Eigentlich hätte das Jahr 2021 der Startschuss für diverse Falt-Smartphones werden sollen. Doch ausser Samsung hat hierzulande kein einziger der grossen Hersteller ein neues Falt-Handy auf den Markt gebracht. In China hat immerhin Xiaomi mit dem Mi Mix Fold ein klappbares Handy präsentiert. Allerdings leidet dies unter dem gleichen Problem wie das Samsung Galaxy Z Fold 3: Der Bildschirm auf der Aussenseite ist schmal und lang und lädt nicht gerade dazu ein, es in zugeklapptem Zustand zu benutzen
Genau dieses Problem will Oppo mit seinem ersten Falt-Smartphone gelöst haben. Am Mittwoch, 15. Dezember haben die Chinesen im Rahmen der Oppo Inno Days ihr erstes Falt-Smartphone präsentiert. Was dabei sofort auffällt: Obwohl es vom Formfaktor her eher an ein Galaxy Z Fold 3 erinnert, kommt es wesentlich kompakter daher. Tatsächlich merkt man in zugeklappten Zustand im ersten Moment kaum, dass es sich um ein Falt-Handy handelt, wenn man es frontal anschaut. Nur der etwas breitere Rand auf der linken Seite verrät, dass man das Oppo Find N aufklappen kann.
Das Seitenverhältnis des Aussendisplays beträgt 18:9, was ein für Smartphones typisches Seitenverhältnis ist. Auch bei der Displaygrösse geht Oppo eigene Wege und setzt auf kompakte 5,49 Zoll (ca. 14 cm), wodurch das Find N (in der Theorie) viel angenehmer in der Hand liegt. Klappt man es dann auf, wird das Smartphone zu einem Mini-Tablet mit 7,1 Zoll (ca. 18 cm).
200’000 Faltungen und kaum sichtbarer Falz
Wie bei Samsungs Falt-Handys soll das Display des Find N mindestens 200’000 Faltungen überstehen. Im Gegensatz zu Samsung kann Oppo das aber mit einem unabhängigen Test des TÜV untermauern. Auch bei der Falz, ein häufiger Kritikpunkt der User, hat Oppo nach eigenen Angaben einen Durchbruch erzielt. Im Vergleich zu anderen Geräten soll der Falz 80 Prozent weniger sichtbar sein. Im Alltag wird die Kerbe damit fast unsichtbar.
Besonders stolz ist man bei Oppo auch auf das Scharnier, welches den Namen «Flexion Hinge» trägt. Es ist das Ergebnis von vier Jahren Arbeit und diversen Prototypen. Dank des FlexForm-Modus kann das Find N in einem beliebigen Winkel zwischen 50 und 120 Grad aufgeklappt werden und dabei frei stehen. So lässt sich unter anderem ein Video schauen, ohne, dass man das Smartphone in der Hand halten muss.
Angepasstes Android für Multitasking
Bei der Software setzt Oppo erwartunggemäss auf Android 11 mit der hauseigenen Oberfläche ColorOS 12. Für das Find N wurde die Software allerdings angepasst. So wird der Inhalt, der auf dem Aussendisplay geöffnet ist, automatisch auf das grosse Display übernommen, wenn man das Smartphone aufklappt. Auch in Bezug auf Multitasking hat Oppo diverse sinnvolle Anpassungen gemacht. Nebst Drag-and-drop gibt es auch sogenannte Floating Windows. Ähnlich wie bei Desktopbetriebssystemen lassen sich so Fenster übereinander anzeigen und frei herumschieben.
Angepasste Apps profitieren ebenfalls vom grösseren Bildschirm. So sollens ich unter anderem die Kamera-App, aber auch Notiz- und Musik-Apps effizienter nutzen lassen. Welche Apps nebst den hauseigenen bereits für das Find N optimiert worden sind, lässt Oppo noch offen. Der Erfolg des Find N als auch der anderer Klapp-Handys dieses Formfaktors wird sicher davon abhängen, wie gut die Geräte von Drittanbieter-Entwicklern unterstützt werden.
Technik auf Flaggschiff-Niveau
Bei der rückseitigen Kamera verbaut Oppo ein Dreier-Setup mit einer 50-Megapixel-Hauptkamera. Flankiert wird diese von einer Ultraweitwinkelkamera mit 16 Megapixeln und Teleobjektiv mit 13 Megapixeln. Im kleinen als auch grossen Display ist ausserdem je eine Selfie-Kamera im Punch-Hole-Design integriert. Beide Selfie-Kameras haben eine Telelinse mit 32 Megapixeln verbaut.
Bleibt noch die Leistung des Oppo Find N. Auch hier gehen die Chinesen keine Kompromisse ein. Angetrieben wird das Klapp-Handy von Qualcomms Snapdragon 888 5G. Beim Arbeitsspeicher gibt es das Find N entweder mit 8GB oder 12 GB RAM. Der interne Speicher ist fix bei 256 GB.
Spannend wird, wie lange das Oppo Find N im Alltag durchhält. Der Akku ist mit 4500 mAh nicht zu klein geraten, allerdings dürfte das grosse Display mit 120 Hertz auch ordentlich Strom brauchen. Immerhin geladen ist das Find N rasch: kabelgebunden mit bis zu 33 Watt, kabellos immerhin 15 Watt. Wer möchte, kann sogar seine Wireless-Kopfhörer mit Reverse Wireless Charging mit bis zu 10 Watt aufladen.
Leider hat Oppo das Find N bisher nur für den chinesischen Markt angekündigt. Dort ist es demnächst für rund 2000 Franken erhältlich. Ob das Gerät auch in der Schweiz erscheint, steht momentan leider noch in den Sternen.
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