Technik

Røde stellt das kabellose Mikrofonsystem Wireless Go II vor – und riskiert womöglich Patentklage

Rode wireless go II Produktbild

Bevor Røde vor gut einem Jahr die erste Generation des Wireless Go vorgestellt hatte, waren kompakte und günstige kabellose Audiosysteme praktisch nicht existent. Seither haben verschiedenste Hersteller ähnliche Systeme vorgestellt, bei denen in einem kompakten Transmitter sowohl ein Mikrofon eingebaut ist, aber auch ein Lavalier-Mikrofon angeschlossen werden kann und die auf der 2,4GHz Frequenz senden.
Die Alternativen von Comica, Hollyland oder Saramonic beinhalten häufig einen Empfänger mit zwei Sendeeinheiten – das ist wichtig wenn zwei Personen reden, man aber nur einen Audio-Input hat wie es bei Smartphones oder Systemkameras häufig der Fall ist.

Mit dem Wireless Go II legt Røde jetzt nach.

So stellt sich Rode das Ganze vor. Bild: Røde

Was ist neu?

Neu gibt es zwei Transmitter und einen Empfänger. Zudem gibt es neu die Funktion, im Sender das Audiosignal direkt aufzuzeichnen. So hat man immer ein Backup für Notfälle. Die Reichweite vergrössert sich von 70m auf 200m – das sind aber nur Werte unter Idealbedingungen. Auch der Preis ist neu: Die Version mit einem Kanal ist aktuell für etwa 190 Franken zu haben, die neue Version mit zwei Transmittern bekommt ihr für 335 Franken. Das dazu passende Ansteckmikrofon bekommt man für 80 Franken in schwarz oder weiss.

Zaxcom ist vermutlich nicht happy

In den USA hat die Firma Zaxcom ein altes Patent auf Wireless Audiosysteme, dass es Produkten von anderen Herstellern verbietet, ein Signal zu senden und es gleichzeitig im Transmitter aufzuzeichnen. Dieses Patent ist zwar nur in den USA gültig, aber trotzdem hemmt es die Entwicklung solcher Systeme auch im Rest der Welt. Wieso etwas Aufwändiges entwickeln, wenn es danach in einem der grössten Märkte nicht verkauft werden darf?

Das Røde Wireless Go II macht exakt das, was laut Patent verboten ist. Es ist nicht klar, ob sie das Patent lizensiert haben, ein Schlupfloch gefunden haben, (eventuell, weil man die Aufnahme per App startet) oder es einfach drauf anlegt.
Sollte es tatsächlich zu einem Rechtsstreit kommen und Røde gewinnt, öffnet das allen Herstellern die Türe, um noch bessere Systeme zu bauen.

Alternativen zum Wireless Go II

Das Hollyland LARK 150. Bild: Hollyland

Das Hollyland Lark 150 sticht durch sein Design aus der Masse. Der Empfänger hat zwei Drehregler für die Lautstärke der beiden Audiokanäle und ein gut lesbares Display dazwischen. Das Case dazu hat einen integrierten Akku, der alle drei Teile gleichzeitig lädt, sobald sie darin verstaut werden.
Designtechnisch ist das für mich die beste Lösung für ein kabelloses Audiosystem.
Es kostet in etwa gleich viel wie das Røde-System, kommt aber bereits mit zwei Ansteckmikrofonen.

Das Røde Wireless Go II klingt etwas besser, hat eine bessere Akkulaufzeit, ist aber von der Bedienung her etwas weniger intuitiv. Drei separate Teile einzeln per Kabel zu laden ist auch nicht so toll, ich kann mir aber gut vorstellen, dass Rode hier bereits ein Zubehörteil in Planung hat. Das Highlight vom Røde ist sicher der intern aufgezeichnete Backuptrack, denn sollte mal die Verbindung abbrechen, ist vom Audio nichts verloren.

Am besten noch ein wenig abwarten, was als nächstes auf den Markt kommt. Eine Mischung aus Technik des Wireless Go II und dem Design des Lark 150 wäre zumindest für mich das perfekte Audiosystem für unterwegs.

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Über Jan Janutin

Videoenthusiast, Film- und Serienkenner und niemals etwas Süssem abgeneigt. In Sachen Videotechnik experimentiere ich gerne und befasse mich mit objektiven aus den 80ern genauso gerne wie mit neuster Kameratechnik, die noch kaum jemand kennt.

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