, dass die Unterschiede klein sind und vor allem auffallen, wenn man ein Reno6 zum Vergleichen hat.
Nichts zu meckern gibt es dafür beim Display. Der OLED-Screen löst mit FHD (2400 × 1080 Pixel) auf und hat eine gute Helligkeit. Bei Sonnenlicht steigt diese auf bis zu 600 Nits an, was dafür sorgt, dass die Inhalte auf dem Display im Freien meist gut lesbar bleiben. Die Bildwiederholungsrate beträgt 90 Hertz, was in Ordnung ist, auch wenn Huawei mit dem Nova 9 gezeigt hat, dass hier durchaus mehr möglich wäre. Eine adaptive Bildwiederholungsrate gibt es übrigens nicht, was mich in diesem Preissegment aber auch überrascht hätte. Stattdessen habt ihr die Wahl zwischen 60 und 90 Hertz. Standardmässig ist bereits 90 Hertz voreingestellt, was aufzeigt, wie viel Vertrauen Oppo in die Akkulaufzeit hat.
Ausdauernder Akku und erweiterbarer Speicher
Dieses Vertrauen ist berechtigt, denn selbst bei intensiver Nutzung hält das Oppo Find X5 Lite locker einen Tag durch. Wenn ich von intensiver Nutzung spreche, rede ich von einer Bildschirmzeit von mindestens drei Stunden, währenddessen ich Musik und Videos streame, im Web surfe und natürlich diverse andere Aufgaben in Apps wie Signal, Kalender oder Mail erledige. Ist der Akku schliesslich leer, ist das Find X5 Lite wieder turboschnell geladen: Das mitgelieferte Netzteil schafft 65 Watt und lädt den 4500 mAh grossen Akku in etwa 40 Minuten wieder vollständig auf.
Das alles nützt natürlich nichts, wenn die Leistung nicht stimmt. Aber auch hier gibt es nichts zu bemängeln. Der verbaute Chip, ein Dimensity 900 von Mediathek, verrichtet seine Arbeit flott und ohne Macken. Der Arbeitsspeicher beträgt 8 GB RAM, was ebenfalls mehr als genug ist, damit du selbst bei etlichen Apps, die du parallel nutzt, keine Probleme kriegst. Schön ist auch, dass Oppo 256 GB internen Speicher verbaut und dieser sogar via microSD-Karte erweiterbar ist. Wer sich noch immer nicht mit kabellosen Kopfhörern anfreunden konnte, darf sich ausserdem über einen 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss für Kopfhörer freuen. Bei der Konnektivität gibt es alles, was üblich ist, ohne, dass Oppo bei Bluetooth- oder WiFi-Standars Abstriche gemacht hätte: Nebst Bluetooth 5,2 kannst du auch mit WiFi 6 surfen. Mit dem Find X5 Lite kannst du zwei Nummern gleichzeitig nutzen, wobei beide über klassische Nano-SIM-Karten zum Einsatz kommen.
Gute Kamera bei ausreichend Licht
Eines der wichtigsten Kriterien für Smartphone-Nutzer:innen ist nebst einer langen Akkulaufzeit eine gute Kamera. In diesem Bereich kann das Oppo Find X5 Lite nur bedingt abliefern. Bei gutem Licht macht die Hauptkamera mit 64 Megapixeln gute Fotos, die für die alltäglichen Schnappschüsse ausreichen. Geht man ins Detail, muss man gewisse Abstriche bei der Schärfe hinnehmen, allerdings ist das für ein Mittelklassegerät völlig in Ordnung.
Einige Beispielfotos:
Wo die Kamera des Find X5 aber merklich Mühe hat, ist, wenn die Lichtverhältnisse etwas ambitionierter sind. Bei wenig Licht neigt die Kamera zur Überbelichtung und spätestens bei Gegenlicht merkt man, dass man hier keine High-End-Kamera eines Find X5 Pro verbaut hat. Im Vergleich mit anderen Mittelklassegeräten wie dem Huawei Nova 9 oder dem Samsung Galaxy A52 muss sich das Find X5 Lite bei schwierigen Lichtverhältnissen geschlagen geben.
Ist es schliesslich Nacht, kann das Lite dann einiges wieder gut machen. Voraussetzung ist, dass man den Nachtmodus verwendet und das Gerät möglichst ruhig hält. Hat es nämlich Zeit, für mehrere Sekunden in Ruhe zu belichten, gelingen durchaus ansprechende Nachtaufnahmen – solange es nicht zu dunkel ist.
Unter dem Strich hat das Find X5 Lite eine solide Kamera verbaut, aus der Masse herausragen kann sie aber nicht. Im Preisbereich unter 500 Franken findet ihr bei Oppo selbst Smartphones, die in Sachen Kamera bessere Ergebnisse liefern. Spontan kommt mir da das Oppo Reno 6 Pro 5G in den Sinn. Seid ihr bereit, etwas mehr auszugeben, findet ihr auch mit dem Oppo Find X3 Neo ein tolles Kamera-Smartphone. Aktuell ist es für rund 510 Franken erhältlich.
Fazit zum Oppo Find X5 Lite
Das Oppo Find X5 Lite ist ein solides Gerät, aber irgendwie hat mir der Wow-Effekt gefehlt. Wirklich bemängeln kann ich eigentlich nur die Kameraleistung bei schwierigen Lichtverhältnissen, die dann gerne etwas zu sehr belichtet, um die Fotos aufzuhellen. Optisch macht das Find X5 Lite von hinten einiges her, während es von vorne eher ein bisschen nach Standard-Design aussieht. Wen das nicht stört, kriegt ein Smartphone mit sehr langer Akkulaufzeit, mehr als guter Leistung, erweiterbarem Speicher und sogar einem Klinkenanschluss. Wer lieber ein etwas schlankeres Gerät in dieser Preisklasse möchte, sollte sich das Reno6 oder auch das Find X3 Neo, das letztes Jahr erschienen ist, anschauen.