Technik

Samsung Galaxy Fold 5G im Test: Ein Blick in die nahe Zukunft

Das Samsung Galaxy Fold 5G

Ziemlich genau vor zwei Wochen hat mir der „Pösteler“ (Paketbote) ein Paket von Samsung Schweiz überreicht. Auf das was sich darin befindet, habe ich mich schon seit Wochen, nein gar Monate, gefreut. Die Rede ist von einem der interessantesten Smartphones in diesem Jahr: Dem Samsung Galaxy Fold 5G!

Damit hat der südkoreanische Hersteller das weltweit erste faltbare Smartphone, sogenannte Foldables, auf den Markt gebracht. (Okay, eigentlich gebührt dem FlexiPad diese Ehre, aber da die Umsetzung mehr als Mangelhaft ist, zähle ich das Gerät bewusst nicht dazu.)

Ein Start nach Mass legte das erste Foldable von Samsung bekanntlich aber nicht hin. Im Gegenteil. Werfen wir gemeinsam kurz einen Blick zurück.

Samsung Galaxy Fold: Ein kleiner Rückblick

Im Mai sah es für das Galaxy Fold düster aus. So düster, dass Samsung gar den Marktstart um mehrere Monate verschieben musste. Was ist geschehen? Im Vorfeld haben zahlreiche Journalisten und Blogger ihre Testgeräte erhalten. Bis hierhin läuft für Samsung alles nach Plan. Doch bereits nach wenigen Tagen tauchten erste Berichte über kaputte Displays im Netz auf. Was dann geschehen ist, kennen wir: Das FoldGate war geboren.

Glück im Unglück: Samsung musste „nur“ die Testgeräte zurückfordern, in den weltweiten Verkauf sind sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht gelangt. In den letzten Monaten ging der südkoreanische Hersteller nochmals über die Bücher und nahm diverse Verbesserungen am Design vor und überarbeitete die Konstruktion, um für ein hohes Mass an Stabilität zu sorgen. Obendrauf gibt es im zweiten Anlauf auch gleich noch ein 5G-Modem dazu.

Inzwischen hat Samsung das Galaxy Fold 5G in mehreren Ländern lanciert, und Berichte über kaputte Displays sind Mangelware – zum Glück. In der Schweiz wurde das Galaxy Fold 5G am 18. Oktober 2019 bei ausgewählten Händlern für 2100 Franken (UVP) lanciert und war innerhalb kürzester Zeit vergriffen. Wie viele Geräte in der Schweiz effektiv zur Verfügung standen, ist jedoch nicht bekannt (man munkelt 10’000 Exemplare).

Warnhinweise wohin das Auge reicht

Bevor ich das Galaxy Fold 5G endlich nach meinem „Gusto“ einrichten konnte, wurden mir die folgenden fünf Warnhinweise angezeigt:

  • Vermeiden zu stark auf den Bildschirm zu drücken
  • Sicherstellen, dass sich beim Falten nichts zwischen dem Hauptbildschirm befindet, wie beispielsweise Karten, Münzen oder Schlüssel
  • kein wasser- oder schmutzabweisender Schutz
  • kein Bildschirmschutz am Hauptbildschirm anbringen
  • aufgrund starker Magnete, sollten Bankkarten oder ähnliches weit weg vom Galaxy Fold gelagert werden

Diese fünf Warnhinweise lassen mich schon mal wissen, dass ich hier nicht irgendein 0815-Smartphone in den Händen halte, sondern ein ganz besonderes Exemplar.

Samsung Galaxy Fold 5G: Schwer und zu kleines Frontdisplay

Seien wir ehrlich, in puncto Design wird Samsung mit dem Galaxy Fold 5G keinen Schönheitspreis gewinnen. Das Foldable ist mit 263 Gramm nicht nur ungewöhnlich schwer, sondern mit 1,6 Zentimetern ebenso ungewöhnlich dick. Legt zwei Smartphones aufeinander und ihr habt ungefähr die Dicke des Galaxy Fold vor euch.

Die gute Nachricht: Das Gewicht stört im Alltag überhaupt nicht und in meinen Hosentaschen konnte ich das Galaxy Fold 5G trotz der Dicke von 1,6 Zentimetern problemlos verstauen. PS: Nein, ich trage keine Skinny-Jeans, aber auch keine Baggy-Jeans. Einfach normale Jeans – oder so.

Das Galaxy Fold 5G ist in zusammengeklappten Zustand ziemlich schmal gehalten, was dem langgezogenen 21:9-Seitenverhältnis „geschuldet“ ist. Auf der Vorderseite gibt es das (zu) kleine 4,6 Zoll Display mit breiten Rändern und eine 10 Megapixel-Frontkamera. Für das schnelle Überprüfen der Benachrichtigungen geht das kleine Display gerade noch durch, für mehr aber nicht.

Das faltbare Hauptdisplay beeindruckt umso mehr

Spätestens wenn das Galaxy Fold geöffnet wird und sich der faltbare Bildschirm entfaltet, verzeihe ich Samsung das zu kleine Display der Vorderseite. Das aufgeklappte 7,3 Zoll Display ist eine Augenweide und zaubert mir auch nach zwei Wochen Nutzung immer noch ein Lächeln ins Gesicht. Und nicht nur mir. Viele Arbeitskollegen, Freunde und gar Fremde auf der Strasse waren ebenso beeindruckt.

Ein kleines Tablet kaufen? Das war gestern! Wer will schon so etwas unhandliches mit sich führen, wenn man ein Galaxy Fold hat, das sich nach Gebrauch einfach wieder zusammenklappen lässt? Es macht einfach Spass im Zug darauf einen Film zu schauen oder im Internet zu surfen. Da verzeihe ich Samsung gar die unvorteilhafte Notch (Aussparung) für die beiden Kameras (10 MP Weitwinkel + 8 MP Tiefe) oben rechts.

Die Falte im Display ist gut ersichtlich und mit dem Finger erfühlbar. Das verwundert nicht, schliesslich sprechen wir hier von einem Foldable. Gestört hat mich die Falte nicht. Wer direkt auf das Display schaut, dem fällt sie schon gar nicht mehr auf. Grundsätzlich hinterlässt der ziemlich komplexe Falt-Mechanismus einen robusten Eindruck. Das habe ich mir ehrlich gesagt anders bzw. deutlich fragiler vorgestellt.

Meine Vorstellung war wohl auch dafür verantwortlich, dass ich das Galaxy Fold in den ersten Tagen wie ein rohes Ei behandelt habe. Ja, es dauerte ein paar Tage bis ich das nötige Vertrauen in den Falt-Mechanismus schaffen konnte.

Wie gut der Falt-Mechanismus und das lediglich durch Kunststoff geschützte Display nach mehreren Monaten Nutzung noch funktioniert bzw. aussieht, kann ich leider nicht beantworten. Mein Testgerät ging nach ziemlich genau zwei Wochen wieder zurück an Samsung. Und ja, damit ich es erwähnt habe, ich vermisse das Galaxy Fold bei meiner täglichen Zugfahrt von Bern nach Visp (und Retour).

Das Galaxy Fold 5G schliesst sich nicht komplett.

Nicht so spektakulär kommt die Rückseite daher, wo wir eine Triple-Kamera samt darunterliegenden LED-Blitz vorfinden. Die Kamera besteht aus einem 16 Megapixel-Ultraweitwinkelsensor (f/2.2), einem 12 Megapixel-Hauptsensor mit variabler Blende (f/1.5 / f/2.4 inkl. OIS) und einem weiteren 12 Megapixel-Telesensor (2-fach Zoom) mit optischer Bildstabilisierung (OIS) sowie f/2.4-Blende.

Wer keine Lust auf ständiges Putzen hat, der sollte unbedingt die beiden im Lieferumfang befindlichen und „hauchdünnen“ Schutzhüllen in Kevlar-Optik am Gerät montieren. Ansonsten ist man hauptsächlich damit beschäftigt, die Rückseite mit einem Mikrofasertuch von Fingerabdrücken zu befreien.

Am Gehäuserahmen gibt es die Lautstärke-Wippe, den Power-Button, ein klassischer Fingerabdrucksensor, den USB-C-Anschluss und insgesamt zwei kräftige Lautsprecher (oben und unten). Für einen 3,5 mm Klinkenanschluss gibt es aufgrund der Bauweise schlichtweg keinen Platz mehr. Immerhin legt Samsung gleich die passenden Galaxy Buds Bluetooth-Ohrhörer dem Lieferumfang bei.

Software: Nicht alle Apps unterstützen „nahtlos“ beide Displays

Das Samsung Galaxy Fold 5G wird mit Android 9 Pie und der eigenen Oberfläche One UI 1.5 ausgeliefert. Das System läuft dank der sehr starken Hardware tadellos (mehr dazu beim nächsten Punkt). Irgendwann wird das erste Foldable von Samsung ein Update auf das aktuelle Android 10 erhalten – Zeitpunkt dafür allerdings noch offen.

Im Internet surfen und nebenbei ein Video in der YouTube-App laufen lassen? Kein Problem mit dem Galaxy Fold. Gar bis zu drei Apps lassen sich gleichzeitig auf dem 7,3 Zoll Display anzeigen und nutzen. Mit drei Anwendungen wird die Darstellung für meinen Geschmack schon wieder grenzwertig klein, zwei Apps gehen aber richtig gut. Einen Makel hat die „Multi-View“-Ansicht: Nicht alle Apps unterstützen sie – leider.

Bis zu drei Apps können parallel auf dem Galaxy Fold 5G geöffnet werden.

Weniger Spass machen die Apps, welche nicht für das Galaxy Fold ausgelegt sind. In der Theorie sollten Apps, die ich auf dem kleinen Display auf der Vorderseite öffne, nach dem Aufklappen an der genau gleichen Stelle auf dem grossen Display geöffnet werden. Dem ist leider nicht so – zumindest noch lange nicht bei allen Apps. Ist eine App für die „nahtlose“ Nutzung nicht angepasst, wird sie einfach wieder neugestartet. Das ärgert.

Obwohl wir es hier mit einem sehr teuren Gerät zu tun haben, geizt Samsung hinsichtlich vorinstallierter Bloatware nicht. Direkt nach der Inbetriebnahme befinden sich diverse Apps von Microsoft und Facebook auf dem Gerät. Ärgerlich: Nicht alle Apps lassen sich restlos deinstallieren. Diese Strategie darf Samsung bei solch teuren Smartphones gerne überdenken.

Viel Power, erstaunlich gute Akkulaufzeiten

Normalerweise setzt Samsung bei den Flaggschiff-Smartphones auf die eigene Exynos-Reihe. Beim Galaxy Fold 5G sieht das anders aus. Im Fold setzt Samsung auf den Highend-SoC Snapdragon 855 von Qualcomm und macht damit definitiv nichts falsch. Der SoC überzeugt in Kombination mit den 12 GB Arbeitsspeicher und dem pfeilschnellen, aber nicht erweiterbaren 512 GB UFS 3.0 Speicher mit einer tollen Performance.

Im Alltag lässt sich das Fold nicht aus der Ruhe bringen. Das System läuft in jeder Hinsicht flüssig und ohne Ruckler. Die tolle Performance wird von Benchmarks wie Geekbench oder AnTuTu unterstrichen, wo das Gerät  stets auf den vorderen Rängen landet. Auch grafikintensive Games wie Asphalt 9 oder Fortnite laufen auf dem Galaxy Fold 5G einwandfrei und machen dank dem grossen Display gleich doppelt Spass.

Hinsichtlich Kommunikation, ist das Galaxy Fold bestens aufgestellt und lasst absolut keine Wünsche übrig. Es unterstützt LTE Cat. 18 und den 5G-Standard. Bei WLAN versteht sich das Galaxy Fold als eines der wenigen Smartphones auch mit WiFi 6 Routern. Schnell lässt sich die Position dank Unterstützung für GPS, Glonass, BeiDou und Galileo bestimmen.

Geladen wird über den USB-C-Anschluss oder drahtlos via Wireless-Charging

Im Galaxy Fold 5G stecken zwei 2190 mAh Akkus. Gesamt steht also eine Akkukapazität von 4380 mAh zur Verfügung. Dem stand ich ehrlich gesagt etwas kritisch gegenüber. Ich fragte mich, ob eine Kapazität von 4380 mAh in Kombination mit dem grossen Display für eine vernünftige Laufzeit ausreicht. Inzwischen kann ich euch beruhigen. Ja, sie reicht auch bei reger Nutzung des grossen Displays für einen Tag aus. In der Regel hatte ich noch zwischen 20 und 30 Prozent Restakku kurz vor dem Schlafen gehen (ca. 23.00 Uhr).

Samsung Galaxy Fold 5G: Das ist mir sonst noch aufgefallen

  • Alle sechs(!) Kameras hinterlassen einen guten Eindruck. Die „Hauptkamera“ auf der Rückseite ist qualitativ mit dem Galaxy S10 und dem Galaxy Note 10 vergleichbar. Ein paar Beispielfotos gibt es in dieser Galerie.
  • Der Fingerabdrucksensor am Metallrahmen entsperrt das Smartphone zuverlässig und schnell.
  • Alternativ lässt sich das Gerät via Face-Unlock entsperren. Das gelingt auch ganz gut.
  • Samsung verzichtet auf eine LED-Benachrichtigung, dafür gibt es ein gutes AOD-Display.
  • Telefonieren lässt sich mit dem Galaxy Fold in zusammengeklappten Zustand. Alles gut hier.

Samsung Galaxy Fold 5G: Das Fazit

Ich hatte in den letzten Jahren die Möglichkeit zahlreiche Smartphones unter die Lupe nehmen, doch so etwas wie das Galaxy Fold 5G ist mir noch nicht untergekommen. Das meine ich jetzt absolut nicht negativ, im Gegenteil. Mit dem Galaxy Fold 5G hat Samsung ein sehr innovatives Produkt auf den Markt gebracht. Ja, Samsung gewährt uns damit einen ersten Blick in die nahe Zukunft.

Perfekt ist das Galaxy Fold aber bei Weitem nicht. Optisch ist Samsung kein Meisterwerk gelungen. Da muss ich eingestehen, dass mir das Huawei Mate X(s) deutlich besser gefällt. Dort stellt sich mir aber die Frage, ob das faltbare Display ebenfalls so anfällig auf Kratzer ist. Wenn ja, dann nehme ich doch lieber das weniger schöne, dafür aber robustere Design von Samsung in Kauf.

Das aufgrund des langgezogenen 21:9 Seitenverhältnis deutlich zu klein geratene Frontdisplay ist mir ein Dorn im Auge. Aus der Software lässt sich noch viel mehr herausholen. Aktuell ist das was Samsung bietet eher noch „so lala“. Aber, Google hat in Android 10 die Weichen für Foldables gelegt. Künftige Geräte dieser Klasse werden vermutlich auch in puncto Software einen Schritt nach vorne machen.

Kurz und bündig: Samsung zeigt mit dem Galaxy Fold 5G eindrücklich auf, wohin die Reise mit Smartphones gehen könnte. Wer schon jetzt auf diesen Zug aufspringen möchte, muss noch mit einigen Abstrichen und vor allem einem hohen Kaufpreis leben können.

Samsung Galaxy Fold 5G: Die Stärken und Schwächen auf einen Blick

Stärken

  • hochwertige Verarbeitung
  • innovatives Konzept (faltbares Display)
  • sehr gute Leistung
  • gute Akkulaufzeit
  • sehr viel Speicherplatz (512 GB)
  • gutes Kamera-Sextett
  • 5G-Standard und WiFi 6
  • viel Zubehör dabei (Galaxy Buds, Fiber-Schutzhülle)

Schwächen

  • ziemlich schwerer Brocken (263 Gramm)
  • zu kleines Frontdisplay
  • Hauptdisplay empfindlich gegen Kratzer
  • Software hat noch potenzial (Apps starten neu bei Displaywechsel)
  • kein Schutz vor Wasser und Staub
  • keine Speichererweiterung möglich
  • verdammt teuer
Links Xiaomi Mi Mix 3 5G / rechts Samsung Galaxy Fold 5G

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