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Test: Das Nokia 7.1 ist ein richtig schickes Smartphone – doch stimmen auch die inneren Werte?

Nokia 7.2 Rückseite Kritik

Seit HMD Global mit der Marke Nokia wieder in den Smartphonemarkt eingestiegen ist, veröffentlicht das junge Start-Up regelmässig neue Geräte. Eben erst durfte ich für meine Arbeit noch das Nokia 7 Plus testen, schon steht das nächste Modell an: Das Nokia 7.1. HMD Global hat mir das Gerät freundlicherweise zwei Wochen für einen Test zur Verfügung gestellt und ich habe das Handy natürlich noch so gerne umfangreich getestet.

Übrigens: Ich habe inzwischen auch das Budget-Smartphone Nokia 4.2 bekommen. Hier kannst du dir anschauen, was ich davon halte.

Der erste Eindruck und das Gehäuse

Bereits auf den Renderbildern sah das Nokia 7.1 optisch ganz schön hübsch aus. Wie die meisten Hersteller setzt nun auch Nokia auf die Notch – das kann einem gefallen oder auch nicht. Ich finde die Notch okay, allerdings nur, wenn der Rand am Fusse des Gehäuses auch entsprechend schmal ist. Beim 7.1 ist das leider nicht der Fall und so wirkt das Display wegen des doch eher breiten „Balkens“ auf mich etwas unproportional. Natürlich ist das Geschmacksache und wirklich stören tut das nicht. Dennoch hoffe ich, dass die schmaleren Rand im Fussbereich auch in der Nokia-Mittelklasse bald einmal Einzug finden.

Ansonsten hat Nokia wirklich ein sehr ansprechendes Smartphone gebaut. Mir gefällt vor allem, dass es richtig schön gerade Linien gibt. Der Rahmen ist nur ganz leicht gebogen, sodass es kaum auffällt und auch die Rückseite ist bis zur Kante hinaus schön flach. Solche Smartphones gefallen mir! Toll finde ich auch die Farbe: Ein richtig schön dunkles Blau oder Midnight Blue, wie Nokia es nennt. Daneben gibt es das Gerät noch in Gloss Steel, also Weiss mit Kupferakzenten.

Für die Rückseite kommt beim Nokia 7.1 Glas zum Einsatz und das dürfte wohl einigen Leuten nicht gefallen. „Wenn das runterfällt ist es hin“, hör ich die einen Kritiker rufen, „dann hat es überall Fingerabdrücke“ die anderen. Ja klar, ein Smartphone aus Glas ist sicher etwas anfälliger bei Stürzen. Allerdings stecken ja sowieso die Meisten ihr Smartphone in eine Hülle und dann sollte auch die Glasrückseite kein Problem sein. Und die Fingerabdrücke sind mir sowas von egal – schliesslich gucke ich mir nicht die Rückseite an, wenn ich das Teil in der Hand habe.

Auch meinem Freundeskreis hat das Smartphone übrigens sehr gut gefallen. Selbst meinem Kumpel, der ein überzeugter iPhone-Anhänger ist, konnte das Design des Geräts ein anerkennendes Nicken abringen. Das ist doch mal was!

Ansonsten gibt es über das Gehäuse nicht viel Erwähnenswertes. Höchstens vielleicht noch, dass es einen Kopfhöreranschluss gibt. Ich bin sowieso schon seit Jahren kabellos unterwegs, aber es soll durchaus noch Leute geben, denen ein Headphone-Jack wichtig ist. 😉

Wie schnell ist das Teil?

Das Nokia 7.1 wird, wie alle anderen Geräte von HMD, mit purem Android ausgeliefert. Und wenn Nokia pur sagt, meinen sie es auch so. Nervige, vorinstallierte Drittanbieterapps konnte ich keine finden. Beim Nokia 7.1 kommt Android One in der Version 8.1.0 zum Einsatz. Bis zum Ende meines Tests war Android 9 leider noch nicht verfügbar, soll aber demnächst als Update nachgeliefert werden.

Ein wichtiges Kriterium für mich bei einem Smartphone ist die Geschwindigkeit. Hat ein Handy zu lange, um eine App zu starten oder eine Website zu laden, fängt mein Auge an, nervös zu zucken. Da ich eigentlich meistens Oberklassegeräte nutze, ist das auch nie ein Problem. Teste ich dann ein Gerät der Mittelklasse, bin ich immer gespannt, ob mich das Gerät in den Wahnsinn treibt oder nicht. Beim Nokia 7.1 war das glücklicherweise nicht der Fall – ausser bei der Kamera-App, aber dazu später mehr.

Grundsätzlich muss ich sagen: Beim 7.1 läuft alles ein klein wenig gemächlicher als bei einem High-End-Gerät. Überraschend ist das jetzt aber nicht wirklich, oder? Immerhin ist das 7.1 ganz klar ein Mittelklassegerät und kostet etwa einen drittel eines aktuellen Top-Smartphones à la Huawei Mate 20 Pro. Allerdings dürfte dieser Geschwindigkeitsunterschied wohl nur den wenigsten Leuten auffallen. Allen in allem ist das Nokia beim Öffnen von Apps in etwa halb so schnell wie mein letztjähriges Top-Smartphone Huawei Mate 10 Pro. Hier merkt man dann schon, dass im Nokia mit dem Snapdragon 636 nicht der stärkste Prozessor steckt. Allerdings war das Gerät immer noch genug schnell, damit ich mich nicht genervt habe. Und wenn du von einem alten Knochen auf das Nokia 7.1 umsteigst, dürftest du sowieso erst einmal hin und weg von der Geschwindigkeit sein.

Etwas rügen muss ich leider den Fingerabdrucksensor. Dieser sitzt hinten unter der Kamera, eine Position, die ich mir bereits von diversen anderen Geräten gewohnt bin. So habe ich dann auch nie aus Versehen auf der Kameralinse rumgedrückt. Allerdings kam es des öfteren vor, dass der Sensor meinen Finger nicht erkannt hat, wenn ich ihn nicht sauber aufgelegt habe. Klar, jetzt kann man sagen: „Ja, ist doch logisch, wenn du ihn nicht sauber auflegst, dass das nicht geht.“ Da kann ich aber nur dagegen halten, dass andere Smartphones das ohne Probleme hinkriegen – zum Beispiel das Nokia 7 Plus.

Wie viel Speicher kriege ich?

Hier wird sich der eine oder andere von euch wohl etwas die Haare raufen. Das Nokia 7.1 kommt nämlich nur in den Speichervarianten von 32 und 64 GB. Während 64 GB noch ganz okay ist, wird es mit 32 GB doch recht schnell sehr knapp. Natürlich kann man den Speicher mit einer externen Micro-SD-Karte um bis zu 256 GB erweitern. In den Schweizer Online-Shops konnte ich bisher leider nur die 32-GB-Variante finden. Selbst Digitec, die gerne mal Geräte auf eigene Faust improtieren, scheint kein Interesse am Verkauf der 64-GB-Variante zu haben.

Wie gut ist der Bildschirm?

Hier kann ich wirklich nicht klagen. Die Farben sind schön satt und selbst als ich das Nokia 7.1 in meiner Google Cardobard gelegt habe, machte der Bildschirm ordentlich was her. Insgesamt gibt es einen 5,8-Zoll-LCD-Touchscreen, der mit 2280 x 1080 Pixeln auflöst. Das Seitenverhältnis ist 19:9 und damit etwas länglicher als das klassiche 16:9. Speziell beim Nokia 7.1 ist, dass das Bild in HDR wiedergegeben werden kann. Das dürfte sicher diejenigen von euch freuen, die fleissig Netflix streamen. Das Nokia 7.1 ist sogar fähgi SDR-Inhalte in Echtzeit in HDR umzuwandeln. Für alle, die nicht wissen, was HDR einem bringt: Damit werden die Farben noch satter und kontrastreicher.

Was leistet die Kamera?

Für viele User ist die Kamera ja eines der wichtigsten Kriterien bei Smartphones. Das ist sich auch Nokia bewusst und arbeitet deswegen mit dem deutschen Objektivspezialisten Carl Zeiss zusammen. Auch beim Nokia 7.1 kommt eine Kamera zum Einsatz, die aus dieser Zusammenarbeit entstanden ist. Auf der Rückseite sind das zwei Linsen, die mit 12 und 5 Megapixeln auflösen. Dabei dient die 5-MP-Linse dazu, Bilder mit Bokeh-Effekt, also verschwommenen Hintergrund, zu schiessen. Auf der Vorderseite gibt es eine 8-Megapixel-Kamera für Selfies.

Die Kamera wäre für ein Mittelklassesmartphone eigentlich tipptopp. Wäre, denn ich hatte regelmässig Probleme, mit der Kamera-App Fotos zu schiessen. Oft fror die Livevorschau ein oder die Kamera-App stürzte sogar ganz ab. Sowas habe ich echt noch nie bei einem Handy erlebt. Klar, mein Gerät hat noch nicht die endgültige Software, mit der das Nokia 7.1 ausgeliefert wird, aber ein bisschen stabiler dürfte die Kamera-App also doch laufen. Ich nehme hier jetzt einfach mal an, dass die App zeitnah ein Update bekommt – bis zu meinem Testende konnte mein Nokia leider kein Update finden, welches die Probleme behoben hätte.

Hat das Fotografieren dann doch einmal funktioniert, macht das Handy gute Fotos für diese Preisklasse. Wenn es wenig Licht hat, zeigt sich allerdings doch recht schnell ein Bildrauschen. Allerdings ist das nicht viel schlimmer als bei anderen Mittelklassegeräten, die ich schon testen durfte. Gute Arbeit haben Nokia und Zeiss beim Bokeh-Effekt abgeliefert. Der Vordergrund wird wirklich sehr schön vom verschwommenen Hintergrund abgetrennt. Es gibt keine hässlichen „zerfransenden“ Kanten, wie ich das beispielsweise noch bei meinem Flagship-Smartphone vor zwei Jahren erlebt habe.

Wie weit reicht der Akku?

Beim Akku bläst dem Nokia ein harter Wind entgegen. Durch Huawei bin ich doch ziemlich verwöhnt, was die Akkuleistung angeht. Ich schätze mich selber als Heavy-User ein, der täglich mindestens drei Stunden am Smartphone hängt und dieses mit Musikstreaming und viel Surfen strapaziert. Zu meiner Verteidigung: Ich fahre jeden Tag fast vier Stunden Zug. Hinzu kommt noch, dass Bluetooth bei mir eigentlich ständig aktiviert ist, weil ich kabellose Kopfhörer habe und ich irgendwann keine Lust mehr hatte, Bluetooth andauern aus- und wieder einzuschalten.

Wenn ich den Akku am Morgen jeweils voll aufgeladen hatte, kam ich damit mehr oder weniger bis spät Abends durch den Tag. Es gab auch schon einmal einen Tag, bei dem ich gegen Abend etwas Bammel hatte, dass mir der Saft ausgeht, aber ich bin wirklich ein Heavy-User. Jemand, der das Gerät durchschnittlich oft braucht, wird ohne Probleme durch den Tag kommen.

Beim Laden (übrigens mit USB-C) verspricht das Datenblatt innerhalb von 30 Minuten bis zu 50 Prozent Energie. Das konnte ich leider in mehreren Tests nicht nachweisen. Als ich mein Nokia mit fünf Prozent Restenergie an die Steckdose angeschlossen habe, war das Gerät erst nach knapp 40 Minuten wieder auf 50 Prozent. Vollständig geladen hat man das Nokia nach spätestens drei Stunden.

Fazit

Das Nokia 7.1 ist ein Gerät das in der Mittelklasse optisch heraussticht. Wer sich nicht vor einer Glasoberfläche scheut, wird an diesem schicken Smartphone seine Freude haben. Pures Android und das Versprechen, mindestens drei Jahre Sicherheitsupdates abzuliefern, sind ebenfalls ein Pluspunkt. Kleine Abstriche muss man natürlich bei der Geschwindigkeit machen, dafür kriegt man ein wirklich wunderschönes Display.

Zu wünschen übrig lies für mich die Kamera-App. Dabei war weniger die Qualität der Fotos das Problem, sondern die unstabile Software. Kriegt HMD dies mit einem zukünftigen Update in den Griff, hat man eine ordentliche Mittelklassekamera, die zwar bei wenig Licht etwas Mühe hat, aber dafür sehr schöne Bokeh-Effekte hinkriegt. (Das ist für schöne Porträts eine tolle Sache).

Offiziell ist das Nokia 7.1 für 350 Franken ab sofort zu haben. In gewissen Online-Shops ist der Preis aber schon auf fast 300 Franken gefallen. Wie immer lohnt sich hier ein Preisvergleich.

Die wichtigsten Spezifikationen des Nokia 7.1, 32GB-Variante (meines Testgerätes)

Auflösung: 2280 x 1080 Pixels
Akkukapazität: 3060 mAh
Ladebuchse: USB-C
Arbeitsspeicher: 3 GB
Interner Speicher: 32 GB
Erweiterbarer Speicher: Maximal 256 GB
Bildschirm: 5,8 Zoll, 2280 x 1080 Pixel (19:9)
Punktdichte: 414 ppi
Prozessor: Snapdragon 636
Dual-Sim: Ja
Verbindung: GSM, 3G, 4G, W-Lan, Wifi-Hotspot, NFC, Bluetooth
Betriebssystem: Android One (8.1)

Kameraeigenschaften

Kameraauflösung hinten: 12 MP, 5 MP
Dualkamera: Ja
Lichtstärke Hauptkamera: 1.80 f
Pixelgrösse: 1.28 µm
Blitzlicht: LEDi
Frontkameraauflösung: 8 MP
Lichtstärke Frontkamera: 2 f

3 Kommentare zu “Test: Das Nokia 7.1 ist ein richtig schickes Smartphone – doch stimmen auch die inneren Werte?

  1. Quaffel sagt:

    Also schön sieht es aus, aber ivh weiss gar nicht, ob ich nicht gleich ein Handy mit drei Linsen kaufen soll. Eigentlich reizt mich das Nokia 7.1 vor allem wegen dem Preis.

  2. Kerny sagt:

    Das kommt bei mir auf die Liste. Allerdings finde ich das neue Samsung mit vier Kameras (A9) auch zimlich ein geiles Teil. Kommt da vielleicht auch noch ein Test?

    1. Pascal Scherrer sagt:

      Also ein Review zum A9 habe ich im Moment nicht in Planung. Allerdings würde mich das Gerät schon reizen. Vielleicht stellt mir Samsung ja eines zur Verfügung. Fragen kann man ja.^^

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