Nachdem sich der Verkaufsstart gleich um mehrere Monate verschoben hat, war es Anfang Januar 2022 auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas dann doch noch so weit: Der südkoreanische Hersteller Samsung stellte die Fan Edition (kurz FE) des Galaxy S21 vor. Ein ungewöhnlicher Zeitpunkt, denn in wenigen Wochen steht mit der Galaxy S22-Reihe bereits die nächste Flaggschiff-Generation vor der Türe.
Samsung war so freundlich und hat uns das Samsung Galaxy S21 FE in der leider etwas langweiligen schwarzen Farbvariante (Graphit) für einen zweiwöchigen Test bereitgestellt. Abgesehen von der schwarzen Farbvariante, verkauft Samsung die Fan Edition auch noch in Oliv, Lavendel und Weiss.
Das “Aber…” bezieht sich auf den Preis
Die erste Fan Edition überzeugte mit einer guten Ausstattung zu einem vergleichsweise attraktiven Preis. Die gute Ausstattung ist geblieben. Auch am Preis hat sich nichts verändert. Dennoch muss gerade der zu hohe Listenpreis (UVP) bemängelt werden. Wie jetzt? Nun, im Gegensatz zur ersten Fan Edition, welche Samsung im Herbst 2020 lancierte, kommt das Galaxy S21 FE mehrere Monate später in den Handel. Genau diesen Umstand hätte Samsung bei der Kalkulierung des Listenpreises berücksichtigen müssen. Oder anders gesagt: Die UVP ist schlichtweg zu hoch.
Vermutlich hat das auch Samsung eingesehen und bietet zum Marktstart eine mehr oder weniger attraktive Eintauschaktion (Eintauschwert + 150 Franken obendrauf) für das alte, funktionstüchtige Smartphone an. Und klar ist schon jetzt, dass der Preis sowieso relativ schnell bei den Händlern sinken wird. Bereits jetzt, ein paar Wochen nach dem Marktstart, gibt es das Galaxy S21 FE ab 649 und somit rund 100 Franken unter der UVP. Und das wird so in den nächsten Wochen weitergehen.
Aussehen und Haptik: Kunststoffrückseite hält Fingerabdrücke fern
Das Samsung Galaxy S21 FE hat grösstenteils das Aussehen der allseits bekannten Galaxy S21-Smartphones geerbt. Die Grösse der Fan Edition ordnet sich dann auch zwischen dem Galaxy S21 und Galaxy S21+ ein. Es ist in meinen Augen eine gute Grösse – nicht zu gross, aber auch nicht zu klein. Wird das Smartphone in die Hand genommen, fällt das angenehm leichte Gewicht auf. Mit 177 Gramm ist es leichter, als Smartphones mit vergleichbaren Abmessungen.
Man könnte meinen, dass Samsung für seine grössten Fans nur die besten Materialien und Komponenten wählt. Zumindest in Bezug auf die Materialwahl der Rückseite trifft das nicht zu. Da gibt es nicht etwa eine hochwertige Rückseite aus Glas, sondern eine aus Kunststoff. Sie ist mitunter ein Grund für das angenehm leichte Gewicht, wirkt im Gegenzug aber halt nicht besonders hochwertig. Ein guter Kompromiss? Nun, ich wäre für etwas mehr Gewicht.
Trotzdem kann ich nicht behaupten, dass die Verarbeitung schlecht wäre – ganz und gar nicht. Die Verarbeitung ist tadellos. Aus der Distanz fällt die Kunststoffrückseite auch nicht auf und sieht dank “mattem” Finish hochwertig aus. Nur wenn das Gerät in die Hand genommen wird, fühlt es sich halt nicht ganz so wertig an. Okay, meistens kommt sowieso irgendeine billige Plastik-Schutzhülle zum Einsatz, dann spürt man sowieso nicht was “drunter” ist.
Die Kunststoffrückseite hat aber auch seine Vorzüge. Durch das matte Finish sammeln sich darauf kaum sichtbare Fingerabdrücke. Gefallen hat mir zudem das gleichfarbige Kamera-Modul, das sich nahtlos in das Design einfügt und Platz für drei Kamerasensoren bietet. Keinen Platz hatte es offensichtlich für den LED-Blitz, der etwas verloren rechts neben dem Modul zu finden ist.
Das Gehäuse ist gemäss IP68 staub- und wasserdicht. Das Display wird durch das kratzfeste Gorilla Glass Victus geschützt. Eine ab Werk installierte Displayschutzfolie war bei unserem Testgerät nicht angebracht.
Display: Tolles Display, aber ohne adaptive Bildrate
Mit einer Diagonale von 6,4 Zoll ist das Display nicht zu klein und nicht zu gross. Die Auflösung beträgt 2340 x 1080 Pixel (FHD+) und kann damit als “Standard” in dieser Preisklasse bezeichnet werden. Dank der Bildwiederholrate von 120 Hertz, werden Animationen und Bildläufe weicher dargestellt. Im Gegensatz zum Topmodell Galaxy S21 Ultra, wird die Bildrate nicht adaptiv reguliert. Der Nutzer hat einzig die Auswahl zwischen 60 oder 120 Hertz.
Für mich stellt das flache Display mit der mittig angebrachten Punch-Hole (Loch im Display) für die Selfie-Kamera trotzdem ein Highlight dar. Die Farbwiedergabe ist Samsung-typisch auf einem sehr hohen Niveau. Hinzu kommt eine tadellose Blickwinkelstabilität und eine scharfe Darstellung der Inhalte. Kurzum: Im Alltag hat das Display einen sehr guten Eindruck hinterlassen.
Direkt im Display befindet sich der Fingerabdrucksensor. Der arbeitet zwar weitestgehend fehlerfrei, gehört aber definitiv nicht zu den Schnellsten.
Leistung: Top-Prozessor gibt den Ton an
Samsung spendiert der Fan Edition den Qualcomm Snapdragon 888. Das ist der Flaggschiff-Prozessor aus dem Vorjahr. Auch 2022 bringt dieser mehr als genügend Leistungsreserven mit. Knausrig zeigt sich Samsung hingegen in puncto Arbeitsspeicher. Beim Basismodell sind lediglich 6 GB RAM (+128 GB interner Speicher) integriert. Wer beabsichtigt mit dem Smartphone viel zu spielen, sollte direkt zur etwas teureren Variante mit 8 GB RAM und 256 GB Speicher greifen. Apropos Speicher: Ein microSD-Slot zwecks Speichererweiterung gibt es nicht.
Die Leistung lässt überhaupt keine Kritik zu. Apps starten ohne merkliche Verzögerungen und eine flüssige Bedienung ist sichergestellt. Selbst grafikintensive Games wie Call of Duty: Mobile oder Fortnite bringen das Samsung Galaxy S21 FE kaum an seine Leistungsgrenzen. Wer sich die Fan Edition kauft, ist auch für die nächsten Jahre gut gewappnet. Dennoch: Hardcore-Zocker empfehlen wir den Kauf eines Gaming-Smartphones. Eine Übersicht dazu, haben wir dir hier zusammengestellt.
Kamera: Verdient sich das Prädikat “gut”
Samsung hat sich bei der Fan Edition für ein Kamera-Setup mit drei Sensoren entschieden. Die Haupt- und Weitwinkelkamera lösen mit je 12 Megapixeln auf. Vervollständigt wird das Trio durch eine Telelinse mit 8 Megapixeln. Sie bietet einen dreifach optischen Zoom. Im Vergleich zum Galaxy S21 Ultra hört sich das wenig spektakulär an, im Alltag reicht die Kamera aber völlig aus.
Zugegeben, keine der drei Kameras setzt neue Massstäbe bei der Smartphone-Fotografie, aber das brauchen sie auch nicht und erwartet bei der Fan Edition auch niemand. Es ist ein gutes Kamera-Setup, vor allem die Haupt- und der Weitwinkelsensor wissen zu überzeugen. Egal, ob Aufnahmen bei Tageslicht oder bei Nacht, die Aufnahmen sind absolut brauchbar und teilweise sogar ganz nah an den Flaggschiff-Modellen dran.
Aufnahmen bei optimalen Lichtverhältnissen
Nachtaufnahmen mit und ohne Nacht-Modus
Telelinse fällt im Test ab, Selfies überzeugen
Die Telelinse mit 8 Megapixeln erreicht nicht ganz die Bildqualität der Haupt- und Weitwinkelkamera, ergänzt das Setup dank 3-fach optischen Zoom aber sinnvoll. Bei guten Lichtverhältnissen sind auch damit zufriedenstellende Aufnahmen möglich. Schwächen offenbaren sich vor allem bei schwierigen Lichtverhältnissen, also beispielsweise bei Nachtaufnahmen oder bei Aufnahmen mit unterschiedlichen Helligkeiten.
Sehr gut gefallen haben die Aufnahmen der Selfie-Kamera, welche als “Punch-Hole” (Loch im Display) direkt ins Display integriert ist. Sie bietet eine Auflösung von 32 Megapixeln. Die Aufnahmen weisen eine hohe Schärfe und viele Details auf. In der Kamera-App stehen zahlreiche Filter zur Auswahl, womit Aufnahmen verschönert (oder auch nicht) werden können.
Videos lassen sich mit der Hauptkamera mit 4K-Auflösung und 60 fps aufnehmen. Mit der Ultraweitwinkelkamera und der Telelinse sind maximal 4K-Auflösung bei 30 fps möglich. Die Videoqualität ist sowohl in Bezug auf die Bild-, als auch in Bezug auf die Tonqualität gut. Gefallen hat darüber hinaus der sogenannte “Superstabil”-Modus. In diesem Modus werden Videos elektronisch stabilisiert. Das funktionierte im Alltag ganz gut.
Software: OneUI 4 mit Android 12
Das Samsung Galaxy S21 FE wird ab Werk mit Android 12 und der hauseigenen Benutzeroberfläche OneUI 4.0 ausgeliefert. Damit ist das Gerät auf dem aktuellen Stand. Da Samsung inzwischen eine Update-Garantie von drei Jahren für grosse Android-Versionen und vier Jahre für Android-Sicherheitspatches bietet, wird man als Käufer des Galaxy S21 FE sogar noch das Update auf Android 15 erhalten. Da kann eigentlich nur Apple mithalten.
Die Samsung-Oberfläche läuft auch unter Android 12 gut und bietet zahlreiche sinnvolle Features. Einige dieser Features haben wir euch in dieser Übersicht zusammengestellt. Hinzu kommen natürlich die Android 12 spezifischen Funktionen, wie die Anpassung der Farben der Menüs an das Hintergrundbild oder die erweiterten Datenschutzeinstellungen.
Akku und Laden: Es geht gemütlich zu und her
In der Fan Edition steckt ein 4500 mAh Akku. Damit kommt man bei “normaler Nutzung” locker durch den ganzen Tag. Die Akkulaufzeit ist halt immer so ein Ding, wo es extrem auf den Nutzer und dessen Verhalten ankommt. Wenn das Smartphone vor allem fürs Zocken genutzt wird, muss es aufgrund des höheren Leistungsbedarfs folgerichtig auch früher wieder an die Steckdose.
Während Hersteller wie Oppo, Xiaomi oder Huawei schon früh auf schnelles Laden setzten, zeigte sich Samsung in diesem Punkt immer etwas zurückhaltend. Mit maximal 25 Watt lädt auch das Galaxy S21 FE über Kabel vergleichsweise langsam. Das ist nicht mehr als Durchschnitt und ist weit von den 65 oder 120 Watt der oben genannten Hersteller entfernt. Immerhin: Kabellos gibt es bis zu 15 Watt und auch Reverse-Wireless-Charging (PowerShare) wird unterstützt. Damit kannst du beispielsweise deine Bluetooth-Kopfhörer kabellos aufladen.
Übrigens: Samsung liefert auch bei der Fan Edition kein Netzteil mehr mit.
Das Testfazit zum Samsung Galaxy S21 FE
Samsung hat für das Galaxy S21 FE den richtigen Zeitpunkt für den Marktstart verpasst. Hätte Samsung das Gerät bereits im September oder Oktober 2021 gelauncht, wäre der Listenpreis nicht oder zumindest nicht derart kritisiert worden. Darum ist die Fan Edition aber keineswegs gleich ein schlechtes Smartphone. Das Gerät bietet viel – teilweise sogar mehr, als das Galaxy S21 und Galaxy S21+.
Für das Galaxy S21 FE spricht der gelungene Formfaktor, der ist nicht zu klein und nicht zu gross geraten. Das Display kann überzeugen, auch wenn die adaptive Bildwiederholrate leider den teuren Ultra-Modellen vorbehalten bleibt. Die Kamera ist gut und liefert in praktisch allen Alltagssituationen gute bis sehr gute Fotos. Leistungstechnisch muss sich die Fan Edition dank High-End-Prozessor aus dem Vorjahr sowieso nicht verstecken.
Weniger gefallen hat mir die Kunststoffrückseite, das langsame Laden und der aktuell noch zu hohe Preis (UVP). Zumindest die ganze Kritik an der unverbindlichen Preisempfehlung wird der Markt innerhalb der nächsten Wochen regeln. Sobald die Galaxy S22-Reihe erhältlich ist, wird der Preis der Fan Edition nochmals deutlich sinken. Spätestens dann, mausert sich das Galaxy S21 FE wieder zu einem kleinen Geheimtipp.