Die «Resident Evil»-Spielereihe hat viele Highlights. Bei den Verfilmungen warten wir noch darauf.
Die «Resident Evil»-Spielereihe hat viele Highlights. Bei den Verfilmungen warten wir noch darauf. | Bild: Screenshot Trailer «Resident Evil 2» / Capcom
Hintergrund Filme Horror

«Resident Evil»: Kriegt es Hollywood dieses Mal hin?

Chris Bucher
Chris Bucher

Es ist offiziell. Ein neuer «Resident Evil»-Film ist in Arbeit. Diesmal wagt sich Zach Cregger, Regisseur des gefeierten Horrorfilms «Barbarian», an die Front. Die Fans sind aufgeregt. Oder nervös. Vermutlich beides. Und das ist verständlich, wenn man bedenkt, was für ein wilder Ritt die bisherigen Real-Verfilmungen der ikonischen Videospielreihe waren. Wir packen ein paar Säuregranaten und grüne Kräuter ein, und wagen uns an einen Rückblick.

Am Anfang stand George A. Romero (1940-2017), der Urvater des modernen Zombiefilms. Mit seinem Klassiker «Night of the Living Dead» brachte er 1968 zum ersten Mal schlurfende Leichen mit einem Appetit für Menschenfleisch auf die Leinwand. Mit «Dawn of the Dead» zementiert er zehn Jahre später endgültig seinen Legendenstatus. Wenig erstaunlich also, dass er für Capcom und die deutsche Filmproduktion Constantin Film, welche die Rechte an den Games ergattert hatte, die erste Wahl war, um die Games um das Jahr 2000 herum auf die Leinwand zu bringen.

Romeros Drehbuch, dass sich vor allem am Original-Spiel orientiert hat, soll bei den Verantwortlichen aber nicht gut angekommen sein, weswegen, der Altmeister des Zombiefilms vor die Türe gesetzt wurde. Gänzlich verbrannt war die Erde zwischen George A. Romero und Capcom deswegen aber nicht. Romero drehte für den Release von «Resident Evil 2» – also, das Spiel, nicht der Film – einen Live-Action-Werbespot.

Wenn Vorlagentreue optional ist

Die Wahl für den Kinofilm fiel schliesslich auf den britischen Regisseur Paul W. S. Anderson. Der hat 1997 mit «Event Horizon» einen starbesetzten und bis heute beliebten Sci-Fi-Horrorfilm abgeliefert und mit «Mortal Kombat» schon einmal ein Videospiel adaptiert, das zumindest unter Trash-Connaisseurs Kult-Status geniesst.

Mit seiner grösstenteils in Deutschland gedrehten Adaption von «Resident Evil» etablierte Anderson vor allem zwei Dinge: Seine spätere Ehefrau Milla Jovovich als Action-Ikone und das Wissen, dass Vorlagentreue bestenfalls optional ist.

Fans der Serie, die auf eine atmosphärisch dichte, Horror-getränkte Adaption hofften, wurden stattdessen mit einer taffen Heldin konfrontiert, die sich in Zeitlupe durch Horden von Zombies kickte, während hämmernde Techno-Beats im Hintergrund dröhnten. In den frühen 2000ern musste halt alles ein bisschen «Matrix» sein.

Obwohl der Action-Film bei Fans und Kritiken grösstenteils durchfiel, spülte er ordentlich Geld in die Kasse. Gemäss «Box Office Mojo» spielte «Resident Evil» rund 103 Millionen Dollar ein – bei einem geschätzten Budget von 33 Millionen. Eine Fortsetzung war schnell beschlossene Sache.

Es geht weiter. Und weiter. Und weiter

Beim zweiten Teil, «Resident Evil: Apocalypse» steuerte Anderson zwar noch das Drehbuch bei, die Regie übernahm jedoch Alexander Witt. Der zweite Film versuchte auszubügeln, was Fans beim Erstling vermisst hatten – etwa bekannte Spiel-Figuren wie Jill Valentine, Carlos Olivera und Mutanten-Megastar Nemesis auf die Leinwand zu holen und rudimentär der Story eines der Spiele («Resident Evil 3: Nemesis») zu folgen. Wenn auch dieser Film keine Begeisterungsstürme auslöste, so stimmte immerhin das Geld. Mit knapp 130 Millionen Dollar weltweitem Einspielergebnis übertrumpfte er den Vorgänger – und rechtfertigte damit den nächsten Teil.

Mit «Resident Evil: Extinction» von Russell Mulcahy («Highlander») liess die Reihe ihre Spielvorlage endgültig hinter sich und präsentierte sich stattdessen als postapokalyptischer «Mad Max»-Verschnitt. Viel Wüste, viel Tageslicht und inhaltlich viel Sand im Getriebe. Dem Publikum war es egal, der Film spielte noch mehr ein als die Vorgänger. «Resident Evil» wurde zu einer eigenen Marke, getrennt von den Wurzeln der Spiele, und Fans lernten schnell, ihre Erwartungen irgendwo zwischen Michael-Bay-Spektakel und «Fast & Furious» anzusiedeln.

Für die abschliessenden drei Teile «Afterlife», «Retribution» und «The Final Chapter» übernahm schliesslich wieder Paul W. S. Anderson die Regie (und blieb weiterhin Drehbuchautor). Die Spiele-Logik wurde nach und nach durch Anderson-Logik ersetzt: Klon-Armeen, telekinetische Superfähigkeiten und Plotlöcher, grösser als jede T-Virus-Mutation. Das alles endete 2016 mit «Resident Evil: The Final Chapter». Einem eher unbefriedigenden Finale (Albert Wesker und der eingeklemmte Fuss, anyone?), irgendwie mehr Sparflamme als Atompilz. Die Luft war raus. Und das war für viele Fans gut so.

George A. Romeros Drehbuch zum ersten Film ist übrigens im Internet gelandet. Es kann sich also jede und jeder selbst ein Bild davon machen. Der jüngst in den USA produzierte Indie-Dokumentarfilm «George A. Romero’s Resident Evil» widmet sich ausserdem der turbulenten Geschichte zwischen Zombie-Urgestein Romero und dem ersten Resi-Film.

Willkommen in Raccoon City: Wenn Nostalgie auf Budgetprobleme trifft

Nach dem Ende von Andersons Saga wagte sich Johannes Roberts («47 Meters Down») 2021 mit «Resident Evil: Welcome to Raccoon City» an die Lizenz. Dieses Mal versprach man, der Spielvorlage treuer zu sein. Johannes Roberts beteuerte in Interviews, selbst grosser Fan der Spiele zu sein und deswegen einen Film zu liefern, der diese direkt adaptiert. Das stimmte bis zu einem gewissen Grad sogar. Man panschte die ersten beiden Spiele zu einer Story zusammen, setzte auf bekannte Charaktere und Handlungsorte und versuchte, einigermassen bodenständigen Horror abzuliefern.

Das Resultat sah leider mehr nach Hochglanz-Fanfilm aus, war überladen, gehetzt und – diplomatisch ausgedrückt – kreativ besetzt. Viel Vertrauen schien auch Constantin Film nicht in das Projekt zu haben. Die Produktionsfirma kürzte angeblich recht früh das ursprüngliche Budget von rund 40 Millionen Dollar auf 25 Millionen Dollar. Also noch weniger als der Anderson-Erstling 2002 gekostet hat. Das nahm Roberts die Möglichkeit, den Film so zu realisieren, wie er es ursprünglich geplant hatte.

«Resident Evil: Welcome to Raccoon City» fiel abermals bei den Fans und Kritikern durch. Im Gegensatz zu Andersons Filmen schien hier auch das restliche Publikum keine Lust auf CGI-Gammel-Zombies zu haben. Das weltweite Einspielergebnis betrug nur knapp 41 Millionen … autsch.

Allerdings muss hier erwähnt werden, dass zu dieser Zeit abseits der Leinwand eine reale Pandemie das Kinogeschehen negativ beeinflusste. Trotz der Bauchlandung war noch eine Weile von einer Fortsetzung namens «The Umbrella Chronicles» die Rede. Dass wir heute von einem weiteren Reboot schreiben, beweist, dass daraus nix geworden ist.

Auch Netflix macht mit – ein bisschen

Bevor wir aber zum neusten Reboot kommen, gibt es noch eine weite Verfilmung abzudecken. Denn kurz nach dem Release von «Resident Evil: Welcome to Raccoon City» hat sich 2022 der Streaming-Gigant Netflix an der Marke versucht. In Form einer 8-teiligen Serie. Als von einer «freien Adaption» die Rede war, schrillten bei den Fans die Alarmglocken.

Zu Recht, wie sich herausstellte. Das irgendwo zwischen Teenager-Drama, Sci-Fi-Thriller und unfreiwilliger Komödie angesiedelte Projekt fiel beim Publikum derart auf die Schnauze, dass selbst der begnadete (und leider 2022 verstorbene) Schauspieler Lance Reddick nichts mehr reissen konnte. Die Folge: Netflix begrub die Serie nach nur einer Staffel. Bleibt zu hoffen, dass sie der T-Virus nicht mehr reanimiert. 

Die Hoffnung auf Zach Cregger

Und nun ist also Zach Cregger dran. Gemäss «Hollywood Reporter» soll Cregger den neusten Reboot nicht nur inszenieren, sondern auch das Drehbuch dazu verfassen. Im Verbund mit «John Wick 4»-Autor Shay Hatten.

Noch ist unklar, in welche Richtung Zach Cregger die Reihe führen wird. Da er sich aber mit «Barbarian» als Horror-Talent bewiesen hat, dürfte davon auszugehen sein, dass er mit seiner «Resident Evil»-Adaption keinen gemütlichen Kindergeburtstag abliefern wird.

Eines ist sicher: «Resident Evil» bleibt eine der seltsamsten, chaotischsten und faszinierendsten Filmreihe der jüngeren Filmgeschichte. Egal, ob man als Fan mitfiebert, lacht oder den Kopf schüttelt – die Filme sind ein Erlebnis. Also, schnallt euch an, holt das Popcorn und seid bereit für die nächste Runde. Zach, wir glauben an dich. Irgendwie.