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Report warnt: Viele Apps für mentale Gesundheit haben ungenügenden Datenschutz

Datenschutz bei mentalen Gesundheitsapps

Stell dir vor, dir geht es nicht so gut und du nutzt eine App, um deine mentale Gesundheit zu fördern. Im Jahr 2022 ist das etwas ganz Normales. Anwendungen wie Superbetter, Moodfit oder Headspace haben vor allem in Zeiten von Corona an Beliebtheit gewonnen. Letztere hat sogar den Sprung auf Netflix geschafft und ist dort als Serie verfügbar, die einen in Sachen Meditation anleitet. Nun hat eine Untersuchung von Mozilla, der Stiftung hinter Firefox, zutage gebracht, was eigentlich nicht sein sollte: Viele dieser Gesundheits-Apps nehmen es mit dem Datenschutz nicht so ernst.

Für ihren Leitfaden «*privacy not included» hat Mozilla etliche Anwendungen für mentale Gesundheit bezüglich Datenschutz unter die Lupe genommen und dabei festgestellt, dass viele davon Daten aktiv weitergeben. Jen Caltrider, Leiter von «*privacy not included» sagt in einem Statement, dass die Mehrheit dieser Apps geradezu gruselig seien, wenn es um das Thema Privatsphäre und Datenschutz gehe.

«Sie verfolgen, teilen und nutzen die intimsten persönlichen Gedanken und Gefühle der Nutzer, wie Stimmungen, Geisteszustand und biometrische Daten.»

Jen Caltrider, Mozilla Foundation

Fast alle Apps sind bezüglich Datenschutz fragwürdig

Im Zuge der Untersuchung hat Mozilla auch sogenannte Prayer Apps (Gebets-Apps) bezüglich Datenschutz geprüft. Das Ergebnis ist dasselbe und führt zu einem ernüchternden Fazit: Von 32 der beliebtesten Apps für mentale Gesundheit und Gebete hat Mozilla 28 Stück als bedenklich bezüglich Datenschutz und Privatsphäre eingestuft. Einzig Headspace, PTSD Coach und Woebot wurden von Mozilla als unbedenklich eingestuft. Unter den Apps, die als bedenklich gelten, sind auch viele in der Schweiz via den üblichen Bezugsquellen von iOS und Android erhältlich.

Die komplette Liste der bedenklichen Apps:

  • Bearable
  • Glorify
  • Modern Health
  • MindDoc
  • Moodfit
  • Mindshift CBT
  • Superbetter
  • RAINN
  • Recovery Record: Eating Disorder Management
  • Breathe, Think, Do with Sesame
  • The Mighty
  • Pray.com
  • Sanity & Self
  • NOCD
  • Abide
  • Sanvello
  • Shine
  • Hallow
  • Pride Counseling
  • Youper
  • BetterHelp
  • Talkspace
  • Better Stop Suicide
  • King James Bible – Daily Verse and Audio

Mozilla kritisiert, dass viele Apps mangelnde Sicherheitsvorkehrungen hätten. Dazu gehöre unter anderem, dass Nutzer:innen bei der Registrierung erlaubt sei, schwache Passwörter zu wählen, die leicht zu hacken seien. Schwache Passwörter sind natürlich generell etwas, das App-Entwickler nicht erlauben sollten – wenn es um sensitive Daten geht, ist es aber umso wichtiger.

Die schlimmsten Anwendungen unter den bedenklichen Apps würden gar persönliche User-Daten zu Werbezwecken weitergeben. Die Therapie-App Talkspace zeichne dazu sogar ganze Chatverläufe auf. Zwar wird in den AGBs häufig darauf hingewiesen, viele User sind sich dessen aber nicht bewusst, da sie diese kaum lesen dürften.

Dir geht es nicht gut? Auf der Website «Wie geht es dir?» findest du kostenlose Schweizer Hilfsangebote. Diese sind kostenlos, anonym und unterstehen dem Schweizer Datenschutzgesetz.

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