Das Walking Pad von O'Yeet erlaubt es, im Büro zu spazieren. Sozusagen.
Das Walking Pad von O'Yeet erlaubt es, im Büro zu spazieren. Sozusagen. | Bild: vybe
Review Hardware-Test Fitness

O'Yeet Walking Pad: 10'000 Schritte am Bürotisch

Pascal Scherrer
Pascal Scherrer

Inhaltsverzeichnis

Nein, ich bin kein Mensch, der gerne ins Fitnessstudio geht. Auf dem Laufband rennen, schon gar nicht. Zum einen bin ich dafür zu faul, zum anderen ist es mir zu blöd, eine Wand anzuschauen, während ich ein paar Kilometer renne.

Immer dabei bin ich dafür für Wanderungen oder einen Spaziergang. Ich laufe nicht nur zur Arbeit, sondern auch überall hin, wo ich nur kann. Zumindest, wenn das Wetter mitspielt und die Temperaturen nicht winterlich sind.

Der neueste Fitness-Trend: Walking Pads

Da kam es mir im Oktober gerade recht, als O'Yeet mir ihr neues Walking Pad zum Test angeboten hat. Walk Bänder sind anscheinend der neueste Fitness-Hit, zumindest hat mir das O'Yeet versprochen. Vor meinem Schreibtisch auf der Stelle zu spazieren, während ich arbeite, kam mir zuerst etwas schräg vor. Andererseits: Wenn ich sowieso schon an einem Stehpult stehe, warum nicht auch gleich noch ein bisschen gehen?

So habe ich schliesslich zugesagt und einige Tage später stand das Paket vor meiner Türe. Wer das Paket alleine zu seinem Arbeitsplatz schleppen muss, sollte sich darauf einstellen, dass es einiges an Gewicht hat. Wie viel, konnte ich nicht herausfinden, aber ich schätze mal, dass es schon so gegen die 20 Kilogramm sind.

Zehn Minuten später ist das Walking Pad auch schon ausgepackt und aufgestellt. Die meiste Zeit beansprucht dabei noch das Auspacken. Installieren musst du das Walking Pad nämlich nicht. Stromkabel anschliessen und los gehts. Einfach geht es nicht.

Optisch keine Schönheit

Optisch sieht das Walking Pad für mich nach einem typischen 1st-Generation-Gerät aus, dass nicht zu viel kosten darf. Oder anders ausgedrückt: Ein Designer-Stück ist das O'Yeet Walking Pad definitiv nicht. Hier gibt es wesentlich schönere Alternativen, etwa das Walking Pad von TWHEELS mit Eichenholzverkleidung. Dieses kostet aber auch rund 200 Franken mehr und ob einem ein bisschen schönere Optik das wert ist? Vor allem, da das Walking Pad nachher sowieso hauptsächlich unter dem Stehpult steht.

Die Fernbedienung des O'Yeet Walking Pads.
Die Fernbedienung sieht etwas billig aus. | Bild: vybe

Auch die Fernbedienung sieht eher etwas billig aus. Ein Stück Plastik mit Knopf, das auch von Aliexpress stammen könnte. Die Optik macht mir hier aber weniger Sorgen, als eher dieses mulmige Gefühl, wie lange die billig wirkende Fernbedienung hält. Am Ende ist aber auch das zweitrangig. In meinem Test, der doch über zwei Monate gedauert hat, hat die Fernbedienung nicht einmal seinen Dienst verweigert.

Und auch das Walking Pad hat einwandfrei funktioniert. Schaltet man es ein, fängt es mit 0,5 km/h an zu laufen. Das maximale Tempo beträgt 6 km/h. Ich für meinen Teil habe meistens mit etwa 3,5 km/h gearbeitet. Vor allem, wenn du am Computer Texte schreiben musst, so wie ich, ist eine höhere Geschwindigkeit einfach nicht praktikabel. Und ja, ich habe versucht, bei 6 km/h einen Text zu schreiben. Ich kann es nicht empfehlen.

Bei 6 km/h ist Schluss. | Bild: vybe

Schrittzähler ist akkurat

Das O'Yeet Walking Pad ist mit einer simplen Anzeige ausgestattet, die dir das Tempo, Zeit, verbrauchte Kalorien, die zurückgelegte Distanz und die Anzahl Schritte anzeigt. Da das Display nur Platz für eine Anzeige auf einmal hat, wechselt es zwischen diesen hin und her. Du kannst dabei nicht beeinflussen, wie schnell dieser Wechsel vonstattengeht. Auch zwischen den Anzeigen hin- und herspringen ist nicht möglich.

Beim Verbrauch der Kalorien wird wohl irgendein Mittelwert genommen. Du hast nämlich keine Möglichkeit, dein Gewicht oder Alter zu hinterlegen. Ich habe die Anzahl Schritte dann mit meinem Google Pixel 9 Pro gemessen (Fitbit-App). Hier zeigt sich, dass der Zähler des Walking Pads relativ genau ist. Auf 10'000 Schritte betrug die Abweichung etwa 200 Schritte.

Was natürlich nicht möglich ist, ist, deine Schritte auf dem Walking Pad mit einer Smartwatch zu messen. Das liegt natürlich nicht am Walking Pad, sondern daran, dass du deinen Arm nicht so bewegst, wie wenn du draussen gehen würdest. Wenn du also deine Schritte auf dem Laufband mit einer App tracken willst, gibt es nur zwei Möglichkeiten:

  • Du trägst die Anzahl Schritte nach dem Gehen manuell in deiner App ein
  • Du hast dein Smartphone in der Hosentasche

Ich fand vor allem den zweiten Punkt eher nervig, da ich mein Handy natürlich auch immer wieder einmal benutzen wollte. Gleichzeitig mag ich es, wenn ich Dinge nicht manuell nachtragen muss. Hier gibt es also durchaus eine Möglichkeit, das Walking Pad zu verbessern. Könnte man es zum Beispiel mit Google Fit koppeln, wäre das ein richtig grosser Pluspunkt. Dann würde das Walking Pad wohl auch mehr als 399 Franken kosten.

Gute Details beim Design

Der grösste Schwachpunkt hatte das Gerät für mich beim Display. Ich fand es etwas unpraktisch, dass dieses an der Front angebracht ist, also dem Bereich, der unter dem Stehpult steht. Möchte man das Walking Pad etwas mehr unter das Pult schieben, damit es hinten nicht so weit hinausragt, sieht man beim Stehen das Display nicht mehr. Das hat mich einige Male genervt, wenn ich wissen wollte, wie viele Kilometer oder Schritte ich schon habe. Auch hier würde sich natürlich eine App-Anbindung anbieten.

Das Walking Pad von O'Yeet im Test.
Steht das Walking Pad zu weit unter dem Stehpult, sieht man das Display nicht. | Bild: vybe

Wichtig ist natürlich aber, wie das Walking Pad sich im Alltag schlägt. Hier habe ich am Gerät nichts auszusetzen. Auch wenn es optisch keinen Red Dot Design Award gewinnen wird, ist es tipptopp verarbeitet und wirkt stabil. Gefallen haben mir auch die höhenverstellbaren Füsse und die Rollen, dank derer man das Gerät gut im Raum herumschieben kann. Solche Details sind wichtig und geben bei mir Punkte.

Walking Pad motiviert zum Arbeiten

Der grosse Knackpunkt ist natürlich, ob du das Walking Pad dann auch regelmässig nutzt. Ja, schreiben geht super, wenn die Geschwindigkeit nicht zu hoch ist. Musst du nur kurze Mails schreiben oder herumklicken oder einen Video-Call absolvieren, kannst du auch easy auf 6 km/h erhöhen.

Allerdings habe ich auch etliche Tage gehabt, an denen ich das Walking Pad nicht angeschaltet habe, weil es doch eine gewisse Herausforderung sein kann, beim Schreiben gleichzeitig zu gehen. Dem gegenüber stehen aber auch etliche Tage, an denen ich froh über das Gerät war, weil ich noch auf meine 10'000 Schritte kommen konnte, ohne rausgehen zu müssen. Tatsächlich hat es mich manchmal sogar dazu gebracht, noch ein paar Aufgaben zu erledigen, denn: Wenn ich auf dem Walking Pad am Schreibtisch gehe, um meine 10'000 Schritte zu erreichen, muss man ja fast noch etwas am Computer tun.

Bleibt noch das Thema Geräusche. Ja, das O'Yeet ist nicht sonderlich laut. Andererseits ist es jetzt auch nicht so, dass man es nicht hören würde. Ich weiss nicht so recht, ob die Geräuschkulisse in einem offenen Büro stören würde oder nicht. In einem Grossen vermutlich eher nicht, da die Geräuschkulisse wohl laut genug ist. In einem kleineren Büro, wie in diesem, in dem ich arbeite, wenn ich nicht zu Hause bin, könnte ich mir schon vorstellen, dass die Lautstärke stören mag.

Fazit zum O'Yeet Walking Pad

Am Ende weiss ich nicht so richtig, ob ich das O'Yeet Walking Pad empfehlen kann oder nicht. Das liegt nicht daran, dass es kein gutes Produkt ist. Es funktioniert und tut, was es soll. Mehr kann man von einem Produkt grundsätzlich nicht erwarten. Auch, dass Bewegung guttut, ja, auch Spaziergänge, ist unbestritten und wissenschaftlich erwiesen. Und die Möglichkeit, selbst bei grösstem «Grüselwetter» noch ein paar tausend Schritte an der Wärme tun zu können, finde ich sehr praktisch.

Am Ende hängt es aber von dir ab, ob das O'Yeet Walking Pad etwas ist oder nicht. Vor allem aber hängt es davon ab, ob du es angenehm findest, beim Gehen am Computer zu arbeiten. Sollte das nämlich nicht der Fall sein, hast du 399 Franken zum Fenster rausgeschmissen. Macht es dir aber nicht aus, hast du eine wunderbare Möglichkeit, dich während des Tages zusätzlich zu bewegen – und hast dafür vielleicht dann am Abend für anderes Zeit.